Externe Kinderbetreuung: Wo bleibt die Betreuungs-Gerechtigkeit?
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Zuerst mal Danke für den Hinweis. Ich habe das PDF jetzt mal kurz etwas quer durchgelesen.
wenn sie die studie(n) anschauen wird ersichtlich das mit jeder betreuungskaskade weg von der familie der stress zu nimmt. am schlimmsten dort wo das kind eines unter vielen ist und die 1:1 betreuung nicht mehr gegeben ist.
Mich hatte an dieser Aussage gestört, dass dieses Fazit aus meiner Sicht zu generell, pauschalisiert, und so gesehen zu einfach daherkommt.
Ich kann aber genau so wenig ernsthaft und pauschalisiert behaupten, das sei doch Mumpitz!
Aus meiner persönlichen Erfahrung und der Beobachtung in meinem Umfeld, konnte ich einfach feststellen, dass ein Kind im frühen Kindesalter halt einfach dann die nötige Aufmerksamkeit bekommen muss, wenn es diese nötig hat.
Und die Kinder haben in diesem Alter auch etwas ein anderes Zeitverhältnis als ältere Kinder. Sie können nicht (gefühlt) ewig warten, bis eine "Ersatzmama" in der Kita dann mal Zeit hat.
Und hier sehe ich tatsächlich ein Problem bei der Fremdbetreuung in einer Kita.
Es fällt mir wirklich auch schwer zu glauben, dass eine Kita, welche praktisch wie eine Schule organisiert ist, einem Kind im frühkindlichen Alter eine adäquate Betreuung gewährleisten kann. (>>> 1:1 Betreuung).
In meinem eigenen Fall, und dem meiner Tochter, gab es keine "staatlichen Kitas".
Ich hatte gar keine andere Wahl, als die Betreuung meiner Tochter in die Hände von Privatpersonen zu geben.
Ich hatte das Glück zu diesem Zeitpunkt einen sehr stabilen Freundeskreis zu haben. Der auch örtlich ganz in der Nähe war. Im Gegensatz zu meiner leiblichen Familie.
Dieser Freundeskreis half mir aus der Patsche.
Die organisierten die "familiäre Betreuung" meiner Tochter. Und das war dann schon ziemlich 1:1 Betreuung.
Ich hatte weiter oben im Thread schon mal geschrieben, dass es wohl weniger auf die Häufigkeit einer Fremdbetreuung ankommt, als auf die Qualität dieser Betreuung.
Und was natürlich auch ganz wichtig ist, dass Mutter, und auch Vater, dann auch noch etwas Zeit mit Kind verbringen und dann auch wirklich da sind für ihr Kind.
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Mich stört die Verallgemeinerung in dem von ihnen hier angeführten PDF mit Unterlegung durch diverse Studien. Diese dienen alle dazu eine zuvor aufgestellte Hypothese zu "beweisen".
In diesem PDF werden keine Studien erwähnt, die versuchen die Hypothese zu widerlegen.
Wäre es aus wissenschaftlicher Sicht nicht angebracht, wenn ich aufgrund verschiedener Beobachtungen mal eine Hypothese aufstelle, dann nicht als Erstes versuchen würde die Hypothese zu bestätigen und meine Versuchsanordnungen und Studien nach dem auszurichten, was ich mir "bestätigen" will, sondern zuerst mal versuche meine Hypothese zu widerlegen?
Zwecks Vermeidung einer Selbsttäuschung?
Auch wenn ich keineswegs verneinen kann, dass ich in dem PDF durchaus noch beschriebene Prozesse heraus lesen kann, die mir schon plausibel erscheinen, aber dennoch nicht zu dem Resultat führen müssen, welches (im Minimum unterschwellig als logische Konsequenz) dargestellt werden.
In meinem engsten privaten Umfeld gibt es eine Person, welche ein Paradebeispiel dafür ist, dass es nicht so laufen muss, wie es diese Studien im PDF suggerieren.
