Kann man in der Schweiz heiraten / Kinder kriegen, ohne das Risiko, sich zu ruinieren?

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  • peter_69

    Die Zahl von Migranten, welche mit Scheinehen in die Schweiz kommen, oder es zumindest versuchen, ist relativ klein.

    Es ist aber sicher richtig, dass man das versucht so gut wie möglich zu verhindern. Denn diese Migranten haben von Anfang an keine redlichen Absichten.

    Es gibt aber noch ganz andere Wege, wie solche potenziell kriminellen Personen in die Schweiz kommen können. Und in der Regel auch unentdeckt bleiben....Bis man sie bei ihren kriminellen Machenschaften erwischt.

    Ein weiteres Thema ist das Rotlichtmillieu.... (Zu diesem Thema sollte man aber gleich einen separaten Thread eröffnen).

    Da es hier um das Thema Heirat mit Ausländern aus Drittstaaten geht, schreibe ich kurz noch eine Geschichte aus meinem persönlichen Umfeld.

    An alter und guter Freund machte die Bekanntschaft mit einer "Künstlerin".... Was immer der Begriff "Künstlerin" denn so alles beinhaltet.....

    Jedenfalls verstand er sich gut mit dieser Künstlerin. Und als ihr Arbeitsvisum ablief, heiratete er sie. Damit sie nicht zurück muss.

    Hier kann man noch unterstellen, es sei eine Zweckehe....

    Jedenfalls leben die Zwei seit vielen Jahren zusammen. Und sind glücklich miteinander. Soweit ich das sehen kann.

    Die Frau spricht in der Zwischenzeit fliessend Deutsch und hat einen Berufsabschluss als Arztgehilfin. Und verdient damit ihr eigenes Geld. Ist also finanziell unabhängig vom Ehemann.

    Dem heutigen Ehemann ging es nicht gerade gut, als er seine heutige Ehefrau kennenlernte. (Nicht wirtschaftlich. Da war alles im Grünen). Im Freundeskreis sind wir uns einig darüber, dass es wohl sein grösstes Glück war, diese " Künstlerin" kennnengelernt zu haben.

    Und jetzt muss ich vielleicht noch erklären, was der Begriff "Künstlerin" genau bedeutet. Das ist der Begriff für eine Berufskategorie mit der man eine Aufenthaltserlaubnis von beschränkter Dauer, sowie eine Arbeitserlaubnis bekommt.

    Vordergründig war sie also "Ballettänzerin" in einem Striptease-Lokal, während die Hauptarbeit im "Gästezimmer" erledigt wurde...

  • Mupli, Sie können ihre zwei Zitate, die zu viel sind löschen, indem Sie zuerst bearbeiten, dann auf Zitat von … (rot) klicken und anschliessend löschen.


    Sie müssen auch nicht das ganze Zitat zitieren. Sie können das Zitierte markieren und löschen und das stehen lassen was Sie zitieren möchten.

  • mupli

    Zur Kernfrage noch Folgendes:

    Anhand der Frage die peon hier gestellt hat, ist die ganze Diskussion um Visa und dem drumherum mal etwas vorgreifend.

    Falls er sich doch dafür entscheiden würde, seine Freundin aus Drittstaat zu heiraten und eine Familie zu gründen, dann sind die zahlreichen Hinweise, die hier bereits eingegangen sind, sicher auch noch hilfreich.

    Doch die eigentliche Frage von peon lautete sinngemäss wohl so:


    Kann man sich als mittelmässig verdienende Person eine Familie überhaupt noch leisten, oder ist das Risiko eines Bankrotts zu gross?


    Und das ist die Frage, welche auch mich in diesem Thread am Meisten umtreibt. Und die Frage was für eine konkrete Konsequenz es mit sich bringt, falls er sich für Heirat und Kinder entscheidet kommt erst danach.

    Die Tatsache, dass es jetzt gerade noch um eine möglich Partnerin aus einem Drittstaat handelt, ist genau betrachtet eine Nebensache. Die bringt zwar noch etwas zusätzliche Komplikationen (Garnitur) mit sich. Aber macht den eigentlichen Braten nicht feisser.

    Aus sozial- und gesellschaftspolitischer Sicht ist hier die Frage:

    Hat das Modell Familie noch eine Zukunft, oder wird die Gesellschaft der Zukunft hauptsächlich aus "Einzelmasken" bestehen.

