Was zeichnet einen "echten Schweizer" aus?

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  • In unzähligen BO-Threads betreffend die Zuwanderung, die Integration, die Glaubens- und Religionszugehörigkeit äußern viele Forenteilnehmer ihre Besorgnis darüber, dass unser schönes “Alpenländli” zunehmend überschwemmt wird von Menschen mit diametral anderem kulturellen Hintergrund und ohne die geringste Bereitschaft sich hier zu integrieren und “echte Schweizer” zu werden.

    Es stellt sich nun die berechtigte Frage: Was zeichnet einen echten Schweizer aus? Da gehen die Meinungen diametral auseinander. Ist man ein echter Schweizer mit einem entsprechenden Schweizer Stammbaum der bis ins Gründungsjahr 1291 zurückführt oder ist man auch ein echter Schweizer wenn der Ur, Ur, Ur-Großvater aus Frankreich, Italien oder weiß woher stammt? Und wie sieht es mit den Secondos der zweiten Generation aus?

    Ich habe mich mit diesen Fragen intensiv beschäftigt, Augen und Ohren sensibilisiert und festgestellt, dass unter den Schweizern die wirklich “echten Schweizer”, egal welchen Stammbaum sie aufweisen, anhand von nachstehenden Merkmalen erkennbar sind:

    Echte Schweizer sind in den Speisesälen rund um den Globus leicht erkennbar durch die auf dem Tisch deponierten Mitbringsel wie: Knorr-Aromat, Maggi-Würze, Hero-Konfitüre und natürlich den Nescafe aus der Plastikdose. Ich nehme mal an, die gleiche "Spezies" bucht auch volkstümliche Kreuzfahrten in die Karibik & Co mit Jodel, Handorgel- und Alphornklängen und natürlich dem Fondueplausch unter tropischer Sonne! Man spricht "Dialekt" und ist auch in der Karibik & Co unter sich!

    Echte Schweizer kann man auch an Passkontrollen auf Flughäfen beobachten. Demonstrativ wedeln sie mit ihrem roten Büchlein mit oder ohne Chip in der Luft herum. Schaut alle her, wollen sie stolz damit sagen -- ich bin Schweizer!

    Echte Schweizer trifft man auch unter Vollblutpolitikern an. Stellvertretend für diese Kaste erinnere ich mich an eine Episode auf kommunaler Ebene mit einem gewissen “Ueli” von der SVP. Sein für die wirtschaftliche Entwicklung von Bern maßgebender einziger Vorstoß im Rat: “Ist die Bushaltestelle “Post” Bümliz am richtigen Ort?” wurde im Rat mit nein, beantwortet -- es sei nicht sinnvoll, angesichts des geplanten Tram Bern West, Geld für eine Verschiebung der Bushaltestelle auszugeben. Und jetzt übertraf sich “Ueli” selbst. Man kann es fast nicht glauben, staatsmännisch trat er noch einmal ans Rednerpult und sagte: “Ich werde mir vorbehalten, noch einmal einen Vorstoß einzureichen”. Und so Gott will noch während der Legislatur. Soll einer noch sagen: “Dieser Vollblutpolitiker nehme seine politische Verantwortung nicht war!”

    Im gleichen Rat politisierte auch eine Kommunistin mit dem schönen Namen “Carolina”, die frei nach dem Motto von Lenin: “Der Revolutionär bewegt sich im Volk wie ein Fisch im Wasser” politisiert. Die Stadträtin der Partei der Arbeit (PDA) agiert im Stadtrat wie ein Fisch im Wasser, mit anderen Worten “stumm!” Und das wird wohl auch so bleiben bis zu ihrer Abwahl.

    Das pure Gegenteil ist ihr Ratskollege “Beat” von der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU). Sein Votum betreffend das Haus der Religionen, das mit Matthäus 28,19 begann und in dem er weiter über die Einzigartigkeit des christlichen Glaubens referierte, wurde vom Ratspräsidenten jäh unterbrochen. Der gute “Beat” wurde aufgefordert, beim Thema zu bleiben. Erschrocken hielt er inne und meldete sich seither nie mehr zu Wort!

