Ich überlege mir die Swiss-Covid-App zu installieren, habe aber noch einige persönliche Fragen, die ich noch nicht genügend abklären konnte.
Bis jetzt glaube ich Folgendes für mich persönlich zufriedenstellend abgeklärt zu haben:
- Technisch scheint die App ein Gerät zu befähigen, anonym und für Menschen nicht abrufbar, die ungefähre räumliche Distanz zu anderen mit der App ausgestatteten Geräten über einen festgelegten Zeitraum zu merken. Alle Informationen (Daten) bleiben für niemand einsehbar und ausschliesslich auf den jeweiligen Geräten während dem festgelegten Zeitraum gespeichert.
- Wird nun eine BesitzerIn eines beteiligten Geräts positiv auf Covid-19 getestet, wird – wahrscheinlich mit ihrem Einverständnis – an alle anderen Geräten, auf denen die Swiss-Covid-App installiertem ist, ein Signal gesendet. Die Empfangsgeräte prüfen, ob sie einen Kontakt mit dem Sendegerät registriert haben, der für eine mögliche Ansteckung massgebend sein könnte. Falls solche Daten auf dem Gerät vorhanden sind, wird es für Menschen verständlich darauf hinweisen, dass gemäss seiner Auffassung ein kritischer Kontakt zu einem Gerät stattgefunden hat, dessen BesitzerIn positiv auf Covid-19 getestet wurde.
Ist bis hierhin meine Vorstellung einigermassen richtig? Oder gibt es bereits jetzt signifikante Fehlüberlegungen, die grundsätzlich gegen eine Anwendung der App sprechen würden?
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Fortsetzung vom 25.6.2020:
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Habt ihr gehört! die APP steht ab heute offiziell und gratis zum Herunterladen bereit.
Angenommen es bestünde allgemeine Maskenpflicht im öV, dann könnte es sein, dass du und ich z.B. von Zürich nach Bern im selben Abteil des IC sich gegenüber sässen und miteinander ins Gespräch kämen.
Wenn nun meine APP (die ich nicht habe) nach einigen Tagen einen Kontakt mit einer positiv getesteten Person anzeigte, "wüsste ich" [1], dass es bei der positiv getesteten Person sich um dich handelte. Alle meine anderen Kontakte unter Verletzung der Abstandsregeln hätten in einem solch kurzen Zeitraum ziemlich sicher mit mir vertrauten Personen stattgefunden, die mich persönlich über ihren positiven Test vorinformiert hätten.
Wenn du mir nun auf der Fahrt erzählt hättest, dass du deine Grossmutter im Altersheim besuchen gehst und du und deine Geschichte mir sympathisch gewesen wären, würde ich mir noch weitere Gedanken machen.
Ich frage mich, ob die "DatenschutzpuristInnen" mit dieser APP uns wirklich einen nützlichen Dienst erweisen oder doch nicht eher Nährboden für viele Spekulationen schaffen.
P.S.: [1] delGrano! … Um die Diskussion nicht unnötig zu verkomplizieren, habe ich den Ausdruck „wüsste ich" in Anführungszeichen gesetzt. Ich habe die Möglichkeit der Fehlmeldung bei meiner Betrachtung ausgeklammert. Solche Fehlmeldungen würden sich auf unsere Alltagsbeziehungen erst eventuell positiv auswirken, wenn die APP-AnwenderIn sie als solche erkennen könnte.
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Fortsetzung vom 6.7.2020:
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Ab heute gilt Maskenpflicht im ÖV!
Soll man die APP nun im ÖV ausschalten?
Angenommen man lässt die APP im ÖV laufen und sie schlägt dann später an. Wenn man wie im obigen Fall glaubhaft belegen kann, der Kontakt kann nur im ÖV stattgefunden haben. Wird man dann nach der Maskenpflicht vom Tracing-Team trotzdem in Quarantäne geschckt?
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Fortsetzung vom 10.7.2020:
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Aus https://www.beobachter.ch/foren/answers/221117/view.html :
«Grundsätzlich gilt: Je kleiner k ist, desto mehr Infektionen lassen sich auf eine oder wenige Personen zurückführen. Das bedeutet: Die Rolle von Superspreading-Events ist umso größer. Bei der saisonalen Grippe liegt der k-Wert bei ca. 1, Superspreader-Ereignisse spielen keine große Rolle.
