Die Zeit ist überreif für das bedingungslose Grundeinkommen

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  • Viele wollen sich wichtigmachen, unsere Wirtschaft kaputt machen und Geld verteilen das nicht ihnen gehört. Milliarden von Franken im Gieskannensystem unters Volk verteilen und das ohne zu wissen und ohne darüber nachzudenken, wer das am Schluss zu bezahlen hat.

    Die Delegierten des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds fordern jetzt auch noch zusätzlich eine Erhöhung der AHV-Renten um linear 10 Prozent: Sie haben heute an ihrer Versammlung einstimmig die Lancierung der Volksinitiative «AHVplus» beschlossen.

    Bei einem Ja zur Initiative entstünden gemäss SGB Kosten von 3,6 Milliarden Franken. Zur Finanzierung macht die Initiative keine Vorschriften.

    Genau dasselbe Spiel treiben die Initianten mit ihrer Volksinitiative über das BGE.



    Woher diese Erkenntnis? Zu den Befürwortern des BGE zählen u.a. die Unternehmer Ursula Piffaretti und Daniel Häni, Prof. Ueli Maeder, Judith Giovanelli Blocher.



    Das stimmt so nicht: Den Beweis, dass Frau Judith Giovanolli Blocher, die ich im Gegensatz zu zwei von ihren Brüdern sehr schätze nicht zu den Befürworter zählt, liefere ich im nachfolgenden Link.

    Judith Giovannelli-Blocher zum Grundeinkommen:

    http://www.videoportal.sf.tv/v…5a-41d4-8e7d-f2120d554675



  • Genau dasselbe Spiel treiben die Initianten mit ihrer Volksinitiative über das BGE.



    Beim BGE handelt es sich nicht um ein "Spiel", sondern um eine angemessene und menschenwürdige Grundsicherungslösung in einem stark gewandelten Umfeld mit neuen Rahmenumständen und Herausforderungen, welchen sich weder Gesellschaft noch Politik entziehen können.

    Das BGE ist dabei auf dem Weg, ein Erfolgsmodell zu werden.

    Per dato (16.11.2012) haben bereits 45'000 verantwortungsbewusst denkende SchweizerInnen zugunsten der BGE-Initiative unterschrieben und die Zahlen schreiten gut voran.

  • Herr Wanner

    Sie wissen so gut wie ich, dass die Initianten, zu diesen zähle ich auch Sie, diese Volksabstimmung nicht gewinnen können.

    Somit ist das für mich nichts anderes als ein Spiel, dass diese mit Sicherheit verlieren.

    Sie spielen mit der Wirtschaft und dem Mittelstand, dem es ohnehin schon jeden Tag schlechter geht.

    Ich habe drei Kinder die studieren und muss jedes Jahr einen hohen Betrag an Steuern abliefern. Ende Jahr ist ebbe in meiner Kasse. So wie mir geht es finanziell der Mehrheit der Schweizerbevölkerung, aber das wollen alle Millionäre und alle die nicht arbeiten und von Sozialhilfe leben nicht wahrhaben.

    Man kann nicht einfach ständig die Lohnnebenkosten und andere Abgaben erhöhen und z.B. sagen, für 10% AHV-Erhöhung muss ein Arbeitnehmer und ein Arbeitgeber ja bloss je ein halbes Prozent von seinem Gehalt zusätzlich abgeben. Ein Prozent ist ein Prozent das muss zuerst verdient werden.

    Noch viel schlimmer ist die Volksinitiative über das BGE. Hier werden die Millionäre geschont und der untere Mittelstand sinkt mit den Jahren in die Sozialhilfe. Wenn wir so weitermachen und weiterwursteln und Geld ausgeben das wir nicht haben, dann geht es uns eines Tages wie Griechenland, Spanien, Italien oder Portugal.

  • @ Laro

    Ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihre Bedenken ernst nehme.

    Aber auch in unserem Land müssen immer mehr Leute, welche sich bislang zum soliden Mittelstand zählten, die Erfahrung des sozialen Abstiegs machen. Das kann plötzlich ganz schnell gehen. Die Betroffenen reiben sich jeweils die Augen, wie schnell dies erfolgte. Und sie reiben sich gleich nochmals die Augen, wenn sie dann am eigenen Leib erfahren müssen, unter was für demütigenden und unwürdigen Verhältnissen sie auch nur um den elementarsten existenziellen Grundbedarf bitten müssen. Auf "Sozial"ämtern, welche sich von der Menschlichkeit und der Bürgernähe so weit entfernt haben, dass sie sich hinter dicken Panzerglasscheiben und Securitaswächtern ein-igeln müssen.

