Adam und Eva

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  • Adam und Eva


    14. März 2018


    - Wer hat zuerst von der verbotenen Früchte (Apfel) versucht? Adam oder Eva?


    - Und falls es anders war?


    nice-cora alias C-O-R-A


    30. Juni 2018


    Ab Antwort von nice_cora 27/05 um 04:32 steht meine Hypothese zu den biblischen Mythen "Garten Eden" und "Sintflut" zur Diskussion. Ohne Antithesen, konstruktive, kritische Diskussionsbeiträge oder Gegenbeweise euerseits verzichte ich auf Angaben von Beweisen meinerseits. Jede interessierte, freie MitdenkerIn darf selber googeln.

    nice_cora alias C-O-R-A

  • "Und sie nahm von der Frucht und ass und gab ihrem Mann auch davon, und er ass." So steht es im ersten Buch Mose. Dass die "Frucht", von welcher im hebräischen Originaltext die Rede ist (gemeint war vermutlich eine Feige, denn aus Feigenblättern bastelten sich die beiden ja Schürzen), zu einem "Apfel" wurde, ist auf ein Wortspiel in der späteren lateinischen Übersetzung zurückzuführen.


    Sollte es anders gewesen sein, wäre das eine längere Geschichte, bei welcher man buchstäblich bei Adam und Eva anfangen müsste...

  • ist ja schlussendlich egal, da dies wie die ganzen andern Texte in der Bibel nur x-mal überlieferte, zusammengetragene Erzählungen sind. Also quasi ein grosses Fabel- und Märchenbuch für Erwachsene.


    Geschrieben früher als Instrument um Massen zu instrumentalisieren und zu kontrollieren. Eigentlich erstaunlich, dass dieses Buch auch heute noch bei vielen so beliebt ist.

  • Zur Entstehung der Bibel:


    http://www.spiegel.de/spiegelg…t-entstand-a-1005418.html


    Können wir durch dieses Wissen nicht noch viel mehr Nützliches für unser Leben aus dem Buch der Bücher lernen, als unsere Vorfahren für ihres konnten?


    nice-cora alias C-O-R-A

  • @Peter


    So egal ist das Ganze nicht. Die Geschichten der Bibel und ihre Botschaften sind seit vielen Jahrhunderten fest im kollektiven Unterbewusstsein verankert. Auch in unserer aufgeklärten Welt hallen diese Botschaften nach und bilden den Nährboden für manches Gute und vielerlei Schlechtes.


    Im Nachgang zu der Frucht-Episode werden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und weil sie es war, die Adam verführt hatte, verfügt der Herrgott in seiner unendlichen Weisheit über Eva:


    Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst.


    Unter Schmerzen gebierst du Kinder.


    Du hast Verlangen nach deinem Mann;


    Er aber wird über dich herrschen.


    Nicht zuletzt mit dieser Verfügung wurde Jahrhunderte lang die Unterdrückung der Frauen durch die Männer gerechtfertigt. Ich empfehle in diesem Zusammenhang ganz nachdrücklich den hervorragenden schweizer Film Die göttliche Ordnung.


    Man darf die Macht von Geschichten nicht unterschätzen. Nur, weil heute kein vernünftiger Mensch mehr an einen Gottvater im Himmel mit langem Bart glaubt, der alle Bösewichter irgendwann in die Hölle schickt, heißt das noch lange nicht, dass die ganzen Geschichten nicht weiterhin durch und durch unsere Kultur prägen.


    Dass heute kaum noch jemand die Bibel tatsächlich gelesen hat, macht die Sache keineswegs besser - eher im Gegenteil. Gerüchte und Halbwissen sind oft gefährlicher als komplette Ignoranz.

  • @Conchita Méndez – Gläubige & Ungläubige!


    Einmal mehr hast du das mit dem „Buch der Bücher“ und deiner Aussage: „Man darf die Macht von Geschichten nicht unterschätzen ... die Geschichten weiterhin unsere Kultur durch und durch prägen … und dass heute kaum noch jemand die Bibel tatsächlich gelesen hat, macht die Sache keineswegs besser“ auf den Punkt gebracht.