Bei der SARS-Epidemie 2002/2003 hingegen spielte Superspreading eine besonders große Rolle, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2005 von James Lloyd-Smith zeigt. Der k-Wert lag, entsprechend seinen Berechnungen, bei etwa 0,16. Bei dem Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus MERS, das sich seit 2012 verbreitet, liegt der Wert bei 0,25. Für die Spanische Grippe kommt Lloyd-Smith auf einen Wert von 1 – Superspreading und Superspreading-Events spielten damals entsprechend keine Rolle.
Wie groß genau der Dispersionsfaktor k beim SARS-CoV-2-Virus ist, wissen Experten bisher nicht genau. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass er höher ist als bei SARS und MERS – dass Superspreading also eine etwas kleinere Rolle spielt. Auch Infektionsbiologe Udo Buchholz aus der Fachabteilung für respiratorische Erkrankungen beim RKI meint, dass k bei SARS und MERS eine größere Rolle gespielt habe als bei der aktuellen Pandemie. Als Grund nennt er den seiner Ansicht nach häufigsten Übertragungsweg: “Der Regelfall derzeit ist weiterhin die Tröpfcheninfektion.“»
Zusammengefasst:
- - Saisonale Grippe - > alljährlich - > Dispersionsfaktor k=1
- - Spanische Grippe - > 1918 - > k=1
- - SARS - > 2002/2003 - > k=0.16
- - MERS - > seit 2012 - > k=0.25
- - Covid-19 ( SARS-CoV-2) - > seit 2019/2020 - > k=0.25 bis 0.45
Aufgrund dieser Aussage im Beitrag von delGrano@ wage ich folgende Überlegung (Hypothese, Bahauptung oä.):
- - Die Spanische Grippe war als Virus viel aggressiver bzw. für Menschen gefährlicher als die neuzeitlichen Viren.
- - SARS, MERS und Covid-19 diese aktuell, vorwiegend aktiven Viren werden für uns Menschen zur Gefahr, weil unser aktueller, moderner Lebensstil für sie optimale Lebensbedingungen bietet.
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Fortsetzung vom 9.9.2020:
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Ich habe in mehreren Beiträgen die Idee geäussert, der App die Fähigkeit zu geben mit ihrer BenutzerIn einen Dialog aufzubauen. Dabei könnte sie kurz vor einer risikobehafteten Situation an die bekannten Schutzmassnahmen erinnern usw. Nachfolgend eine Zusammenfassung.
Die BenutzerIn kann, ...
- - … den Hinweis ignorieren. Dann wird die APP wahrscheinlich EINEN anonymisierten, versteckten Risikokontakt auf dem Smartphon der BenutzerIn registrieren.
- - … den Hinweis zur Kenntnis nehmen und die Situation entschärfen. Dann wird die APP wahrscheinlich KEINEN anonymisierten, versteckten Risikokontakt auf dem Smartphon der BenutzerIn registrieren.
- - … der APP bestätigen, dass die empfohlenen Schutzmassnahmen wie Plexiglas, Maske etc. eingehalten werden. Dann wird die APP sich bei der BenutzerIn bedanken, ihr mitteilen, dass sie aus Datenschutzgründen die Antwort nicht automatisch speichere jedoch könne die BenutzerIn als Gedächtnisstütze für ein eventuelles Gespräch mit einem Tracing-Team den Dialog selber speichern. Danach fährt die APP wie im Fall 1.
Mehr siehe Beitrag:
https://www.beobachter.ch/foren/answers/223555/view.html
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Fortsetzung vom 27.3.2021:
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Im CERN (Genf) sollen alle Mitarbeiter einen "Proximeter" auf sich tragen. Das Gerät warnt durch Vibration, wenn der Mindestabstand von 2 m zueinander für mehr als 30 Sekunden unterschritten wird.
Eine APP basierend auf solcher Technologie, die mich unterstützt beim Ausüben meiner Eigenverantwortung, fände ich sinnvoll. Dadurch fühlte ich mich auch ernster genommen, wenn wiedermal an meine Eigenverantwortung appelliert wird.
Die Swiss-Covid-App nach heutigem Konzept wird m.E. immer wieder zwischen "Kontrollzwang" und Datenschutzbestimmungen aufgerieben werden.
C-O-R-A