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studien müssen immer kritisch betrachtet werden, sie sind keine absoluten wahrheiten. während man bei experimentalstudien die parameter relativ gut kontrollieren oder zumindest überwachen kann, ist dies bei beobachtungsstudien in der regel nicht der fall. nichts desto trotz ist die beobachtung nicht weniger wertvoll.
bei den untersuchungen zur kinderbetreuung können sie die 'kontrollgruppe' bzw. der anteil der kinder welche keine 'verhaltensauffälligkeiten' aufweisen als nullhypothese ansehen.
die frage ist: welchen unterschied man als signifikant und relevant deklarieren kann.
in dem sinne geben die studien hinweise darauf, dass die externe kinderbetreuung nicht unbedenklich ist. natürlich spielen zahlreiche faktoren hier rein wie: alter des kindes zum zeitpunkt der abgabe in externe kinderbetreuung, reifegrad bzw. entwicklungsstand des kindes zum zeitpunkt ..., gesundheitsstatus, sozialisierungsgrad, etc...
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Gut. Jetzt packen wir die Sache mal etwas von einer anderen Seite her an.
Nehmen wir jetzt einfach mal an, dass die Studien einen Hinweis darauf geben, dass bestimmte Umstände /Strukturen bei einer "Fremdbetreuung" nicht unbedenklich sind, weil diese eine Fehlentwicklung der kindlichen Persönlichkeit fördern könnten.
Ich habe hier Fremdbetreuung in Anführungszeichen gesetzt, weil ich der Meinung bin, dass dieselben Umstände/Strukuren auch bei einer elterlichen / familiären Betreuung ebenfalls gegeben sein können.
Betrachtet man jetzt also die Umstände /Strukturen mal unabhängig davon, von wem diese geschaffen werden und versucht jetzt mal etwas neutral zu definieren, was man hier als Qualitätsstandard für eine gute Betreuung ableiten kann.
Anders gefragt: Wie müssten Kitas organisiert und betrieben werden, um eine gute Qualität einer (Fremd-) Betreuung zu gewährleisten?
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die 'black box' kita zu entschlüsseln kann man sich zur lebensaufgabe machen.
verhaltensbiologen würden analogien zur tierwelt heranziehen. psychologen die bindungstheorien.
wenn sie einen ansatz finden wollen, würde ich bei den bedürfnissen eines kindes ansetzen.
welche bedürfnisse sind im entsprechenden alter zentral und wie werden diese gestillt.
dann noch betrachten was es benötigt, damit diese gestillt werden können.
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In meinem persönlichen Umfeld gibt es Personen, die sich zwar nicht zur Lebensaufgabe gemacht haben die Black Box zu entschlüsseln, aber sich in der Praxis durchaus stark dafür engagieren....
Unter anderem aber auch insbesondere Der von mir erwähnte Baby-Falschwickler.
Und der kann das wirklich gut.
Doch ausgerechnet "Der" müsste gemäss gewissen Studien dazu ziemlich unfähig sein?
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aus meiner persönlichen überzeugung und erfahrung spielt es weniger eine rolle was man fuer ein kind macht als dass man fuer es da ist. mit da sein meine ich im richtigen moment da sein, damit das kind lernt dass es nicht alleine ist und seine stressreaktion herunterregulieren kann. da sind dinge wie ein kind in den arm nehmen oder es beruhigend streicheln viel mehr wert als irgendwelche worte oder eine schön sitzende wicklung.
natürlich ist die versorgung der anderen bedürfnisse auch wichtig, so wie nahrung bereitstellen, defäkation, waschen, etc...
zentral sehe ich aber die emotionalen bedürfnisse. wenn das kind gut lernt diese zu stillen, dann floriert es mit grosser wahrscheinlichkeit im spaeteren leben.
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Als ich schrieb.. der kann das wirklich gut.... meinte ich nicht wirklich die "Wickeltechnik".
Sondern dass er ein sehr gutes Gespür dafür hat, auf die wirklichen Bedürfnisse eines Kindes in dieser Situation einzugehen.
Und das obwohl er analog den erwähnten Studien ja emotional / empathisch "verkorkst" sein müsste?
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Als ich schrieb.. der kann das wirklich gut.... meinte ich nicht wirklich die "Wickeltechnik".
Sondern dass er ein sehr gutes Gespür dafür hat, auf die wirklichen Bedürfnisse eines Kindes in dieser Situation einzugehen.
Und das obwohl er analog den erwähnten Studien ja emotional / empathisch "verkorkst" sein müsste?
