Wie kann ich ein einigermassen normales Leben beginnen?

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  • Liebe Beobachter Community

    Auf Grund der immer schlimmer werdenden Lebenssituation in der ich mich derzeit befinde, habe ich mich dazu entschlossen, meine bisherigen Erlebnisse, Ängste, und vor allem Fragen einmal nieder zu schreiben, in der Hoffnung dass mir vielleicht irgendwie doch jemand weiterhelfen könnte.

    Zu meiner Person:
    M, 21 Jahre alt, aufgewachsen in recht armen Bedingungen, Eltern seit 2005 getrennt, diagnostiziertes ADHS, arbeitslos, keine angefangene oder abgeschlossene Lehre, im Moment auf finanzielle Hilfe vom Sozialamt angewiesen, wohnhaft bei meiner Mutter und jüngeren Halbschwester in einer maroden Wohnung ohne wirkliche Lebensqualität.

    Es ist etwas schwierig an einem gewissen Punkt anzufangen aber bereits als Kind musste ich oft mit-ansehen und miterleben, wie sich meine Mutter oft mit meinem Stiefvater gestritten hat, wie er oft nicht Zuhause war und stattdessen ein neuer Bekannter auf dem Sofa Platz nahm, ein neuer Freund meiner Mutter mit welchen Sie oft auch nur des Geldes wegen überhaupt Zeit verbrachte.
    Schon von klein auf gab es eigentlich nur Streit in der "Familie" (in Anführungszeichen da Mutter 3 Mal verheiratet, 3 Mal mit neuem Kind in der Beziehung), man spürte die Wut aufeinander und meine ältere Schwester hat diese sehr oft an mir ausgelassen, mich geschlagen, beleidigt und dies nicht selten auch direkt in der Küche vor der Mutter.

    Schulzeit später war zunächst schwierig, ich war den Lehrpersonen schon bald aufgefallen wegen meines hyperaktiven Verhaltens, was dann auch bald zur Diagnose ADHS führte und einer Psychomotorik Therapie.
    Eine Behandlung mit Ritalin wurde, obwohl durch mehrere Ärzte empfohlen, stets von der Mutter abgelehnt, die Schulnoten waren meist eher schlecht auch weil Mutter und Stiefvater entweder kaum da waren um zu helfen oder richtig zu unterstützen.

    Nach mehreren Umzügen, welche nicht nur wegen Streit zwischen der Mutter und Ihren neuen Freunden sondern primär aus finanziellen Gründen stattfanden, und mehreren für mich sehr schlimmen Schuljahren in denen ich oft Opfer von Mobbing und weiterer Gewalt wurde, zogen wir dann schlussendlich zum bislang letzten mal um wo ich noch ein letztes Schuljahr vor mir hatte und die Hoffnung mit dem Abschluss der Schule zumindest mal aus den Problemen heraus zu kommen.

    Die Hoffnung wich allerdings schnell neuen Schmerzen, neuen Ängsten und schon bald einer immensen Trauer und Verzweiflung, als ich auch dort an der Oberstufe wieder gemobbt und beleidigt wurde und die beinahe einzige Person die für mich nicht nur finanziell sondern auch in Form von Unterstützung sei es nun bei Hausaufgaben oder Lebensproblemen und mit viel Liebe noch im selben Jahr verstarb und mit Ihrem Tod eine unbeschreibliche Leere in mir hinterliess.

    Zur selben Zeit schien sich meine Mutter noch weniger um irgendetwas zu kümmern, sei es nun um den Haushalt oder um das Wohl Ihrer Kinder.
    Sie schien immer irrationaler in Ihren Gedankengängen und zum Teil in Ihrem handeln zu werden, vernachlässigte den Haushalt, was das Mobbing noch schlimmer machte.
    Das Leben in dieser Altbauwohnung (erbaut vor 1918) in der es keine Zentralheizung, kein fliessend warmes Wasser gibt, die Stromversorgung mangelhaft und der Wasserdruck ungenügend für die hygienische Benutzung der Sanitären Anlagen ist, wo Schimmel und schwarze Wände, die durch den einzigen Holzofen in der Wohnung verfärbt wurden, die Einrichtung dominiert, ist es nicht lebenswert und ich denke das wird es auch in Zukunft nicht sein.