    So ist es und ich gebe es zerknirscht zu, irgendwo auf dem Büchergestell in meinem Arbeitszimmer steht eine verstaubte Bibel, die ich das letzte Mal während dem Unterweisungsunterricht vor rund 65 Jahren etwas wiederwillig konsultiert habe. Ich halte nicht viel von diesem, von Menschenhand geschriebenen Werk, das auch nicht gefeit ist von Übersetzungsfehlern und bewussten und unbewussten Zudichtungen im Laufe der Jahrhunderte und je nach Standpunkt und Bildung des Lesers unterschiedlich interpretiert wird.


    Jetzt stelle ich schockiert fest: Eine höhere Macht muss da Werk sein. Aus heiterem Himmel bearbeitet mich zurzeit ein liebes „Cousineli“, aktives Mitglied einer Sekte, mit Telefonaten und per Post zugestellten frommen Schriften mit der Bitte, die Publikationen in Ruhe zu lesen, auf mich wirken zu lassen und wünscht, dass ich endlich den Weg zu Gott und Jesus Christus finde. Die Zeit dränge und BÖSES komme auf mich zu, wenn ich meinen Lebenswandel nicht ändere. Aber irgendetwas lief da schief, wie nachstehender Auszug aus einem Schreiben an mein „Cousineli“ beweist:


    Herzlichen Dank für die frommen Schriften. Dein Wort ist mir Befehl und ich habe die Broschüre „Staunen über Gottes Wort“ begleitet mit einem Glas Wein mal, zugegeben nur diagonal durchgelesen. Und Schande über mein Haupt -- das Büchlein „Evangelium nach Johannes“ entlockte mir trotz den evangelistischen Anmerkungen eines Sekten-Gurus, sorry, ein gelangweiltes Gähnen und ich habe es weggelegt bevor ich als kleines Sünderlein auf dem Sofa eingeschlafen bin. Und ich halte nüchtern und das nicht alkoholisch gesehen fest:

    • Wunder gibt es nicht -- in einigen Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden … vorausgesetzt unser Planet wird zu gegebener Zeit nicht durch eine von Menschenhand ausgelöste Apokalypse in einem „schwarzen Loch“ im Universum verschwinden -- gibt es eine wissenschaftliche Erklärung für gestrige und heutige sogenannte Wunder!
    • An den Wundern die Gottes menschgewordener Sohn Jesus Christus angeblich vollbracht haben soll, hege ich auch so meine leichten Zweifel, ich war nicht dabei und glaube nur was ich selbst gesehen habe -- so einfach ist das!
    • Ob es einen Gott oder einen Allah oder weitere Gottheiten gibt, weiss ich nicht, ich habe noch keinen zu Gesicht bekommen! Für Muslime ist Allah der einzige Gott und Mohamed sein Prophet. Für die Christen ist Gott der alleinige Gott und Jesus Christus sein Sohn und Prophet. Vielleicht gibt es einen Gott, vielleicht gibt es einen Allah, oder es gibt vielleicht einen XXY -- respektive schlicht und einfach eine höhere Macht, verantwortlich für das Universum. Das ist aus meiner heutigen Perspektive am naheliegendsten!
    • Die Muslime entnehmen ihr Wissen aus dem Koran, enthaltend die Botschaft von Allah, die Prophet Mohamed, angeblich ein Analphabet, vom Engel Gabriel erhalten haben soll und von seinen Weggefährten zu Papier gebracht wurde -- mit den obligaten Fehlinterpretationen.
    • Die Christen entnehmen ihr Wissen aus der Bibel, einem von Menschenhand geschriebenen Werk -- mit Übersetzungsfehlern, bewussten Manipulationen der Gläubigen durch machthungrige Kirchenfürsten, Zudichtungen im Laufe der Jahrhunderte und die obligaten Fehlinterpretationen.

    Jetzt warte ich mal ab, was passiert wenn ich unseren Planeten verlassen muss. Werde ich als Ungläubiger von Allah bestraft oder werde ich von Gott als kleines Sünderlein bestraft. Wie sieht die Bestrafung aus? Fahre ich besser mit Allah oder besser mit Gott? Bleibt mir das Paradies verschlossen, muss ich Busse tun oder schmore ich im Fegefeuer im Reich des Teufels? Fragen über Fragen? Ich lasse mich mal überraschen wenn es, hoffentlich noch in weiter Ferne soweit ist. Dann sehen wir weiter! Ich bin diesbezüglich flexibel, und kann mich anpassen, wenn es unbedingt sein muss!


