JA zur Pflegeinitiative: Der indirekte Gegenvorschlag ist ungenügend und von der Mitfinanzierung der Kantone abhängig.

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  • Ich habe diesen Thread mal diagonal durchgelesen. Vieles ist schon gesagt das ich voll unterschreiben kann. Ich werde ein klares „JA“ in die Urne einlegen. Vom indirekten Gegenvorschlag von Bundesrat und Parlament halte ich nicht viel, er wird den Betroffenen nichts bringen. Als Realist sehe ich leider auch keine wesentlichen Verbesserungen bei Annahme der Initiative.



    Verglichen mit anderen Ländern haben wir hier in der Schweiz ein hervorragendes Gesundheitssystem mit einer Spitzenmedizin und Universitäts- und öffentlichen Spitälern die sich sehen lassen. Das Problem ist nur, komplexe interdisziplinäre Operationen auch für „Allgemein“ versicherte Patienten ohne lange Wartezeiten sind das „EINE“, das „ANDERE“ ist dann eben die Pflege währen 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, ausgenommen in exklusiven nicht ganz billigen 5-Sterne Privatkliniken mit Gästen, sorry, betuchten Patienten aus nah und fern.


    Während meinen beruflichen Zeiten habe ich auch Patienten aus verschiedenen sozialen Schichten in sündhaft teuren Privatspitälern, aber auch in Staatsspitälern in Entwicklungsländern mit z.T. hervorragenden einheimischen Ärzten besucht. Interessant, nicht auf Rosen gebettete Patienten wurden auch in Staatsspitälern in jeder Beziehung hervorragend rund um die Uhr betreut. Wie ist das möglich werden einige sich jetzt fragen? Ganz einfach, Familienmitglieder, die z.T. auch bei den Patienten in den üblichen „Massenlagern!“ übernachteten haben die Pflege mehr oder weniger übernommen. Mittag- und Nachtessen wurden zu Hause gekocht, in Töpfen mitgebracht, auf dem mitgebrachten Geschirr serviert und gemeinsam mit den Patienten eingenommen. Auch ich als Besucher wurde dazu eingeladen und musste meine jeweilige Absage gut begründen. Eine Selbstverständlichkeit auch die Mithilfe beim An- und Entkleiden, der Körperpflege, beim Duschen und auf der Toilette wenn der Patient dazu nicht imstande war.


    Andere Länder andere Sitten, von denen wir Wohlstandsbürger/Innen noch einiges lernen könnten!


    Kobold

  • @Kobold


    Dann haben sie in den Entwicklungsländern nur die staatlichen Vorzeigespitäler gesehen.


    Ich habe leider auch ganz andere zu Gesicht bekommen.

  • Transmitter


    Und wie sieht es in deinen anderen Spitälern aus? Aus meiner Perspektive waren meine erwähnten Spitäler in grossen und kleinen lateinamerikanischen Städten alles andere als Vorzeigespitäler, mehrheitlich mit Patienten aus Quartieren die wir in unseren Breitengraden als Slums bezeichnen. Dann gab es noch Spitäler in Missionsstationen am Rande der tropischen Regenwälder. Missionare betreuten die Indios in Hängematten nach bestem Wissen und Gewissen nachdem die Stammesmedizinmänner auch mit Hilfe von Geistern am Ende ihres Lateins waren. Betten in welcher Form auch immer habe ich in diesen etwas gewöhnungsbedürftigen Unterkünften keine gesichtet.

  • @Kobold


    Ja, eben ungefähr so wie sie es jetzt beschrieben haben.


    Der wesentliche Unterschied zu den staatlichen Vorzeigespitälern ist, dass es in den anderen kaum je hervorragende einheimische Ärzte zu sehen gibt.

  • @Kobold


    Ich will ihnen ja eigentlich gar nicht widersprechen.


    Ich habe nur das mit den hervorragenden einheimischen Ärzten in staatlichen Spitälern in den falschen Hals bekommen.


    Denn gute, oder gar hervorragende, einheimische oder auch ausländische Ärzte, sind in den staatlichen Spitälern in den Entwicklungsländern die ich kenne, einfach nur total Mangelware

  • @Kobold


    Und staatliche Vorzeigespitäler habe ich in den mir bekannten Entwicklungsländern auch nur dann zu Gesicht bekommen, wenn die Regierung mal wieder zeigen musste, wie fortschrittlich sie ist, und die Hilfsgelder aus anderen Staaten dann zweckgemäss verwendet.


    Nach Abzug der begeisterten Journalisten.etc...


    Geht es zu und her wie .... Fragen sie lieber nicht.

