Die perfekte Lösung gibt es nicht. Und warum Jugendliche?

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Die Details zum Entscheid und den entsprechenden Thread finden Sie hier.

  • Hallo zusammen.

    Ihr hattet das Thema Kiffen also im Griff. Ok. ihr seit erwachsen und wisst was ihr vertragen könnt.

    Ich erlebte das Kiffen leider mit meinem 15jährigen Sohn und es war eine sehr unerfreuliche Zeit das könnt ihr mir glauben.

    Genau in der selben Zeit wurde in der Politik wegen der Legalisierung diskutiert. Es gab den damaligen Teenagern ein total falsches Zeichen.

    Ich führte immer wieder Gespräche mit meinem Sohn, (musste Hausarrest verhängen) was in dem Alter sowieso schwierig war.

    Er war in einer schwierigen Phase, Lehrstellensuche, Abnabelung von den Eltern usw. Sein Umfeld war auch nicht gut.

    Er war immer gereizt, setzte seine Lehrstelle aufs Spiel, kurz die Sache wurde durch das Kiffen nur noch verstärkt.

    Es heisst immer es ist Sache der Eltern die Kinder zu erziehen und zu wissen was sie in der Freizeit anstellen.

    Aber wenn sie dermassen leicht an den Mist rankommen und die ewige Diskussion um die Legalisierung so weitergeht, wird es den zukünftigen Eltern von Teenagern schwer gemacht.

  • Vielleicht darf man auch nicht vergessen, sich in die jungen Leute mal hinein zu versetzen, anzuschauen, was da ihre Wünsche sind, ihre Hoffnungen und Ziele (oder auch keine), wie da ihr Alltag ist, wie die Gesellschaft ist, ... oder wir können auch versuchen, uns an unsere eigenen jungen Jahre zu erinnern.

    Denn es ist ja nicht immer zwingend eine Schuldfrage, wie "fehlende Intelligenz" beim Betroffenen, oder "schlechte Erziehung", oder was man eben schnell mal oberflächlich so anschaut, wenn man sich die Frage nach dem "Warum?" stellt, warum also ein junger Mensch nach irgend einer Droge greift.

    Da hätten wir also z.B. mal - wenn wir uns erinnern mögen an unsere eigene Jugend - diese "Leichtlebigkeit", erinnert Ihr Euch? Ah, alles Null Problemo! Man kann alles und will alles und man ist auch fähig, notfalls die Welt zu verändern. Und die Erwachsenen sind sowieso alle von einem anderen Planeten! Wenn ich kiffen will, dann kiffe ich, und lasse mir von niemandem was sagen, jawoll!

    (Grins! Könnt Ihr's nachspüren? Ach ja, was waren das für Zeiten!)

    Da war also die Suche nach der Unabhängigkeit, die Suche nach dem eigenen Ich, ein Ablösen, ein Selbständigwerden-Wollen, eine gewisse Rebellion eben auch.

    Das ist ja auch irgendwie normal. Aber es ist eben da. Und so sind die "Gefahren" von Aussen für so eine junge Menschenseele eben auch da. Aber das kann der junge Mensch nicht (unbedingt) wissen. Selbsterfahrung ... ist meistens noch immer die beste Erfahrung.

    Dann kommt da aber möglicherweise auch noch das "Anpassungs-Syndrom" (ich nenn es jetzt mal so) hinzu. Da wir eine "Werte"-Gesellschaft sind, erfahren wir das schon als Kind so. (Z.B. wenn wir keine Markenturnschuhe tragen, lachen uns die anderen Kinder in der Schule aus.) Und so passen wir uns (bewusst oder unbewusst) eben an, weil wir nicht als Aussenseiter leiden wollen.

    Hier steht natürlich schon auch die Erziehung dahinter, denn ein selbstbewusstes und soweit eigenständig starkes Kind, hat dann auch gelernt, sich mit seiner eigenen Einstellung und Meinung durchzusetzen. (Es kann also auf die Markenturnschuhe durchaus verzichten.) - Fehlt ihm aber diese Eigenständigkeit, dann ist es immer irgendwo abhängig von den Meinungen anderer, ... und gerät auch schneller in Versuchung, sich Gruppenzwängen unterzuordnen.

    Also beginnt so ein junger Mensch vielleicht eher zu kiffen, als andere, um einfach "dabei" zu sein, weil er das für sein Ich so braucht, und er sich dann unter den anderen mehr "wert" fühlt.

    So ein junger Mensch kann das kaum selbst so einsehen oder erkennen. Er wird dazu nur sagen, ich mache was ICH will, und ich finde es cool, da ist nichts dabei, und überhaupt, lasst mich doch in Ruhe, ihr habt doch alle keine Ahnung davon.