    Und wie würde sich der Staat dann sozialpolitisch auf eine solche Gesellschaft von Einzelkämpfern anpassen?

  • mupli


    Kann ihrem Beitrag durchaus viel beipflichten.

    Finde es schade, wenn sie sich hier ausklinken.


    Denn meiner Ansicht nach war ihr letzter Beitrag gerade noch etwas zum eigentlichen Thema des Threads.

    In welche Richtung entwickelt sich die Gesellschaft und damit notgedrungen auch das Individuum als Teil der gesellschaftlichen Masse?

    peon wird sich letztlich in Eigenverantwortung entscheiden müssen, ob er das Risiko einer Familie tragen kann und auch bereit dazu ist das Risiko eines Bankrotts einzugehen.

    Ich kenne Personen die dieses Risiko eingingen und trotz besten Voraussetzungen letztlich praktisch bankrott gingen. Und ohne die Hilfe des Sozialstaates?

    Na ja... ich will mir das lieber gar nicht vorstellen.... ;(

  • Transmitter  peon


    von engl "familiar" od lat. "familiaris" zeigt sich die ursprünglichen Eigenschaften einer Gemeinschaft, die den Namen "Familie" verdient.
    vertraut, geläufig, bekannt, freundschaftlich.

    Vielen Dank, dass Sie auf das Kernproblem zurückgekommen sind.

    Das Modell Grossfamilie für das Wohl der Kinder wurde doch längst obsolet.

    Immer weniger Rentner-Grosseltern können oder wollen für die Kleinfamilie noch viel Geld u. viel Zeit aufwenden.
    Auch die streben nach mehr Freiheiten im Freiheits-Wahnsinn.


    Die alte Erziehungsleitlinie gilt noch immer, bildlich "A child needs a village", ein Kind braucht viele verschiedene verlässliche Kontaktpersonen mit denen es sich direkt auf "Augenhöhe" verständigen kann.
    Mütter und Väter wenden immer mehr Zeit dafür auf, aufs "Brettli vor dem Kopf" schauen, als aufs Kind schauen,
    Das Kind lernt (unbewusst) schnell, was den Eltern in Wirklichkeit wichtig ist und die Nachahmer von Natur aus (Kinder), wollen auch nur noch möglichst schnell zu "Digitale Familien* (vulgo Blasen) gehören.
    Man kann Kinder nicht erziehen, die machen alles nach.

    Für alle Familienmitglieder, besonders auch die Kinder ist es wichtig, möglichst viel harmonische Zeiten mit-ein-ander zu verbringen.

  • oytenkratos

    Ich bin ein Kind der sechziger Jahre.

    Und da war das Credo zum Wohl der Gesellschaft die Kleinfamile mit maximal zwei Kindern das Höchste der Gefühle .... für die Gesellschaft.... Wurde so zumindest sozialpolitisch korrekt verkündet.

    Achtung! Der folgende Text ist zwar von mir geschrieben, widerspiegelt aber nur zum Teil meiner eigenen Lebensgeschichte. Im Kern entspricht aber die Geschichte einer wahren Geschichte von Kindern der Sechzigern. Und entspricht mindestens einer Person aus dem engsten Kreis der Gruppe Transmitter ziemlich genau. ( Ich schreibe die Geschichte in der Ich-Form).


    Ich war gerade mal fünf Jahre alt, als ich aus meinen bisher gewohnten Nest geworfen wurde. In meinem persönlichen Umfeld waren alle älter als ich und durften schon in den Kindergarten. Nur ich blieb zu Hause und durfte dann alleine etwas (L)ego spielen. Das war ätzend langweilig. Büxte dann vorsichtshalber sogleich aus und machte den Rest der Stadt unsicher... Sind separate Geschichten... die Polizeieinsätze auch....

    Die Situation beruhigte sich, als ich in den Kindergarten durfte... Und dann kam Bappa auf die Schnappsidee aus der Stadt weg zu ziehen.

    Das führte zuerst mal zu Alpträumen.. auf die Traumdeutungen gehe ich nicht ein... das führt zu weit... aber der Alptraum wurde war.

