Liebe Leserinnen und Leser
In unserer aktuellen Titelgeschichte befassen wir uns mit dem Thema Anstand. Wo ist die Rücksichtnahme geblieben? Sind wir eine respektlose Gesellschaft geworden, in der jeder in erster Linie an sich selber denkt? Die Reportage können Sie hier nachlesen: www.beobachter.ch/anstand
Was empfinden Sie persönlich als respektlos? Welche Verhaltensweisen nerven Sie im Alltag? Und was sind die Werte, die Sie Ihren Kindern weitergeben werden oder bereits weitergegeben haben?
Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion.
Herzliche Grüsse,
Ihr Beobachter

Wo bleibt der Anstand?
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Die asoziale Zeit kommt vom marsialischen Uranus. Das klingt für viele selbstgestrickt-esoterisch. Uranus und die anderen Planeten haben einen Einfluß auf Lebewesen wie zum Beispiel der Mond. Daß viele Menschen gegen Vollmond hin einen leichteren Schlaf haben, stellt wohl niemand in Abrede. Die Erde prägt uns, die Sonne, die Plutoniden. So viel zum Egoismus, der eher eine Selbstständigkeit sein will. Eine Generation wird das mit sich tragen. Mein Vater und sein älterer Bruder, Jahrgänge 1931 und 1932, sind auch Uranus-Widder-Gestimmte, um es musikalisch auszudrücken. Das wiederholt sich alle 84 Jahre.
Wenn Benimmregeln äußerlich abverlangt werden, provoziert man damit meistens, daß sie gerade mit Lust nicht eingehalten werden. Lehrerinnen und Lehrer, die es sich mit einer Klasse verscherzt haben, wissen davon. Wie sagte Jeremias Gotthelf: Im Hause muß beginnen, was leuchten soll im Vaterland. Das ist es, Eltern leben es ihren Kindern vor, was Anstand ist. Wenn sie es nicht tun, dann ist der Mist schon gfüert.
Ich glaube, in allen Kulturen ist so etwas wie Respekt vor den Älteren Grundlage des Zusammenlebens. In Ehrfurcht erstarren kann es nicht sein, der Nachwuchs braucht nicht mehr als die Erfahrung des anderen. Schon Säuglinge rudern mit den Armen und schreien, um zu provozieren, um zu lernen, wie die Erwachsenen darauf reagieren. Das Schlimmste, was man Kindern antun kann, ist nicht vorhanden zu sein, finde ich. In der Pubertät wird man völlig in Frage gestellt, da heißt es einfach, seine Meinung kund zu tun und konsequent danach zu handeln. Wenn alles gut geht, wird es den Jungen dabei zu eng und sie ziehen aus, die natürlichste Sache der Welt.
Im öffentlichen Zusammenleben findet man nur wieder, was im Privatleben gang und gäbe ist. Da zeigt sich auch, wer das Glück gehabt hatte, Kind sein zu dürfen, sich alleine mit etwas zu beschäftigen, mit Gleichaltrigen zusammen Eroberungen zu machen, und wer nach Gutdünken von Familie oder Vormund eine abstrakte Idee leben, einer Tradition genügen mußte. Statussymbole wie Autos, idiotische Kleider und chirurgische Schönheit erzählen von verinnerlichten Zwängen. Willi Ritschard fällt mir ein, jemand, der hinstehen und sagen konnte: Ich bin Heizungsmonteur. Er hatte keine Minderwertigkeitsgefühle wegen seines Berufes. Integrer Mann
Judith Stamm fällt mir ein, eine kluge und aufrechte Frau. Ich hätte sie viel lieber im Bundesrat gesehen als andere, obwohl der Bundesrat ja eigentlich die ärmste Truppe im Land ist. Das sind die sieben Letzten, die nur unsere Sauereien hinter uns aufräumen müssen. Von daher sage man seinem Kind nichts von Politik. Es soll seinen Neigungen und Fähigkeiten nach einen Beruf erlernen. Wie ich mir mein Handwerk erwarb, fand ich tiefe Befriedigung und festen Halt ‒ in mir selbst. -
Das respektlose und arrogante Benehmen einiger Autofahrer, und es sind nicht wenige, welche einen kurz vor einer Ausfahrt überholen und dann einem den Weg abschneiden um diese Ausfahrt raus zu fahren.