    Diese politischen „Spezies“, alles echte Schweizer, sind nicht selten auch auf Kantonaler- und Bundes Ebene anzutreffen!

    Echte Schweizer sind auch felsenfest davon überzeugt, dass bei uns alles etwas besser ist als im Ausland. Schweizer Qualitätsprodukte aus der Landwirtschaft sind den importierten Waren weit überlegen. Das gilt auch für den Non-Food-Bereich. Unsere exportierten Güter von den Uhren über Schweizer Militärmesser bis zu den unterschiedlichsten Maschinen sind schweizerische Qualitätsarbeit, auch wenn die Einzelteile irgendwo in Ost bis Fernost hergestellt werden. Lediglich bei der Regierung ist man sich nicht mehr so sicher, ob da wirklich noch die Besten für das Wohl unseres „Ländli“ besorgt sind! Ein Glück, dass wenigstens im militärischen Bereich unser Radfahrer a.D. „Ueli“, die beste Armee der Welt aufbaut!

    Echte Schweizer sind auch glühende Anhänger des Bankgeheimnisses, auch wenn sie nicht davon profitieren können. Und gut Betuchte, denen das Bankgeheimnis dank juristischen Kniffen, völlig legal, etwas nützt, müssen ja auch Leben!

    Echte Schweizer findet man auch in den Parteien von links bis rechts. Die echtesten, um ihre Heimat besorgten Bürger sind allerdings in einer Partei anzutreffen, in der die Mitglieder von einem „Guru“ mit „liebi Froue u Manne“ und volkstümlichen Klängen begrüßt werden.

    Echte Schweizer trifft man auch am Stammtisch. Schweizer, die immer genau wissen was man falsch gemacht und wie man es besser hätte machen können -- zwar immer im nachhinein, aber das ist nur ein unwesentliches Detail.

    Und last but not least -- ein echter Schweizer bewahrt seine Armeeknarre zu Hause im Schrank oder unter dem Bett auf, jederzeit bereit, unser Land von bösen Eindringlingen zu beschützen. Regelmäßiges Training in einem Schützenverein und nebst dem Obligatorischen ist selbstverständlich das Feldschiessen Ehrensache. Das kann man von Emigranten, die nicht bereit sind sich zu integrieren nicht erwarten!

    Gleichwohl fühle ich mich in unserem „Ländli“ mit echten Schweizern wohl und ich gestehe schüchtern, wenn ich irgendwo auf unserer Kugel in einen Swiss Flieger einchecke, an Bord meine Tageszeitung erhalte und die verschiedenen Dialekte in meine Ohren dringen und es zurück in die Heimat geht, dann bin ich zufrieden und stolz ein Schweizer zu sein obwohl meine Vorfahren in grauer Vorzeit erstmals in der Hochburg der Mormonen in Salt Lake City in Erscheinung traten!

    Sollten sich einige Forenbesucher in meinen, zugegeben etwas sarkastischen Definitionen eines „Echten Schweizers“ wieder finden, ist das reiner Zufall und nicht beabsichtigt und ich entschuldige mich zerknirscht in aller Form.

    Kobold

  • Danke für Deinen Beitrag. Um da noch etwas Wirklichkeit reinzukriegen:

    Ein echter Schweizer läuft normalerweise nicht bewaffnet rum mit Schusswaffe oder gar Pistole. Bei einem Konflikt versucht er zuerst zu argumentieren oder diskutieren bevor er dem Gegenüber ins Gesicht schlägt. Viele echte Schweizer passen sich im Ausland den Gepflogenheiten und Traditionen an ... etc.

  • Ach, lieber Kobold, was würden wir ohne dich machen? Du solltest beim Nebelspalter Redakteur werden oder wenigstens freelance Beiträge schreiben. Vielen Dank, dass du mich zum Lachen gebracht hast. Denn Lachen ist gesund.

