Ich glaube Geschichten in der Art der "Legende" kommen recht häufig vor.
Jedenfalls wurde ich auch schon Augenzeuge einer ganz ähnlichen Geschichte. Allerdings ging es dabei nicht um eine Erbschaft, sondern um eine Heirat.
Da musste der Bräutigam der Familie der Braut den Brautpreis überbringen. Und ein Viehtreiber brachte die Kühe zum Hof der Brautfamilie. Anstatt die Kühe zuerst gleich ins Gehege zu sperren wurden die begutachtet. Und der "Streit" ging los, welche Kuh jetzt gleich geschlachtet werden soll, um die die Festgemeinde mit Essen zu versorgen. Die Wahl wurde gefällt. Und jetzt wollten die Leute die verbleibenden Kühe ins Gehege treiben.
Und bei diesen halbwilden Rindviechern ist das so eine kleine Sache. Die gehen nicht so leicht in ein ihnen fremdes Gehege. Und da passierte es. Während die Viehtreiber also damit beschäftigt waren die Tiere ins Gehege zu treiben, passte niemand richtig auf die "Schlachtkuh" auf. Und die hatte Lunte gerochen und nahm kurzerhand Reissaus. Und konnte nicht mehr eingefangen werden.
Riesengrosse Aufregung. Und Bräutigam verzweifelt. Denn der Stamm der Braut war jetzt der Ansicht, dass der Brautpreis nicht bezahlt ist, weil die Kuh weg lief. Und dem Bräutigam bleib nichts Anderes übrig als eine neue Kuh zu bringen. Jetzt war ich zu diesem Zeitpunkt der Einzige, welcher mit der Familie des Bräutigams da vor Ort war und ein Fahrzeug hatte. Und musste dann etwa 80 km mit dem Bräutigam und unserem Treiber quer durch den Busch fahren um eine andere Kuh zu holen. Letzteres war dann nicht ganz so einfach. Denn der Bräutigam hatte selber gar keine Kühe. Und es dauerte dann einen ganzen Tag bis er sich eine "ausleihen" konnte.
Item. Als wir dann die Kuh hatten, luden wir sie auf meine Karre und ruckelten wieder ab in den Busch. Dabei bogen wir beim falschen Baum rechts ab und verfuhren uns heillos. Zum Glück hatte ich vor der Abfahrt nochmals richtig vollgetankt. Inklusive ein paar Kisten Bier. Nach einer herrlichen Sightseeing-Tour im Busch fanden wir dann doch noch den Weg in das Dorf der Braut.
Und da war die Freude gross, denn jetzt konnte die Heiratszeremonie wieder weitergehen. Für die Kuh war dann aber sogleich Schluss mit: Freude herrscht.
Jetzt muss ich noch kurz erklären, dass Bräutigam und Braut nicht vom gleichen Stamm sind. Und Bräutigam hatte kaum eine Ahnung davon wie hier die Zeremonien beim Stamm der Braut ablaufen. Diese Zeremonien dauern Tage! Die Familie des Bräutigams war offiziell zu Gast "im Dorf" der Braut. Musste aber auf einem zugewiesenen Platz ausserhalb des Dorfes campen. Und durfte das Dorf nur unter bestimmten Bedingungen betreten. Zum Beispiel um im einzigen Shop des Dorfes Essen einzukaufen.
Von der geschlachteten Kuh bekamen wir zwar auch noch etwas ab... aber das reichte halt nicht, um damit tagelang im Busch zu sitzen.
Im dörflichen Laden herrschte gähnende Leere... abgesehen von drei Schöhnheiten des Dorfes. Welche ich natürlich freundlich begrüsste, obwohl ich deren Sprache nicht sprechen konnte.
Da fing eine der Schöhnheiten an, auf mich einzureden... Und Bräutigam musste dann notgedrungen etwas übersetzen. Das war ihm aber offensichtlich etwas peinlich. Er konnte nämlich weder die Sprache der holden Damen wirklich richtig, noch konnte er einigermassen gut englisch und ich seine Muttersprache zu dieser Zeit auch nicht.
Irgendwann konnte er mir klar machen, dass die "Holde" gefallen an mir gefunden hatte und jetzt wissen wolle, wie viele Kühe ich denn wert sei.
Wir versuchten ihr dann klar zu machen, dass ich bereits vergeben sei.... Und beschlossen einen anderen Shop zu suchen....
Also wieder gute 80 km quer durch den Busch. Diesmal in die andere Richtung. Natürlich verfuhren wir uns auf dem Rückweg wieder....
Hmmm? Also dieser Trip ist ja eine eigene Geschichte wert.... Jedenfalls bin ich zur Erkenntnis gekommen: Wenn mir heute noch jemand sagt, dass Heiraten doch ganz einfach wäre ... dann erzähle ich dem aber sowas!
Smile.