Pünktlichkeit auf beiden Seiten

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Die Details zum Entscheid und den entsprechenden Thread finden Sie hier.

  • Hallo, Gemeinde

    Ich bin seit einem Jahr ohne Anstellung, seit November ‘14 bei der Sozialhilfe und konnte nun zum dritten Vorstellungsgespräch gehen. Der Termin wurde von der HR-Person der Firma festgesetzt, ich habe im Antwort-Mail geschrieben, daß ich der Einladung gerne Folge leisten werde.

    Letzte Woche also mit dem Auto eine Stunde und 35 Minuten da hin gefahren, alles bestens, sogar blauer Himmel. Das Gespräch war auf 11.00 Uhr angesetzt, NOTA BENE, nicht bloß 11 Uhr. Um 10.59 Uhr habe ich mich beim Empfang gemeldet. Die Empfangsperson machte telefonisch von meinem Erscheinen Anzeige und schickte mich über den Hof des Firmengeländes zu einem anderen Eingang. Kurz vor der Treppe dort schlug es Elf von einer Turmuhr des Gebäudes. Die nächste Empfangsperson führte mich in ein Besprechungszimmer, bot mir Sitzplatz an einem Tisch an und legte mir einen Ordner vor, den ich lesen möge.

    Zwanzig Minuten wartete ich auf Erscheinen meiner Gesprächspartner. Keine Silbe dazu, nein, breites Lachen. Ob ich Fragen hätte, ging es los. Ich verneinte. Der Rest des Gesprächs war nett und informativ, auch was den Lohn angeht. Am Ende der Texte im Ordner stand der Satz, man möge doch unaufgefordert seine Meinung dazu gleich zu Beginn des Gespräches abgegen, man wäre an einem Feedback interessiert. Das habe ich ganz bewußt nicht getan, weil in dem Ordner einfach nur hohle Managementsprüche standen, Zitate altgriechischer Philosophen, eine dilettantische Typografie und ein Haufen Rechtschreibefehler. Besonders eine Phrase über gegenseitigen Respekt und Pünktlichkeit verlor in der Situation ihren letzten Gehalt.

    Ich habe Mühe, über diese Respektlosigkeit hinwegzukommen. Hätte das HR-Management mir vorgängig mitgeteilt, daß man mich erst Unterlagen lesen lassen wolle, wäre eventuell alles anders verlaufen. Am nächsten Tag sagte ich per E-Mail ab.

    Jemand meinte eben, es bestehe immer ein Machtgefälle zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Ja, muß es denn ausgespielt werden? Ich habe den Menschen dieser Firma nichts zu Leide getan. Durch die Glastüre des Besprechungszimmers hatte ich übrigens stets Sichtkontakt mit der Empfangsperson und die hatte Telefon. Ich hatte mein Handy selbstverständlich ausgeschaltet.

    Wie seht ihr das mit der Pünktlichkeit?

  • Tut mir leid, mein Lieber: Ich kann hier keine Respektlosigkeit der Firma erkennen.

    Dass man die Fähigkeit eines Bewerbers zur Stillarbeit vor Ort testet, ist zwar nicht unbedingt Standard, aber keineswegs unstatthaft. Dass eine Person am Empfang telefoniert, gehört zu ihrem Aufgabenbereich.

    Dass ein Gespräch mit einem Bewerber, gerade für Angehörige der Fachabteilungen, von nachrangiger Bedeutung gegenüber der tatsächlichen Arbeit in der Firma ist, ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Man sucht auch keine neuen Mitarbeiter wenn man keine zusätzlichen Ressourcen braucht.

    Zu dem Ordner kann ich wenig sagen - ich kenne ihn ja nicht. Sollte man mir eine Mappe mit schlecht zusammen kopierten Allgemeinplätzen zum Lesen überreichen, ginge ich grundsätzlich davon aus, man forderte mich dazu auf, diese auch als solche zu erkennen, das zu äußern und mit Argumenten zu unterlegen.

    Ich glaube in der Tat, dass ein Bewerber unbedingt mit Respekt behandelt werden sollte, allein aus der Schilderung der Vorgänge kann ich allerdings keinen Mangel daran dir gegenüber ableiten. Jede Branche und jede Firma hat ihre eigene Kultur und als (potentieller) Neuankömmling tut man gut daran, zuerst die üblichen Gepflogenheiten zu studieren, abzuwarten und sich einzufügen bevor man ein Urteil abgibt. When in Rome, do as the Romans do.

    Zur Pünktlichkeit allgemein kann ich nur sagen, ich empfand in meinen ersten Jahren in diesem Land die Schweizer (Un-)Sitte, 10 bis 15 Minuten vor einem Termin aufzukreuzen als absolute Frechheit. Inzwischen habe ich mich natürlich angepasst und kalkuliere das ein.

    conchita dixit

  • Vielleicht habe ich den Punkt zu wenig herausgestellt. Es geht darum, daß die HR-Person einen Termin festsetzt und den nicht einhält.

    Ich wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, nicht zum Treffen mit einem Ordner. Wer stellte sich nicht auf eine persönliche Begegnung ein?

  • Ich muss Ihnen recht geben. Wenn ich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werde, erwarte ich auch, dass kurz nach meinem Erscheinen ein Gespräch stattfindet und nicht ein Ordner-Studium. Ich an Ihrer Stelle hätte am nächsten Tag auch abgesagt.

  • Hoffe sehr, allen meinen Vorschreiber geht es geschäftlich und finanziell bestens, schade hat Kernspannung nicht die Berufsgattung, oder den Grad im Verwaltungsrat angegeben für den er sich bewerben wollte. Es ist schon ein Unterschied für was für eine Position man sich bewirbt, klar Anstand und Respekt sollten immer vorrangig sein, aber auch der HR, kann mal anderweitig an Anspruch genommen werden, und nicht auf den Punkt genau sich freimachen.

    Anderseits wenn Kernspannung sich als Reporter, Lektor, kaufm. Mitarbeiter oder ähnliches beworben hat, hätte ich mich über die Rechtschreibefehler im Ordner ausgelassen, und ihm gleich meine Mitarbeit den zu überarbeiten angeboten, denn durch die "lange" Wartezeit war er schon so in Rage, dass er bestimmt schon wusste, da sage ich ab, da gehe ich nicht hin dann hätte der Wink mit dem Zaunpfahl auch nicht mehr viel kaputt gemacht. Oder war das etwa schon ein Test?? Eine Visitenkarte einer Firma müsste doch perfekt sein.

    Ob eine Job-Absage per E-mail heute normal ist, weiss ich nicht, ich würde jedenfalls ein Telefonat machen, vielleicht wären dann genau in diesem die Unstimmigkeiten ausgeräumt worden, und eine langjährige, für beiden Seiten zufriedenstellende Mitarbeit hätte in diesem ihren Anfang gefunden!!!!!!!!!!!

  • Ich halte es da mit Ludwig XVIII (1755 - 1824): Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige.

    Ich komme nicht zu spät und ich komme nicht zu früh. Ich komme pünkltich.