angemessene Wartezeit im Spital?

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  • Ich möchte die Forengemeinde einmal um ihre Meinung bitten betreffend die Wartezeiten in einem Spital.

    Konkreter Fall:

    Ich bin gehbehindert und habe mir am gesunden Bein das Knie verletzt. (Meniskusschaden oder ähnliches) Zudem leide ich an den Folgen einer Schädigung der Halswirbelsäule mit entsprechender Schmerzsymptomatik.

    Infolge unerträglicher Schmerzen habe ich um 23.30h, (nach reiflicher Überlegung, ob die Sache noch hinausgeschoben werden könnte) die Notfallpraxis des Universitätsspitals in Zürich aufgesucht und dort nach Angabe der Personalien um ein Schmerzmittel gebeten.

    Nach zwei Stunden hatte ich immer noch kein Schmerzmittel bekommen und ich musste energisch nachhaken, worauf mir dann lediglich ein schwach wirksames Paracetamol (nicht rezeptpflichtig) abgegeben wurde.

    Während der Wartezeit verschlimmerten sich meine Schmerzen noch, was aber offenbar niemanden interessierte.

    Erst als ich kurz vor fünf Uhr morgens, nach sagenhaften fünfeinhalb Stunden Wartezeit im Vorzimmer der Praxis damit drohte, das Spital wegen unterlassener Hilfeleistung zu verklagen, kam plötzlich Bewegung in die Sache und ich wurde umgehend untersucht.

    Interessant ist auch der Umstand, dass andere Patienten, welche nach mir die Praxis betreten haben, aber laut jammern konnten aber offensichtlich nicht lebensgefährlich verletzt waren, bei der Behandlung zeitlich vorgezogen wurden.

    Ich habe nun den Eindruck gewonnen, dass ich als Patient nicht ernst genommen werde, wenn ich nicht laut schreiend oder mindestens mit blutigem Hemd erscheine.

    Wenn man sich bescheiden und anständig gibt und sich unauffällig verhält, wie ich finde, dass es sich in einer Arztpraxis auch gehört, wandert man auf der Prioritätenliste einfach ganz nach hinten.

    Passend dazu ist auch noch der Umstand, dass sich das Personal des Nachtdienstes, anstatt die wartenden Patienten zu behandeln, neben der Praxis im Freien ausgiebige Rauchpausen gönnte.

    Meine Fragen deshalb an die Forengemeinde:

    - Sind fünfeinhalb Stunden Wartezeit vor einer ärztlichen Untersuchung normal heutzutage?

    - Sind solche Zustände auf die Einführung der Fallpauschalen zurückzuführen?

    - Sind Erfahrungen bekannt, ob Patienten, welche privat versichert sind, bei der Behandlung zeitlich vorgezogen werden? (Zweiklassenmedizin)

    - Gibt es für den Unispital Zürich eine vorgesetzte Beschwerdestelle? Lohnt es sich, dort eine Reklamation zu deponieren?

    Persönlich finde ich die Zustände am Unispital mit derartigen Wartezeiten jedenfalls unzumutbar. Offensichtlich ist das Spital personell völlig unterdotiert und das haben ja wohl die politischen Instanzen zu verantworten. Der Dumme ist dann einfach der Patient...

    Die Diskussion ist eröffnet!

    Andy

  • Zuerst einmal, Ihr Notfall war nicht zufällig in der Nacht von 04. auf 05. September? 34 Personen mussten ins Spital in jener Nacht. „In Schlieren im Sortierzentrum der Post rieselt etwas Maispulver aus zwei Couverts“ (Zitat von Autor „J“ hier im Beobachter-Forum „Arbeitsforum“ - Verfasst am: 06.09.2012 [01:59])

    Nun, konkret zu Ihren Fragen:

    Ja, „fünfeinhalb Stunden Wartezeit“ dünkt mich lange. Es spielt wohl eine Rolle, was in jener Nacht sonst noch war. Wenn schlimme Unfälle waren und Personen „blutend“ eingeliefert werden, werden solche Verletzte vorgezogen, denke ich.

    Allerdings meine ich, dass dies weder etwas mit „Fallpauschalen“ noch etwas mit „Zweiklassenmedizin“ zu tun hätte!

    Sie gingen doch in den Notfall als ambulant? (Fallpauschalen und Zweiklassenmedizin wären massgebend bei stationärer Behandlung.)

