Mein Vorgesetzter hat sich schon mehrmals sehr negativ zu meiner Militärdienstpflicht geäussert. Meine Kollegen mit ausländischem Pass würden schliesslich auch nicht mehrere Wochen "Zusatzferien" einziehen. Im übrigen gebe es noch den "blauen Weg", ich sei ja intelligent genug, herauszufinden, wie man sich von diesem "Trachtenverein" abmeldet.
Obwohl ich diese Zuschreibungen äusserst ungerecht finde, habe ich mich entscheiden, meine Ferien 2009 auf diejenigen Wochen zu legen, wo ich den Dienst machen musste. Das werde ich auch 2010 so halten, weil ich befürchten muss, über kurz oder lang zugunsten eines gleich oder besser qualifizierten ausländischen Arbeitnehmers, der nicht den Makel der Militärdienstpflicht hat, entlassen zu werden. Schliesslich hat mein Chef obige Äusserungen nie vor Zeugen, geschweige denn schriftlich gemacht und ich könnte daher nicht einmal wegen missbräuchlicher Kündigung i.S.v. Art. 336 Abs. 1 Bst. e OR klagen. Im übrigen hat er nie explizit verlangt, dass ich den WK auf Ferien mache, nur die Bemerkung fallen gelassen, was man in seinen Ferien mache sei schliesslich jedem selber überlassen.
Art. 21 Abs. 2 EOV i.V.m. Art. 19 Abs. 2 ATSG verlangt, dass die EO direkt an den Arbeitgeber ausbezahlt wird. Dies steht so auch in der Wegleitung des BSV zur EO (WEO) Rz. 6028-6030. In Kenntnis dieser Regelung und weil ich es stossend finde, dass ich de facto vollständig auf Ferien verzichte und mein Arbeitgeber dann auch noch 80% meines Lohnes während dieser Zeit ausbezahlt bekommt, habe ich das Formular EO-Anmeldung, was man am Ende der Dienstleistung vom Rechnungsführer bekommt, ganz einfach nicht eingereicht.
Nun hat die Lohnbuchhaltung aber herausgefunden, dass ich im Militär war und verlangt jetzt das EO-Formular. Ich stellte mich auf den Standpunkt, dem Unternehmen sei ja keinerlei finanzieller Ausfall entstanden. Der Buchhalter zitierte obige Gesetzesbestimmungen und verwies darauf, der Arbeitgeber habe in jedem Fall einen Anspruch auf die EO, weil er mir für die Ferien den vollen Lohn zahlt (so wie er arbeitsrechtlich dazu verpflichtet ist).
Bin ich nun verpflichtet, die EO-Anmeldung einzureichen? Es wäre doch stossend, wenn nun der Arbeitgeber finanziell davon profitiert, dass ich fortan "freiwillig" auf Ferien verzichte, nur weil ich meine Pflicht als Staatsbürger ordnungsgemäss erfüllen will, ohne riskieren zu müssen, deswegen meine Stelle zu verlieren.
Mit freundlichen Grüssen,
Aktium
Militärdienst während Ferien?
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Hallo Aktium
Es gibt wohl nichts, was es nicht gibt...
Ich empfinde es als sehr stossend, wie sich dein Chef verhält. Schliesslich machst du das Militär nicht einfach so, sondern weil es eine Pflicht ist.
Ich kann dir nur raten, dich beim Bund und der Ausgleichskasse deines AG's zu informieren.
Musst du noch viel Militär machen?
Ich hoffe, es melden sich noch User, die dir besser helfen können.
Gruss mombi -
Hallo Aktium
Was du uns hier schreibst, lässt sogar mir die Haare zu Berge stehen. Es kann doch nicht sein, dass du um deinen Arbeitsplatz bangen musst, nur weil du ein CH-Bürger bist, der erst noch den obligatorischen Militärdienst ableistet. Ich bin wirklich entsetzt!
Arbeitest du in einer Kleinfirma oder in einem Betrieb, so es ein Personaldienst gibt? Ferien muss der AG gewähren, denn diese sind aus gutem Grund rechtlich verankert.
Mir ist schon klar, dass die Lohnbuchhaltung die EO einkassieren will, da sie sich vermutlich unter keinen Umständen vorstellen können, dass du den Militärdienst leistest anstelle der Ferien. Du bist verpflichtet, das entsprechende Formular auszufüllen, was ebenfalls gesetzlich verankert ist.
Ich hoffe, dass dir hier ein Profi im Forum weiterhelfen kann und wünsche dir viel Glück dabei.
