Arzttermin während der Arbeitszeit

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  • Hallo zusammen

    Ich hätte eine Frage betreffend Arztterminen während der Arbeitszeit. Ich habe gleitende Arbeitszeiten (Wochen-Schichten) und hätte in den nächsten Tagen einen Arzt-Termin. Da mir der Arzt keinen besseren Termin geben konnte, habe ich den Arzt gebeten mir den frühmöglichsten Termin am Morgen zu geben. Nun fordert mein Arbeitgeber die Arzt-Stunden nachzuholen oder meine Kompensations-Stunden abzuziehen.

    Darf er das? Oder ist man geschützt da der Arztbeszuch zu übliche freie Stunden zählt?

    Danke schonmal im voraus..

    Gruss

    neo

  • Hallo Neo

    Bei uns ist das auch so. Wir haben ebenfalls Gleitzeit und im Reglement des Verbandes steht ganz klar, dass Arztbesuche keine bezahlten Abwesenheiten sind. Bei uns geht das vom Gleitzeitsaldo oder von den Ferien ab.

    Deinen letzten Satz verstehte ich nicht. Wenn du Schicht hast, wäre doch vielleicht ein Abtauschen möglich gewesen?

    Gruss

  • Ich hatte einen recht sozialen Arbeitsgeber (Kanton BS), der sicher über alle gesetzlichen Vorlagen Bescheid weiss. Aber auch da mussten die Arztbesuche vom Gleitzeitkonto abgebucht werden.

    Persönlich finde ich das nicht gut. Was soll ein chronisch Kranker machen, der mindestens jede Woche zum Arzt muss? Er kann die Zeit ja niemals wieder nachholen.

  • @lorus

    Erlauben Sie mir eine Gegenfrage:

    Was soll ein Arbeitgeber machen, der einem chronisch kranken MA mindestens jede Woche einen Arztbesuch berappen muss?

    Ich denke Sie kennen die Antwort:

    er wird sich überlegen, ob sich diese dauernden Zusatzkosten rechnen. Was bleibt ist vielleicht eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses. Wäre das die bessere Lösung?

    velvet

  • Hallo Neo

    Habt ihr kein Personalverordnung oder sowas?

    Ev. GAV (Gesamtarbeitsvertrag), obwohl ich dort nicht weis, wie es geregelt ist.

    Kurz über mich und diese "Arztterminabsenzen": Wir haben einen Anrecht, klar wenn es in der Freizeit nicht möglich ist, auf max. 2 Stunden für Arztbesuch, Zahnarztbesuch und med. indizierte Therapien.

    Auch wenn ich "nur" 80% arbeite, kann ich vielen Termine nicht am 5. Tag planen und wahrnehmen. Am 6. und 7. Tag arbeiten die Aerzten nicht, was mir eigentlich passen würde.

    Da ich 30 Minuten abseit der Stadt arbeite, schaue ich immer, dass die Arzttermine ende Nachmittag stattfinden. Denn kann ich die fehlenden 30/35 Minuten bis 8 St 30 Min. am Tag rückvergütet haben. So waren es "nur " 2 Stunden in Oktober und 1,5 St. im November. Sonst bin ich ein Tag krank all 2 Monaten...

    @ Velvet/Lorus/"Kronisch kranken MA":

    Wenn ein Mitarbeit einmal pro Woche zum Arzt geht, denn ist er, excusez chronisch gesund...

    Das Schreckzenario mit Kündigung nach eine Arztabsenz pro Woche kann ich nicht nachvollziehen, da wenn ich eine Stunde oder einen Tag fehlt, dies selbst nachholen/hinein komprimieren muss.... War es früher anders?

    fg. mu



  • Wenn ein Mitarbeit einmal pro Woche zum Arzt geht, denn ist er, excusez chronisch gesund...



    Sorry, ich verstehe das nicht. Wenn ein Mensch wöchentlich zum Arzt gehen muss, dann ist er wahrscheinlich schwerer/chronisch erkrankt oder sein Arzt eine Niete.

