Corona-App: Sinn und Unsinn

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  • Wenn diese "Corona-Tracing-App" - angeblich - erkennen kann, dass jemand weniger als 2m von einer anderen Person entfernt war, dann ist das ein Verstoss gegen Art.7c(2) der COVID-19-Verordnung 2, der laut Art.7c(3) gebüsst werden kann. Wenn die App so etwas erkennt, sollte das also eine Busse nach sich ziehen. Wegen des Datenschutzes ist das leider nicht möglich.
    Dann aber bitte wenigstens das: Bei jeder Unterschreitung von 2m ab 5min gibt es einen (nicht unterdrückbaren) Vibrationsalarm, der erst mit der Eingabe eines vom Phone erzeugten zufälligen TAN beendet werdên kann.
    Nur damit verhindert man weitgehend potentielle Ansteckungen - statt sie weiterhin zu riskieren und erst viele Tage NACHTRÄGLICH gewarnt zu werden.


    Das ist einer der vielen Denk- und Technikfehler dieser Mitte Juni in der Schweiz breit einsetzbaren App.


    Weitere sind:


    Wenn man hinter einer Schutzscheibe ist oder eine gute Maske auf hat, soll man die App deaktivieren, um nicht zu viele unnötige Alarme zu erhalten.


    Erhält man von der App die Warnung, dass man vor einigen Tagen einer positiv getesteten Persoen zu lange und zu nahe war, sollte man unverzüglich 10 Tage in Quarantäne - es gibt aber keine Lohnfortzahlung.


    Nur bei einer von acht bis zehn Warnungen liegt effektiv eine Ansteckung vor. Zusätzlich kann es etliche Fehlwarnung auf Grund von Messfehlern geben.


    Die App funktioniert nur auf iPhones und Smartphones mit Google-Services, die nicht älter als etwa 3 Jahre sind.


    Dass die App auch im (nahen) Ausland funktioniert ist geplant, die Realisierung aber sehr unsicher.


    Die heutige BLE-Technik ist nach Aussage der Mehrheit ihrer Experten ungeeignet genau zu erkennen, ob jemand 1.5 oder 2.0 oder 2.5 Meter entfernt ist. Es kann damit nur ungefähr "sehr nahe / nahe / weiter entfernt innerhalb 10 Meter" erkannt werden.

  • "Beacons are a good solution if using simple proximity detection by only detecting if the beacon is immediate, near or far. Triangulation using beacons is possible if you have many beacons, but accuracy is seldom better that +- 2 or 3 meters using many beacons." Mehr dazu etwa in


    https://locatify.com/blog/ble-beacons-no-bull-beacon-review/


    Mit Bluetooth 5 soll es wesentlich besser sein. Das wird aber erst von einer Handvoll ganz neuer Phones unterstützt.


    Auch zu berücksichtigen ist, dass die jetzt "in aller Eile" zur Verfügung gestellten API von Apple und Google nur eine Zwischenlösung sind. Eine weitaus bessere Methode auf Betriebssystem-Ebene ist bei beiden derzeit in Arbeit. Wird aber m.E. noch bis in den Herbst dauern. Die dann auf Basis der heutigen API erstellten DP-3T-Apps müssen dann angepasst werden. Inwieweit dann die Entfernungsmessung besser wird weiss ich nicht. Mittels Bluetooth 4 wird man nicht sehr viel verbessern können.

  • @delGrano


    Ich bin Auslandschweizer und lebe normalerweise im afrikanischen Busch. Gegenwaertig haben wir dort nicht einmal eine funktionierende Telefonverbindung. Da ist es etwas schwierig die IT-Kenntnisse zu updaten. Lach.


    Im Moment haenge ich wegen Corona gerade in der Schweiz fest. Und versuche mir ein paar Updates herunterzuziehen.

  • delGrano


    Jetzt mal ungeachtet der technischen Probleme....


    Ich habe etwas Zweifel daran, dass die App wirklich so viel Nutzen bringt, wie behauptet und gehofft wird.