    Jedenfalls fand ich mich einsam und verlassen auf einem Sandhaufen im neuen , aber nicht fertig gebauten Quartier wider. Und das für Monate. Geschwister schon in der Schule und in diesem Kanton war ich zu klein für Garten....

    Jedenfalls machte ich zum Leidwesen der Bauarbeiter den Sandhaufen sofort platt. Mit irgendwas muss man sich beschäftigen...

    Jedenfalls kamen da die Bauarbeiter und machten Radau wegen ihrem Sandhaufen... und den gab ich nicht mehr her. Da liess ich dann einmal ein paar Urschreie los! Und die zottelten dann tatsächlich etwas verstört wieder ab. Mit so einem sozialen Querschläger hatten die offensichtlich nicht gerechnet.

    Ich liess mich dann von solchen peinlichen Kleinlichkeiten nicht mehr bremsen und forderte meinen Vater abends lauthals dazu auf sofort zwei Lastwagen voll Sandhaufen zu ordern, damit ich am nächsten Morgen etwas zum plattmachen habe...

    Und stand am nächsten Morgen extra früh auf dem schon platt gemachten Sandfeld, um dieses gegen diese Baumigranten zu verteidigen.. welche mir meinen Sand klauen wollten.

    Und siehe da ... die Baumigranten starteten einen nächsten Angriff... Da flogen aber die Fetzen. Denn völlig unerwartet tauchte da Iwan der Schreckliche auf und fragte mit vorgestrecktem Sandkasten- Schüüfeli: Wen, wo und was muss ich abschaufeln?

    Das hielten die Baumigranten dann nicht mehr aus und zogen sich zurück... brauchten wohl zuerst mal Znüni und Order von oben.... oder so?

    Aber Bappa hielt Wort und der hatte tatsächlich Sand geordert.

    Dann entspannte sich die Situation etwas. Ein Haufen für diesen Kinderhaufen und der Andere für die Baumigranten und die Rechnung an die Bauherren. (Denn nach Mietvertrag hätte der Sandkasten auf dem mehrheitlich noch unbevölkerten Spielplatz schon längst fertig gestellt sein sollen).

    Nachdem der frische Sandhaufen mal abgeladen war, warf ich einen etwas grossen Stein mit voller Wucht in den Sand. Das gab einen Krater... und schlug Wellen.

    Das war die symbolische Geburtsstunde der ursprünglichen Gruppe "Transmitter".

    Und von da an waren die Kinder des Quartiers fast unzertrennlich. Und die Mitglieder dieser Sandkastengäng hatten nicht einen Vater und eine Mutter. Sondern deren Viele.

    Obwohl die Eltern der Sandkastengäng wohl eher als bürgerlich bezeichnet werden konnten, war eine gewisse Progressivität gegeben. Und auch eine Solidarität.

    Jedenfalls hatte die Kinder der Sandkastengäng das Glück in einer Art Sippengesellschaft gross zu werden und nicht unter der Käseglocke einer abgeschotteten Kleinfamile nach neuester Mode.


    Jetzt da ich hauptsächlich in einer Gesellschaft lebe, wo die Sippengesellschaft noch die Normalität ist, wird mir erst so richtig bewusst, was für ein Glück ich/ wir hatten. Und was für ein fixfertiger Käse diese Mode mit einer Kleinfamilie ist.

  • Nachtrag zum letzten Beitrag:


    Wo hin bewegt sich eine Gesellschaft, in der es immer weniger Platz für eine gesunde Entwicklung von Kindern hat? Oder sich Eltern Kinder nicht mehr leisten können?

    Kann es von sozialpolitischem Interesse sein zu einer kinderlosen Gesellschaft zu werden?

    Aus wirtschaftspolitischer Sicht ist es einerseits zwar nützlich. Letztlich aber auch das wirtschaftliche Ende der Gesellschaft.

  • mupli


    Bevölkerungszahl wird einfach kompensiert mit Fachkräften aus der EU, oder Spezialisten aus der ganzen Welt. Deren Ausbildungskosten musste die Schweiz ja nicht übernehmen.


    Das ist richtig. Denn die Schweizer Wirtschaft benötigt derzeit Arbeiter. Und nicht nur Spezialisten.....

    Sogar Hilfskräfte sind manchmal Mangelware.... (Wenn auch nur saisonal im Allgemeinen).