Die anderen, auch nicht wenige, welche immer 1 km/h schneller fahren müssen als der welcher am Überholen ist. -
Anstand, Respekt und Höflichkeit sind alles uns sehr wichtige Werte, die wir auch täglich meinen beiden Kindern vermittle und vorlebe. Dass ich mich für nette Gesten, Worte und Geschenke bedanke, unterwegs auch (fremde) Menschen grüsse und mich bei Fehlverhalten entschuldige, ist für uns selbstverständlich. Für die Kinder und mich ist es auch völlig normal, dass wir betagten und gehebinderten Fahrgästen sowie Schwangeren nach Möglichkeit die Sitzplätze anbieten. Als ich noch mit Kinderwagen unterwegs war, waren es sehr oft Jugendliche, oftmals mit Hintergrund, die mir beim Ein- und Aussteigen Hilfe angeboten und drinnen Platz gemacht haben. Wer jedoch vordrängelt und einen nicht aussteigen lassen, sind in der Regel die Erwachsenen... Woran das liegen mag? Keine Ahnung, entweder haben diese Leute keine gute Kinderstube genossen, sind mit Schnellzug dadurch gerast oder sie haben die guten Manieren schlicht und einfach vergessen... Was mir auch sauer aufstösst, ist, wenn Erwachsene von Kindern und Jugendlichen Anstand und Respekt verlangen, ihnen diese Werte im Gegenzug jedoch nicht entgegenbringen wollen und sie bei Lärm etc gleich als "Saugoofen" bezeichnen. Wie bitte sollen sie denn Respekt lernen und vor anderen, eben auch Erwachsenen, haben, wenn diese sie respektlos behandeln? Das Leben ist ein ständiges Geben und Nehmen, das aus gegenseitger Wertschätzung, Achtung, Respekt, Toleranz, Anstand und Rücksicht besteht. Nur so und mit mehr Mit- und Füreinander statt Gegeneinander und weniger Egoismus und Gleichgültigkeit ist ein friedliches Zusammenleben zwischen jung und alt möglich :)!
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Anstand und Respekt kann man besonders gut beobachten, wenn man genau hinsieht, wie unsere Wohlstandsgesellschaft mit Behinderten umgeht. Ich kann als mobilitätsbehinderter Zugreisender ein Lied davon singen.
Da wartet man am Bahnhof auf die S-Bahn und wenn diese dann einfährt stellt sich heraus, dass man kaum einsteigen kann, weil sich alles vor der Türe zusammendrängelt, innen im Wagen aber noch genügend Platz wäre. Von wegen Platz machen, damit eine behinderte Person sich nach unten zu den Sitzplätzen begeben kann: Keine Spur, man fährt halt dann mit seinen gelähmten Beinen wie eine Sardine eingequetscht Richtung Stadt und hofft bei jeder Türöffnung an der nächsten Station nicht aus dem Wagen zu fallen. Hauptsache, die Nichtbehinderten können am Zielort möglichst rasch aus dem Wagen spurten.
Respekt besteht auch darin, dass auch schon bei der Planung von Verkehrsmitteln und Bauten an Behinderte gedacht wird, aber da ist die Schweiz ein völliges Entwicklungsland. Wenn ich mir vorstelle, dass die Velofahrer bei den beiden einzigen Behindertenparkplätzen bei der Sihlpost in Zürich regelmässig ihre Drahtesel auf der abgeschrägten Rampe zum Trottoir hinstellen und ein Rollstuhlfahrer dort nicht die geringst Chance hat, vom Auto auf das Trottoir zu gelangen, ohne zehn Velos auf die Seite räumen zu müssen, denke ich nicht nur an die Respektlosigkeit der Veloten, sondern auch an die Gleichgültigkeit der Polizei, welcher das Velodurcheinander offenbar völlig egal ist.
Dasselbe gilt für die SBB: Warum wurden die S-Bahn-Wagen so konstruiert, dass Behinderte im Rollstuhl nicht autonom einsteigen können? In anderen Ländern sind entweder die Perrons so hoch, dass man ebenerdig einsteigen kann oder dann hat es eine hydraulisch ausklappbare Rampe an einzelnen Wagen, welche auf Knopfdruck ausgefahren werden kann. In der Schweiz heisst es einfach: hilf dir selbst, so hilft dir Gott. Ausserhalb der sogenannten Stützpunktbahnhöfe gibt es keinerlei Einsteigehilfen. Das zeugt nicht unbedingt von Respekt und Anstand eines Staatsbetriebes. Behinderte sind schliesslich auch Kunden und Steuerzahler und finanzieren diesen Betrieb mit.