    Gerade weil Sie drei Kinder haben und Ihnen das Wohl derselben ganz bestimmt ein grosses Anliegen ist, gilt es zu bedenken, dass ein Studium heute kein Garant mehr ist für eine sichere und unbekümmerte Zukunft. Und Sie wären ganz bestimmt nicht glücklich, wenn eines Ihrer Kinder vielleicht einmal auch in der Situation wäre, auf einem "Sozial"amt an eine "Sitzung" vorgeladen zu werden, an der es darum geht, aus drei Bettmatrazenmodellen, welche preislich jeweils etwa 50 Franken auseinander liegen, die passende Lösung zu finden. Das ist nicht etwa ein Witz sondern nur ein Beispiel unter vielen ähnlichen und tägliche Realität. Und solches wird notabene zelebriert unter Einsatz von teuer bezahltem Personal und einer aufwendigen, zunehmend aufgerüsteten (siehe oben) Infrastruktur.

    Dies ist eine Verschleuderung von Volkswirtschaftsvermögen und von menschlichen Ressourcen, abgesehen davon, dass es unserer Nation unwürdig ist.

    Das BGE verdient es, dass das Schweizer Volk sich ernsthaft damit auseinandersetzt und darüber abstimmen kann.

  • @Herr Wanner

    Zum sozialen Abstieg. Wenn wir mehr Geld in die Bildung und Weiterbildung statt in die Sozialhilfe investieren würden, hätte wir wesentlich weniger Personen, die von der Sozialhilfe leben müssen. Kinder von Eltern aus dem unteren Mittelstand können –so wie es heute ist- mit den paar hundert Franken Stipendien die sie pro Jahr erhalten z.B. an keiner Uni studieren. Von der „Armut“ betroffen sind vor allem Emigranten ohne Ausbildung. Armut habe ich ganz bewusst in Gänsefüsschen gesetzt. Was heisst Armut? Um das zu sehen braucht man nicht nach Afrika oder Asien zu fliegen. Es reicht wenn man mit dem Zug nach Ungarn oder Rumänien fährt und sich dort z.B. Roma Siedlungen anschaut.

    Bei uns in der Schweiz leben mehr als 230‘000 tausend Personen von der Sozialhilfe. Diese Zahlen muss man aber relativieren. Viele davon sind nur kurzfristig auf Sozialhilfe angewiesen. Kurzfristig darf man von diesen durchaus erwarten, dass sie ihren bisher gewohnten Lebensstandard herunterschrauben. Heute bekommt eine Einzelperson vom Sozialamt seiner Wohngemeinde netto 990 Franken für die Lebenskosten plus Wohnungsmiete, plus Krankenkassenprämien, plus Krankenkassen-Franchise, plus Zahnarztkosten plus eine einfache Möblierung von ihrem Wohnraum inkl. Matratzen, Lampen, Teller, Tassen und Besteck. Hinzu kommt noch, dass sie alle paar Jahre Anrecht auf vom Sozialamt bezahlte Ferien haben! Sollten ich diese Zahlen, die ich vom Hörensagen im Kopf habe falsch sein, dürfen Sie diese gerne korrigieren.

    Zu ihrem Beispiel mit den Bettmatratzen: Da haben sie ein schlechtes Beispiel genannt. Erstens mal sind das keine alltägliche Fixausgaben. Eine Matratze hält mindestens 10-15 Jahre und solange sind nur wenige auf Sozialhilfe angewiesen. Ich persönlich finde es absolut richtig, dass Sozialhilfebezüger sich keine teureren Matratzen kaufen können als Kleinverdiener für sich und ihre Kinder. In einer Zeitspanne von 10 Jahren kann auch ein Sozialhilfeempfänger 50 Franken oder mehr sparen!

    Zur Infrastruktur: Es ist ein Fehler, dass es unsere Gesetze nicht erlauben, die paar wenigen renitenten Sozialhilfebezüger hinter Schloss und Riegel zu bringen. Es ist wirklich eine Schande, dass man vielerorts das Personal in den Sozialämter, die nichts anderes tun als ihre Pflicht im Auftrag der Gemeinden nach Recht und Gesetzt zu erfüllen, hinter verschlossenen Türen und Panzerglasscheiben vor diesen schützen muss. Ein paar wenige schaden damit den übrigen ca. 230‘000 Sozialhilfebezügeren die kein Problem mit diesen Aemter und die Aemter kein Problem mit ihnen haben!