    Kobold

  • @Kobold 1


    Ich verstehe dein Kusinchen und andere religiöse Menschen schon ganz gut. Menschen suchen nun mal gerne nach Erklärungen für das Leben, das Universum und den ganzen Rest und Geschichten von Wundern, Helden und Schurken bringen Saiten zum Klingen, welche die trockenen Gleichungen der Relativitätstheorie und Quantenmechanik einfach nicht ansprechen.


    Dazu kommt natürlich die Angst vor dem Tod. Viele Menschen erschreckt die Vorstellung, einmal nicht mehr da zu sein. Ich nehme mich da selbst nicht aus und es gefällt mir nicht wirklich, ziemlich sicher in der zweiten Lebenshälfte angekommen zu sein. Selbstbetrug ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass es eben irgendwann mal vorbei ist.

  • Liebe Foren-Beitragende,


    schön, dass Sie hier im Beobachter-Forum so vor Ostern über Gott und die Welt debattieren. Wahrscheinlich dürfte es Sie interessieren, dass der Beobachter einen Tag vor Ostern im nächsten Heft genau über solche Themen schreiben wird. Es geht unter anderem darum, wie gewisse Bibelstellen, in denen – ACHTUNG SPOILER: gepeitscht, gepoppt, geflogen und gestraft wird – aus heutiger Sicht strafrechtlich behandelt würden.


    Sie dürfen sich also schon mal vorfreuen :)


    Freundliche Grüsse


    Beobachter Online-Team

  • Die Metapher vom Sündenfall gibt m.E. zu verstehen, dass der Mensch mit seiner eigenen Erkenntnisfähigkeit kein einfaches Los gezogen hat. Erkennen, Wissen und Verstehen machen sein Leben nicht immer einfach. Sie können ihn auch zeitweilig stark ängstigen.


    Weil es sich beim Sündenfall um die Erbsünde handelt, begehen wir aber keine persönliche Sünde, wenn wir unsere Erkenntnisse als frei denkende Menschen kontinuierlich erweitern und unsere freie Meinung äussern. Es ist viel mehr Teil des göttlichen Auftrags an uns Menschen auf Erden. Klar ist Eliten und Machtmenschen lieber, wenn Bibelgeschichten Menschen einschüchtert. Klappt das jedoch nicht mehr, so ist ihnen recht, wenn die Metaphern als Märchen und Fabeln abgetan werden. So gefährden sie nicht ihre Macht.


    cora alias C-O-R-A

  • @beobachter Online-Redaktion & Conchita Méndez


    Danke für die Info, dass in der nächsten BO Ausgabe das Thema Gott und die Welt und gewisse Bibelstellen behandelt werden. Kann sein, dass ich nach der Lektüre meine verstaubte Bibel von ihrem frustrierten Dasein auf dem Büchergestell befreie und einen kritischen Blick hineinwerfe. Soweit ich orientiert bin, steht in der Bibel geschrieben: „Dass Gott „Himmel und die Erde“ erschuf“.


    Nicht alle sehen das so. Gott und die Schöpfung kommt in den Gleichungen von Kosmologen nicht vor. Er ist nicht erforderlich und wird nicht vermisst


    Atheist Stephen Hawking, der berühmteste Astrophysiker der Gegenwart, der leider am 14 März verstorben ist, negiert die Existenz Gottes und sagt zum Ursprung des Universums und dem Urknall: War das wirklich der Anfang? Zusammen mit Forscherkollegen hat Stephen Hawking bewiesen, dass die Entstehung des Universums im Rahmen der Relativitätstheorie nicht erklärt werden kann. Im Urknall gerät die Allgemeine Relativitätstheorie an ihre Grenzen. Eine Zeit davor ist undenkbar. Hawking glaubt jedoch, dass es vor dem Urknall eine Art Vorläufer-Universum gegeben haben könnte, das schliesslich kollabierte. Diese Einsichten Hawkings zur Allgemeinen Relativitätstheorie formulierte er bereits in seiner Doktorarbeit, arbeitete später weiter daran und ist ein Meilenstein der modernen Kosmologie.