  • Für mich (1970 aus AT in die Schweiz kommend) sind "echte Schweizer" Leute wie Henri Dunant, Johann Heinrich Pestalozzi, Beat Richner usw.. Sie führen uns die edlen Werte vor, die die Schweiz eigentlich auszeichnen sollte. Treicheln schwingen allein bringt es nicht und phrasendreschende Politiker/innen sind auf dem Weg zu einem echten Schweizertum eher hinderlich.

  • Hallo kobold

    So ein Beitrag tut gut!

    Danke für deine "Analyse" mit viel Humor, und Reflexionen sowie Empathie gegenüber dem "echten CH".

    So köstlich! Danke!!!

    Ich bin (persönlich) "von da und nit nur vo da",

    also Doppelbürgerin, mit 80% Anstellung, 5 kinder und 6 Enkelinnen.

    Somit erlaube ich mich dir nach deine Meinung über

    "den neuen, aktuellen CH" /äxgküsi Schweizer

    zu fragen.

    Ich wünschte mir schon, wieder so ein kostbaren Beitrag von dir! , wenn ich darf...

    Ich kenne viele Nicht-CH, die viel und recht leisten. dafür sind sie auch dementsprechend bezahlt. etc..etc.. wegen die Anderen...

    > Also, Kobold! Kannst Du uns bittte echt sagen/erzählen, was ein Schweizer /eine Schweizerin grundsätzlich und Heute zu Tag ist?

    (Ich meine, sie fliegen selten, sie haben keine Waffen, normale Konti, gehen nicht zum Stammtisch, sind poli-Tisch nicht engagiert, etc..)

    lg. mu

  • Hallo Mu

    Du fragst mich nach dem neuen aktuellen Schweizer. Was soll ich dazu sagen? Ich bin weder ein Journalist, noch ein Poet und schon gar nicht ein Schriftsteller und schreibe wenn es mich überkommt aus dem holen Bauch einen Beitrag in ein Forum. Einige Leser bringe ich, wie Feedbacks beweisen zum Schmunzeln, einige zu geharschten Reaktionen, die mich aber nicht um den Schlaf bringen und einige Leser voraussichtlich nur zu einem mitleidigen Lächeln. Was soll’s. Jetzt habe ich wieder einen Schub.

    Im nachstehenden Beitrag versuche ich aus meiner Perspektive einen Blick auf die Schweiz zu werfen mit nicht wenigen typischen Schweizern in ihrer Umgebung. Liebenswürdige und etwas weniger liebenswürdige Eidgenossen, die mich im “Ländli” und auf Reisen zum Schmunzeln und manchmal fast zum Weinen gebracht haben.

    Nach meinen Analysen und dies mal im Ernst, sind die Schweizerinnen und Schweizer mehr oder weniger hübsch, also die Schweizerinnen meine ich! Mehr oder weniger sind die Schweizerinnen und Schweizer aber auch arbeitsam, mehr oder weniger korrekt, mehr oder weniger aufgeschlossen, mehr oder weniger pünktlich, mehr oder weniger sauber, mehr oder weniger religiös, mehr oder weniger Fremden gegenüber etwas zurückhaltend, mehr oder weniger der Auffassung zu viel Steuern und Krankenkassenprämien zu bezahlen, kritisieren mehr oder weniger unsere Regierung und sind mehr oder weniger mit ihrem Los zufrieden. Man sagt auch, wir Schweizer seien etwas bünzlig, engstirnig, kleinkariert, überheblich, geldgierig, von sich selbst eingenommen und mehr oder weniger mit der Scholle verbunden ... das mag ja alles mehr oder weniger stimmen aber auf die eigene Person bezogen sind es selbstverständlich immer die andern!

