Die Wogen gehen auch bei dieser Abstimmung hoch. Pro und Contra Stimmbürger aus allen Lagern von links bis rechts liefern sich in Diskussionsrunden und Leserbriefen ohne Rücksicht auf Verluste harte Gefechte. Auch Kobold kann es nicht verkneifen, etwas verspätet auch noch seinen etwas ketzerischen Senf, losgelöst aus welcher Ecke diese Initiative stammt abzugeben. Ich halte es wie die streitbare Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, von der ich alles andere als ein Fan bin mit ihrer Aussage: "Egal wie viele Frauen sich in unseren Breitengraden gezwungen oder freiwillig verhüllen -- schon eine ist zu viel". Man kann sich darüber streiten was die Initiative bringt. Aber sicher ist; wir können ein Zeichen setzten. Wem das nicht passt kann unser „Ländli“ meiden und Schweizer Konvertitinnen ist es freigestellt, das Land ihrer Träume aufzusuchen.
Eine kleine Begebenheit, mit Sicherheit kein Einzelfall hat mich unter anderem dazu bewegt, ein „JA“ in die Urne zu legen.
Ort der Handlung: Interlaken und die umliegenden Berge. Auf einem steilen Bergwanderweg sind meine Frau und ich unterwegs. Plötzlich taucht vor uns eine kleine illustre Gruppe auf, angeführt von zwei sportlichen jungen bärtigen Männern. Beide in kurzen Hosen, modischen T.Shirt und Bergschuhen. Etwa zwei Meter hinter ihnen zwei Frauen, eingehüllt in dunklen Säcken die lediglich einen Blick auf die müden Augen gestatteten. Ob die Frauen mit berggängigen Schuhen ausgerüstet waren entzieht sich meiner Kenntnis. Während wir die schwer schnaufenden Frauen überholten, drang ein penetranter Schweissgeruch in unsere Nasen. Gegner der Initiative werden mir jetzt sagen, die Frauen hätten sich freiwillig verhüllt und die traumhafte Bergkulisse in vollen Zügen genossen. Ich habe da so meine leichten Zweifel.
Ortswechsel: Wir erholen uns von den Strapazen der Wanderung in einem Restaurant in Interlaken, gut frequentiert mit einheimischen und ausländischen Gästen. Darunter auch einige verhüllte Frauen in Gesellschaft leger gekleideter Männer, die sich hier mit Speis & Trank verpflegten -- respektive die Männer verpflegten sich und genossen so wie es aussah Speis & Trank. Hin und wieder hoben die Frauen kurz den Schleier vor dem Mund, Speis & Trank in den Mund und Schleier wieder runter. Ziemlich anstrengend das ganze Prozedere und wen wundert es, die Männer kamen den bedauernswerten Frauen zu Hilfe, erlösten sie von dem Zwang und leerten die noch halbvollen Teller! Ende gut alles gut – für die Männer!
Kobold