    Und wer bezahlt denn die AHV der Rentner? Das sind diejenigen die arbeiten.


    Und dann kommen so rechtslibertäre und rechtsnationale und wettern gegen die Migranten was das Zeugs hält. Nur weil es auch noch ein paar Migrantenfamilien gibt... die auch mal genau gleich scheitern können, wie eine rein schweizerische Familie. Und zwar aus den genau gleichen Gründen.

    Sollen diese Typen, die da wettern, mal doppelt und dreifach soviel AHV bezahlen. Dann können wir wieder darüber reden, wie viele Arbeiter man importieren soll.....

    :cursing:

  • mupli

    AHV etc. sind zwar auch ein Nebenthema in diesem Thread, aber es gehört auch zu den relevanten Ausgaben einer "jungen" Familie.

    Und das ist letztlich ja auch etwas der springende Punkt in der Überlegung von peon.

    Mir ist etwas aufgefallen ... nämlich, dass die völlig unabdingbaren Lebenskosten in der Schweiz sehr hoch sind im Vergleich zu den Löhnen.

    Und ein unterdurchschittlicher mittelständischer Verdienst ergibt eine AHV -Rente, die kaum zum Leben reicht. Wer nicht ausreichend in die zweite oder gar dritte Säule einzahlen kann, wird im Alter mehr oder weniger nur auf dem Existenzminimum sein.

    Das bedeutet, dass man bereits in jungen Jahren eigentlich schon recht massiv für das Alter ansparen muss. Nur ? Eine Familie gründet man ja nicht, wenn man schon im Pensionsalter ist, oder?

    Das heisst, die jungen Arbeitenden müssten also ihren Lohn sowohl ausreichend für die Altersvorsorge verwenden können, wie auch die Kosten ihrer Kinder daraus bezahlen können.

    Und seien wir hier ehrlich: Die Lebenskosten eines Kindes kommen im Durchnitt nicht viel billiger, als die Lebenskosten eines Erwachsenen.

    Im Vergleich zu Einzelpersonen (Einzelhaushalt) kann sich hier eine Familie an den Lebenskosten im Prinzip nur gerade das sparen, was sich durch einen gemeinsamen Haushalt sparen lässt. Also mehr oder weniger eigentlich nur bei der Miete und noch etwas beim Essen....

    Geht eine junge Mutter nun auch noch arbeiten, aber in einem niedrigen Lohnbereich, ist es meistens nur noch mehr oder weniger salopp ausgedrückt ... Geld gewechselt.

    Kindsbetreuung durch Dritte ist in der Schweiz extrem teuer.

    Ich bin zwar der Meinung dass es sinnvoll ist, wenn junge Mütter zumindest Teilzeit arbeiten und die Kinder auch noch etwas Fremdbetreut werden.... Aber aus wirtschaftlicher Sicht bringt das der Familie meist keinen grossen Zustupf ins Haushaltsbudget.

    Sprich am Ende des Monats bleibt kaum mehr übrig als vorher.

    Scheitert eine Ehe, oder eheähnliche Beziehung, fällt nicht nur die oben erwähnte Einsparung aus der gemeinsamen Haushaltung weg, sondern es kommen noch Kosten dazu.

    Für die meisten mittelständisch verdienenden Eltern reicht dann der Verdienst nicht mehr aus. Und der Gang zum Sozialamt ist dann angesagt.

    Doch man bekommt das Geld vom Sozialamt nicht einfach so geschenkt. (Wie es gewisse Kreise gerne mal in ihren Reden so suggerieren).

    Nehmen wir das Beispiel von peon als Grundlage. Und nehmen da mal den schlechtesten Fall an, der ihm passieren kann.

    Dann ist er für den Rest seines Lebens voraussichtlich auf dem Existenzminimum.


    Und da darf man die Frage stellen, ob man das Risiko eingehen will, die zuvor mühsam aufgebaute Existenz praktisch zu verlieren... und danach nur noch auf dem Minimum leben zu können. Nur weil man mal auf die wahnsinnige Idee gekommen ist, dass man eigentlich noch gerne Kinder hätte.

    ;(

  • Wo hin bewegt sich eine Gesellschaft, in der es immer weniger Platz für eine gesunde Entwicklung von Kindern hat? Oder sich Eltern Kinder nicht mehr leisten können?