    Mehr oder weniger realisieren die Schweizer das Privileg, in einem kleinen aber schönen Land zu leben und zu arbeiten. In einem trotz vielen Mängel und Vorschriften bis zum geht nicht mehr immer noch lebenswerten Land mit einem sozialen Netz um das wir weltweit beneidet werden. Das ist ein Privileg, das man erst richtig zu schätzen weiß, wenn man seine Nase etwas über unsere Landesgrenzen hinaus gestreckt hat. Und das nicht nur als Tourist. Ich kann das einigermaßen beurteilen und oute mich hier als einen Reisenden der aus Bern herausfiel, einiges erlebt hat und heute seinen Ruhestand vor den Toren von Bern in einem kleinen “Dörfli” verbringt, wenn er nicht gerade auf Reisen ist.

    Aufgewachsen im Berner Arbeiterquartier “Holligen” zog es mich nach meiner Ausbildung in die große weite Welt. Ein Unternehmen mit drei großen Buchstaben, etwas abseits von Bern war mir dabei behilflich. Wir produzierten und verkauften diese komischen Maschinen, die verantwortlich waren für das unsichtbare nicht ganz ungefährliche “ETWAS” aus der Steckdose. Ich bereiste einige Länder rund um den Globus und das “Büebli” aus dem gemütlichen “Städtli” staunte. Die Stadtautobahn in Caracas, so ganz anders als die Kreuzung am Bubenbergplatz und den “Loeb-Egge“, oder die Wolkenkratzer in New York, verglichen mit den “Wohnblöcklein” in Holligen, ganz zu schweigen vom Huangpu-Fluss in Shanghai, verglichen mit der Aare, den Zuckerhut in Rio, verglichen mit unserem Hausberg Gurten oder die weiten Steppen Afrikas mit den wilden Tieren, verglichen mit den Hunden und Hündchen auf der Berner Allmend und den “Büffeli” im Tierpark Dälhölzli!

    Mit den immer schnelleren und billigeren Verbindungen nach Übersee wurde unser Planet zum Dorf und ich kehrte, nach einem zum Glück nur kurzen Exil-Aufenthalt in Zürich, sorry liebe Zürcher, heim in mein “Städtchen” und wurde sesshaft. Und strafte die Voraussagen von Freunden und Bekannten Lügen, die mir eine “düstere” Zukunft provozeiten: “Verheiratet mit einem wunderschönen reichen exotischen Girl, das so gar nicht zu mir, alles andere als einen Adonis passe. Das mit dem Adonis sagen übrigens nur neidische böse Zungen!”

    Ich hatte großes Glück. Ein hübsches “Bärner Meitschi” hatte Bedauern mit dem entwurzelten “Holliger”, heiratete mich und schenkte mir ein Mädchen und einen Knaben. Und oh Schande, beide leben und arbeiten heute im Ausland und sprechen einige dieser eigenartigen Sprachen, die auch ich lernen musste. Dabei hätte Englisch und damit man mich jetzt nicht missversteht, ich meine selbstverständlich “Mattenenglisch” vollkommen genügt! Nach dieser Biografie eines Berners wieder zurück zu den typischen Schweizern:

    Die Zeiten haben sich geändert. Alle Kontinente zu bereisen ist heute nicht mehr das Privileg von “nur” Geschäftsleuten und Abenteurern. Rund um die Kugel trifft man Landsleute an, die ihren Urlaub in der Fremde verbringen. Ferien in der Schweiz sind nicht mehr In. Gut, manchmal sind sie auch nur zu teuer. Hotelferien mit der ganzen Familie können ins Geld gehen. Und die Schweizer rechnen. Wichtiger als die Destination ist vielmals der Preis. Warum nach Bali fliegen, wenn doch die Dominikanische Republik um einige “Fränkli” günstiger angeboten wird, sagt sich der kühle Rechner. Und Meer ist Meer! Und Sonne ist Sonne! Dank Massentourismus und Schnäppchenangeboten kann sich heute Frau und Herr Schweizer mit wenigen leider bedauerlichen Ausnahmen Ferien in fernen Ländern leisten. Und man leistet sich solche Ferien.