    Und ja, eine „vorgesetzte Beschwerdestelle“ gibt es sicher. Möglicherweise gibt es auch sicher in Zürich irgendeine Ombudsstelle, wobei meiner Meinung nach eventuell auch eine spezielle Ombudsstelle extra für Patientenanliegen in Frage käme. Vielleicht könnten Sie direkt bei der Direktion reklamieren. Oder Sie schreiben einfach an den Zürcher Regierungsrat …

    Allerdings, eine konkrete Adresse für eine Beschwerde soll Ihnen hier im Forum bitte jemand aus Zürich geben … (ich bin nicht aus Zürich), welche/r es wohl besser wüsste/n …

    Erlauben Sie mir noch die Bemerkung, dass, wenn Sie noch konnten „drohte, das Spital wegen unterlassener Hilfeleistung zu verklagen,“ ich vermute, dass es Ihnen doch auch nicht so schlecht gegangen sein muss (Wenn ich im Notfall wäre, könnte ich nicht noch Drohungen aussprechen und mir vor einer Untersuchung überlegen, ob ich das Spital „verklagen“ will!) … (!)

    Und beachten Sie, das Spitalpersonal ist immer wieder auf deutsche und/oder ausländische Arbeitskräfte angewiesen und ich meine, gerade auch in Zürich wäre dem so … ; … von dem her würde auch Ihr ausländer-un-freundliche Tonfall nicht passen, welchen Sie in einem anderen „Beobachter“-Forum hier in der vergangenen Nacht hinterlassen haben - Verfasst am: 15.09.2012 [01:51].

    Ich wünsche Ihnen alles Gute.

    Gruss

  • Leider ist es so das in im Notfall des USZ sehr lange wartezeite in kauf genommen werden müssen meistens mehrere Stunden.Und auch ist es so das patienten die am lautesten jammern oder schon an gegenständen Schlagen am schnellsten dran kommen. Die konsequenz die ich daraus gezogen habe ich meide den Notfall des USZ und gehe in ein anderes Spital.

  • Mir sind nur die Zustände im Universitätsspital Bern bekannt. Und dort sind Wartezeiten von mehreren Stunden und Verschiebungen von geplanten Operationen nicht an der Tagesordnung, aber es kann passieren. Notfälle werden eingeliefert, bei denn die Zeit bis zur Behandlung über Leben und Tod entscheiden. Und nicht zu vergessen, die unzähligen Not-Einlieferungen per Heli von Patienten, bei denen das behandelnde Spital irgendwo im oder um unseren Kanton am Ende ihres Lateins waren. Viele dieser Notfälle hätten ohne professionellen 24 Stundenbetrieb im Unispital “Insel” nicht überlebt.

    Die Vorwürfe und Anschuldigungen des TE sind unbegründet und Drohungen völlig fehl am Platz!!

    Kurz und bündig: Ich bin stolz über unser Unispital und mit Sicherheit auch weiteren Unispitälern mit hochqualifiziertem Personal aus dem In- und Ausland auf allen Stufen. Wer das anders sieht, kann ja eine private 5- Sterne Amiklinik mit entsprechender Kostenfolge aufsuchen und wenn alles schief geht froh sein, dass es noch Universitätsspitäler gibt, die nicht selten grobfahrlässige Mängel wieder ausbügeln müssen!

    Kobold

  • Hallo zusammen

    Zum Thema:

    Es gibt gar keine "Angemessene Wartezeit" ... ganz einfach weil diese Zeit nicht angemessen werden kann ...

    Somit wäre eigentlich das Thema dieses Threads schon beantwortet.

    Gruss

    bobcat

  • Aha,

    in diesem Fall können wir es nicht vergleichen mit der Post, wo ein "Nümmerli" gezogen wird und auf der Digitalanzeige kann gelesen werden, in wie vielen Minuten man bedient würde ...

    Ich habe sowieso das Gefühl, der Autor, welcher dieses Thema eröffnet hat, sollte künftig mit einem Rechtsanwalt zur Notfallaufnahme gehen, zumal ich hier im Forum schon öfters von ihm gelesen habe, dass er im Gesundheitswesen - inklusive mit der Medikamentenabgabe - so seine "Probleme" hätte ...

    Gruss

  • Herzlich gelacht bei der Idee mit den "Nümmerli ziehen".

    Sie haben die ideale Lösung gefunden! Das müsste sofort eingeführt werden!

    Zu Ihrer Information: Zur Nachbehandlung bin ich am Samstag noch beim Hausarzt gewesen und dort habe ich erfahren, dass die Notfallpraxis des Unispitals Zürich einen ausgesprochen schlechten Ruf habe und ich wohl besser in ein anderes Spital in der Umgebung gefahren wäre.

    Naja, hinterher ist man immer schlauer.

    So nebenbei erwähnt: Mir wurde unterstellt, ich sei in jener Nacht, wo in Schlieren eine Massenpanik bei der Post ausgebrochen ist, im Spital gewesen. Das stimmt nicht.