  • Transmitter


    In Venezuela und Peru bot sich mir mehrmals die Gelegenheit mit Ärzten in solchen Spitälern zu sprechen. Ärzte die auch z.T. lebensgefährlich verunfallte Hilfsarbeiter einheimischer Firmen auf Grossbaustellen behandelten. Ich bin kein Mediziner, habe aber mit Staunen festgestellt, mit welcher Einfühlsamkeit einige Ärzte ihre Patienten behandelten und sie vor Operationen ohne Zeitdruck beruhigten. Ich bin fest überzeugt, dass es einige dieser Mediziner mit der ärztlichen Ethik etwas genauer nehmen als gewisse schwarze Schafe in unserem „Ländli“. Wie lange sie allerdings in diesen Spitälern tätig waren und ob sie abgeworben wurden weiss ich nicht.


    So, genug der Worte, Medizin ist nicht mein Fachgebiet.


    „Guet Nacht!“

  • @Kobold


    Ja. Diese Ausnahmen gibt es. Das weiss ich auch aus persönlicher Erfahrung.


    Kann dazu auch noch etwas "storytelling "betreiben.


    Aber jetzt auch mal gute Nacht.

  • @Kobold


    Sie können mir das glauben, oder auch nicht.


    Aber @Transmitter kann dazu wirklich Geschichten schreiben.


    Auch wenn an diesen Geschichten dann manchmal nicht alles so ganz geschehen ist, wie er es schreibt. Das macht er dann um Privatsphären zu schützen. Oder den eigentlichen Sachverhalt auch mal etwas überspitzt darzustellen.


    Aber die Kernaussagen der Geschichten sind wahr. So weit ich das bisher beurteilen kann.


    Und gerade hier kenne ich den wahren Hintergrund der Geschichten etwas besser.


    Denn ein paar seiner Geschichten habe ich ganz direkt und persönlich miterlebt. Natürlich aus meiner Perspektive erlebt.


    Ueli der Schreiber, Klassensprecher / Ghostwriter der Gruppe Transmitter ist auch kein Mediziner. In dem engeren Kreis der Gruppe gibt es nur eine Person mit einem Diplom auf Zahnmedizin.


    Wenn Transmitter etwas im Forum in der Rubrik Gesundheit schreibt, dann betont er auch immer wieder, dass er keine medizinische Fachperson ist.


    Als er mal in einen Thread geschrieben hat, dass er nur gerade den Nothelferkurs gemacht habe, welchen man für einen Fahrausweis braucht ....?


    Da hat er glatt gelogen!


    Seine Grundausbildung in diesem Bereich ist weitaus höher. Auch wenn er dafür nicht so ganz alle "Papierli" hat.


    Er ist aber sicher fähig dazu zu erkennen, wer einfach gar keine Ahnung hat, um was es jetzt bei der Lebensrettung gerade noch geht.

  • mupli


    Und an dieser Stelle muss ich jetzt einen Klotz in meinem Hals auch noch loswerden.


    Wenn sie mir, oder insbesondere Transmitter eine "Altersdiskriminierung" vorwerfen, haben sie sich in der Wortwahl eindeutig vergriffen!


    Im Kreis von Transmitter gibt es mehrere Personen, die sich lieber damit befassen Alte, oder andere Schwache, zu behüten, als noch etwas Pesionskassengeld auf die eigene Schippe zu schaufeln. Und riskieren dabei womöglich auch ihr eigenes Leben.


    Vielleicht überlegen sie sich doch noch einmal, warum sie auf einen zugegeben etwas unbedacht ausgesprochen Spruch so reagieren?


    Der originale Spruch zu dem Thema welcher da anscheinend der Auslöser für ihre Reaktion war, war übrigens noch etwas krasser. Führte bei uns aber zuerst einmal zu einen riesengrossen Gelächter. So wirklich ernst nahm das von uns niemand.

  • Doch jetzt zurück zum eigentlichen Thema dieses Threads


    Ja zur Initiative!


    Und vergisst die Hilfsdienste nicht.


    Wenn die nicht richtig funktionieren können, dann bricht unser super und teures Gesundheitssystem nämlich auch zusammen.

  • Während also das «Angebot» an Pflegepersonal in der Schweiz eher sinkt, wird die «Nachfrage» über die nächsten Jahrzehnte schon alleine aufgrund der Alterung der Gesellschaft weiter stark zunehmen. Bereits heute sind 11'000 (!) Pflegestellen unbesetzt und bis im Jahr 2029 wird es total 70'000 zusätzliche Pflegende brauchen. Es ist daher völlig klar, dass es in der Schweiz sofort eine massive Ausbildungsoffensive braucht, genau wie dies die Pflegeinitiative fordert. Nur ist ebenso klar, dass die Pflegeberufe kein bisschen an Attraktivität gewinnen, wenn sich nicht endlich auch die Arbeitsbedingungen und Berufsperspektiven verbessern. Und dazu gehört selbstverständlich auch der Lohn.

