Hallo liebes Forum,
Seit meiner Erkrankung vor 2,5 Jahren, habe ich begonnen eine Art Tagebuch zu führen, über die Eindrücke und Schwierigkeiten die damit einhergehen, um das Symptombild besser verstehen zu können.
Ich habe einen Auszug davon hier mal eingefügt (etwas lang):
Was ist meine Symptomatik?
- Ich bin in einem Dissoziativen Zustand. Das heißt, dass ich von meiner damaligen Persönlichkeit und der Verhaltensmuster, also das was ja eigentlich jedes Individuum individuell macht, abgespalten bin. Die Erinnerungen an das Leben vor den Symptomen, sind zwar da, allerdings 'erinnere' ich mich nicht daran, wer das war der dort lebte und diese Erinnerungen 21 Jahre lang schuf. Quasi die Erinnerungen einer fremden Person die in diesem Körper lebte.
- Ich nehme die Umwelt, die Wahrnehmung und die Gefühle, alle getrennt voneinander wahr, statt im natürlichen Einklang miteinander, das heißt dass ich jede einzelne Kategorie auch klar und intensiv, oftmals überflutend wahrnehme, statt ausgeglichen.
- Gesprochenes fühlt sich nun an als sei es nicht Ich, der dort redet, sondern ein Ich, was versucht, trotz der Umstände, Dinge nach außen zu kommunizieren.
- Das Leben durch den Tag, fühlt sich an als ob es 'geschieht' und ich es selbst aber nicht beeinflusse, als lebe man in einem Traum und sieht zu wie die Dinge geschehen, ohne dass man selbst eingreift, das Leben passiert einfach von alleine, automatisiert, als ob man nur zuschaut.
Manchmal gibt es Momente wo ich gefühlt 'aufwache', im Türrahmen stehe, in das Wohnzimmer Blicke und für einen kurzen Moment wieder bei 'Bewusstsein' bin.
In dem Moment sehe ich ganz klar und kann sauber reflektieren, wie ich die letzten Tage in dieser skurrilen Wahrnehmung gelebt habe, automatisiert ohne bei Bewusstsein zu sein.
Dieses normale, stabilisierte Bewusstsein ist meist nur ein kurzer Augenblick und verschwindet wieder in der verzerrten Wahrnehmung.
Als sei dies wirklich nur eine Tür oder ein Gleichgewicht was wiederhergestellt werden müsste, und schon sei man gesund, in seinem normalen Bewusstsein, wie man es kannte.
Eine einzige Tür.
- Leere im Kopf, als fehle das Verhalten einer Persönlichkeit, als wären Barrieren aufgelöst. Ich fühle mich zu anderen nicht mehr verbunden, als laufe ich auf einer anderen Frequenz, auf einem 'Spektrum'.
- Ich nehme meine Gedanken anders wahr als früher, sehr klar, immer präsent, als hätte man plötzlich eine wichtige Beziehung zu Ihnen. Diese sind oft aufdringlich, rasen, springen und sind wirr. Wobei vorallem die konstante Wahrnehmung der Gedanken, sehr kräftezehrend ist, denn man kann sich nicht mehr auf den jetzigen Augenblick konzentrieren, auf das, was wichtig ist. Selbst bei Erkenntnis dessen besteht das intensive Gedankenerleben und ist unveränderlich.
- Meine Wahrnehmung der Umwelt und meiner selbst wechselt minütlich/sekündlich, sie ist nicht fest wie ich sie 21 Jahre lang kannte. Man kann es fast so beschreiben, als wären dort 'Fragmente' einer selbst, die sich durch die gelebten Wochen ziehen - quasi wie das Leben einer einzigen Person, aber in hunderten Paralleluniversen und die Wahrnehmung von Raum, Zeit, Gefühlswelt wechselt dementsprechend.(schwierig zu erklären)
- Mit anderen zu kommunizieren fällt mir äußerst schwer, ich kann im Prinzip nichtmehr am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen.Ich verspüre keine Verbindung zu anderen in Gesprächen, wobei selbst ein Gespräch oft unmöglich zu führen ist, ohne dass Reize und starke Angst einen übermannt.
- Im Prinzip verstehe ich Menschen und die Kommunikation dahinter nicht mehr, 'ich verstehe nicht was andere von mir wollen'. Als wäre ich auf einer anderen Frequenz. Selbst 2,5 Jahre Konfrontation hat sehr wenig verändert, das Gefühl auf einer 'anderen Frequenz' zu laufen und die Angst ist unverändert. Allerdings kann ich, was ich Anfangs nicht konnte, wieder mit anderen über WhatsApp schreiben. Was am Anfang, monatelang nicht ging, weil ich Kommunikation noch weniger verstand. Das was ich kommuniziere, ist aber leider trotz dessen nicht von der Person, die ich kannte.. (Persönlichkeitsverändert)
Frage
Ausgelöst wurde dies vor 2,5 Jahren, an einem Abend durch Cannabiskonsum..
Ich bin nun eine Weile in Behandlung und Diagnostik, war in einer Tagesklinik für 12 Wochen und für 6 Wochen in einer Reha.
Das einzige was mir diagnostiziert wurde, ist eine schizotype Störung und Depressionen.
Und wurde zwar Diagnostiziert, aber nicht aufgeklärt darüber.. Die Dissoziationen habe ich selbst erst nach 2 Jahren etwas verstanden und konnte Betroffene finden, allerdings wurde dies von meinen bisherigen Therapeuten und Ärzten nicht erkannt bzw ist Ihnen trotz schilderung meiner Symptome nicht in den Sinn gekommen dass es diese Störung der Wahrnehmung wohl gibt..
Ein diagnostischer Bericht, welcher sich durch ein halbes Jahr an Terminen zog, war im Endeffekt auch totaler Käse
Stehe nun aber vor einem Punkt wo ich nicht weiß wo ich Behandlungsmäßig und diagnostisch weiter ansetzen soll, da mein Facharzt selbst mit der Schulter zuckt und nur Medikamente verschreibt.
Ich bin dabei mir einen Therapeuten zu suchen, weiß aber auch hier nicht ganz, in welche Richtung Therapeut ich schauen sollte..
Vieelleicht habt ihr aus einer anderen Perspektive ja ein paar Vorschläge
Liebe Grüße aus Berlin