    Gute Frage Transmitter. Im Gegensatz zu heute, bis anfangs der 90er Jahren, reichte ein Lohn, um seine Familie zu ernähren. Heute müssen es *Doppelverdiener sein, um mit dem höheren Lebensstandard mitzuhalten. Der Medianlohn (nicht Durchschnitt) liegt bei uns über alle Branchen bei etwa 6500 Franken (brutto), also 50 % verdienen weniger und 50 % verdienen mehr als diesen Betrag. Bei den Frauen sind es 6070 und 6860 bei den Männern.


    Mit 6000 Franken brutto wird es mit 2 Kindern als Alleinverdiener bereits ziemlich knapp, was vor 20 Jahren mit dem gleichen Betrag eher möglich war.


    Eine gesunde und zufriedene Entwicklung von Kindern hat seinen Preis


    Die gute Nachricht: von den Haushalten mit Kindern sind 83 % Paarhaushalte und 17 % Einelternhaushalte. 13 % von den Paarhaushalten haben Schwierigkeiten über die Runden zu kommen und 23 % sind es bei den Einelternhaushalten.


    Aber was heisst «über die Runden kommen»? Definiert wird mit:


    • schwierig oder sehr schwierig


    Anhand der 17 % Einelternhaushalte kann man annehmen, dass sich 17% der Paarhaushalte mit Kindern trennen. Das sind weniger als Peon sich vermutlich vorgestellt hat.


    *In rund 83 % aller Paarhaushalte mit Kindern möchte oder muss die Frau in Teilzeit arbeiten.

  • Insich


    Vielen Dank für den informativen Beitrag.

    peon hat in der Eingangsfrage ja quasi den Worstcase beschrieben. Dieser kann eintreten. Und leider eben nicht so selten.


    Doch es ist keineswegs so, dass bei jeder Scheidung der Worstcase auch gleich garantiert ist.


    Doch wenn der Worstcase eintritt... dann ist es echt nicht mehr lustig. Und man darf hier nicht unterschätzen, wie die Kinder dann darunter leiden.

    Ich könnte jetzt eine Geschichte aus meiner Kindheit / Jugendzeit schreiben. Die würde es etwas veranschaulichen. In der Zwischenzeit hat sich aber einiges verändert und die Verhältnisse heute sind da wesentlich besser.

  • mupli



    WENN ICH WÜSSTE, DASS MORGEN DIE WELT UNTERGINGE, SO WÜRDE ICH HEUTE NOCH EINEN BAUM PFLANZEN.


    So ganz wörtlich kenne ich diesen Spruch seit meiner etwas späteren Jugendzeit.

    Doch ich wuchs in einem Umfeld auf, in dem der Spruch sinngemäss verinnerlicht war und auch vorgelebt wurde.


    Für mich beinhaltet der Spruch das Prinzip der Hoffnung, Optimismus ( Zweckoptimismus?) und nicht zuletzt auch eine Portion Trotz.

    Trotz im Sinne von: Egal was kommt. Und wie widrig die Umstände sind.... Ich gebe nicht auf an meiner Zukunft zu arbeiten!


    Ist auch für mich einer der wichtigen Leitsprüche in meinem Leben.

  • Wenn Verstand betäubender PATHOS ins Machtspiel über die Köpfe kommt, werde ich sofort misstrauisch.

    Dieser Satz vom "Apfelbäumchen" gilt als Musterbeispiel für eine "Durchhalteparole".


    Mit auch nur etwas Allgemeinbildung sollte man doch wissen, dass das Wort (Satz) vom "Apfelbäumchen" angeblich von Luther stammt.

    Der erste schriftlich bekannte Nachweis des Satzes stammt aber von 1944. Eine Vereinigung von evangelischen deutschen Christen hat diesen Satz Luther kreativ zu geschrieben. Der Frame vom "Apfelbäumchen" (noch ohne Luther) wurde aber wohl von der Nazipropaganda "mündlich" im Radio verbreitet, ab der der haushoch verlorenen Schlacht der Reichsdeutschen Wehrmacht vor Moskau.
    (Fronteinbruch durch die Sowjetarmee auf einer Breite von 1'000 Km und einer Tiefe von 250 Km.)