    Zur Verschleuderung von Volkswirtschaftsvermögen und von menschlichen Ressourcen: Soll das ein Witz von Ihnen sein? Ein Sozialamt ist kein Selbstbedienungsladen und da braucht es gut ausgebildetes Personal. Die ganze Sache ist genau Umgekehrt. Sie wollen allen in der Schweiz wohnhaften Einwohner und Einwohnerinnen von der Geburt bis zum Tod pro Monat 2‘500 Franken bezahlen . Das wäre in Tat und Wahrheit tatsächlich eine Verschleuderung von Volkswirtschaftsvermögen und von menschlichen Ressourcen.

  • @ Laro

    Aus Ihren bisherigen zahlreichen Beiträgen hier im Beobachter-Forum kann entnommen werden, dass Sie sich zum soliden Mittelstand zählen. Und dass Sie in der glücklichen Lage waren, persönlich noch nie Erfahrungen als "Sozial"hilfe-Klient gemacht haben zu müssen.

    Man kann somit zur Kenntnis nehmen, dass Sie

    1.) obwohl Ihnen jegliche persönliche Erfahrungen als "Sozial"hilfe-Klient fehlen und Sie Ihre diesbezüglichen Informationen nur vom Hörensagen, bzw. aus den Medien beziehen, die "Sozial"hilfe in der bestehenden Form grundsätzlich positiv bewerten.

    2.) Das Grundsicherungsmodell BGE Ihren persönlichen Überzeugungen vollkommen entgegen steht. Und Sie nicht bereit sind, auch nur ansatzweise auf die positiven Aspekte des BGE einzugehen. Aber dafür alle erdenklichen (Schein-)Gründe dagegen anführen. Ganz nach dem Motto "Es kann nicht sein was nicht sein darf!".

  • Hr. Wanner

    Das ist richtig, ich zähle mich zum Mittelstand aber nicht zum oberen Mittelstand und Ende Jahr ist meistens ebbe in meinem Portmonee. Ebenso richtig ist, ich musste zum Glück noch nie Sozialhilfe beantragen oder beziehen.

    Richtig ist auch, dass die Medien die bestehende Form von AHV, IV, Pensionskassen, Ergänzungsleistungen, Sozialhilfe und Nothilfe grundsätzlich positiv bewerten und was sollte daran falsch sein, wenn ich mir selber eine eigene Meinung bilde und diese ebenfalls positiv bewerte.

    Dass Sie mir Schein-Gründe unterstellen ist schon starken Tabak und das zeigt mir, dass Ihnen die Argumente gegen meine Kommentare ausgehen.

    Ich habe mich klar und deutlich und für jedermann verständlich ausgesprochen, dass wir mehr Geld für die Bildung und Weiterbildung sowie für Familienzulagen, Kinderzulagen und Stipendien statt für die Sozialhilfe ausgeben sollten.

    Ebenso habe ich mich klar und deutlich ausgesprochen, dass wenn wir so weiter wursteln und Geld ausgeben das wir nicht haben, unsere Wirtschaft in den Ruin und tausende von Arbeitswilligen in die Sozialhilfe treiben.

    Bei uns in der Schweiz leben heute gemäss Statistik 600‘000 arme Menschen. 230‘000 davon müssen Sozialhilfe beziehen. Sie glauben, wir müssen jetzt die Sozialhilfe erhöhen und ich bin überzeugt, dass wir mehr Geld in die Bildung und Ausbildung investieren müssen, damit wir dieses Elend besiegen können.

  • mupli

    Ein sehr guter Beitrag von dir. Mit Ausnahme von einem, du weisst schon welchen ich meine, habe ich vorwiegend nur gute Kommentare von dir gelesen und ich lese immer gerne, was in der Türkei so läuft und geht.

    Ich gratuliere dir zu deinen Kindern und ich hoffe, nein ich glaube, dass es meine Kinder nach dem Studium ebenfalls schaffen einen Job zu finden.