    Ich schmunzle allerdings immer wieder, wenn ich von Problemen höre, mit denen auch Frau und Herr Schweizer auf Reisen konfrontiert werden. Mal ist das Meer zu salzig, der Sand zu sandig, der Strand zu steinig, die Sonne zu heiß, der Regen zu nass, der Wind zu windig, das Land und die Strände zu dreckig, die Einheimischen alles Halsabschneider, die Händler zu aufdringlich, das Buffetessen im Hotel ungenießbar, die übrigen Gäste, Russen & Co mit ihren ungezogenen Kids, primitiv, verglichen mit den kulivierten Schweizern, der Straßenverkehr und die korrupte Polizei grauenhaft, Pünktlichkeit, Ordnung und Sauberkeit wie wir das gewohnt sind, ein Fremdwort, das pauschal gebuchte Schnäppchen Arrangement entpuppt sich als AI Bunker und nicht als 5- Sterne Luxusressort das man erwartet hat. Mit dem Personal kann man sich nicht mal auf deutsch verständigen. Und zu allem Übel mokieren sich die Einheimischen noch, wenn man ohne sie zu fragen mit dem Fotoapparat Schnappschüsse schießt, einen Videofilm dreht, die Kirchen halb nackt betritt oder oben ohne am Strand bräunen will. Schließlich ist man zahlender Gast und will auch entsprechend behandelt werden. Und Leute aus diesen primitiven Ländern haben noch die Frechheit in unser Land zu reisen und hier Arbeit zu suchen. Die sollen bleiben wo sie sind und froh sein, dass wir ihnen harte Devisen bringen.

    In der Zwischenzeit bin auch ich älter geworden, beziehe meine Rente und die AHV -- danke bei dieser Gelegenheit an die noch arbeitende Bevölkerung und lebe nun als Mitglied der grauhaarigen “Grufti” Zunft in meinem “Dörfli”, inmitten von Schweizern und Ausländern mit denen wir keine Probleme haben. Einige arbeiten an unserer Uni, in den Spitälern und Altersheimen, im Dienstleistungsbereich und sogar in der Verwaltung. Zugegeben, gewisse Gruppierungen die in der Innenstadt von Bern und rund um den Bahnhof einen professionell organisierten lukrativen Handel mit Drogen betreiben und Scharmützel unter den rivalisierenden Banden an der Tagesordnung sind, zähle ich nicht zu meinen Freunden. Unser rot/grün dominierter Gemeinderat spricht zwar vor den Wahlen von hartem DURCHGREIFEN aber nach den Wahlen bleibt es leider wiederum nur beim SPRECHEN! Aber das ist eine andere Geschichte und in entsprechenden Threads schon ausgiebig diskutiert.

    Nicht die Ausländer, die sich in meiner Umgebung gut eingelebt haben bringen mich immer wieder ins Staunen, sondern gewisse leidgeplagte liebe Schweizer. Das darf doch nicht wahr sein. Da zog vor noch nicht allzu langer Zeit ein unbescholtener waschechter Schweizer, Namens Müller, mit seiner Ehefrau aus der Stadt zu uns aufs Land und beschwert sich mit weiteren Schweizer Leidgenossen bitterlich. Was ist passiert? Man kann es fast nicht glauben. Kühe grasen auf der Weide des benachbarten Bauern. Das allein ist schon eine unglaubliche Zumutung. Aber es kommt noch schlimmer. Einige Kühe haben ein Glöcklein umgehängt. Und die Viecher nehmen nicht die geringste Rücksicht. Fressen einfach drauflos, obwohl sie genau wissen, dass Glocken, auch wenn sie klein sind, die unangenehme Eigenschaft besitzen zu bimmeln, wenn sie bewegt werden. Aber es kommt noch viel schlimmer. Was machen die bösen Kühe in der Nacht? Man stelle sich das einmal vor. Anstatt friedlich zu schlafen wie es sich auch für Tiere geziemt, haben einige Kühe nichts anderes im Sinn als zu fressen und die, ach so lieben Stadtmenschen zu ärgern. Da zieht man von der lärmigen und stinkenden Stadt aufs Land und will nichts als seine Ruhe und noch einmal seine Ruhe und keinen Gestank. Und schon gar nicht von Gülle! Von den dröhnenden XXL-Landmaschinen ganz zu schweigen. Darauf muss doch ein anständiger Bauer Rücksicht nehmen. Kühe schlachten, Hof verkaufen, einen neuen Job suchen und Platz machen für ruhebedürftige Stadtmenschen. Das sollte man doch von einem Bauern in der dritten Generation erwarten dürfen. Aus zuverlässiger Quelle habe ich vernommen, dass dieses Problem in unserem „Dörfli“ kein Einzelfall ist, kreuz und quer durch die Schweiz bringen beglockte Kühe, Anwohner zur Weißglut!