    Wenn ein Mensch
    freiwillig jede Woche zum Arzt geht, dann ist er ein Hypochonder.

    LG

    lorus

  • velvet: Das Problem ist, dass wir für chronisch kranke Menschen keinen Platz in unserer Leistungsgesellschaft haben. Natürlich kann man nicht alle Lasten den Arbeitsgebern aufhalsen. Aber wem sonst? Der MA ist chronisch erkrankt, er schafft sein 100%-iges Pensum nicht oder nur mit Mühe. Die Minusstunden, die sich durch Arztbesuche häufen, kann er nicht mehr einholen. Er wird öfters ins Spital/Kurheim eingewiesen oder sonst wie krank geschrieben. Selbst ein sozial eingestellter Arbeitsgeber wird sich also von ihm trennen müssen. Eine neue Stelle findet er unter den gegebenen Umständen sicher nicht. IV bekommt er auch keine, bleibt also nur die SH.

    Dieses Beispiel ist nicht fiktiv.

    Und natürlich sprengt mein Beitrag diesen thread.

  • @ Lorus

    Der Begriff "Kronischkrank" wäre noch zu definieren. (Wie auch Gesund=Arbeitsfähig ).

    Tja, wahrscheinlich habe ich es, wegen meinen wöchentlichen Termine beim Arzt/Aerzte den letzten Monaten zu persönlich genommen. (Eben.. Kronischgesund)

    Ich leiste und leiste, wie alle andere, trotz mehreren körperlichen Beschwerden, fühle mich aber nicht als Kronischkrank, wegen den wenigen Absenzen, die ich sowieso selbst danach verwalten muss. Die Lebensqualität, wenn ich nicht arbeite, leidet darunter, ist klar!

    Und lieber Unfall als Krankheit für die "Anerkennung" des AG, etc..

    Schade, dass Absenzen wegen Arztbesuch nicht überall anerkannt sind. Wenn jemand einen Anspruch hat, sollte er es klar in vernünftiger Art brauchen. Was sind wohl nur 2 Stunden im Monat, im Vergleich zum Pensum und totaler Leistung? (Meine zwei Pausen von 1/4 Stunde am Tag kann ich nur zur 20% machen, da sagt niemand etwas.)

    Nebenbei ist es auch richtig, wenn ein Kind krank ist, dass, wenn es nicht anders geht, der Vater oder die Mutter bis 3 Tagen "frei" nehmen kann/darf.

    @ Neo

    Hast Du denn deinen Arzttermin wahr genommen. Und konntest Du ein besser passenden nächsten Termin abmachen, oder wirst Du krankgeschrieben?

  • Mu

    Es geht nicht darum, ein Schreckensszenario aufzubauen. Da haben Sie etwas missverstanden.

    Wenn ein MA seine Arztbesuche nicht als bezahlte Arbeitszeit sieht, droht aus diesem Grund auch keine Entlassung. Was aber immer auch ein Risiko beinhaltet, ist die betriebliche Unsicherheit durch kranke MA. Es ist meist einfacher, Termine und Fertigungspläne mit gesunden MA einzuhalten. Dass ein Arbeitgeber den für ihn einfacheren Weg sucht, darf ihm nicht per se übel genommen werden. Tausende und Abertausende von MA suchen stets den einfacheren Weg.

    velvet

  • Das Problem ist, dass wir für chronisch kranke Menschen keinen Platz in unserer Leistungsgesellschaft haben.



    @lorus, dem kann bedingt zugestimmt werden. Auch hierzu kennen Sie vermutlich die möglichen Gründe: einer davon ist, die zunehmenden Sozial-Forderungen gegenüber dem Arbeitgeber. Ein weiterer Grund liegt natürlich auch in der Tatsache, die ich Mu erklärte - obwohl nicht zwingend zutreffend ist, dass ein chronisch Kranker MA betrieblich unzuverlässiger sein muss als ein gesunder MA.

    Ich kenne viele, in denen just die Krankheit ihr Arbeitsverhältnis kittet. Aber in allen diesen Fällen bieten diese kranken MA Bestleistungen, soweit es Ihre Situation erlaubt. Solches wird von vielen Arbeitgebern gerne und ohne Dankeserwartung honoriert.