    Leider ist es tatsächlich so, dass wenn z.B. jemand ein ic im Nachnamen trägt, es trotz guter Ausbildung schwer hat bei uns in der Schweiz einen Job zu finden. Schuld daran sind ein paar ganz wenige Asylanten und Emigranten die unsere Gesetze mit den Füssen treten und/ oder wegen IV-Renten und Sozialhilfebetrug verurteilt werden. Hinzu kommt noch, das fast keine Woche vergeht ohne dass die Medien, darunter auch die Tageszeitungen über Raser und Familiendramen von Personen mit Emigrationshintergrund berichten.

    Vergessen ist die Zeit, wo viele Schweizer auswandern mussten um überleben zu können.

    Ein riesengrosses Problem bei uns ist, dass innerhalb von wenigen Jahren mehr als eine halbe Million Menschen in die Schweiz neu zugezogen sind und auch jetzt noch jedes Jahr ca. 30‘000 weiter Zuzügler hinzu kommen. Wir konnten dadurch unsere AHV wieder in die schwarzen Zahlen bringen, der IV geht es besser, wir mussten die Steuern nicht erhöhen, aber es hat zu einer Überfremdung in unserem kleinen Land geführt, was viele Menschen unglücklich macht.

    Diese enorme Zuwanderung hat zu Problemen geführt, die wir bisher so nicht gekannt haben und die eine Mehrheit aller EinwohnerInnen zu Recht nicht mehr bereit ist, einfach so hinzunehmen. Wenn z.B. ein Kurde einen Türken oder umgekehrt erschiesst ist uns das nicht gleichgültig. Solche Leute wollen wir in Zukunft ausschaffen aber die dafür notwendigen Gesetze sind erst seit wenigen Monaten in Kraft getreten.

    Bei uns ist es heute es so, dass wir bereits ein Grundeinkommen für ALLE EinwohnerInnen in der Schweiz bereits schon haben, nur nennt man das nicht BGE sondern Sozialhilfe oder zum Teil Nothilfe.

    Wir haben ein gut ausgebautes Sozialnetz und als letztes ein Auffangnetz wie z.B. für abgewiesene Asylanten die Nothilfe. Im Vergleich zu unseren umliegenden Staaten sind unsere Sozialwerke nicht nur gut sondern sehr gut.

    Wie ich weiter oben bereits geschrieben habe, bekommt bei uns in der Schweiz eine Einzelperson vom Sozialamt seiner Wohngemeinde netto 990 Franken für die Lebenskosten plus Wohnungsmiete, plus Krankenkassenprämien, plus Krankenkassen-Franchise, plus Zahnarztkosten plus eine einfache Möblierung von ihrem Wohnraum inkl. Matratzen, Bettinhalt, Lampen, Teller, Tassen Besteck etc. Einfach alles was "notwendig" zum Leben ist. Hinzu kommt noch, dass sie alle paar Jahre Anrecht auf vom Sozialamt bezahlte Ferien haben. Diese Leistungen bekommen auch anerkannte Asylanten.

    Meine ganz persönliche Meinung ist, wir sollten dieses Einkommen nicht für alle auf 2‘500 Franken pro Monat erhöhen, weil diese dadurch alles in allem Ende eines Monats infolge massiver Mehrwertsteuererhöhung keinen einzigen Franke für ihre Lebenskosten mehr zur Verfügung hätten als sie heute haben. Eine Mehrwertsteuererhöhung ist nicht die Lösung von diesem Problem. Diese trifft die Armen und entlastet die Reichen.

    Wir sollten mit Steuergelder und nicht mit Mehrwertsteuergeldern dafür sorgen, dass arme Familien nicht mehr in die Sozialhilfe abgeschoben werden können. Um das zu erreichen müssten wir die Familienzulagen, die Kinderzulagen, die Stipendien etc. erhöhen.

  • Hallo mupli

    Vielen Dank für deine nette Antwort. Ich bin aus beruflichen Gründen ab Morgen bis zur Weihnachtszeit Landesabwesend und finde dort keine Zeit mehr, um hier im Forum mitzulesen und mitzuschreiben.

    Die Zeit reicht mir heute Abend gerade noch um liebe Grüsse in die Türkei zu senden.

    Laro



  • Man kann es drehen und wenden wie man will, ob jemand Geld vom Sozialamt erhält, für seinen minimalen Lebensstandard und auch noch die Anschaffung einer neuen Jacke oder Unterhose rechtfertigen muss, ist meiner persönlichen Meinung nach eine Menschenrechtsverletzung.

    Wäre da nicht ein bedingungsloses Grundeinkommen besser, als der ganze behördlichen Administrationsaufwand ? Denke diese Aufwand-kosten wären da bedeutend tiefer.