    Vor Allem hinterfrage ich den Nutzen. Denn die App wird mich kaum vor einer Ansteckung schuetzen. Wenn ich einer infektioesen Person zu nahe komme, kann auch ein sehr kurzer Kontakt zu einer Uebertragung fuehren. Hier ist das Tragen von Masken wohl hilfreicher. Diese koennen eine Infektion zwar auch nicht dauerhaft verhindern. Aber besser als Nichts. (Auch die medizinischen Masken garantieren keinen vollstaendigen Schutz).


    Aus meiner Sicht koennen solche Apps genauso dazu fuehren, dass man sich in einer falschen Sicherheit wiegt, wie es bei den selbstgestrickten Masken der Fall sein kann.


    Am Meisten nuetzen diese Apps wohl den Epidemiologen, um die Uebertragungswege aufzuzeichnen. Und das ist wohl nur dann wirklich moeglich, wenn die Daten personalisiert sind. Datenschutz ade.


    Und im Fall von Corona erfolgt die Aufzeichnung von Uebertragungswegen eigentlich auch etwas "post mortem". Wenn es bis zu 14 Tagen dauern kann, bis man Symptome zeigt und es erst dann testen kann, bringt es der Bevoelkerung nicht mehr viel, weil man die Uebertragungswege gar nicht rechtzeitig unterbinden kann. Ausser man blockiert praeventiv jede moegliche Uebertragung. Wuhan wurde erst rigoros abgeriegelt, nachdem sich das Virus praktisch schon in der ganzen Welt verbreiten konnte. Mit den Lockdowns laesst sich die Verbreitung kaum verhindern. Natuerlich kann man damit die Fallzahlen zeitlich hinauszoegern.


    Fuer mich persoenlich ist es wohl der beste Schutz, wenn ich entsprechende Kontakte meide. Sprich mich einfach darauf achte, die Abstandsregeln einzuhalten. Und natuerlich die uebrigen Hygienemassnahmen.


    Ich denke, ueber sein soziales Verhalten etwas Nachzudenken und entsprechend zu handeln, ist wesentlich wirksamer, als sich so eine App herunterzuladen.

  • Ja, genau, das ist der zentrale Denkfehler: "Mit der App bin ich geschützt - und brauche dann auch die Abstandsregel nicht mehr einzuhalten". Genau das ist aber falsch - so wie Sie es beschreiben.


    Leider aber sind es sehr viele "i- und Smartphone Freaks" welche so eine App als Freipass zum Missachten der Abstandsregel sehen und ich habe schon gehört, das man - wenn alle so eine App haben - die Abstandsregel abschaffen soll.


    Die App schützt aber nicht vor Ansteckungen sondern warnt nur viele Tage im Nachhinein, dass man wegen eines zu langen Kontaktes unter 2 m (was ja verboten ist) mit einer positiv getesteten Person möglicherweise infiziert ist. Man hat sich also wegen der (strafbaren!) Missachtung der Abstandsregel infiziert. Logischerweise sollten dann alle Gewanrten gemäss Verordnung gebüsst wegen...

  • "Am Meisten nuetzen diese Apps wohl den Epidemiologen, um die Uebertragungswege aufzuzeichnen. Und das ist wohl nur dann wirklich moeglich, wenn die Daten personalisiert sind. Datenschutz ade."


    Genau: Wegen der "westlichen" Sicht, dass der Schutz persönliche Daten wichtiger ist als der Schutz der anderen und der Gesellschaft ist bei allen auf DP-3T beruhenden Apps explizit das frühzeitige Erkennen neuer hotspots ausgeschlossen. Im White Paper der Schweizer App ist das zu lesen:


    "The app does not attempt to identify locations that have a concentration of infected people. This is a design decision. We limit the purpose of the application to the two goals specified above, which enable us to collect and process very little data. In particular it avoids collecting location data, which is highly sensitive and very difficult to publish in a privacy-preserving way."

  • @delGrano


    Es laeuft im Moment eine groessere Studie darueber, wie ansteckend Covid-19 ist, schon lange bevor ueberhaupt Symptome auftreten. Mir sind hier die Resultate der Studie noch nicht wirklich bekannt.


    Es scheint etwas so zu sein, dass man bereits ganz kurz nach der Infektion aber selbst infektioes wird. Das wuerde auch erklaeren, weshalb sich das Virus so schnell ausbreiten kann.


