„Tessin in Not
Man musste es kommen sehen: Das Coronavirus ist in China erstmals aufgetreten und wurde durch chinesische Migranten nach Italien verschleppt. Österreich hat seine Grenzkontrollen schon früh verschärft, während die Schweiz lange, wohl allzu lange, zugewartet hat. Das Tessin ist durch seine Nähe zu Norditalien und wegen fast 70’000 täglichen Pendlern vom Coronavirus speziell hart betroffen. Der Südkanton hat mit Abstand am meisten Fälle, weshalb sich der Tessiner Ständerat Marco Chiesa schon früh sehr besorgt über den dramatischen Anstieg der Patientenzahlen geäussert und eine Grenzschliessung gefordert hat. Er findet es «kriminell», wenn die Behörden einfach abwarten, während sich das Virus verbreitet. Mittlerweile will der Bundesrat die Südgrenze wenigstens besser kontrollieren; die vielen italienischen Pendler können aber nach wie vor ein und ausreisen. Bundesbern meint nach wie vor, man könne die Grenze aus europapolitischen Gründen nicht schliessen. Wir sehen jetzt, wie wir an Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit verloren haben. Die Italiener und Österreicher hingegen fragen nicht, sie beschliessen einfach. Ich meine: Wenn die Tessiner strenge Kontrollen, ja sogar eine Grenzschliessung brauchen, muss die Durchsetzung möglich sein. Auch innerhalb von Italien sind die Kontrollen rigoros. Viele, die von Norditalien in den Süden reisen wollen, werden angehalten und in Quarantäne genommen. Es rächt sich jetzt bitter, dass die Classe politique in den letzten Jahren die schweizerische Handlungsfreiheit – gerade auch durch die Personenfreizügigkeit – preisgegeben hat. Das hindert unser Land gerade im Krisenfall und im «Ausnahmezustand», ihre eigenen Interessen wahrzunehmen. Zum Vorteil der Schweizer wäre dies dringend nötig.“ (Ch. Blocher in Aarauer Nachrichten, 20.03.2020) Alex Schneider, Küttigen