    Nach den kürzesten 1000 Jahren der Weltgeschichte haben viele der alten und neuen deutschen Vormächtigen wieder diese Parole benützt.

    Vielleicht sollte man nicht nur ein Apfelbäumchen pflanzen, sondern auch, bildlich gesprochen, die alten fauligen Äpfel weit weg vom neuen Leben entsorgen ?

    Es war sicher der Gedanke von vielen Sodaten der 6.Armmee in Stalingrad, bevor dieseeingebildeten Übermenschen jämmerlich verreckt sind, fest im Glauben an die Verführer.

    Es muss schon schlimm für die Mittelschicht-Schweizer stehen, wenn jetzt schon "Durchhalteparolen" verbreitet werden müssen, bei dem zunehmenden schleichenden Einbruch der sozialen Standards, auch bei uns.
    peon hat es mit seiner zutreffenden Wahrnehmung der tatsächlichen und absehbaren Verhältnisse gut beschrieben,
    sehr zum Verdruss eines von vielen Verführern in Politik u. grossen Kapitalgesellschaften,


    Transmitter machen Sie sich nichts daraus, dass auch Sie unbewusst so einer äusserst geschickten pathetischen Propaganda zum Opfer gefallen sind.
    Der grösste Teil der zukünftigen Apfelernten, von den neu gepflanzten Apfelbäumchen, geht wie immer schon, an die grossen Tiere.


    Noch was zum Bedenken, wenn Zitate so ungefähr genannt werden :

    Zur gekünstelten Haltung eingebildeter grosser und kleiner Bürger gehört es, gelegentlich klassische Bonmots beim Rotwein einzustreuen.
    Oder ein launiges Zitat in bierseliger Runde zum Besten zu geben. Lacher, Nicken und Zustimmung sind garantiert, ohne dass das Hirn noch bemüht wird. Die Zuschreibung eines Grossen oder eines in der Runde symphatischen Mannes ist das Sahnehäubchen.


    Gerade in der heutigen Zeit mit all den Texten in den Digitalen Foren, ist es leicht zu ermitteln, welche Zitate im Machtspiel vielfach abgekauft werden und welcher Grosse pathetisch aufgeladene, das angeblich gesagt hat. Einstein u. Churchill sind da die brauchbarsten Namen.

  • oytenkratos


    Ob der Satz von Luther stammt, oder auch nicht, weiss ich nicht.


    Allerdings wusste ich, dass der Satz in den Kriegsjahren eine Hochkonjunktur erlebte. Und ich vermute, dass der Satz zu dieser Zeit auch recht unterschiedlich interpretiert wurde.

    Meine einigermassen eigene Interpretation hatte ich im Beitrag etwas unscharf umrissen.

    Dabei ist mir aber bewusst, dass dieser Satz, zumindest sinngemäss, in den Kriegsjahren durchaus als Durchhalteparole verwendet wurde. Nicht nur von den Deutschen (Armee) sondern auch in der Schweiz.

    Die Eltern meiner Generation waren Kinder einer Generation, die den Krieg noch miterlebt hatten. Und das nicht nur in der Schweiz, die einigermassen glimpflich davon kam.

  • oytenkratos

    Die frühere Kommentarfunktion gibt es nicht mehr. Sonst würde ich das nun Folgende als Kommentar und nicht als Beitrag schreiben.

    Mir ist aufgefallen, dass sie über ein sehr breites Allgemeinwissen auf einem hohen Niveau verfügen. Und damit auch etwas anfangen können.

    In meinem Alltag komme ich mit solchen Menschen eher selten ins Gespräch. Manchmal frage ich mich, ob das nun daran liegt, dass das allgemeine Bildungsniveau so tief / einfältig ist, oder ob ich mich zu viel in den entsprechenden Kreisen bewege.

  • oytenkratos

    Noch folgende Gedanken zu ihrem letzten Beitrag:

    Pathos ist mir üblicherweise auch suspekt und bisweilen sogar schlicht zu wider.

    Wenn an einer 1. Augustfeier der Männerchor antritt und anfängt mit stolz geschwellter Brust das Morgenrot herunter zu beten... dann trete ich gleich sofort ab...

    Und das keineswegs weil ich nicht auch noch etwas stolz oder zumindest sehr zufrieden mit der Schweiz bin. Sondern weil mir der Pathos zu dick aufgetragen wird.

