Diskriminierung wegen Depression

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  • Guten Tag


    Ich habe mich meinem Arbeitgeber anvertraut, dass ich schon seit längerer Zeit an Depressionen leide. Seit kurzem habe ich wieder eine Therapie angefangen und Antidepressiva verschrieben bekommen. Da die Eingewöhnungsphase mit dem neuen Medikament recht auf meine Gesundheit schlug, hat mich meine Ärztin für 3 Wochen 50% krankgeschrieben. Wenn ich bei der Arbeit bin ist mir meine Krankheit nicht anzumerken, ich leiste hervorragende Arbeit und mein Chef lobt mich stets ich sei die beste Angestellte, die sie je hatten. Wenn es aber zum Gespräch kommt von zukünftigen Projekten oder einer Beförderung argumentiert mein Chef nun stets ich sei nicht belastbar und ich sei wegen meiner Depression ein Unsicherheitsfaktor. Ich fühle mich deswegen diskriminiert und wünschte ich hätte es ihm nie gesagt.

    Ist er im Recht so zu argumentieren?

  • shiranui


    ich bin selber ein befürfworter von offenheit wenn es um krankheiten geht. sind wir doch alle menschen und offenheit kann oft ein belastendes 'versteckspiel' beenden. aber es kann auch nachteilige folgen haben. es haengt immer stark davon ab wie das umfeld 'gepolt' ist dem man sich öffnet.


    die argumentation ihres chefs mag berechtigt sein, ich kenne die reale situation nicht.


    wenn er ihnen sagt sie seien nicht belastbar und sie sehen das anderst, dann liegt offenbar eine unterschiedliche wahrnehmung vor. fragen sie ihn nach situationen wo er sie als 'nicht belastbar' erlebt hat um zu validieren ob er konkrete situationen nennen kann oder ob es sich um eine scheinbegründung handelt. wenn es tatsächlich so ist, wird er ihnen konkrete situationen nennen können. andernfalls ist es theater. kennen sie das buch 'die guten und die wahren gründe'?


    beim argument mit dem unsicherheitsfaktor können sie so entgegnen, dass die besten risiken diese sind welche man kennt. dann kann man gezielt schon einen massnahmenplan fuer die krisensituation machen der dann zum zuge kommt. beispielsweise eine stellvertreterregelung. fragen sie ihn aber auch hier was es genau ist vor was er sich sorgen macht und wie sie (beide) dem entgegnen können. suchen sie lösungen, nicht probleme.

    ausserdem weiss man nie wann jemand ausfallen wird. das kann eine plötzliche krebsdiagnose sein, ein unfall oder was auch immer. wenn sie in der vergangenheit nicht regelmaessige absenzen gehabt haben wegen der depression, dann sollten sie das als argumentation verwenden.


    zu guter letzt. wenn ihr chef sie so oft lobt, ziehen sie auch das in ihre argumentation mit ein. warum loben sie mich stets so, wenn ich dann doch nicht gut genug bin fuer neue projekte oder eine beförderung?


    passen sie aber auf, dass sie ihn nicht in eine unangenehme gefühlslage bringen. wenn leute merken dass man sie durchschaut hat reagieren sie meist erst recht abwehrend. wenn sie anzeichen von abwehr spüren, werden sie mit argumenten wahrscheinlich nichts mehr erreichen ausser vielleicht das gegenteil.


    sie sollten sich im klaren sein, dass sie nur einfluss über ihr verhalten haben aber nicht auf seine entscheidungen. egal ob es gerechtfertigt erscheint oder nicht. das einzige was sie tun können ist sich fuer sich selber einzusetzen und versuchen zu kriegen was sie sich wünschen.


    wenn die oben genannten ansätze nicht helfen, könnte die strategie 'auf probe' vielleicht noch helfen. bieten sie ihm an in einem neuen projekt fuer 3 monate auf probe mitzumachen. oder ihre kompetenzen fuer 3 monate versuchsweise zu erweitern. die wahrscheinlichkeit ist gross dass er einem 'versuch' nicht abgeneigt ist und den zeitraum vergisst wenn es gut läuft.



    was denken sie?