    Nun, Ostern steht vor der Tür. An die Auferstehung von Jesu Christi glaube ich nicht. Gleichwohl werde ich das Osterfest mit Speis & Trank gebührend feiern und hoffe nur noch auf einigermassen sonnige und warme Ostertage!


    Kobold

  • @Conchita Méndez


    Als ich Deinen Satzteil "Menschen suchen nun mal gerne nach Erklärungen für das Leben, das Universum und den ganzen Rest" gelesen habe, ist mir das Buch The hitchhiker's guide through the galaxy eingefallen. Dort verlangt eine Gruppe von hyperintelligenten pandimensionalen Wesen die Antwort zur Ultimativen Frage des Lebens, des Universums und Allem vom Supercomputer mit dem Namen Deep Thought. Ich verrate jetzt nicht was die Antwort des Computers war.

  • Ich habe auch die Science Fiction Bücher von Alastair Reynolds, einem Physiker und Astronom, der für die Europäische Raumfahrtagentur gearbeitet hat, gelesen. Am besten haben mir die Bücher aus der Revelation Space Serie gefallen, welche eine teilweise düstere und mit sehr viel Phantasie erdachte Zukunft darstellen. Am besten fand ich Chasm City. Falls Du den Film Total Recall (das Original mit Arnie) bzw. die Kurzgeschichte von Philip K. Dick kennst, gibt es gewisse Parallelen bei der Geschichte. Mir hat die englischsprachige Fassung besser gefallen.

  • Liebe Foren-User
    Eigentlich kommt das neue Beobachter-Heft ja erst morgen heraus. Aber Treue will belohnt werden! :) Darum hier als kleine Aufmerksamkeit zu Ostern die inoffiziell vorgezogene Weltpremiere des bereits angekündigten Artikels Gott im Recht Ist Jesus ein Luftfahrzeug? Wir sind sehr gespannt auf Ihr Feedback und freuen uns auf eine weiterhin angeregte Diskussion :)

    Liebe Grüsse, Beobachter Online-Team

  • Liebe/r @Onlooker


    schade, dass Sie das so sehen. Der Artikel geht zwar auf bekannte Stellen in der Bibel ein, bezieht diese aber auf unsere heutige Gesellschaft und unser Rechtssystem und liegt deshalb trotzdem sehr nahe an der Realität.


    Der Artikel zeigt aber natürlich auch auf süffisante Weise, wie sehr unser Leben mit Gesetzen und Paragrafen durchzogen ist. Die berühmt-berüchtigte Umwandlung von Wasser zu Wein etwa müsste in unserer Zeit erst durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bewilligt werden. Gleichwohl kann es rechtliche Konsequenzen haben, wenn angetrunkene Hochzeitsgäste in den 0er-Jahren nach Christus auf dem Esel nach Hause ritten bzw. wenn wir heute betrunken aufs Velo steigen :)


    Trotzdem wünschen wir Ihnen frohe Ostern und besten Dank für die Kritik.


    Liebe Grüsse, Beobachter Online-Team

  • Am heutigen Karfreitag noch ein Nachtrag zum Thema:

    Vor knapp drei Jahren habe ich schon einmal einen Kommentar zur menschlichen Frühgeschichte in ihrer biblischen Fassung verfasst. Leider lässt er sich hier nicht verlinken, daher hier noch einmal per copy & paste, in leicht redigierter Form:

    Die Frau als Halbmensch

    Die Schöpfungsgeschichte lehrt uns viel über ihre Autoren, und in der Art und Weise, wie sie gelesen wird, auch über ihre Rezipienten. Das sind sowohl die aktiven Bibelleser wie auch alle diejenigen, die in einer christlich-abendländischen Kultur aufgewachsen sind oder leben, also wir alle.

    Im "Buch der Bücher" findet sich ein Frauenbild, das an Verachtung kaum zu überbieten ist:
    Es beginnt mit der Erschaffung der Frau aus des Mannes Rippe als seine "Gefährtin":


    In einer der zwei Versionen, die uns die Genesis bietet ist sie nicht einmal Teil der ursprünglichen Schöpfung. Das Bild von der Halbmenschlichkeit der Frau hat sich über die Jahrtausende in allen jüdisch-christlich-islamischen Kuluren erhalten.