Im Ausland ist es nicht viel besser: In Deutschland wurde die neueste Generation ICE-Züge derart blödsinnig konstruiert, dass es einem Rollstuhlfahrer nicht möglich ist, vom Wagen mit den Rollstuhlstellplätzen in den benachbarten Speisewagen zu gelangen. Man erwartet also, dass Behinderte sich selber verpflegen aus dem Picknickkorb...
Stichwort Strassenverkehr: Behindertenparkplätze sind für Mobilitätsbehinderte reserviert. Auf Google Street View existiert aber eine wunderschöne Szene, in der ein Kommunalfahrzeug unserer Gemeindeverwaltung auf dem einzigen Behindertenparkplatz vor der Post abgestellt ist. Wer weiss, vielleicht ist der Gemeindearbeiter ja "geistig" behindert? Ich vermeide mittlerweile die völlig sinnfreien Diskussionen mit solchen Leuten und greife zum Photoapparat und zeige den Fahrer an. Das bewirkt einen wesentlich grösseren Lerneffekt über das Portemonnaie.
Stichwort rüpelhaftes Benehmen: Das war schon zur Zeit der alten Griechen ein Thema, das hat sich bis heute nicht verändert. Mich ärgert einfach, wenn ich mit Krücken mit meinen wackligen Beinen auf einer Rolltreppe stehe und sich irgend ein Hirni vordrängt und mich dabei umstösst. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, derart breit auf der Rolltreppe oder dem Rollband zu stehen, dass niemand mehr vorbei kann, Hauptsache ich riskiere keinen Sturz. Wers pressant hat und gut zu Fuss ist, soll die Treppe benutzen, ist ohnehin gesünder.
Es gäbe noch genügend Beispiele, aber ich will die Forengemeinde nicht langweilen damit. Wenn es einen Denkanstoss bewirkt, soll es mir recht sein.
Andy -
Im Großen und Ganzen ist mir Kulturpessimismus ziemlich fremd: Jede Zeit hat ihre Eigenheiten und ihre positiven und negativen Seiten.
Ich halte es für völlig absurd, aus dem rüpelhaften Verhalten einiger Halbstarker, deren Sozialisierung noch nicht abgeschlossen ist, einen allgemeinen Sittenverfall zu konstruieren.
Im Großen und Ganzen gehe ich mit Andy konform: Der Anstand einer Gesellschaft zeigt sich am Deutlichsten in ihrem Umgang mit den Schwächeren, seien es nun Behinderte, Kranke, Flüchtlinge, Kinder, Arme, Dumme, einfach weniger Leistungsfähige oder wer auch immer.
Natürlich würde ein bürgerlich sozialisierter Besucher aus dem Biedermeier oder selbst aus den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts unsere Gesellschaft als liederlich und verlottert empfinden: Kinder sprechen ungefragt am Tisch, Frauen vögeln mit wem sie gerade wollen - sogar mit Schwarzen oder anderen Frauen und Autoritäten werden ständig in Frage gestellt. Reisten wir jedoch in dessen Zeit, kämen wir aus dem Kotzen wohl kaum heraus, wenn wir die alltägliche Gewalt gegen Kinder, Frauen, Geisteskranke und Fremde miterlebten.
Ich füge jetzt mal ein paar Bemerkungen zur spezifisch schweizerischen Situation hinzu, die jedoch nicht durch soziologische Studien untermauert sind, sondern ausschließlich auf meiner eigenen Lebenserfahrung beruhen - dies ist das vierte Land, das ich als gewöhnliche Bewohnerin, also gewissermaßen von innen, kennen gelernt habe. Widerspruch ist also wahrscheinlich vorprogrammiert und auch durchaus erwünscht.
Ich habe noch keine Gesellschaft erlebt, die den Gebrauch der Ellenbogen, das Handeln zum eigenen Vorteil, so sehr kultiviert und gleichzeitig als dem Allgemeinwohl nützlich, also mithin als moralisch geboten, verklärt. Gleichzeitig zeichnet sich diese Gesellschaft durch ein ungeheures Maß an persönlicher Duldsamkeit und einen enormen Konformitätsdruck aus, der sich in Form einer Vielzahl von expliziten und impliziten Regeln und Verhaltensnormen äußert.