    Eine Lehrstelle zu finden war gegeben der hygienischen Umstände unmöglich, das ADHS gerade mit den damit verbundenen Konzentrationsproblemen und die psychische Belastung die sich aus den Umständen herausmanifestierte, mit einer Angst und Aussichtslosigkeit wie ich sie noch nie in meinem Leben zuvor erlebt habe, erschwerten dieses Unterfangen und das Leben allgemein nur noch mehr.

    Inzwischen bin ich 21 Jahre alt, arbeitslos und weiss nicht mehr weiter.
    Das Sozialamt gibt mir ständig das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen werde, dass man mir nicht glaubt.
    Sinnvolle Hilfe habe ich nie bekommen, ich solle mich einfach weiter bewerben, hiess es zumindest bis ich einfach nicht mehr weiter konnte.
    Sollte mich dann bei einem Psychiater in einer Klinik therapieren lassen.
    Dieser Psychiater hatte mich an mehreren Gesprächsterminen sichtlich nicht ernst genommen, hatte mich sogar über 45 Minuten lang gar lächerlich gestellt vor seiner Mitarbeiterin und das Sozialamt möchte mir auch keine Wohnung geben, ja warum auch.

    Ich fühle mich in einer Spirale aus Aussichtslosigkeit, Verzweiflung und Ungewissheit gefangen und weiss einfach nicht mehr weiter, weiss nicht wohin.
    Zu Verwandten kann ich auch nicht, die meisten wollen nichts mit mir zu tun haben, da dieser Teil der Familie sowieso als Schwarze Schafe wahrgenommen wird.

    Gibt es irgendeinen Weg aus all dem heraus, einen Weg in die Normalität?
    Ich wäre dankbar für jede Hilfe, ich habe schon fast alles möglich versucht, bislang ohne Erfolg.

    Vielen Dank.

  • blackandwhite


    Das tönt jetzt wirklich sehr übel, was sie hier schreiben.


    Und ein Patentrezept dafür, wie man ihnen helfen kann, gibt es wohl auch nicht.


    Mir scheint es wichtig zu sein, dass sie sich von ihrer Familiengeschichte "entlasten" können. Von der Familie können sie wohl keine Hilfe erwarten. Befreien sie sich hier von einer wohl immer noch unbewusst vorhandenen Erwartungshaltung.


    Eine Erwartungshaltung, welche nicht erfüllt wird, oder werden kann, ist destruktiv für sie selber.


    Es entmutigt, verzweifelt sie und hinterlässt Ungewissheit. Und dann drehen sie in ihrer Spirale weiter....


    Und hier verschwenden sie dann auch ihre Lebenskraft in einer doch recht aussichtslosen Art und Weise.


    Versuchen sie hier besser mal sich darauf zu fokussieren, was sie mit ihrer Lebenskraft machen können, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.


    Konkret gesagt, sollten sie sich vom Elternhaus trennen und ihren eigenen Weg gehen.


    Dann unbedingt Ausbildung.....


    Und noch etwas. Das Problem ADHS ist meiner Ansicht nach sehr oft überbewertet, oder gar falsch bewertet.

  • blackandwhite


    Zuerst einmal Danke für Ihren Beitrag und, dass Sie Ihre Situation sehr gut und nachvollziehbar schildern. Sie befinden sich in einer sehr schwierigen Situation und ich denke, dass Sie Unterstützung von einer Fachperson, welche Ihnen in diesem Forum wohl leider nicht gewährt werden kann, benötigen. Sie schreiben, dass Sie in der Vergangenheit bereits mehrmals um Hilfe ersucht haben, häufig aber nicht ernst genommen wurden.