    Ich erinnere mich an ein Gespräch am Tisch des "unser Grosi`s". Da ging es thematisch auch so ungefähr um den zitierten Spruch. Ohne dass dieser so genannt wurde. Das unser Grosi sagte da nicht gerade viel. So fiel es dann auf, als sie das Wort ergriff und sinngemäss sagte: Man müsse die faulen Äpfel vom Baum nehmen, bevor sie die Anderen anstecken.


    PS: Das unser Grosi hatte keine höhere Schulbildung. Aber einen gesunden (Menschen-) Verstand.

  • oytenkratos


    Es muss schon schlimm für die Mittelschicht-Schweizer stehen, wenn jetzt schon "Durchhalteparolen" verbreitet werden müssen, bei dem zunehmenden schleichenden Einbruch der sozialen Standards, auch bei uns.


    Hier sprechen sie das eigentliche Problem wieder an.


    Wer sich heute als mittelständisch im unteren Segment Verdienender entschliesst eine Familie zu gründen, rutscht wirtschaftlich gesehen von "Es geht noch ganz gut" zum "Es geht nicht mehr so gut" ab. Und es braucht nur wenige widrige Umstände und dann geht die Rutschbahn Richtung "geht gar nicht mehr gut" weiter.


    Und das in einer Gesellschaft, die man als eine "Wohlstandsgesellschaft" benennt.

    Nun belegen diverse Statistiken den Zusammenhang: Je höher der Wohlstand einer Gesellschaft, desto geringer die Geburtenrate.

    ( Das ist eine allgemeine Tendenz. Kann je nach kulturellen Kreisen noch relativ stark abweichen).

    Tatsächlich wurden in der Vergangenheit Stimmen laut, man solle doch wieder mehr Kinder "produzieren" weil sonst die Population der Schweizer vom Aussterben bedroht sei. Was rechnerisch auch der Fall ist. Dieser Ruf verhallte weitgehend ungehört. Die Geburtenrate ist zwar in den letzten wenigen Jahren wieder etwas gestiegen. Aber liegt immer noch deutlich unter der minimal nötigen Reproduktionszahl.


    Eigentliche Durchhalteparolen für Familienwillige wurden zwar nicht ausgegeben. Und die Partei die sich gerne als so familienfreundlich präsentierte, hatte hier in den letzten Jahrzehnten auch keine besonders hilfreichen Vorstösse gemacht um die Situation der Familien in der "Wohlstandsgesellschaft" nachhaltig zu verbessern.


    Und jetzt müssen wir uns vielleicht noch etwas darüber unterhalten, wie denn Wohlstand definiert wird.

    Soweit ich zurückdenken kann, wird "Wohlstand" am Bruttosozialprodukt pro Kopf gemessen. (Erst seit wenigen Jahren wird diese Definition als nicht ausreichend erkannt).

    Zuvor wurde es nach rechtslibertärer Wirtschaftstheorie (Doktrin?) als allgemein gültig erklärt, dass es jemandem, der aufgrund tatsächlicher und/oder vermeintlicher höherer Produktionsleistung ein höherer BIP/ Kopf erreicht, auch zwingend wohler sein müsse!

    Wer mit diesem Glauben aufwuchs und so lebt, der rennt täglich im Hamsterrad. Fest davon überzeugt, dass es richtig sei, am Ende des Monats, oder wenigstens dann nächstes Jahr, etwas mehr Lohn aufs Konto zu bekommen. Weil es ihm dann besser gehe....

    Doch das ist leider oft ein ziemlicher Trugschluss.

    Denn Viele rennen hier unbewusst dem Geld nach. Anstatt einem Wohlbefinden. Ermüden sich im täglichen Kampf (Rattenrennen) um mehr Geld und ( vermeintlichem) Status und merken dabei nicht, wie unzufrieden sie dadurch werden.

    Kompensieren dann diese Unzufriedenheit durch Konsum ... was wiederum zur Folge hat, dass sie im Rattenrennen noch schneller rennen müssen, um ihre stets steigenden Ansprüche ans "wohlständige" Leben noch decken zu können.


    Arme Wohlstandsgesellschaft.


    Wohlbefinden definiert sich nicht nur aus dem Bruttosozialprodukt pro Kopf.