    Ja, ohne Zweifel. Und es ist gut, dass darüber zunehmend eine gesellschaftliche Diskussion in Gang kommt.

  • Zum einen gebe ich sicherlich recht bezüglich bedingungslosen Grundeinkommens. Wenn man zusammenrechnet, wieviel die "Sozialarbeiter und andere", ob begründet oder nicht, in den eigenen Säckel stecken können und dafür, je nach Gegend und Person, mit den Klienten den Halligalli machen können. Als ich meine Freundin vor 18 Monaten kennengelernt hatte war sie drauf und dran, durch alle sozialen Maschen des Netzes durchzufallen: Ihr damaliger Freund hat sie u.a. auch finanziell beschissen, sie musste innerhalb 3 Monaten aus der Wohnung raus und in eine billigere ziehen, sie war arbeitslos (Babypause) und bereits seit einiger Zeit vom Sozialamt abhängig, depressiv und erwartungslos im Leben. Zuallererst kaufte ich ihr ein grosses Bett im Internet, da ihr Ex das alte ebenfalls hat mitgehen lassen, einen gebrauchten PC für das Schreiben von Bewerbungen, habe erreicht, dass sie eine neue Wohnung für sich und die zwei Kinder bekommt (und selbstverständlich beim Umzug und Reinigung der alten Wohnung geholfen), gewisse Sachen wie neue Pfannen und andere Küchenutensilien (da das alte zum Teil defekt war), die gesamte Administration übernommen und um- und neu strukturiert, das Sozialamt vor Bezirksamt und Verwaltungsgericht gezerrt, damit sie zu ihrem Recht kommt (und auch bekommen hat), Inkassofirmen zurechtgestutzt, Bewerbungsunterlagen neu konzipiert, modernisiert und auf "E-Mail-Format" umgestellt, Bewerbungen an die "richtigen" Firmen verschickt und Termine für meine Freundin abgemacht usw...usw.... Heute hat sie ein 47% Pensum, ist so gut wie weg vom Sozialamt und hat weniger Schulden als vor einem Jahr, ich gestalte die Erziehung ihrer Kinder aktiv mit und setze mich für sie auch immer wieder zur Wehr, da noch die gängige Meinung herrscht, eine alleinerziehende Mutter (die sozialabhängig war) sei dumm und könne nichts und mit ihr kann man das machen oder zumindest probieren. Was ich damit sagen will ist folgendes: 1. Ihr sozialer "Aufstieg" hat nichts mit den Behörden und Ämtern zu tun. Die verwalten nur und sonst nichts. 2. Sie war bei der Stollenwerkstatt, Stiftung Wendepunkt u.s.w., aber wer hat die "richtigen" Bewerbungsdossiers für sie gemacht und an die "richtigen" Firmen verschickt? Sicherlich nicht die unzähligen Schreibtischhengste und Fachidioten, die auf ihrem Sessel festkleben. Denn wenn alles so läuft, wie ich es bei meiner Lebenspartnerin vorgemacht habe, dann bräuchte es auch nicht soviele Personen in den entsprechenden Positionen des RAV, Arbeitslosenkasse, Amt für Wirtschaft und Arbeit, Sozialdienst u.s.w.!!! Leider kenne ich noch viele Mütter, die alleine auf sich gestellt sind und bedauerlicherweise kann ich auch nicht allen unter die Arme greifen. Das Sozialwesen in diesem Staat verdient den Namen schon lange nicht mehr. Auch auf die Gefahr hin dass es als Vorurteil von mir abgetan wird: die meisten Angestellten in diesen "Sozialwerken" lassen sich nur aushalten und wollen auch gar nicht einen Finger krum machen für die Bedürftigen. So gesehen unterstütze ich das bedingungslose Grundeinkommen, denn ich bin überzeugt, dass es mittel- bis langfristig billiger und unkomplizierter kommt als die Situation, die wir zur Zeit noch haben.

  • Hallo Sacha

    Ich stimme Dir weitgehend zu, möchte aber noch ergänzen. Auch die AHV könnte man ersatzlos streichen, Wenn man die jetzige politische Diskussion und die beinahe hilflos anmutenden Scheinlösungen unserer Politiker verfolgt, wäre das sicher ein Gewinn. Schwierigkeiten sehe ich bei der IV, die zwar keine Renten mehr ausbezahlen, wohl aber weiterhin Abklärungen vornehmen müsste, zwecks evtl. Anspruch auf EL.