    Erst im Laufe des XX. Jahrhunderta wurde die öffentlich- und zivilrechtliche Stellung der Frau in den meisten Ländern an die des Mannes angeglichen, jedoch finden sich auch heute noch ganz erhebliche Vorurteile gegenüber Frauen, die sich nicht an einen Mann binden wollen.


    Das verderbte Weib und der Sündenfall



    Die Geschichte des Sündenfalls und ihr kulturelles Verständnis ist weitaus komplexer als sie auf den ersten Blick erscheint:

    Der Teufel nähert sich Eva in Gestalt einer Schlange, im Hebräischen übrigens männlich, verführt sie und lässt sie seinerseits nun ihren Mann, der sich des weiblichen Charmes nicht erwehren kann, zum Bruch des göttlichen Verbotes bewegen.

    In klassischer Lesart sehen wir Eva, die Frau an sich, als einerseits wankelmütig und verführbar, andererseits aber auch als gefährlich. Adam, der Mann an sich, ist das Opfer: mittelbar des Teufels, unmittelbar aber der Weiblichkeit. Dieses Motiv taucht in der Bibel immer wieder auf, etwa in der Geschichte von Samson und Dalilah.
    Folgerichtig verteidigt sich Adam, als er sich vor Gott für seine Missetat verantworten muss, indem er Eva, dem Fleisch von seinem Fleisch [Moses 1.2.24], die Schuld zuschiebt. Der misogyne [frauenfeindliche] Gott der Hebräer, Christen und Muslime sieht offensichtlich eine gewisse Logik in dieser Argumentationslinie und bestraft Eva härter als Adam:


    Die verdiente Strafe



    Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein. [Moses 1.3.16]

    Olle Luther war hier sogar noch gnädig mit uns, das hebräische Original geht richtig in die Vollen:

    Dein Laufen, was du in den Schenkeln, zwischen den Beinen hast, soll dich treiben zum Mann, und er soll Gewalt über dich haben.

    Interessant ist auch die Symbolik: Der Teufel nähert sich Eva als Schlange, einem Tier von phallischer Gestalt. Hier deutet sich bereits die sexuelle Konnotation der Verführung durch den Teufel an. Es ist die weibliche Sexualität, ihre natürliche Verderbtheit, die dem Manne zum Verhängnis wird.

    Damit die Frau nicht wieder auf dumme Gedanken kommt, wird ihr Verlangen, wie oben zitiert, ausschließlich auf den Mann konzentriert. Weil aber die blöden Weiber bestimmt trotzdem wieder Unfug anstellen, werden sie auch noch unter die Vormundschaft des Mannes gestellt.
    Eva wurde also vom Teufel angegriffen, als Werkzeug missbraucht, vom eigenen Mann verraten und von Gott entmündigt und bestraft.

    Warum sie der ganzen Männerbande nicht zu diesem Zeitpunkt den verdienten Stinkefinger gezeigt und sich davon gemacht hat, mag an dem ihr von Gott auferlegten Verlangen nach dem Manne gelegen haben oder an der Tatsache, dass der Schöpfer den Mann mit mehr Muskeln ausgestattet hatte und sie keine Wahl hatte als zu bleiben, wenn sie nicht zu allem Ungemach auch noch eine Tracht Prügel beziehen wollte (Half kein Weh und half kein Ach, musst es doch erleiden. [Aus "Heideröslein"]).



    Vielleicht war es auch der von S. Freud postulierte angeborene Masochismus des Weibes oder die typisch weibliche Kombination aus Kämpfernatur und ausgeprägtem Familiensinn, egal wie: Der Originaltext bleibt uns ebenso die Antwort schuldig wie die kulturelle Überlieferung, was uns wieder zur Verachtung der Frau in der monotheistisch geprägten Tradition führt: Als eigenständig handelndes Subjekt ist die Frau stets Sünderin. Respekt erlangt sie allein durch Gehorsam und Leiden. Ihr Lohn besteht dann im Privileg, die - vorzugsweise männliche - Brut aufziehen zu dürfen.

    Mit der Schöpfungsgeschichte ist es natürlich noch lange nicht vorbei: Die Bibel ist von vorne bis hinten mit frauenfeindlichen Geschichten gespickt.