    Es ist wichtig, dass Sie sich durch Fachpersonen ernstgenommen und unterstützt fühlen. Gelingt das nicht, werden Sie auch nicht weiterkommen. Das heisst für mich aber nicht, dass die Hilfe an und für sich die falsche ist, sondern lediglich, dass es die falschen Personen sind. Ich empfehle Ihnen, sich an einen anderen Psychiater/Psychologen zu wenden. Suchen Sie zum Beispiel bei der Schweizerischen Fachgesellschaft ADHS nach einem Therapeuten. Wenn Sie nach einem Gespräch das Gefühl haben, Sie werden nicht ernst genommen, äussern Sie Ihre Bedenken und versuchen Sie, die Situation zu klären. Falls das nicht weiterhilft, suchen Sie sich jemand anderes, solange bis Sie einen Therapeuten finden, bei dem Sie das Gefühl haben, Sie erhalten die nötige Unterstützung.


    https://www.sfg-adhs.ch/fachhi…nden/fachpersonen-finden/

  • @blackandwhite


    Ich muss mich dem Beitrag von @user2 anschliessen. Wenn sie wirklich an ADHS leiden, dann benötigen sie auch wirklich fachliche Hilfe.


    Und die Suche nach den richtigen Therapeuten kann ermüdend sein, doch ist die Suche nach den richtigen unter Umständen sogar hilfreich. Da dies ihnen auch helfen kann, sich selbst etwas besser kennen zu lernen.


    Ich bin gegenüber der Diagnose ADHS skeptisch. Das ist in den letzten Jahren etwas eine "Modediagnose" geworden. Und Personen als krank erklärt werden, welche es meiner Meinung nach, gar nicht sind. Davon profitiert dann die "Ritalin-Industrie" und die sonstige "Gesundheitsindustrie".....


    Falls sie aber an einem echten ADHS leiden, brauchen sie fachlich gebildete Vertrauenspersonen um ihnen zu helfen.


    Eine medikamentöse Stütze schliesse ich in diesem Fall nicht aus. Aber das wirklich Wichtige ist die psychologische Therapiearbeit. Es geht darum zu Lernen, wie sie mit ihrer etwas speziellen "Gabe" umgehen können.

  • https://www.redcross.ch/de/soz…h-mit-beim-jugendrotkreuz
    Du könntest dich an das Jugend Rotkreut wenden. Nicht um schon soziales Engagement zu geben, sondern erstmal ein gutwilliges Engagement zu bekommen. Da wird dir ein ähnlch alter Jugendlicher an die Seite gestellt, zuerst dass du jemand zum reden hast, unter dem Motto "geteiltes Leid ist halbes Leid". Dann wird gemeinsam beratschlagt, wie man mit Behörden und Betrieben optimaler umgehen kann.


    Falls ein weiterer Dialog hier gewünscht wird, wäre gut zu wissen, ob Du damals den Oberstufenabschluss trotzdem geschafft hast ?

  • Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort.


    Ich bin eigentlich ebenfalls der Meinung, dass sich ohne eine kompetente und im Idealfall einigermassen verständnisvolle Fachperson auch nichts zum positiven entwickeln kann, denn so sehr wie ich am liebsten alleine einen Weg aus dieser Situation finden würde, es ist eine Hercules-Aufgabe und ein Psychologe/Psychiater der mich zumindest ernst nimmt wäre wohl zumindest eine kleine Stütze.


    Diesbezüglich danke ich Ihnen auch sehr für den Link der Fachgesellschaft.


    Ich werde versuchen mich von meinem Hausarzt überweisen zu lassen und mal sehen ob dies zumindest ein wenig hilft.


    Vielen Dank.

  • Hallo @blackandwhite,


    zur Einleitung: alles was ich schreibe resultiert aus meinen persönlichen Überzeugungen, falls dir das nicht entspricht, musst du meine Worte natürlich nicht annehmen.


    Ich denke der erste Schritt zu einem besseren Leben beginnt damit aus deiner Opferhaltung heraus zu kommen und Veranwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen.


    Natürlich sind dir unschöne Dinge passiert und wir erleben uns oft als Opfer der äußeren Umstände.


    Aber ich denke alleine das du dir schon so viele Gedanken gemacht hast und auch dein Leben unter die Lupe nimmst ist ein guter Anfang. Auch wenn das keine schönen Gefühle hervorruft. Du bist "erst" 21 Jahre alt, du hast noch so viel Zeit dein Leben zu gestalten wie du es möchtest. Anstatt darauf zu achten, was dir augenscheinlich fehlt oder nicht gegeben wird, würde ich dir raten dich auf das zu fokussieren was du noch alles erreichen kannst oder vor allem auch was du schon besitzt (nicht unbeningt die materiellen Dinge, vlt alleine schon das du den Willen hast dein Leben zu verändern) .