    Mir ist durchaus klar, dass bei Grossereignissen die Prioritäten anders gesetzt werden. Dafür gibt es beim Empfang schliesslich eine Triage. Auch wenn jemand mit einem akuten Herzinfarkt hereinstolpert ist klar, dass so einer sofort behandelt werden muss.

    Vielleicht ist in meinem ersten Bericht zuwenig klar deutlich geworden, dass ich über Stunden der einzige Wartende im Warteraum des USZ war und trotzdem nicht drankam.

    Dem Personal am Empfang ist ja auch kein Vorwurf zu machen, die müssen offensichtlich einfach die Sparvorgaben der Politik ausbaden. Aber interessant ist trotzdem, zu sehen, wie sich etwas Druck mit rechtlichen Konsequenzen in einer sehr schnellen Reaktion äussert...

    Unser Sozialarbeiter hier im Forum sieht die Sache schon recht, wenn er schreibt, dass es im Gesundheitswesen Probleme gibt. Ich habe inzwischen gelernt, dass Behinderte von vielen Stellen nicht ernst genommen werden und deshalb als Konsequenz

    begonnen, mich energisch gegen jegliche Form von Diskriminierung zu wehren. Und Diskriminierung äussert sich eben manchmal sehr subtil. Das kann bereits dort einsetzen, wo Nichtbehinderte bei der Arztbehandlung Behinderten vorgezogen werden, bloss weil der Behinderte nicht besoffen ist und sich nicht laut schreiend am Boden wälzt...

    So wie es aussieht, darf ich jetzt vom Knie ein Tomogramm machen lassen. Ich hoffe jetzt nur, dass ich dann dort nicht auch fünfeinhalb Stunden anstehen muss...

    Gruss

    Andy



  • Leider ist es so das in im Notfall des USZ sehr lange wartezeite in kauf genommen werden müssen meistens mehrere Stunden.Und auch ist es so das patienten die am lautesten jammern oder schon an gegenständen Schlagen am schnellsten dran kommen. Die konsequenz die ich daraus gezogen habe ich meide den Notfall des USZ und gehe in ein anderes Spital.



    @ kahn

    Das ist bis jetzt der aufschlussreichste Beitrag in diesem Thread. Danke für ihre Rückmeldung. Sie deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    Ich habe das USZ eigentlich nur bevorzugt, weil vor einigen Jahren eine Reportage in der Zeitung war, dass das USZ eine ganz neue supermoderne Notfallpraxis bekommen habe. Aber der Schein trügt offensichtlich. Die ganze bauliche Luxusarchitektur nützt nämlich nichts, wenn nur mal gerade ein einziger Arzt anwesend ist in der Nacht.

    Und von wegen Architektur: Das Vordach und die Zufahrt sind ja gut und recht, aber es hat sich ja kürzlich herausgestellt, dass der grosse Patientenbus der städtischen Sanität dort gar nicht durchkommt. Vorausschauende Planung sieht anders aus...

    Gruss

    Andy

  • Andy Capp

    Auf der Suche nach der Besten Bedienung im Spital kann dir niemand helfen. Ich empfehle dir eine Privatklinik. Z.B der Klinik MENTALVA mit Hotelkomfort u.s.w. in Cazis GR. Die du aber selbst berappen musst. Ich möchte insbesondere noch erwähnen, dass man als Behinderter nicht automatisch Vorrechte für sich in Anspruch nehmen kann. Ist sogar von den Meisten nicht einmal gewünscht.

    Bobcat

  • @"Andy Capp"

    Es hat Ihnen niemand unterstellt von wegen "in jener Nacht, wo in Schlieren eine Massenpanik bei der Post ausgebrochen ist, im Spital gewesen."! Es war eine Frage - siehe das Fragezeichen am Schluss jenes Satzes.

    Gruss



  • Mir ist durchaus klar, dass bei Grossereignissen die Prioritäten anders gesetzt werden. Dafür gibt es beim Empfang schliesslich eine Triage. Auch wenn jemand mit einem akuten Herzinfarkt hereinstolpert ist klar, dass so einer sofort behandelt werden muss.



    Bei einer Triage wird nicht derjenige zuerst behandelt, der am schwersten velretzt ist, sondern derjenige, der über die meisten Überlebenschancen verfügt.

    So ist es und nicht anders!

    Bobcat



  • Bei einer Triage wird nicht derjenige zuerst behandelt, der am schwersten velretzt ist, sondern derjenige, der über die meisten Überlebenschancen verfügt.

    So ist es und nicht anders!



    Trotzdem musste auch ich (in einem anderen Spital) einmal über vier Stunden warten. Meine Überlebenschancen waren trotz einer inneren Fussverletzung durchaus gut, doch sie kamen mit denjenigen der ganzen Anzahl Leute, die mich während dieser Zeit "überholen" durften, dann leider doch nicht an.