Aus Sicht der Unternehmen ist niedrig qualifizierte Arbeit und Kapital bis zu einem gewissen Grad substituierbar. Im Gegensatz dazu ergänzen hochqualifizierte Arbeit und Kapital einander tendenziell. Dies erklärt, warum bei zunehmendem Kapitaleinsatz, etwa im Zuge der Automatisierung, die Wertschöpfungsanteile hochqualifizierter Arbeitnehmer:innen – unter Berücksichtigung aller Gehaltsbestandteile – recht konstant blieben, während jene der geringqualifizierten zurückgingen. Eine gute Ausbildung ist daher besonders wichtig, um weiterhin von ökonomischem Wachstum profitieren zu können. (Auszug aus Daniela Breidenstein: “Nimmt die Lohnquote tatsächlich ab?“, Ökonomenstimme vom 15.11.2021)
Das wirft aber auch die Frage auf, wie der technische Fortschritt sinnvoll in eine egalitäre Richtung gesteuert werden könnte – also in eine Richtung, welche die Lohungleichheit nicht weiter ansteigen lässt oder sie sogar reduziert. Die Richtung des technischen Wandels könnte in quantitativ relevanter Weise durch das Einkommensteuersystem beeinflusst werden. Eine progressivere Einkommensteuer würde das relative Angebot geringbezahlter Arbeit erhöhen, was Unternehmen dazu verleiten würde, vermehrt Technologien zu entwickeln, die geringbezahlte Arbeiter:innen vervollständigen. Der resultierende technische Wandel würde so die Lohnungleichheit reduzieren. (Auszug aus Benjamin Lerch: „Der Aufstieg der Roboter und der Rückgang der Erwerbsbeteiligung“, Ökonomenstimme vom 23.3.2021)