  • Für mich ganz einfach: Wer die Pflegeinitiative ablehnt blendet aktiv und unreflektiert die Realität aus.

  • Kürzlich äusserte ein Patient bei einem Austrittsgespräch: «Ich merke, dass die
    Pflege immer sehr gestresst ist. Ich verstehe nicht, warum, weil ich nun 5 Tage alleine in einem Viererzimmer gelebt habe. Die anderen Betten waren stets leer.» Ich habe dann erklären müssen, was ich schon x-fach in meinem Bekanntenkreis erläutert habe: Wir haben längstens genug Betten. Was uns fehlt, ist das qualifizierte Pflegepersonal. Und dieser Notstand ist mittlerweile so bittere Realität, dass wir nur noch zwei Drittel unserer Betten im Kantonsspital Aarau betreiben können. Und der Trend geht weiter: Jeden Monat gehen massenweise Kündigungen ein. Eines ist klar: Wenn unsere Patient:innen nicht mehr gepflegt werden, dann kann auch keine noch so teure Spitzenmedizin mehr ausgeführt werden.

  • BR Maurer hatte in einer Rede gegen das Covidgesetz gross davon geredet, dass in der Schweiz IPS-Betten abgebaut worden wären. Und hat hier direkt auf BR Berset gezielt.


    Was er dabei dem geneigten Publikum verschwieg, war, dass diese Zahl der Betten erst in der ersten Pandemiewelle eingerichtet wurden. Und deshalb wieder abgebaut wurden, weil man kein qualifiziertes Personal hat um diese zusätzlichen Betten auf die Dauer zu betreiben.


    Und man kann das Personal nicht sehr lange im Krisenmodus und mit etlichen Überstunden arbeiten lassen. Da ist dann mal Ende.

  • Die Pflegeinitiative möchte auf vier Ebenen dieser Entwicklung etwas entgegensetzen: Bei den Löhnen, den Arbeitsbedingungen, bei der Ausbildung und bei den Kompetenzzuschreibungen. Damit sollen einerseits mehr Menschen für diesen Beruf begeistert werden, sie sollen andererseits aber auch in
    diesem Beruf gehalten werden. Der indirekte Gegenvorschlag übernimmt nur zwei der vier Ebenen und schlägt vor, nur in die Ausbildung und die Kompetenzzuschreibung zu investieren. Es wird aber nichts unternommen, um die ausgebildeten Menschen im Beruf zu halten. Wir können es uns an dem Punkt, an welchem wir jetzt stehen, nicht leisten, nur ‚ein bisschen etwas‘ zu unternehmen. Das kostet, ist aber im Vergleich zu einer nicht versorgten Bevölkerung ein Klacks.

  • Kobold


    Antwort von Kobold 08/11 um 15:18


    Ich nehme an, dass sie mit ihrem Beitrag vor Allem mal darauf hinweisen wollten, dass wir in der Schweiz ein Gesundheitssystem haben welches im internationalen Vergleich hochrangig ist.


    Und das soll der Schweiz auch noch erhalten bleiben!


    Das ist nicht gratis zu haben. Aber es gibt womöglich doch auch ein Sparpotential, welches nicht ausgeschöpft ist. Aber am Pflegepersonal und bei den Ärzten zu sparen, ist da kaum der richtige Ansatz. Auch die Hilfsdienste sollten nicht vergessen werden. Die tragen auch nicht einen unwesentlichen Beitrag zur ganzen Qualität des Systems bei.


    Ich habe heute früh eine Nachricht bekommen. Eine Frau musste in die Klinik gebracht werden. Das ist ein Prestigebau, der von der Regierung in eine etwas abgelegene Region geklotzt wurde.


    Nur? Der einzige "Arzt" dort weiss nicht wie er die Frau behandeln muss?


    Er muss sich zuerst bei Fachkollegen kundig machen.

  • @Transmitter


    Hast du Nachrichten wie das im Provinzspital weiter gelaufen ist?


    Wie geht es der Frau?

  • rodizia


    An meinen Künsten der Ferndiagnose und der ferneren Geisterheilung arbeite ich noch. Smile.


    Sie lebt noch. Vielmehr als das weiss ich derzeit auch nicht.