In der heutigen schweizerischen Gesellschaft schwindet natürlich, aufgrund der größeren sozialen Mobilität ihrer Mitglieder und gewisser demographischer Faktoren, die Akzeptanz des festgefügten Regelwerkes, welches bisher dieser Gesellschaft einerseits den sozialen Kitt und andererseits den Anschein von Anstand und Respektabilität verlieh.
Die Zeiten ändern sich, das ist normal. Wünschenswert wäre allerdings, wenn der Verlust auf der einen Seite durch mehr Warmherzigkeit, Mitgefühl und Solidarität kompensiert würde. Dergleichen kann ich aber nicht so recht beobachten.
just my 2 cents
conchita dixit -
super interessanter Artikel! Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer! Das ist langsam nicht mehr tragbar wie wenig Anstand manche Bürger haben! Da kann man nur hoffen, dass es besser wird...
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Ich mache leider auch jeden Tag die Erfarhung dass der Anstand von Jahr zu Jahr verschwindet und die Leute immer respektloser werden. Jedesmal wenn ich die ÖV hier in Zürich benutze gehe ich mit der Angst wieder mal angepöbelt zu werden. Soviele Leute die so einen bösen Blick draufhaben und emotionslos scheinen. Letztens im Bus: ein Typ pöbelt aus dem Nichts den Kontrolleur an. Er soll doch auf die Seite gehen da die Dame hinter ihm aufgestanden ist. Der Bus war gerade auf dem Weg zur Endstation also hätte er gar nicht zur Seite gehen müssen da der Bus sowieso noch nicht angehalten hat und der Kontrolleur eh auch ausgestiegen wäre. Er wollte offensichtlich den Kontrolleur provozieren. Es folgt eine lange hitzige Diskussion. Was macht die Dame die aufgestanden war? Keine Reaktion von ihr. Anstatt die Situation zu entschärfen mit einem Spruch wie z.B.: kein Problem ich kann warten, steht sie einfach da mit einem doofen Grinsen, diese dumme Nuss, und sagt oder tut nichts. Wie kann man nur so feige sein! Natürlich hätten die anderen dem KOntrolleur auch zu Hilfe kommen können aber er konnte sich verbal sehr gut wehren. Trotzdem fand ich die Reaktion dieser Frau die genau danebenstand, sowas von unmöglich! Wenn jemand mit dem Rollstuhl ins Tram einsteigen will oder eine ältere Person länger benötigt sehen es die meisten Passagiere es auch nicht als notwendig zu helfen. Mir scheint es oft dass ich die einzige bin die hilft. Oder wenn eine ältere Person die sich nicht mehr bücken kann etwas fallen lässt hebe ich es immer auf, was andere Leute nicht machen und einfach vorbeilaufen. Da frage ich mich was für eine Erziehung diese Leute genossen haben. Woran liegt das dass die Leute so geworden sind? Ist es die Arbeitswelt? Der Druck in dieser Gesellschaft? Ich kann es mir nicht erklären aber ich hoffe dass ich niemals so werde!
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Ich finde Sie sehen das sehr objektiv und ich habe schon oft überreagiert weil ich intervenierte, aber bei Kindern stösst man oft auch auf Verständnis wenn man sie fragt: Machst du das zu hause auch so? Kommt eine freche Antwort, sage ich auch mal: Pass auf was du sagst, ich kenne deine Mutter. ;-))
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Zur Abwechslung noch etwas zum Thema „Anstand und Rücksichtnahme“ im Flieger:
Story 1 „Schweinerei im Flieger!“:
Mit Genugtuung stelle ich in Diskussionen fest, dass ich nicht allein etwas heikel bin. Obwohl mir im Freundes- und Bekanntenkreis auch schon gesagt wurde: “So schlimm ist das auch wieder nicht -- beim letzten Flug sah es gar nicht so schlimm aus!” Diese Antworten haben mich bewogen, die ganze Problematik intensiv zu studieren und bin zu folgendem wissenschaftlichen Schluss gekommen:
Je weiter hinten im Flieger in der Holzklasse, desto grösser auch die betroffene Fläche in Quadratmeter. Ergo präsentiert sich Passagieren wie mir, die mit Vorliebe auf den hintersten Sitzen Platz nehmen, eine wesentlich grössere “Schweinerei” als Passagieren auf den vorderen Sitzen.
