Migration und die Arbeitsmärkte: Welche Effekte konnten beobachtet werden?

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  • Eine neue Studie der Ökonomen Andreas Beerli, Jan Ruffner, Michael Siegenthaler und Giovanni Peri zeigt für die Schweiz, dass hoch qualifizierte Beschäftigte, die in der Schweiz in Grenznähe arbeiten, aber im Ausland wohnhaft bleiben, Schweizer Unternehmen und Beschäftigten eine Reihe von Vorteilen bringen. Für Unternehmen reduzieren sie den Fachkräftemangel. Das Zusammenspannen von einheimischen und ausländischen Experten führt zu Innovationen, einem Ausbau der Geschäftstätigkeit, mehr Beschäftigung und höheren Löhnen in den Bereichen, in denen die ausländischen Spitzenkräfte arbeiten. Den gleichen Effekt zeigt eine echte Zuwanderung von Hochqualifizierten auch in anderen Ländern. Das Beispiel zeigt, dass Migration nicht zwingend die Lage der Inländer*innen verschlechtert, sondern sie sogar verbessern kann. Aber es gibt auch das Umgekehrte: Eine Zuwanderung von Wenig-Qualifizierten führt tendenziell zu einer Konkurrenzierung von Inländer*innen mit geringer Qualifikation und Druck auf deren Löhne. Viel hängt auch von der Konjunkturlage ab: Ist sie gut und die Arbeitslosigkeit tief, überwiegt eher der Effekt, dass Immigrant*nnen Lücken etwa bei Fachkräften, aber auch in anderen Bereichen, füllen. Bei hoher Arbeitslosigkeit ist der Verdrängungseffekt grösser.

  • alescha01


    Damit wir uns wegen meiner letzten Antwort nicht missverstehen:


    Ich kann und will jetzt das, was in dieser Zusammenfassung der Studie geschrieben steht, gar nicht dementieren. Denn vom Grundprinzip her entspricht das auch meiner eigenen Erfahrung.


    Aus meiner Sicht fehlt hier aber noch etwas.


    Was genau passiert über kurz oder lang, wenn hochqualifizierte Kräfte wieder abwandern?

  • Das wäre ein Zeichen dafür, dass die Schweiz über ihr wirtschaftliches Potenzial hinaus gewachsen wäre.

  • @Lapidar


    Richtig.


    Und meiner Erfahrung nach ist es so, dass wenn es kriselt und Spitzenkräfte abwandern, weil anderswo die Wirtschaft besser läuft, dann wandern weniger Qualifizierte bald einmal hinterher. Denn da wo die Spitzenkräfte noch am werkeln sind, ist die Chance auf einen schlecht bezahlten Job immer noch grösser, als da, wo die abgewandert sind.

  • alescha01


    Das hat es wohl noch nie gegeben.


    Also so ganz genau stimmt das nicht. Das gab es schon mal so ungefähr vor 150 Jahren. Da wanderten auch, nebst vielen Anderen, Vorfahren von mir in andere Länder aus. Hauptsächlich in die USA. Weil es in der Schweiz nicht mehr genug Grassuppe für alle gab.....


    Aber sie haben schon recht. Wenn im heutigen europäischen und auch globalen Wirtschaftsumfeld eine Krise eintritt, dann wird das nicht nur in der Schweiz der Fall sein. Ausser die ist dann so richtig hausgemacht.


    Trotzdem wäre es dann wahrscheinlich noch so, dass einige Spitzenkräfte abwandern würden, wenn anderswo die Chancen auf Besserung höher sind. Und auch die weniger Qualifizierten wandern wahrscheinlich wieder ab. Wenn die Chance besteht, irgendwo in einem Hinterhof genügend Kartoffeln zu pflanzen. Da ist das Angebot an solchen Hinterhöfen in der Schweiz nicht so gut aufgestellt.


    Und wie könnte es denn passieren, dass die Schweiz in eine hausgemachte Krise kommt?


    Wir können ja mal den Briten nachgucken.... die üben schon mal den Katastrophenfall.....

  • @alescha01


    Guten Morgen.


    Ich hoffe, ich habe sie mit meinem Zweckoptimismus nicht angesteckt. Sonst heisst es hinterher schon wieder.... das sei ich gewesen ...


    Smile.

  • forum.beobachter.ch/forum/thread/?postID=234722#post234722

    Es waren einzelne Gemeinden und ihre Kapitalstarken, die vertrieben haben.
    ( Naja, Gemeinden versteht man nicht gerade unter Behörden. )


    Fast zur gleichen Zeit wurden viele noch ärmere Süditaliener für den Bahn- u. Tunnel-Bau geholt, für miese Arbeiten und tiefe Löhne, für die Schweizer sich lieber vertreiben liessen.


    Erst seit den 1930er Jahren ist die Zahl der Auswanderer und damit auch die der Auslandschweizer stark zurückgegangen. Deren Zahl betrug 1928 noch 350'000.
    https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007988/2007-10-15/

  • Ich vertraue keiner Studie, die ich nicht selbst genau überprüft habe und deren Finanzierung transparent ist.
    Dann wird gerne nur das daraus zitiert, was ins eigene Weltbild passt und/oder was in die Köpfe indoktriniert werden soll, zum Nutzen irgendeiner Blase.


    Einem Hochqualifizierten, der Grenznah im Ausland zu tieferen Preisen wohnt und arbeitet, braucht ein CH-Unternehmer nicht das zahlen was er er einem Schweizer bei ziemlich gleicher [?] Hochqualifikation und Leistung zahlt. Die kommen trotzdem, wenn ihen die Pendelei nicht zuviel ist und der immer noch verbreitete autoritär patriarchalische Führungsstil nichts ausmacht.


    Der Schweizer Leistungsbilanz schadet das aber, wenn die Kaufkraft aus dem Lohn zum grössten Teil ins Ausland fliesst. Das höhere Angebot auf dem CH-Arbeitsmarkt muss im Wettbewerb zu langsamer steigen Löhnen führen, wenn die Nachrage nicht entsprechend steigt. Es kann auch zu Verdrängung dadurch kommen, von Schweizern aus Grenznähe weiter ins Zentrum.
    Für die grenznahen Gemeinden wird es auch eher von Nachteil sein, wenn Beschäftigte im Ausland wohnhaft sind.


    In der vorgestellten Form wird das Modell in der Studie zu klein gewählt sein.