    Auch ich habe mich bei unserem Nachbarbauern betreffend den Kuhglocken bitterlich beschwert, nachdem er dem Frieden zuliebe den Kühen die Glocken abgenommen hat und ihn gebeten, den Vierbeinern die Glocken wieder umzuhängen. Wirkt besser als jede Schlaftablette -- und Ferienstimmung ist permanent garantiert.

    Auf das Problem mit den Kirchenglocken will ich jetzt nicht näher eingehen obwohl auch hier Anwohner zur Weißglut getrieben werden. Mich stören die Kirchenglocken nicht und ich genieße den Klang der Kirchenglocken unterstützt durch den Klang der Kuhglocken!

    Wenn wir jetzt schon mal auf dem Land sind, noch eine weitere Beobachtung: In den Agglomerationen der Städte und das nicht nur vor Bern & Co, stechen mir nebst mehr oder weniger gelungenen Siedlungsbauten von grau bis farbig, gepflegte 08/15 Normhäuschen in Reih und Glied ins Auge. Die Vorplätze erinnern an eingezäunte Kleintiergehege. Und es wird nie langweilig. Fast hautnah kann man die hitzigen lautstarken Diskussionen des Nachbarn über Gott und die Welt mit seinen Gästen mitverfolgen. Rasen, Sträucher, Bäume, alles ist Millimeter genau gestutzt. Nicht selten ist das betreten des Rasens für Kinder verboten. Dafür haben scheußliche Gartenzwerge ihren Stammplatz im Garten und im Wind flattern noch grässlichere Fahnen hoch oben auf der Fahnenstange und das nicht nur am 1.August. Alles wirkt gepflegt und aufgeräumt und etwas steril. Die frisch polierten Offroader vor den Häusern verraten, hier leben Leute mit Geschmack!! Wichtig ist -- was der Nachbar angeschafft hat muss auch angeschafft werden, wenn möglich eine Klasse besser. Der Status lässt grüßen! Wie sagte doch mal der Satiriker Ephraim Kishon: “Bei euch in der Schweiz ist alles so geregelt, so sauber, so ordentlich, so korrekt -- schrecklich, kann man da leben?” Man kann, sogar der gute Ephraim hat hier gelebt!

    Als Genießer gehen meine Frau und ich auch gerne auswärts Essen, sei es beim Italiener, beim Türken, beim Chinesen, beim Griechen, beim Thailänder, beim Inder und weiteren kulinarischen Stätten und diskutieren mit Landsleuten der Pächter oder Besitzer über Gott und die Welt. Und das obwohl uns immer wieder vorwurfsvoll von Eingeborenen aus unserem “Alpenländli” gesagt wird: “Bevorzugt doch einheimisches Schaffen und besucht schweizerische Gaststätten”. Wenn man Glück hat, spricht die Bedienung sogar deutsch! Und es geht halt nichts über ein “Züri Gschnätzletes” oder eine urchige “Bärnerplatte! Das mag ja stimmen, aber exotische Gerichte sind nicht zu verachten.