Stellt sich noch die ketzerische Frage: Gibt es Unterschiede zwischen der hinten im Flieger liegenden Holzklasse und der vorne im Flieger liegenden Teppichetage, respektive der Teppichklasse? Vor Jahren, als mein Arbeitgeber die horrenden Teppichklasse-Kosten berappte, hätte ich gesagt ja, -- ein Business Reisender schaut auf Ordnung und Sauberkeit. Und im Business Anzug mit dazu passender Krawatte hält man die Knigge Regeln eisern ein. Nun, diese Zeiten sind Schnee von gestern. Auch in dieser Klasse stelle ich heute beim Verlassen des Fliegers eine “Schw...” fest. Nein, in dieser Umgebung spricht man dieses Wort nicht aus. Eigentlich logisch, wenn auf dem Boden lediglich angeknapperte Kaviarbrötchen und Champagnergläser entsorgt werden. Und sind wir doch ehrlich, eine Businesszeitung am Boden macht doch einen etwas anderen Eindruck als eine Boulevardzeitung!
Story 2 „Alltag in der Holzklasse!“:
In den, in der Regel vollgestopften „Sardinenbüchsen“ stelle ich fest: Da werden rücksichtslos Gepäckstücke weit ab des eigenen Platzes verstaut und warum sollte man den Aktenkoffer unter den Vordersitz schieben, wenn er doch auch auf Kleidung und bereits verfrachtetes Gepäck gepresst werden kann? Beliebt sind auch Rucksackträger, die sich suchend im Gang nach rechts und links drehen und dabei den Gästen hinter ihnen ihren Tornister ins Gesicht schlagen, da wird gedrängelt und die Gänge minutenlang verstopft. Passagiere in Shorts, mehr oder weniger nacktem Oberkörper und unbesockten Füssen räkeln sich schwitzend -- und stinkend! -- auf den Sitzen. Dann der Ellbogen-Kampf um die Armlehnen, Rückenlehnen werden permanent verstellt, mit Vorliebe während den Mahlzeiten und mit dem Rufknopf werden Flugbegleiterinnen permanent für irgendwelche Wünsche herbeigerufen, mit Vorliebe während dem Essenservice.
Sorry, wenn ich etwas sarkastisch Luft abgelassen habe, aber mit guten Manieren über den Wolken hat es auch so seine Tücken!
Kobold -
Gerade am Freitag wieder so ein schönes Beispiel von Anstand erlebt:
Unterwegs in Zürich zur Sihlpost (Kasernenstraase 97), wo es gerade mal zwei Behindertenparkplätze hat. Steht doch ein Fahrzeug der Securitas oder Securitrans oder so ähnlich auf dem Behindertenparkplatz, natürlich ohne die notwendige Bewilligungskarte unter der Frontscheibe. Angesprochen von meiner Frau, meinte der Fahrer: "Wir sind im Auftag der SBB unterwegs, wir dürfen das".
Ach nein? Die Parkplätze befinden sich auf öffentlichem, städtischem Grund und Boden, nebenan hat es noch weitere, gewöhnliche Parkplätze mit Parkuhr, aber nein, für die Herren von der Wach- und Schliessgesellschaft sind nur die Behindertenparkplätze akzeptabel. Ich frage mich, für wie blöd halten diese Angestellten einer Privatfirma die Leute eigentlich, dass Sie solche völlig aus der Luft gegriffenen Behauptungen rauslassen und dann noch glauben, dass man dies für bare Münze nimmt.
Das Gebäude der Sihlpost gehört tatsächlich den SBB, aber das Land auf dem die Kasernenstrasse verläuft, eben nicht. Mir ist nicht bekannt, dass die SBB auf städtischem Land Sonderrechte an der Benutzung von Behindertenparkplätzen haben.
Auf dem Gebiet des Hauptbahnhofes Zürich gibt es gerade mal zwei Behindertenparkplätze beim Hintereingang zur Bahnhofhalle, welche zudem noch zeitlich auf eine Stunde beschränkt sind. Stelle ich dort mein Fahrzeug mal eben zehn Minuten über die Zeit ab, habe ich gleich einen Bussenzettel der SBB unter dem Scheibenwischer.
Wie heisst es doch so schön: "Vor dem Gesetz sind alle gleich, manche sind etwas gleicher..."