    Griechen und Germanen

    Eine weibliche Lichtgestalt wie Pallas Athene, die nicht nur die Göttin der Weisheit war, sondern ihre Interessen auch mit Schwert, Schild und Speer zu verteidigen wusste, suchen wir in der Bibel vergeblich. Dies ist auch nicht überraschend, denn die nahöstlichen Kulturen, in denen Thora, Bibel und Koran entstanden sind, waren und sind immer noch von einem anderen Verhältnis der Geschlechter zueinander geprägt, als dem, wie es z.B. laut Tacitus bei den Germanen herrschte, wo Frauen gleichberechtigt an den Stammesversammlungen teilnahmen. Dieses andere Verhältnis zwischen den Geschlechtern findet sich ansatzweise noch in der Nibelungensage, auch wenn in dieser bereits der spätrömische Einfluss mit all seinem christlichen Unrat deutlich zu spüren ist: Kriemhild ist nicht nur der komplexeste Charakter der Sage sondern auch die zentrale Figur der Handlung bis zu ihrer finalen Nemesis. Brünhild, das Mannweib, dem selbst der Held Siegfried nur mit magischen Tricks Herr werden kann, ist die am stärksten positiv besetzte Gestalt im gesamten Werk.


    Wie steht es aber mit Jesus Christus?

    Es bleibt festzuhalten, dass die großen religiösen Schriften Thora, Bibel und Koran vor allem eins sind: perfekte Propagandawerkzeuge zur Zementierung der hierarchischen Gesellschaftsordnung. Die Existenz geistlicher und weltlicher Eliten wie auch die Unterordnung der Frau unter den Mann sind Teil des göttlichen Plans. Positiv lässt sich hier nur der Einfluss des im römischen Reich unter dem Einfluss des Hellenismus aufgewachsenen Jesus vermerken, der den Herrschenden, seien es nun Priester, Könige, Reiche oder einfach nur Männer, immerhin zu rationalem und verantwortungsvollem Gebrauch ihrer Macht ermahnte, ohne allerdings die Verhältnisse grundsätzlich in Frage zu stellen (Gebt Gott, was Gottes ist und dem Kaiser, was des Kaisers ist).


    Religion als Eskapismus

    Die menschliche Angst vor dem Tode und der uns angeborene Wissensdrang, der uns nach Antworten auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest [D. Adams] suchen lässt, haben die Menschen früherer(?) Zeiten zu nahezu hilflosen Opfern derjenigen gemacht, die mit Mystik, himmlischen Geboten und dem Versprechen auf ein Leben nach dem Tode ihre eigene Macht zu sichern wussten.

    Erst mit der Aufklärung, dem Austritt des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit [Kant], halten wir den Schlüssel zu unserem Denken selber in der Hand. Die Aufklärung ist nach meiner Einschätzung der wertvollste Beitrag, den die abendländische Kultur zum wirklichen Fortschritt der Menschheit geliefert hat. Rationalismus und Humanismus sind ihre wunderbar geratenen Kinder.

    Vor einiger Zeit zitierte @Kobold 1 die Aussage des Nobelpreisträgers Steven Weinberg:

    Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit oder ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, dafür bedarf es der Religionen!

    Inhaltlich ist dem wenig hinzuzufügen, ich möchte diese These aber noch mit ein wenig Faktenmaterial untermauern:


    Religion als Rechtfertigung moralischer Beliebigkeit



    Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine brutale und widerwärtige Tradition in Afrika und im vorderen Orient und wird auch heute noch sowohl in christlichen wie auch in muslimischen Gemeinden praktiziert. Tatsächlich findet sich in den heiligen Büchern wenig bis gar nichts, dass diese Tradition rechtfertigen würde. Tatsache ist aber auch, dass sie nur in stark religiös geprägten Gemeinschaften praktiziert wird und dass sie dort einen integralen Bestandteil der gelebten Religiosität darstellt.

    In weiten Teilen Osteuropas, Asiens und Afrikas hat in den letzten Jahren die Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller erheblich zugenommen. Stets werden zur Rechtfertigung staatlicher Repression, bis hin zu Haft und sogar Todesstrafe, traditionelle religiöse Werte herangezogen. Unsere europäischen Mainstream-Kirchen wenden sich zwar gegen Gewalt und Diskriminierung. Für die Menschen, die eben diese Gewalt und Repression ausüben, befürworten oder auch nur tolerieren, ist es aber eine Selbstverständlichkeit, sich auf der Seite Gottes oder mindestens der Religion zu verorten.