Wurzel -
Danke wurzel und mombi,
das Problem liegt ja letztlich vor allem in der Tatsache, dass heutzutage nicht mehr jeder männliche Schweizer Dienst leisten muss (ob Militär oder Zivildienst ist egal). Noch vor 20 Jahren war praktisch Jeder dienstpflichtig, sogar den HD gab es noch. Oder wie es mein Vater etwas überspitzt formuliert hat: Wer einigermassen einen Löffel halten konnte, den haben sie eingeteilt. Irgendein Jöbli gab es selbst für Kompaniekälber. Heute werden die alle ausgesiebt und frühzeitig entlassen, damit man möglichst wenig Probleme hat.
Kommt dazu, dass der Rhythmus im Business derart "gäch" ist heute, dass das alte Modell der Miliz vor dem Kollaps steht. Nicht nur beim Militär, sondern auch bei öffentlichen Ämtern in Gemeinden (Gemeinderat, Schulpflege, Rechnungsprüfungskommission, etc.)
Konkret bedeutet dies, dass man in der Schweizer Niederlassung eines internationalen Konzerns ein völliger Exot ist, wenn man wie ich noch Dienst leistet - sogar unter den Arbeitnehmern mit Schweizer Pass. Für die bin ich eine Art Kameradenschwein, weil sie Teile meiner Arbeit übernehmen müssen, wenn ich im Militär bin. Einige mokieren sich auch darüber, dass sie sogar noch für meine Ferien bezahlen dürften (Wehrpflichtersatzabgabe), weil sie selber nicht gehen wollen oder können. Und die ausländischen Kollegen (v.a. US- und UK-Bürger) verstehen in der Regel das System erst recht nicht und finden, so etwas wie Krieg solle man Profis überlassen.
Betr. Ferien: ist mir alles klar, wurzel. Natürlich hätte ich mich bei der Personalabteilung mit dem Hinweis auf den Zweck von Ferien (nämlich Erholung) zur Wehr setzen können. Da man mir aber nicht explizit befohlen hat, die Ferien auf den Militärdienst zu legen, werden die sich taub stellen. Das einzige was ich da zu hören bekäme wäre: Wer nicht genügend belastbar sei, der sei halt eben falsch am Platz in diesem Unternehmen. Oder alternativ: Wer im Rahmen der Normalarbeitszeit gemäss Vertrag mit der Arbeit nicht durchkomme, sei eben zu wenig effizient bzw. effektiv und sollte sich ebenfalls überlegen ob er nicht kündigen sollte bevor es die Firma tut. Alles schon gehört.
Dass die Personenfreizügigkeit zu massiv härterer Konkurrenz führt, braucht gar nicht erwähnt zu werden, das ist jedem klar. Der Kündigungsschutz gemäss OR 336ff ist ein Witz, weil leicht zu umgehen.
Da ich nun mal auf die Kohle angewiesen bin (hohe Schulden wg. gescheiterter Selbstständigkeit und nicht bereit für einen Privatkonkurs, da Frau und Kinder wegen diesem Fiasko ihr Zuhause nicht verlieren sollen) kann ich mir schlicht nicht leisten den Job zu verlieren oder gar selbst zu kündigen.
Habe das Formular jetzt übrigens unterschrieben und eingereicht. Heisst für mich: case closed.
Nur für dieses Land nicht. Denn leider geben die Unternehmen die von den Rahmenbedingungen und dem durch die Armee gelieferten Produkt Sicherheit profitieren, nur noch Lippenbekenntnisse zum Milizprinzip ab. Sie sind jedoch de facto nicht mehr dazu bereit, ihre Leute, deren Potential und Zeit milizmässig der Landesverteidigung zur Verfügung zu stellen. Bei jungen Leute zwischen 20 und 30 akzeptieren sie es gerade noch so knapp. Leute über 30 wollen sie nicht mehr teilen, Kader schon gar nicht.
So und jetzt wieder ab an die Arbeit. *gg* -
Ich persönlich würde das EO-Formular einreichen und für die Dauer des geleisteten WK neue Ferien beantragen... Was meint die Beo-Helpline dazu?
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Eigentlich gibt es nichts zu diskutieren:
In unserem Ländli haben alle Anrecht auf bezahlte Ferien UND bezahltem WK. (OR)
Eine Kündigung wegen WK-Absenz wäre rechtsmissbräuchlich, somit müsste ein anderer Grund vorgeschoben werden.
Und gegen den anderen Grund ist leider meist kein Kraut gewachsen.
Silvia