Wenn ich dort wieder einmal so eine Situation antreffe, parkiere ich einfach quer hintendran und derjenige, der da unberechtigt einen Behindertenparkplatz belegt, kann dann warten, und das kann dann seehr lange dauern, bis ich mit der Polizei und dem Abschleppdienst wieder zurück bin...
Das Mail an den CEO der SBB geht auch noch raus, diese Wach- und Schliessgesellschaft ist ja gemäss Kassensturz nicht gerade als seriös bekannt, solche Verhaltensweisen seiner beauftragten Leute sollten den Chef der SBB wohl interessieren.
Andy -
super interessanter Artikel! Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer! Das ist langsam nicht mehr tragbar wie wenig Anstand manche Bürger haben! Da kann man nur hoffen, dass es besser wird...
Eigentlich eine logische Entwicklung. Der Bestand steigt stetig an, der Platz bleibt gleich bzw. wird weniger. Da fängt man sich an auf die Nerven zu gehen und den Füssen rumzuhampeln..
Es ist wie in der Natur - hast Du zwei Ameisen in einem Umzugskarton werden sich die zwei irgendwie arrangieren können. In der Zündholzschachtel hingegen wird eines der Tiere nach kurzer Zeit getötet werden vom Rivalen. -
super interessanter Artikel! Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer! Das ist langsam nicht mehr tragbar wie wenig Anstand manche Bürger haben! Da kann man nur hoffen, dass es besser wird...
Eigentlich eine logische Entwicklung. Der Bestand steigt stetig an, der Platz bleibt gleich bzw. wird weniger. Da fängt man sich an auf die Nerven zu gehen und den Füssen rumzuhampeln..
Ich finde es problematisch, ohne harte Fakten einen allgemeinen Verfall der guten Sitten zu konstatieren. Die Früher-war-alles-besser-Jammerer ignorieren immer wieder geflissentlich bestimmte psychologische und soziologische Tatsachen:
Wir neigen dazu, unsere eigenen Erinnerungen zu verklären: Früher waren die Sommer permanent heiß und sonnig und die Winter klirrend kalt mit jeder Menge Schnee. Eine Aussage, die viele Menschen unbesehen unterschreiben würden, sich aber nicht durch meteorologische Daten belegen lässt.
Als Kinder haben wir eine viel eingeschränktere Wahrnehmung als Erwachsene. In unserer kleinen Kinderwelt war alles in Ordnung. Als Erwachsene, insbesondere in unserem Medienzeitalter, sehen wir viel mehr - und vor allem Schlechtes.
Wir alle werden älter und unduldsamer ... die Dinge, die wir selbst als Jugendliche völlig OK fanden, betrachten wir in den besten Jahren (die, die nach den guten Jahren kommen) als unmöglich und asozial.
Wir alle neigen dazu, Verbesserungen als normal und selbstverständlich hinzunehmen, kaum wahrzunehmen - was schlechter wird, aber lauthals zu beklagen.
Gesellschaftliche Veränderungen finden permanent statt, bestimmte Formen und Werte wandeln sich - das ist unbestritten, nur ob diese in der Summe wirklich so negativ sind, wie in dieser Diskussion immer wieder beklagt - halte ich immer noch für diskussionswürdig. Dass es einzelne negative Veränderungen gibt, ist unbestreitbar - ich denke aber, dass jeder Diskutant eine andere Meinung darüber hat, welche diese sind und ob diese individuellen Beobachtungen auch alle objektiv wahr sind sei mal dahingestellt.
peter_69: Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie klingt mir das nach einer geschickt(?) verpackten, mehr oder weniger subtilen Botschaft, die uns Migranten mal wieder den Schwarzen Peter zuschiebt. Kann sein, dass ich da übersensibel bin. Wenn ich dir mit dieser Unterstellung Unrecht tue, lass es mich wissen und ich leiste gerne öffentlich Abbitte.
conchita dixit -
Unterwegs in Zürich zur Sihlpost (Kasernenstraase 97), wo es gerade mal zwei Behindertenparkplätze hat. Steht doch ein Fahrzeug der Securitas oder Securitrans oder so ähnlich auf dem Behindertenparkplatz, natürlich ohne die notwendige Bewilligungskarte unter der Frontscheibe. Angesprochen von meiner Frau, meinte der Fahrer: "Wir sind im Auftag der SBB unterwegs, wir dürfen das".