    Ihre Darstellung bezüglich „Karriere eines Kranken“ könnte durch geeignete Massnahmen vielmals verhindert werden. Hierzu fehlen aber noch die gesetzlichen Bestimmungen. Das Problem liegt hauptsächlich in der Gefahr des Missbrauchs und zwar auf Seite des Arbeitgebers wie auch seitens Arbeitnehmer.

    velvet

  • Es ist schweirig. Wegen ein neuer Mitarbeiter ( wir sind ein sehr kleine Firma) und mis-management habe ich Herzritme störungen.

    Vielleicht hätte ich die auch ohne mismanagement und eine gute Mitarbeiter bekommen.

    Aber meine Artzbesuchen für Butspende ( zum Analyse) Ultraschall usw gehen rücksichtlos von mein Zeitkonto ab.

    Gerecht ? Nicht nach meiner Meinung, aber wenn mann sich beschwert droht die Kündigung...

    Wo knnte man sich melden für ein objektive Beratung ?

  • Kev

    Mir scheint, dass Du zwei verschiedene Dinge vermischest.

    Eine Frage ist: ob deine Arbeitsbedingung Dich krank machen. Das ist etwas, dass Du mit deinem Arzt besprechen müsstest.

    Die andere Frage ist: ob Du die Zeit die Du nötig hast, für ein Arztbesuch von deiner Arbeitszeit frei nehmen kannst.

    Dieses Thread geht um diese zweite Frage. Die Zeit, die Du haben darfst um einen Arztbesuch zu machen ist nicht mehr, und nicht weniger, nur weil Du vermutest, dass der Stress am Arbeitsplatz vielleicht für dein Kranksein verantwortlich ist.

    Siehe bitte die hervorragende Website http://www.ch.ch

    https://www.ch.ch/de/absenzen-am-arbeitsplatz/ (Deutsch)

    https://www.ch.ch/en/absences-work/ (English)

    https://www.ktipp.ch/artikel/d…t-der-arzttermin-bezahlt/

    ktipp 2001

    Lohnfortzahlung ist in den beiden Artikeln des ORs (Schweizerische Obligationsrecht)

    Art. 324a und Art. 324b geregelt.

    https://www.admin.ch/opc/de/cl…0009/201407010000/220.pdf

    Dort steht:

    "4. Durch schriftliche Abrede, Normalarbeitsvertrag oder Gesamtarbeitsvertrag kann eine von den vorstehenden Bestimmungen abweichende Regelung getroffen werden, wenn sie für den Arbeitnehmer mindestens gleichwertig ist."

    Das bedeutet, dass ein Arbeitgeber die Rechte des Arbeitnehmers nicht (etwa mittels NAV oder GAV) schmälern darf.

    Es wird aber als fair betrachtet, dass Du als Arbeitnehmer sein Bestes tut, die Arztbesuche so zu planen, dass sie wann auch immer möglich nicht während der Arbeitszeiten statt finden.

    Hast Du wirklich Grund, anzunehmen, dass Du mit der Kündigung gedroht wirst? Falls ja, erzähle das deinem Arzt, der dann vielleicht eher darauf schaut, dass er Dir mit den Terminzeiten entgegenkommt.

    Versuche, so gut es geht, in anderen Punkten deinem Arbeitgeber entgegen zu kommen. Erzähle deinem Vorgesetzten , dass Du dein Bestes tust, die Termine ausserhalb der Arbeitszeiten zu legen, oder zur Randzeiten. Informiere ihm so früh möglich, falls das Dir mal nicht gelungen ist. Falls es ein Engpass in der Firma gibt, und falls Du nicht krankgeschrieben wirst, könntest Du eventuell anbieten, ausnahmsweise an einem anderen Tag (z.B. am Samstag) einige Stunden nachzuholen. Das geht natürlich nur, falls Du nicht immer kranker wirst und immer wieder zum Arzt musst.

    Gute Besserung!