Verdingkinder - Scheidungskinder - Kinder im geschürten Loyalitätskonflikt

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  • Verdingkinder in der Schweiz

    Ein furchtbares und äusserst beschämendes Kapitel in der Schweizergeschichte.

    Als junger Monteur (bin jetzt 72) kam ich in der ganzen Schweiz herum. Ich lernte damals ältere Arbeitskollegen kennen, die selber als Verdingkinder aufgewachsen waren. Der Kanton Bern scheint dabei, unter anderen Kantonen, eine ganz besonders unrühmliche Rolle gespielt zu haben. Damals gab es noch Aristokraten im Kanton Bern.

    Diese Kollegen erzählten mir, wie sie behandelt und noch schlimmer gehandelt wurden.

    An grösseren regionalen Märkten, z.B. in Langenthal, Huttwil, usw., wurden die Kinder auf einer Bühne aufgereiht, und wie Vieh den Interessenten/Käufern angeboten. Diejenigen Kinder, die mit der stärksten Muskulatur ausgestattet waren, waren am begehrtesten und lösten den höchsten Preis. Da wo sie hinkamen, wurde sie zumeist wie Tiere behandelt und verköstigt.

    Eigentlicher Sklavenmarkt! Oder etwa nicht?

    Hätte es nicht damals schon Schulzwang gegeben, hätte man sie auch nicht in die Schule geschickt. Die eigenen Kinder dieser Schänder wurden natürlich bevorzugt behandelt. Den Verdingkindern gab man keine Gelegenheit zum Lernen. Die Verdingkinder kamen so müde in die Schule, dass sie gar nicht aufnahmefähig waren. Ja, sie schliefen gar ein. Und wenn der Lehrer auch noch ein Büffel war, wurden sie da auch noch bestraft, geschlagen und schikaniert.

    Die allermeisten dieser arg geschundenen Kinder, sind heute nicht mehr am Leben. Man hat es geschafft, diese riesige Schande solange und dem Deckel zu halten, dass kaum noch Wiedergutmachung geleistet werden muss.

    Ich schäme mich in Grund und Boden für all die verantwortlichen Behörden, Politiker, Religionsvertreter, usw. die für diese Schande eigentlich gerade stehen müssten. Aber da findet man in der ganzen Schweiz keine einzige Persönlichkeit, die sich dazu äussern oder gar entschuldigen würde. Sind halt alle wie die berühmten drei Affen!

    Darum gratuliere ich dem Beobachter, dass er dieses Thema aus dem Sumpf gezogen hat. Viele jungen Leute sind sich dieser Schuld und Schande gar nicht bewusst. Man kann sich heute gar nicht vorstellen, was für Schänder wir querbeet in unserer, ach so heilen, Schweiz hatten und z.T. heute noch haben.

    Es waren und sind natürlich alles Wohltäter?!

  • Wenn man diese und andere haarsträubende und erschütternde Geschichten liest, dann ist es wohl nicht so falsch, anzunehmen, dass der Mensch wohl nicht die Krone der Schöpfung ist, sondern eine einzige riesige Fehlkonstruktion.

  • Hallo wehe39

    Ihr Beitrag ist sehr gut und treffend beschrieben, er hat mich sehr berührt. Sie haben es voll auf den Punkt gebracht, danke.

    Ja F1FOne, leider ist es wohl wirklich so.

    Schönes Wochenende

    Jazz

  • Hallo drb

    Nicht nur Heute sind es Scheidungskinder, erst recht vor 40 - 50 Jahren. Da waren selbst in der Stadt geschiedene Leute verschrien

    und erst die Kinder!

    Auch vom Kanton geführte Heime waren schimm.

    (Rede hier aus eigener Erfahrung.)

    Einige haben Selbstmord begangen weil sie es nicht aushalten konnten, adere haben liebe gesucht nach ausbruch vom Heim wurden vergewaltigt und ermordet.

    Könnte ein halbes Buch darüber schreiben!

    Auch ich bin geschieden aber ohne grossen Streit und schmutziger Wäsche waschen. Glaube auch meine Kinder sind gut geraten auch wenn sie einiges entbehren mussten.

    Doch ich habe es geschafft mein Leben einigermassen in den Griff zu bekommen.

    Sicher hatte ich in jüngern Jahren auch Selbstmordgedanken, habe mich aber immer wieder aufgerafft.

    Unter dem Motto was mich nicht umbringt macht mich stark.

    (Auf jeden Fall gegen aussen)

    Jetzt bin ich glücklich verheiratet meine Kinder sind erwachsen, haben eine gute Beziehung zu ihrem Vater und eine tolle Beziehung zu meinem Mann.

    Nach einem Unfall vor 3 Jahren kann ich nicht mehr arbeiten doch mit einem lieben, verständnissvollem Partner ist es halb so schlimm. Er gibt mir die nötige Kraft die ich in der Jugend selber aufbringen musste.

    Ich glaube kein Geld der Welt kann eine liebevolle Jugend ersetzen, denn die Jugend prägt das ganze Leben!

    klösterli

  • Ich bin Sohn eines Verdingkindes.

    Mein Vater erzählte mir viele schreckliche Erlebnisse aus seinem Leben und trotz all dem Bösen das der Staat ihm zugefügt hatte, war er ein tief liebender Vater. Ich verdanke ihm dass er mich gelernt hat an die Menschlichkeit zu glauben. Ich danke ihm, dass ich weiter an die Menschlichkeit glaube und diese fördern will zum Zeugnis aller Ungerechtigkeiten dieser Welt. Wer mein Vater gekannt hat, erfuhr durch seine Wärme die unglaubliche Liebe eines Leidenden. In meiner Jugendzeit sprach man noch nicht von einem Hilfsfond. Damals verschloss man sein Herz, ob Eltern oder Kinder, in die Stille des Schweigens. In der Schule war es mir als Kind unmöglich über das Wort Verdingkind zu sprechen. Vieles in meiner Jugend hörte sich als Lüge an, weil niemand von Menschlichkeit und Gerechtigkeit sprach. Meinen Eltern nützt ein solcher Fond nichts mehr.

    Aber heute, ja, man spricht vom Staat, der Staat ist aber das Volk und deshalb ist das Volk an der Unmenschlichkeit an Verdingkinder mitschuldig zu sprechen und die gewählten Parlamentarier aus dem Volk sollten in die Pflicht genommen werden den Schaden, der das Volk angerichtet hat zum guten zu wenden. Ja, es soll und muss einen solchen Hilfsfond geben und vielleicht noch viel mehr. Der Mensch muss lernen sich zu Erinnern. In der Erinnerung findet er zurück zur Menschlichkeit.

  • hallo

    ich habe eine frage.ob ich auch ein Vertingkind bin oder nicht.

    ich kam 1963-1972 in ein knabenheim landdorf köniz BE

    mein bruder 1962-1971 ins knabenheim oberpipp BE

    meine Schwester pflegemamilie Inns BE 1964-1973.

    Sie sehen die damalige Behörte hatte uns zerstreut und ich leide sehr darunter.

    wir alle musten sehr arbeiten und das nicht wenig wir musten unser essen verdinen auf dem felde schule war ein frentwort

    ich würde mich freuen auf eine antwort

    lieber gruss

    robert