    Wenn wir uns da also so ein bisschen in diese Seite hinein versetzen, können wir das "Warum?" durchaus etwas nachspüren. Letztendlich erübrigt sich da sogar eigentlich die Frage nach dem Legalisieren von Hanf oder nicht, sondern da muss das jeweilige Ich angeschaut werden, den Menschen selber, seine Wünsche, seine Antriebe dazu, wie er damit umgeht, und warum er so und so damit umgeht.

    Warum schaffen es die einen, Nein dazu zu sagen, und die anderen nicht?

    Ist es ein "Anpassungs-Syndrom", ... oder - grad in jungen Jahren - vielleicht einfach nur die Lust nach Erleben und Abenteuer, ein einmaliger Versuch, um es einfach mal erlebt zu haben?

    Und was geschieht nachher, wenn das Kiffen versucht wurde? Wie denkt man darüber? Alle Kollegen sagen: "Ey, es ist ja sooo cool!", ... also muss es so sein? Was beobachtet man an sich selber? Hat man den Eindruck, wenn man gekifft hat, habe man plötzlich alles im Griff, alles läuft viel besser? (Wo hier eine Gefahr eben für psychische Abhängigkeit besteht.) Oder hat man einfach einen coolen "beduselten" Eindruck, den man einfach mal geniessen kann? (Wo vermutlich weniger Abhängigkeit besteht.)

    Ich denke, es gibt hier keine wirkliche Regel für ein Ja oder Nein, ein Verbot oder Nicht-Verbot. Wir sind halt auch eine Gesellschaft, die alles in Gesetze zwängen will. Das KANN helfen, aber eben auch nicht immer, insbesondere eben da nicht, wo es um Genussmittel und Drogen geht. Ein Verbot kann hier eben ein "Tun", ein "Versuchen", eher noch extra fördern.

    Ich vermut daher, dass der Weg eher menschlich angegangen werden müsste. In der Erziehung, aber auch in der Schule schon, wo nicht nur das Negative der Droge mit dem belehrenden Zeigefinger erklärt wird, ... sondern wo auf den jungen Menschen eingegangen wird, wo seine Stärke betont wird, wo ihm erklärt wird, dass er auch Nein sagen darf, und wo auch "Gruppenzwang" ein Thema sein muss.

    Nike

  • Hallo nike,

    das war ein sehr guter beitrag, danke. Ich weiss nicht ob du Kinder hast. Während der Zeit in der mein jugendlicher Sohn kiffte, hatte ich nur eines: ANGST. Ich drang nicht mehr zu ihm durch. Klar die Pubertät spielte eine sehr grosse Rolle, aber ich fühlte eine totale Funkstille zwischen ihm und mir. Ich wusste, dass er mit Leuten zusammen war die viel älter waren als er, zu denen er aufsah. Es war einfach eine sehr schwierige Zeit.

    Heute lachen mein Sohn und ich darüber, er ist mittlerweile erwachsen und ein toller Mann. Aber es ist so wie du beschrieben hast, man hinterfragt die Erziehung, man hat Angst, dass Familie und Bekannte dumm darauf reagieren usw.

    Kurz und gut man versucht allein mit solchen Problemen klarzukommen.

    Ich fühlte mich sehr alleingelassen in dieser Zeit, wagte mich niemandem anzuvertrauen. ich denke, wenn ich damals ein solches Forum gekannt hätte wo man sich anonym mitteilen kann wäre es mir besser gegangen. Einen schönen Abend Louise

  • @ louise

    Ja, das kann ich verstehen, dass es für Eltern sicherlich nicht einfach ist, zusehen zu müssen, wie der Sohn oder die Tochter anfängt zu kiffen, und da scheinbar ganz verkehrte Wege zu gehen scheint.

    Aber es ist halt schon so, dass es gerne mal so eine Art Loslösungsprozess ist, der (rebellische) Schritt in die eigenen Entscheidungen, wo die Eltern halt nix mehr zu melden haben. Das hat dann nicht mal was spezielles mit den Eltern zu tun, (um ihnen extra zu trotzen), sondern es ist eine Art Selbstfindungsweg, und eben dann sogar noch einer, der "verboten" ist und anfänglich auch cool ist, also ist es ein spannender Weg.

    Ich habe selber keine Kinder, nein, aber ich weiss noch, wie es bei mir damals war. In jungen Jahren habe ich auch angefangen zu kiffen, aber dies eben eigentlich nur, um "dazuzugehören", weil es cool war.

    Naja, es war so eine Mischung zwischen Neugier und Erleben-Wollen (raus aus dem ollen Schul- und Eltern-Alltagstrott), aber eben auch dem Dazugehörenwollen. Damals - so hatte ich jedenfalls den Eindruck - WAR man jemand, wenn man kiffte.

    Aber man muss sich da eben mal diese "verdrehte" Einstellung da anschauen, die ich damals so hatte.

    Eigentlich hätte ich es beim einmaligen oder zweimaligen Versuch auch einfach stehen lassen können, ... aber da war eben auch noch dieser Gruppenzwang, diese neue Clique, die da war. Also bin ich mit denen mitgezogen, und habe immer schön weiter gekifft. Ja, und so eine Freundesclique kann durchaus auch eine Art "Familienersatz" sein.