    Beides fügt sich nahtlos in die von @nice_cora vor einiger Zeit verlinkte Neuinterpretation des Milgram-Experiments: Die meisten Menschen sind bereit, auch nach ihren eigenen Maßstäben, Böses zu tun, wenn sie der Überzeugung sind, damit einer guten Sache zu dienen.

    Auch der europäische Antisemitismus hatte seine Jahrhunderte-alte christliche Rechtfertigung. Heute ist uns stets bewusst, das Jesus Christus Jude war. Vor dem nationalsozialistischen Massenmord herrschte das allgemeine Bewusstsein, dass die Juden allesamt Verbrecher seien, weil sie es waren, die unseren Erlöser ans Kreuz geschlagen hatten.

    Für viele Menschen stellt ihr Gott und die ihn verehrende Religion den höchsten aller Werte dar. Mit dieser Überzeugung kann jede Schandtat gerechtfertigt werden, wenn sie der entsprechende Mensch auf irgendeine Art und Weise für sich mit seinem Glauben in Verbindung bringen kann. Daher ist es völlig unerheblich, wie die offizielle Haltung der entsprechenden Religion aussieht oder wie sich ihre Anführer konkret äußern: Das Problem ist Religion an sich: die Überzeugung von der Existenz einer entrückten höchsten Instanz lässt alle moralischen Werte zur Beliebigkeit verkommen.



    Die Mathemetikerin und Philosophin Hypatia wird 415 in Alexandria vom christlichen Mob erschlagen


    Hoffnung für die Zukunft

    Es gibt durchaus Menschen, die durch ihren Glauben den Weg zum Guten gefunden haben, es ist dies aber einfach nur ein Weg unter vielen und er kann genauso gut in die Unmenschlichkeit führen.Ich hoffe inständig, dass die Menschheit eines Tages einen Schlussstrich unter dieses Kapitel des irrationalen Inhumanismus, der sich Religion nennt, ziehen wird. Die Welt wird dann eine bessere sein.


    conchita dixit

  • @Conchita Méndez


    Kurz zusammengefasst sagst du m.E.: „Glaube und Religion sind Ursache für alle bösen Taten der Menschheit.“


    Wie war das mit Hitler und seinen Schergen oder mit Stalin und seinen Henker?


    Ich denke, Mächtige haben und werden Glauben und Religion der Menschen immer für ihre Zwecke missbrauchen – bis sie effizientere Instrumente finden.


    nice_cora alias C-O-R-A

  • @nice_cora


    Ich habe nie behauptet, Glaube und Religion seien die Ursache für die bösen Taten der Menschheit.


    Ich habe postuliert und versucht zu belegen, dass


    1. Glaube und Religion unsere Wirklichkeit bis heute entscheidend prägen - auch in unserer scheinbar säkulären Gesellschaft.


    2. Glaube und Religion viel Unheil angerichtet haben und bis heute anrichten.


    3. Glaube und Religion großartige Vehikel sind, um Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen - das sagst du ja auch selber.


    4. Glaube und Religion einerseits und kritisches, rationales Denken andererseits nur unter Anwendung sehr fortgeschrittener Dialektik miteinander zu vereinbaren sind.


    Nationalsozialismus und Kommunismus stalinistischer Prägung waren letztlich quasi-religiöse Glaubenssysteme. Sie beruhten auf Grundannahmen, die nicht in Frage gestellt werden durften. Sie etablierten sich in Gesellschaften, in denen die Menschen seit Urzeiten konditioniert waren, dass es unumstößliche Wahrheiten gibt, an denen nicht gerüttelt werden darf.


    Atheismus ist kein Glaubenssystem, sondern ein Zustand. Atheisten sind per se nicht bessere Menschen als Theisten.


    Der Gegenpol zum gläubigen Menschen ist nicht der Atheist oder der Agnostiker, sondern der rationale, skeptische und aufgeklärte Humanist. Dieser ist nicht Atheist (oder Agnostiker) weil ihm der Glaube abhanden gekommen ist oder er nicht mit den Institutionen der Religionsausübung einverstanden ist, sondern weil er angesichts der überwältigenden empirischen Evidenz nicht anders kann.