    Aus verschiedenen Laendern werden uebrigens Fallzahlen genannt, welche aus meiner Sicht schlicht nicht wahr sein koennen. Weil schlicht nicht richtig getestet wird.


    Was in diesen Laendern denn eine App bewirken wuerde?


    In armen Laendern haben viele Leute nicht mal ein Smartphone. Oder ueberhaupt eine Anbindung an ein Mobilfunknetz. Doch gerade in diesen Regionen ist das Ansteckungsrisiko wegen den sozialen Strukturen extrem hoch.


    Umgekehrt koennen gerade dort die Lockdown-Massnahmen noch zu mehr Opfern fuehren, als das Virus selbst.


    Nicht missverstehen. Das Virus ist gefaehrlich. Falsch angewendete Schutzmassnahmen aber auch.

  • "Es geht nur um Überwachung der Bevölkerung, um rein gar nichts anderes."


    Das stimmt definitiv nicht, im Gegenteil: Die App wurde wegen des Schutzes persönlicher Daten so "kastriert", dass mit ihr nicht einmal neu enstehende hotspots erkannt werden können um nur DORT, also regional begrenzt, Schutzmassnahmen zu ergreifen. Leider geistert das Argument - wie viele andere Verschwörunsgtheorien - der "Überrwachung" immer noch herum und verhindert, dass die effektiv relevanten Schwachstellen dieser App diskutiert werden und daher weiter munter Marketing für diese App betrieben werden kann.


    "Diese app verdonnert mich dann für 2 Wochen in die Quarantäne...man wird überwacht und kaum bin ich draussen in Freiheit, geht das Spiel von vorne los."


    Woher haben Sie das? Das Gegenteil ist der Fall: Sie können sich FREIWILLIG bei einer Warnung in eine 10-tägige Quarantäne begeben, jedoch ohne Anspruch auf einen Test und ohne Lohnfortzahlung. Das gibt es nur bei einem positiven Test. Wenn Sie das nicht tun, kann das NIEMAND erkennen. Erst wenn sie sich selber testen lassen und ein positives Ergebnis vorliegt müssen Sie in Quarantäne - egal ob Sie diese App haben oder nicht. Sie können aber mit Fieber und Husten auch zu Hause bleiben, niemanden davon erzählen und hoffen, dass es bald und gut vorbei geht. So lange Sie niemanden anstecken ist das Ihre Verantwortung. Sie könnten damit aber auch mit geringen Überlebenschancen auf der Intensivstation landen.


    "Überall praktisch im Ausland ist Masken tragen Pflicht in der ÖV und in den Supermärkten."


    Hier haben Sie Recht. Das Problem in der Schweiz ist die Hoffnung, dass das mit der App nicht mehr nötig sein wird. DAS ist eines der effektiv grossen Probleme mit dieser App.

  • @ mupli


    "Es geht nur um Überwachung der Bevölkerung, um rein gar nichts anderes."


    Das stimmt definitiv nicht, im Gegenteil: Die App wurde wegen des Schutzes persönlicher Daten so "kastriert", dass mit ihr nicht einmal neu enstehende hotspots erkannt werden können um nur DORT, also regional begrenzt, Schutzmassnahmen zu ergreifen. Leider geistert das Argument - wie viele andere Verschwörunsgtheorien - der "Überrwachung" immer noch herum und verhindert, dass die effektiv relevanten Schwachstellen dieser App diskutiert werden und daher weiter munter Marketing für diese App betrieben werden kann.


    "Diese app verdonnert mich dann für 2 Wochen in die Quarantäne...man wird überwacht und kaum bin ich draussen in Freiheit, geht das Spiel von vorne los."


    Woher haben Sie das? Das Gegenteil ist der Fall: Sie können sich FREIWILLIG bei einer Warnung in eine 10-tägige Quarantäne begeben, jedoch ohne Anspruch auf einen Test und ohne Lohnfortzahlung. Das gibt es nur bei einem positiven Test. Wenn Sie das nicht tun, kann das NIEMAND erkennen. Erst wenn sie sich selber testen lassen und ein positives Ergebnis vorliegt müssen Sie in Quarantäne - egal ob Sie diese App haben oder nicht. Sie können aber mit Fieber und Husten auch zu Hause bleiben, niemanden davon erzählen und hoffen, dass es bald und gut vorbei geht. So lange Sie niemanden anstecken ist das Ihre Verantwortung. Sie könnten damit aber auch mit geringen Überlebenschancen auf der Intensivstation landen.