    Du hast geschrieben: "Das Sozialamt gibt mir ständig das Gefühl, dass ich nicht ernst genommen werde, dass man mir nicht glaubt." - Nimmst du dich vlt selbst nicht ernst? Und du spiegelst das Verhalten der anderen auf dich? Vlt denkst du mittlerweile auch du hast keine Hilfe verdient. Aber das stimmt nicht. Jeder hat Hilfe und Respekt verdient.


    Es hört sich esoterisch an aber ich würde dir raten evtl mit Meditation anzufangen. Das würde dir mehr Raum geben klar zu denken und über dich zu reflektiren. Denn so wie du über dich slbst denkst wird es von der Außenwelt gespiegelt.


    Nimm dir am Anfang nur eine Sache in deinem Leben vor an der du arbeiten (oder dich weiterentwickeln) kannst. Du könntest herausfinden welche Leidenschaften du hast und in diese Richtung gehen, auch beruflich.


    Ich hoffe du konntest mit meinen Worten etwas anfangen.


    Ich wünsche dir viel Erfolg, auch wenn du es dir jetzt noch nciht vorstellen kannst, denke ich, dass du in einigen Jahren liebevoll auf diese Phase in deinem Leben zurückblicken kannst.


    Das lässt sich auch sehr schön in deinem Benutzernamen sehen: blackANDwhite. Es gibt immer zwei Seiten der Medallie und nur weil wir die eine Seite im Moment nicht sehen können, bedeutet das nicht das sie nicht da ist.


    Liebe Grüße


    Larissa

  • @Larissa13


    Ich persönlich finde.... sie haben gute Worte gefunden.


    Und ihren Vorschlag mit Meditation zu beginnen, finde ich auch einen guten Ansatz. Oder als Alternative auch noch autogenes Training.


    Und Beides hat mit "Esoterik" im engeren Sinn nichts zu tun.


    Beides sind Methoden, um etwas in die innere Ruhe zu kommen. Und ist nachgewiesen hilfreich bei Menschen, welche zu ADHS neigen.

  • @blackandwhite


    User Larissa13 hat etwas angesprochen, auf das sie wirklich achten sollten.


    Ich halte es aufgrund der Eingangsfrage auch für möglich, dass sie eine Erwartungshaltung aufgebaut haben, welche es ihnen unmöglich macht, tatsächlich reale Hilfe annehmen zu können. Weil sie nicht mehr daran glauben, dass man ihnen wirklich helfen will.


    Auch wenn sie ganz real vielleicht solche negativen Erfahrungen gemacht haben, und deshalb in ihrer Erwartung bestärkt wurden, sollten sie sich von der Vorstellung lösen, dass dies immer so ist.


    Und hier muss ich noch etwas bekräftigen was @Larissa13 geschrieben hat:


    Fokussieren sie sich nicht auf das, was ihnen im Moment real, oder vermeintlich fehlt. Fokussieren sie sich darauf, was sie selbst verändern können. Nehmen sie ihr Leben selbst in die Hand.


    Wichtig erscheint mir hier noch, dass sie ihre Wohnsituation verändern. Und anfangen etwas eigenständig leben zu können.

  • ich selbst habe vergleichbares erlebt- spüre wie es in mir zu beben anfängt beim lesen. Der Tip zu suchen bis man jemanden/Psychiater findet der einen ernst nimmt...... wie lange soll sich den diese Art Spirale noch drehen? Ab einer gewissen Anzahl Therapeuten/Psychiater, die einen nicht ernst nehmen, wird der Spiess quasi umgedreht, und es wird gefragt und gesucht, was mit mir wohl nicht stimmt: den jeder andere hätte bei dieser Anzahl längst schon den "richtigen" gefunden bzw finden müssen..........

  • user2: das sollte kein Angriff auf Deine Meinung sein!!! Ganz bestimmt nicht!!! Solltest Du dass trotzdem so aufgefasst haben, dann tut mir das ehrlich leid!