    Der langen Rede kurzer Sinn, obwohl ich mich manchmal etwas spöttisch über das Verhalten meiner Landsleute, Weiblein und Männlein äußere, kann man in diesem Land mit den unterschiedlichsten Menschen gut leben und ich wüsste mit dem besten Willen nicht, in welchem anderen Land ich meinen hoffentlich noch einige Zeit dauernden dritten Lebensabschnitt verbringen sollte? Also bleibe ich hier, stänkere hin und wieder, aber nie unter der Gürtellinie.

    Sorry, meine Schreibe mit dem integrierten Kurzlebenslauf ist etwas lang geworden. Fast schon ein Roman. Aber als Rentner habe ich Zeit und wenn ich so aus dem Fenster meines Arbeitszimmers schaue, verpasse ich nicht viel.

    Ich wünsche allen die meinen Schreiberguss bis hier gelesen haben und nicht entnervt ausgestiegen sind noch ein schönes Wochenende und hoffe, dass unsere neu gewählten Berner Bundesräte etwas Ruhe und Gelassenheit in den Rat der sieben Weisen einbringen werden. Immer nach dem Bernerspruch: “Nume nid gsprängt, aber gäng hü!”

    Gruß

    Kobold



  • ,obwohl meine Vorfahren in grauer Vorzeit erstmals in der Hochburg der Mormonen in Salt Lake City in Erscheinung traten!



    Hallo Kobold,

    Da haben wir doch was Gemeinsames. Obwohl mein Cousin vor 60 Jahren nach Salt Lake City ausgewandert ist. Meine Familie Vater Seite waren alle Mormonen.

    Aufgewachsen in einem Bernerkuhdorf, jetzt in einem ehemaligen Basellandkuhdorf.

    Ja Kobold, ich sehe mich in vielem was Du geschrieben hast.

    Ich liebe Kirchen- und Kuhglocken über alles. Wie Du geschrieben hast, stimmt es mich auch in Ferienstimmung.

    Auch liebe ich es wen der Hahn morgens Schreit.

    Leider ist dass alles Vergangenheit, weil die lieben Stadtmenschen ihre Ruhe haben wollen.

    War in jungen Jahren in vielen Ländern in den Ferien. Habe auch 1 Jahr in England gelebt, für Englisch zu lernen.

    Kam aber immer wieder gerne in die Schweiz zurück. Ich liebe unsere Bergen, und könnte nicht ohne sie leben.

    Wir gingen bis vor 1 Jahr jedes Jahr in die Berge und ins Tessin in die Ferien. Leider ist das uns durch die Gegner vom Rauchen vermiest worden. Da wir in den Ferien es schöner haben möchten als zu hause! Jetzt bleiben wir halt zu hause, und genießen unser Garten mit Schwimmpool und blick in den Wald. Gehen auch nicht auswärts Essen, eben wegen dem gleichen Problem. Aber da ich eine Leidenschaftliche Köchin bin, müssen wir auch nicht auf die Asiatische- und Griechische und Italienische Küche verzichten.

    Da wir 4 Kinder und eine Enkelin haben, müssen wir auch auf Gesellschaft nicht verzichten. Und da wir sehr gute Nachbarn haben, gibt es auch da immer ein schönes Essen miteinander.

    Ab und zu machen wir einen Ausflug in die Berge, aber das Essen nehmen wir mit, und suchen uns ein schöner Platz um beim Essen die Landschaft zu genießen.

    Da ich durch einen schweren Reitunfall in vielen eingeschränkt bin, kann ich leider keine Bergtouren machen, das war meine größte Leidenschaft. Darum male ich unsere Bergen, (auch eine grosse Leidenschaft von mir.)und bin in Gedanken in den Bergen, das ist auch Ferien, aber für die Seele.

    Faul an den Stränden liegen das ist und war nie unser Ding.