    Leider gibt es noch immer eine Mehrheit der Stimmbürger die meinen, das BGE würde die Kosten für den Mittelstand enorm in die Höhe treiben und die Faulheit der sogenannten Unterschicht nur verstärken, weil diese ohne finanzielle Not sicher keinen Finger mehr rühren würden.

  • Nun, für die sogenannte "faule Unterschicht" müsste man ähnlich wie bei der Sozialhilfe selbst, einen gewissen Arbeitsanreiz einführen der sich für den Betroffenen auch finanziell auszahlt. Die Kosten für den Mittelstand werden aber sicher nicht in die Höhe schnellen, sofern die Politik auch mal so rational wäre und nicht immer alles ins Ausland verschenken würde. Dort wäre es eben auch mal an der Zeit, etwas Neues zu bringen, wie zum Beispiel die Einstellung, das man zuerst der einheimischen Bevölkerung unter die Arme greift. Ich spreche nun das Thema Entwicklungshilfe an: Der Nationalrat hat im Juni bekanntermassen nach dem Ständerat ebenfalls für die Aufstockung der Entwicklungshilfe um eine halbe Milliarde Franken pro Jahr gestimmt. Im Klartext: In 4 Jahren fliessen 11,35 Milliarden Franken ins Ausland, ohne das irgendwer auch nur irgendeine adäquate Gegenleistung dafür verlangt. Geld, das in vielen Fällen einfach so in irgendwelche "Fugen" versickert und niemand wird wohl unangenehme Fragen stellen, denn bei der Auslandspolitik hängt man ja sicher kein Preisschild dran. Es ist natürlich auch viel prestigeträchtiger, wenn einem ausländische Staatsmänner auf die Schulter klopfen als irgendein einheimischer armer Teufel, der von der Gesellschaft verstossen, irgendwo ein Nischendasein fristet. Wenn man die Entwicklungshilfe nur mal so um die 20% kürzen würde, dann wäre ein nicht kleiner Teil dieses Problems (auch BGE, IV usw) wohl bei den Akten...

  • @ Sacha

    Danke für die beiden ausführlichen und sehr couragierten Beiträge. Gewisse Aspekte, gerade auch bezüglich der frisch aufgestockten Entwicklungshilfe (Stichwort "humanitäre Schweiz") waren mir so noch nicht bewusst. Gerade auch dieser Umstand ist umso befremdlicher, wenn man dem gegenüberstellt, wie in der gleichen "humanitären Schweiz" mit IV-RentnerInnen und generell den "faulen Sozialschmarotzern" auf "Sozial"ämtern umgesprungen wird. Ich denke da in erster Linie mal an Leute, die hier aufgewachsen und mit unserem Land kulturell verbunden sind, aber es aus mannigfaltigen Gründen "nicht geschafft haben", bzw. aus einer hart erarbeiteten, vermeintlich sicheren Position im Mittelstand plötzlich einen schnellen Abstieg nach unten durchmachen müssen.

    Die Art und Weise, wie diese wachsende Bevölkerungsgruppe, allen voran aber die IV-RentnerInnen, in den letzten Jahren mit stillschweigender Billigung der Verantwortlichen von Politik und Verwaltung stigmatisiert und schrittweise entrechtet wird, ist unserer Nation zutiefst unwürdig. In den vergangenen Jahren konnten sich demagogische Sozialabbauer praktisch ungehindert austoben. Das Resultat ist eine weit verbreitete Entsolidarisierung und Entmenschlichung unserer Gesellschaft.

    Die davon Betroffenen werden kaum noch gehört oder wahrgenommen, denn sie haben keine Interessenvertreter mehr (Stichwort überflüssige, weil schein-soziale SP, die heute lieber wegschaut und bagatellisiert) und haben sich in einer Mischung von Frustrierung, Schamgefühl und/oder Groll weitgehend zurückgezogen...

    Es sind gesellschaftliche Fehlentwicklungen, die aber durchaus nicht tatenlos hingenommen werden müssen. Denn wir alle haben es in der Hand, Gegensteuer zu geben und Bundesbern die entsprechenden Signale für eine Kurskorrektur zu geben. Zugunsten einer lebenswerten und solidarischen Schweiz, in der nicht nur Wohlhabende, sondern auch jene, die es aus mannigfaltigen Gründen "nicht geschafft" haben, Luft zum Atmen bleibt. Das BGE gehört dazu.