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Das Mail an den CEO der SBB geht auch noch raus, diese Wach- und Schliessgesellschaft ist ja gemäss Kassensturz nicht gerade als seriös bekannt, solche Verhaltensweisen seiner beauftragten Leute sollten den Chef der SBB wohl interessieren.
Heute habe ich die Antwort von SBB-Chef Andreas Meyer bekommen.
Zitat: (auszugsweise)
Weder unser Sicherheitspersonal Securitrans, noch Angestellte der Securitas haben die Erlaubnis, auf Behindertenparkplätzen zu parkieren. Dem Personal der SBB ist dies ausdrücklich untersagt und ein Verstoss wird polizeilich geahndet. Dass sich einige Mitarbeitende hier offensichtlich nicht richtig verhalten haben, tut mir sehr leid. Dafür möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen. Damit sich ein solches Vorkommnis nicht wiederholt, habe ich die zuständigen Vorgesetzten angewiesen, ihre Mitarbeitenden auf das Thema erneut zu sensibilisieren.
Zitat Ende.
Na also, geht doch...
Ich gehe davon aus, dass die SBB, welche jeden Tag hunderttausende von Reisenden befördert, auch jeden Tag diverse Mails mit Reklamationen bekommt. Ich rechne es der Führung der Staatsbahn hoch an, dass auf jedes einzelne Mail eingegangen wird. So etwas verstehe ich unter gutem Anstand. Danke Herr Meyer!
Andy -
Das respektlose und arrogante Benehmen einiger Autofahrer, und es sind nicht wenige, welche einen kurz vor einer Ausfahrt überholen und dann einem den Weg abschneiden um diese Ausfahrt raus zu fahren.
Die anderen, auch nicht wenige, welche immer 1 km/h schneller fahren müssen als der welcher am Überholen ist.
Das stimmt leider. Normalerweise vermeide ich zwar an Sonntagen die Autobahnen was leider nicht immer geht. Gestern Abend auf der Autobahn St. Gallen - Zürich ginge einige Autofahrer wieder solche Risiken ein. Es wurde auch etliche Male rechts überholt.
Ich wunderte mich echt ein paar mal das es nicht "geklöpft" hat und wie rücksichtslos gefahren wurde.
Der Stress aufd en Strassen ist bei uns und auch in Deutschland ein ganz grosses Problem, bei dem leider auch viel Anstand verloren geht.
Zurück aus den Sommerferien in nördlichen Gefilden kann ich Euch die skandinavischen Länder empfehlen. Viel weniger Verkehr und extrem rücksichtsvolles Fahren. Ich war mit WoMo unterwegs, Tempo 85 auf einer Überlandstrasse (erlaubt max. 90), hinter mir 3-4 Autos, alle in ausreichendem Abstand fahrend, keiner drängelte und niemand versuchte zu überholen. Oder an einer unsignalisiserten Kreuzung, alle halten an, schauen zuerst und gewähren dem andern gerne Vortritt u.s.w.
Dann die Überfahrt nach D und schon die ersten Drängler an der Stossstange, Lichthupen und Überholen um jeden Preis - Stress pur ! -
Der Stress aufd en Strassen ist bei uns und auch in Deutschland ein ganz grosses Problem, bei dem leider auch viel Anstand verloren geht.
Dass es in Skandinavien, wo fast niemand lebt und das zudem am Rande Europas und nicht in seinem Herzen liegt, entspannter zugeht als bei uns, erscheint mir wenig überraschend. Trotzdem: Ich fahre jetzt seit über 20 Jahren und konstatiere, dass sich über die Jahre die Verhältnisse, was Drängeln, gefährliches Fahren und rücksichtsloses Verhalten betrifft, eher gebessert denn verschlechtert haben ...
Vielleicht bin ich selbst mit dem Alter entspannter und duldsamer geworden, vielleicht neige ich weniger als andere zur Verklärung vergangener Zeiten. Mindestens die Unfallstatistiken scheinen mindestens meine Beobachtung zu stützen.
conchita dixit -
... Dann die Überfahrt nach D und schon die ersten Drängler an der Stossstange, Lichthupen und Überholen um jeden Preis - Stress pur !
Du siehst das völlig falsch. Die „Drängler“, „Lichthuper“ und „Überholer“ in Deutschland und nicht zuletzt auch in der Schweiz haben gute Gründe sich so zu verhalten. Ich erinnere an einen vor längerer Zeit durchgeführten Test. Es musste eine Strecke auf Autobahnen und Hauptstrassen von einigen Tausend km zurückgelegt werden. Testfahrer 1: Nie über 120 km pro Stunde unterwegs. Testfahrer 2: Jeweils mit der max. zulässigen Geschwindigkeit unterwegs.