    Wir lieben auch unsere urchige Ländlermusik, und auch ein schöner Jodel haben wir gerne. Aber auch viele anderen Musikstile lieben wir.

    Bin ich Stolz eine Schweizerin zu sein? Wieso sollte ich es sein? Kann ja nichts dafür!

    Aber ich Liebe die Schweiz, und bin gerne Schweizerin.

  • Hallo Debora

    Als Mitglied der rauchenden Zunft und leidenschaftliche Köchin noch einen Tipp wo du nach Herzenslust qualmen darfst, ohne schief angeschaut zu werden. Und wo du, wenn es dich gelüstet, sogar ein Fondue bestellen kannst oder als empfehlenswerte Alternative eine “Comida Criolla”, wie nachstehende kleine Episode beweist:

    Kurze Geschäftsreise nach Venezuela. Am Vorabend meiner Rückreise in die Schweiz, besuche ich mit Geschäftsfreunden ein Feinschmeckerlokal in Caracas. Auf meine Frage: “Was können sie mir empfehlen?” antwortet der Kellner freudestrahlend: “Señor, ich empfehle ihnen unseren neusten Hit -- “Käsefondue” -- mit Sicherheit haben sie diese Nationalspeise aus Schweden noch nie gegessen“. Dem verdutzten Kellner musste ich klar machen, dass er, wie viele andere auch, die Schweiz mit Schweden verwechselt und ich am nächsten Tag, wieder zu Hause, mit meiner Frau und Freunden -- nein, nicht ein schwedisches, sondern schlicht und einfach ein echt schweizerisches Neuenburger-Fondue genießen werde. Passend zur winterlichen Jahreszeit, im Gegensatz zu den tropischen Verhältnissen in Venezuela. Und ich bestelle wie gewohnt in diesen Breitengraden, eine einheimische Mahlzeit, eine “Comida Criolla”.

    Und zwar das Lieblingsgericht eines Berners mit dem Nicknamen “Kobold“ und vielen Venezolanern: “Hallacas“. Zubereitet mit Hühner- Rind- und Schweinefleisch und vielen weiteren Zutaten. Die Füllung wird mit einem Maisteig umkleidet und in Bananenblätter eingeschlagen. Schmeckt herrlich! Und zu Abschluss noch eine feine handgerollte Zigarre aus Kuba, dem ehemaligen Eldorado für Raucher.

    Solange die Kubaner ihre Cohibas, Montecristos, Romeo y Julietas, Partagos, & Co qualmten, war die Welt, wenigstens in dieser Beziehung auf diesem „Inselchen“ noch in Ordnung. Bei den Kubanern gehört der Genuss einer Zigarre wie die Musik zum Lebensgefühl. Ein Kubaner sagte mir einmal: Eine Zigarre raucht man nicht, man genießt sie! Leider ist das alles Schnee von gestern. Ab Februar 2005 ist das Rauchen auf diesem paradiesischen „Inselchen“ in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden verboten!

    Sorry, mein Beitrag würde wohl besser in ein Reiseforum passen. Und eine Zuwanderung von Kubanern in die (fast) rauchfreie Schweiz ist nicht zu befürchten!

    Gruß

    Kobold

  • Lieber Kobold

    Du hast mir aus dem Herzen gesprochen. Schade, dass Sünneli, Lark und Ticino sich nicht zu Worte gemeldet haben.

    Auch dem heiligen Guru Christoph und seinen Jüngern würde es gut tun Deine Zeilen zu lesen. Aber der hält sich lieber in Nordkorea, Chile, etc. auf, um sich an der dortigen Lebensweise zu ergötzen und sich Munition für seine 1. August Reden und Hasspredigten zu holen.

    All denen ist wohl, der Kiefer runtergefallen.

    Ich hoffe, Du kannst noch viele Jahre beim Beobachter Forum mitmachen.

    Mutig weiter so. Wir haben viel zu wenig von Deiner Art Schweizer in unserem Alpenländli.

    Gruss