    "Überall praktisch im Ausland ist Masken tragen Pflicht in der ÖV und in den Supermärkten."


    Hier haben Sie Recht. Das Problem in der Schweiz ist die Hoffnung, dass das mit der App nicht mehr nötig sein wird. DAS ist eines der effektiv grossen Probleme mit dieser App.

  • @mupli

    "Und jetzt wird das Rad neu mit einer App, in der Schweiz erfunden, nach Vorbild China und anderen ostasiatischen Ländern."


    Kennen Sie denn diese Apps? Offenbar nicht. Denn sie haben NICHTS mit der in der Schweiz und anderen Ländern auf Basis DP-3T zu tun. Und: In Südkorea etwa spielt die dortige "Tracing App" eine komplett untergeordnete Rolle.


    "Soll jetzt die Schweiz allen Bewohnern ein Smartphone schenken, welche keines haben ?"


    Woher haben Sie denn das schon wieder???


    "wer nicht mitmacht, glaubt angeblich an Verschwörungstheorien"


    Nein. Jene aber, welche diese Schweizer App gleich setzen mit Tracing Apps in China oder Dinge verbreiten wie "allen wird ein Smartphone geschenkt" scheinen mir recht anfällig für absurde Theorien zu sein.

  • mupli


    Leider muss ich @delGrano hier recht geben, dass eine App, welche auf DP-3T basiert anders funktioniert, als die Tracingapps im ostasiatischen Raum.


    Das kann / darf man so nicht vergleichen.


    Und: In Südkorea etwa spielt die dortige "Tracing App" eine komplett untergeordnete Rolle.


    Hier muss ich allerdings etwas widersprechen. Denn Suedkorea verbreitet hier oeffentlich die Meinung, dass sie dank der App die Seuche besser unter Kontrolle haetten, als andere Laender. Moeglicherweise sind sie zwischenzeitlich auch wieder etwas davon abgekommen. Denn anfangs des Threads wurde eigentlich bereits auf die tatsaechlichen Schwachstellen aller Apps eingegangen.


    Doch die Bedenken von @mupli sind auch nicht von der Hand zu weisen. Im asiatischen Raum wird Datenschutz nicht gerade gross geschrieben. Und eine Tracingapp, kann fuer alles moegliche ausgewertet werden.


    Und dass Millionen von Menschen gar keinen Zugang zu solchen Apps, oder nur schon zu einer einfachen Telefonverbindung haben, weiss ich aus ganz persoenlicher Erfahrung.

  • delGrano


    mupli


    Ich habe auf meinen Geraeten die Funktionen ausgeschaltet, mit denen ich "getracet" werden kann. Dafuer habe ich klare Gruende.


    Mein Cellphone Marke Aspach Uralt kann man triangulieren. Doch dazu muss man meine Rufnummer kennen. Nur kennt diese Nummer praktisch niemand. Ausser engsten Abgehoerigen.


    Und das ist gut so... dann bekomme ich wenigstens keine Werbeanrufe ....


    Zumindest meistens.

  • PS: Anrufe von unbekannten Nummern nehme ich nicht entgegen.

  • mupli


    Also dein Freund ist ja wohl kein Waldlaeufer und kaum ein Pfadfinder .."IOder" ? Grins....


    Ja. Tracing heisst verfolgen. Ob nun Ablauf, oder einfach den Lauf.... Des "Wilds", welches gejagt wird.


    In der modernen Welt sind es die Menschen .... welche sich ueber GPS basierte Anwendungen ihre Spuren hinterlassen, oder einfach auch nur durch die Benutzung ihrer Bankkarten.... Im Shop oder am Geldautomat.


    Etwas boese ausgedrueckt: Uncle Google weiss schon mehr ueber dich selbst.... als du selbst .....