Liebe Mitmenschen
Bekanntlicherweise ist es so, dass einem die eigenen Probleme immer grösser erscheinen, als sie in Wahrheit sind, und ich dankbar sein kann, dass ich ein Dach über dem Kopf und zu Essen habe.
Die ich werde im Dezember diesen Jahres 25 Jahre alt und die letzten Jahre haben mich rechte geschlaucht. Ich frage mich, ob ich mir bei euch Meinungen einholen kann und wie Ihr die Situation bewerten würdet und was ihr vielleicht an meiner Stelle machen würdet.
Als ich 12 Jahre alt war, habe ich aufgehört zu essen. Es war nie krankhaft tödlich, jedoch emotional muss ich recht viel damit reguliert haben. Mit 17 Jahren kam die Bulimie dazu.
Ausbildungsmässig habe ich 2014 die Matura gemacht, direkt im Anschluss den gestalterischen Vorkurs um wissenschaftliche Illustration an der Kunsthochschule studieren zu können (Herzwunsch).
Im zweiten Semester war ich dann so klug, und habe das Studium hingeschmissen. Es folgten zwei abhängige Beziehungen je einem Menschen, von denen ich glaubte, Sie würden mein Leben retten, was natürlich deutlich in die Hose ging.
Von der Zeit des Abbruchs bis diesen Sommer (2019) hat sich ein Schuldenberg von etwa ein bisschen mehr als 37'744 Fr. angehäuft. Dieser hat sich durch 2 angefangene Pseudo Ausbildungen angehäuft (2 und ein angefangenes Semester an Kunsthochschule in freier Kunst und Vermittlung, bei welchem ich im 3. Semester vor den Prüfungen die Notbremse gezogen habe und mich in die Psychiatrie (Klinik für Essstörung und Abhängigkeitskrankheiten) habe einweisen lassen, wo ich für 5 Monate blieb) und ein Semester in Sozialwissenschaften an der Uni, welches ich ebenfalls angefangen habe aber die Prüfungen nicht belegte, aus Angst diese nicht zu bestehen. All das hat mein Vater finanziert, obwohl er schon jeden Rappen für die Matura hingelegt hat und es in meiner Verantwortung gewesen wäre, mir gut zu überlegen, was der Abbruch für folgen mit sich bringt.
Seit diesem Sommer arbeite ich in einem Callcenter und habe inzwischen ca. 10'000.- abbezahlt. Mein Vater fordert das Geld nicht zurück. Ich hoffe allerdings bei euch auf Verständnis zu stossen, dass es nicht in der Verantwortung meines Vaters liegt, das Ausleben meiner Schattenseiten zu finanzieren.
Momentan ist es echt eine Durststrecke für mich und ich frage mich, wie ich dass 3 Jahre im Callcenter überleben soll und immernoch Mensch zu bleiben (Ich bin an 4 Tagen pro Woche je 4 Stunden im Zug und mein Körper ist total aus dem Rhythmus)
Ich frage mich manchmal, ob es als alternative nicht besser wäre, im September 2020 die PH zur Sek Lehrerin anzufangen und natürlich auch durchzuziehen. Ich könnte meinen Vater fragen, ob er mir diese Ausbildung vorschiessen würde, so müsste ich zum einen den Schuldenberg nicht mit einem Brotjob abbezahlen und könnte zusätzlich Pädagogisch etwas dazulernen und hoffentlich und sicherlich auch, mit der Jugend etwas sinnvolles gestalten. (Ich frage mich immer ob das zu rational ist und ich dabei meine wahren Gefühle wegsperre.)
Was mir auch noch wichtig ist, dass ich die Prüfungen von der Uni schreibe (bevor ich wieder in der Illustration bin) und idealerweise auch die Prüfung des angefangene Semester in der Kunst und Vermittlung abschliessen könnte, rein einfach damit ich klar denken kann.
Um wieder an die Kunstschule zu können, muss ich das Aufnahmeverfahren nochmals durchmachen, da ich mich exmatriuliert habe. Das Aufnahmeverfahren mache ich aber erst, wenn alles sauber ist. D.h. Schuldenfrei gegenüber meinem Vater und die Prüfungen an der Uni geschrieben.
Meine Frage: Wie seht ihr das als aussenstehende Personen? Würdet Ihr die Durststrecke mit telefonieren durchziehen? Ist es unfair, meinen Vater als finanzielle Notlösung zu benutzen nur um eine Zwischen Not Ausbildung vorzufinanzieren?
Ich merke halt auch, je länger ich allein bin, umso mehr esse ich und umso träger werde ich. Das Studium zur Sek Lehrerin würde mich sicher herausfordern, auch wenn es nicht das wäre, was ich mein Leben lang machen möchte. So hätte ich wenigstens eine Ausbildung und könnte mir mein eigenes Geld verdienen, das ich dann zum zeichnen brauchen kann. Die andere Lösung wäre Durststrecke durchziehen und im Anschluss an die Illustration den Gymi Lehrer zu machen.
Wohnen tu ich nicht bei meinen Eltern. Seit Februar 2019 bin ich bulimisch recht symptomfrei, abgesehen von zwei Rückfällen im September und Oktober 2019, gebe halt massiv viel Geld für Nahrung aus.
Ich bin dankbar für jede Stellungnahme im Voraus und danke an alle, die sich nur ein kleines Stückchen meiner Worte durchgelesen haben.
Liebe Grüsse und viel Glück und Liebe für euch
Die immer Lacht