    Als dann meine Eltern doch noch erfuhren, dass ich Drogen nahm, waren diese so geschockt, dass sie gar nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten. (Damals gab es auch noch kaum Beratungsstellen). Also haben sie auch niemals mit mir darüber gesprochen, ja sie wussten da gar nicht was sagen. So wurde es gewissermassen ... zu einem Tabu. Denn für die Eltern wäre das (zur damaligen Zeit noch viel intensiver) zu einer unglaublichen "Schande" geworden, wenn es rausgekommen wäre, dass die eigene Tochter kifft.

    So war das für mich dann aber auch eine Art "Machtmittel", wo ich endlich einen Weg gefunden hatte, etwas zu tun, das meine Eltern völlig hilflos machte. Aber das war mir damals natürlich nicht so sehr bewusst.

    So habe ich dann durchaus noch ein paar Jährchen weiter gekifft, und erst als ich 20 wurde, habe ich dann selber gemerkt, dass ich es gar nicht brauche. (Das "Aufhören" damit war absolut kein Problem.)

    Ich habe dann in späteren Jahren auch junge Menschen getroffen, die gekifft haben. Dadurch, dass ich es natürlich aus Eigenerfahrung kannte, konnte ich besser mit ihnen reden, als ihre eigenen Eltern.

    So konnte ich ihnen sagen: "Schau, du musst dich einfach fragen, ob du kiffst, weil du meinst, du schaffst dann alles besser, ... dann muss dir klar werden, dass du psychisch davon abhängig bist, ... oder du fragst dich, ob es ein reines Genussmittel für dich ist, wo du einfach mal einen Moment das High-Sein geniessen willst. DAS macht dich sicherlich weniger abhängig. - Oder du kannst dich auch fragen, ob du einfach nur gerne kiffst, um bei den anderen anerkannt zu sein?"

    Ja, sie haben dann durchaus angefangen, darüber nachzudenken. Es hat dann auch jeweils eine Weile gedauert, aber sie haben dann doch noch irgendwann mit dem Kiffen aufgehört. Nicht sofort natürlich, da muss man ihnen Zeit lassen. Aber sie HABEN aufgehört.

    Es ist wirklich sehr OFT so, dass es eben eine Art von Rebellion ist, ein "Ich-mache-was-ich-will", und wo es um Anerkennung von einer Clique geht.

    Es ist nie einfach, von Aussen damit umzugehen. Aber Verbote sind hier eben auch nicht so wirksam. Grad wenn man jung ist, widersetzt man sich dem Verbot dann erst recht. Da geht es eigentlich nur mit Verständnis, mit freundlich-gutem Zureden ohne Vorwürfe.

    Vielleicht muss man da als Eltern auch ein Stück Vertrauen darauf haben, dass grad die jungen Jahre eine Entwicklungssache sind, die sich ja jederzeit, aber oftmals auch erst nach einer Weile wieder ändern kann. Es ist ja auch eine "Lehrzeit", wie wir alle wissen.

    Klar, ich weiss, ich hab gut Reden, wenn ich selber keine Kinder habe (schmunzel), ... aber die Sicht aus der Jugend selbst, wenn man versucht, diese nicht zu verlieren, ... dann hilft das ja vielleicht auch, ein wenig besser damit umgehen zu können?

    Liebe Grüsse

    Nike

  • Wie bereits erwähnt wurde, Verbote bringen nichts. Ein Dealer auf der Strasse verkauft jedem "Gras", und fragt nicht nach einem Ausweis.

    Ein Ende des Verbotes würde den Verkauf kontrollierbar machen. Man könnte Gesetze zur Qualitätssicherung, zum Jugendschutz (18+) erlassen, einen maximal zulässigen THC-Höchstwert einführen (nach Studien offenbar der Hauptgrund für psychische Störungen) etc. Dann noch eine Steuer darauf erheben, und diese Steuereinnahmen könnte man dann natürlich zur Prävention einsetzen.

    Ehrlich gesagt würde ich sogar noch weitergehen und alle Drogen legalisieren, und je nach Gefährlichkeit Verschreibungspflichtig machen. Schauen wir doch nur mal nach Mexiko, 30'000 Drogentote pro Jahr, und das nicht, weil sie die Drogen konsumiert hätten, sondern weil sie von der Mafia über den Haufen geschossen werden. Es würden nicht nur viel weniger Leute sterben müssen, man würde damit auch anderen Auswüchsen der Mafia etwas Einhalt gebieten, da sie weniger Mittel zur Verfügung hätte, z.b. für Bestechungen.

    Schauen wir nur mal auf die Preise der Drogen. Kokain ist in der Zwischenzeit sogar schon billiger als Cannabis, weil wir eine ausgesprochene Hetzjagd auf Cannabis veranstaltet haben.