Und dann das Ergebnis: Bedingt durch Stau, Unterhaltsarbeiten, Umleitungen, Unfällen, Wartezeiten vor Ampeln & Co, fuhr Testfahrer 2 sage und schreibe 30 Minuten vor dem Testfahrer 1 am Zielort ein. Nach einigen Tausend Kilometern -- 30 Minuten am Zielort mehr zur Verfügung, für was auch immer. Soll mir noch jemand sagen: Drängeln, Lichthupen und rechts Überholen auf Autobahnen sei nicht ein absolutes „MUSS“! Schliesslich ist Zeit Geld!
Kobold -
Nur übersiehst Du dass viele der Testfahrer 2 gar nie am Ziel ankommen, denn unterwegs zwischen Hamburg und Basel hatte es mindestens 8 ziemlich schwere Unfälle, Kollisionen, Auffahrunfälle bei denen Menschen geschockt und Familien weinend am Autobahnrand sassen und auf die Polizei warteten. Zum Glück lag nirgends ein weisses Tuch.
Es mag für Deutschland stimmen, dass man mit max. Geschwindigkeit schneller am Ziel ist, bei uns und er Schweiz bei max. 120km/h aber kaum, mit Überholen um jeden Preis kommt man nur schneller ans nächste Rotlicht. -
Ich mache leider auch jeden Tag die Erfarhung dass der Anstand von Jahr zu Jahr verschwindet und die Leute immer respektloser werden. Jedesmal wenn ich die ÖV hier in Zürich benutze gehe ich mit der Angst wieder mal angepöbelt zu werden. Soviele Leute die so einen bösen Blick draufhaben und emotionslos scheinen. Letztens im Bus: ein Typ pöbelt aus dem Nichts den Kontrolleur an. Er soll doch auf die Seite gehen da die Dame hinter ihm aufgestanden ist. Der Bus war gerade auf dem Weg zur Endstation also hätte er gar nicht zur Seite gehen müssen da der Bus sowieso noch nicht angehalten hat und der Kontrolleur eh auch ausgestiegen wäre. Er wollte offensichtlich den Kontrolleur provozieren. Es folgt eine lange hitzige Diskussion. Was macht die Dame die aufgestanden war? Keine Reaktion von ihr. Anstatt die Situation zu entschärfen mit einem Spruch wie z.B.: kein Problem ich kann warten, steht sie einfach da mit einem doofen Grinsen, diese dumme Nuss, und sagt oder tut nichts. Wie kann man nur so feige sein! Natürlich hätten die anderen dem KOntrolleur auch zu Hilfe kommen können aber er konnte sich verbal sehr gut wehren. Trotzdem fand ich die Reaktion dieser Frau die genau danebenstand, sowas von unmöglich! Wenn jemand mit dem Rollstuhl ins Tram einsteigen will oder eine ältere Person länger benötigt sehen es die meisten Passagiere es auch nicht als notwendig zu helfen. Mir scheint es oft dass ich die einzige bin die hilft. Oder wenn eine ältere Person die sich nicht mehr bücken kann etwas fallen lässt hebe ich es immer auf, was andere Leute nicht machen und einfach vorbeilaufen. Da frage ich mich was für eine Erziehung diese Leute genossen haben. Woran liegt das dass die Leute so geworden sind? Ist es die Arbeitswelt? Der Druck in dieser Gesellschaft? Ich kann es mir nicht erklären aber ich hoffe dass ich niemals so werde!
Sie sind nicht viel besser als die Leute die Sie da kritisieren, mit dem Finger wie im Beispiel auf andere Zeigen aber selber keinen Mut haben und einfach "weggucken", typisch Schweiz! -
keinen Anstand haben sehr viele Menschen, welche sich auf Behindertenparkplätze stellen.
Fragt man sie ob sie eine Parkkarte für die Berechtigung dazu haben gibt es unschöne Antworten..... gehört Ihnen der Parkplatz, ich mache was ich will, halten Sie das Maul und vieles mehr.
Warum man sich auf einen Behindertenparkplatz stellen muss, wenn noch viele andere Besucherparkplätze frei sind, ist nicht nachvollziehbar.