Das ist aus Ihrem damaligen Beitrag auch deutlich so rübergekommen, bin ich mir sicher... Ich musste übrigens schmunzeln ob der Story
Tilia
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wenn sie einen ansatz finden wollen, würde ich bei den bedürfnissen eines kindes ansetzen.
welche bedürfnisse sind im entsprechenden alter zentral und wie werden diese gestillt.
dann noch betrachten was es benötigt, damit diese gestillt werden können.
Das ist doch der Punkt, um den es wirklich geht?
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Ist es nicht so, dass man das in der 3-jährigen Ausbildung «Fachmann*frau Kinderbetreuung» lernt? Neu dürfen Auszubildende nicht mehr Kinder allein betreuen.
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waren sie mal in einer kita?
ich wohne in zürich und wenn ich da in gewisse kitas schaue oder höre was mir die FaBes und sozialpädagogen erzählen, würde ich meine kinder nicht dorthin geben. natürlich gibt es auch andere wie die ein paar hundert meter entfernte kita die nach dem montessori konzept arbeiten. da hat es auch nicht 50ig kinder sondern 20-25ig wenn alle da sind. ist natürlich keine städtische sondern eine private kita.
den unterschied spürt man deutlich. die kinder sind ruhiger, nicht weniger verspielt aber friedlicher. und die betreuerinnen sind alle selber auch mütter. das ist schon eher wie eine familie. das geht halt in grösseren kitas nicht. aehnliches sieht man in unterschiedlichen betriebsgrössen. je grösser ein betrieb, umso anonymer (mitarbeiter sind eine nummer, ein arbeitsfaktor) und je kleiner umso enger, familiärer.
was ich noch zur ausbildung der FaBes sagen kann ist, dass da zum teil jahrzehntealte auffassungen gelehrt werden wie erziehen über bestrafungen und solche dinge und nicht über veränderungsmotivation.
was mich am schweizer betreuungskonzept stört hat u.a. auch mit der ausbildung der betreuer zu tun. waehrend man in gewissen ländern einen bachelor oder gar einen masterabschluss benötigt, welchen man mit ca. 23 jahren in der tasche haben kann und eine gymnasiale vorbildung voraussetzt, werden in der schweiz eher schulisch mittelmässige schüler (ab sek b) zur lehre als FaBe zugelassen. die dann mit 19 jahren alleine kinder beruflich betreuen dürfen.
verstehen sie mich bitte nicht falsch. ich bewundere jede person die sich fuer einen solchen job fasziniert und es als seine berufung ansieht. ich frage mich allerdings ob nicht die diskrepanz zu gewissen anderen berufen wie z.b. arzt wo man erst nach mehreren jahren studium und staatlicher prüfung auf patienten losgelassen wird, etwas gross ist, wenn man weiss wie wichtig die entwicklung von kindern ist. die einem teenager nach 3 jahren lehrzeit übergeben wird.
ich finde allerdings auch dass die betreuungsberufe einen zu schlechten ruf haben und zu wenig ansehen erhalten. nichts desto trotz wuerde ich mir einen höheren ausbildungsgrad analog lehrern fuer die kindergartenstufe wuenschen.
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was mich am schweizer betreuungskonzept stört hat u.a. auch mit der ausbildung der betreuer zu tun. waehrend man in gewissen ländern einen bachelor oder gar einen masterabschluss benötigt, welchen man mit ca. 23 jahren in der tasche haben kann und eine gymnasiale vorbildung voraussetzt, werden in der schweiz eher schulisch mittelmässige schüler (ab sek b) zur lehre als FaBe zugelassen. die dann mit 19 jahren alleine kinder beruflich betreuen dürfen.
Also ich finde es eigentlich schon recht übertrieben, wenn man als Babysitter einen Hochschulabschluss haben muss...
Nur schon die Gymnasiale Vorbildung ist meiner Ansicht nach nicht wirklich nötig.
Andernseits muss ich ihnen recht geben.
Als Kleinkindererzieher*in muss man schon bestimmte Fachkenntnisse und auch persönliche Eignungen mitbringen. Und auch eine gewisse persönliche Reife ist unerlässlich. Das haben noch lange nicht alle Sekundarschulabgänger im Gepäck.
Und hier muss man sich schon auch etwas Gedanken machen, ob die Ausbildungsstandards in der Lehre wirklich zweckmässig sind. Und vielleicht müsste es auch einen Eignungstest geben, wen man zu dieser Lehre zulässt?
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was mich am schweizer betreuungskonzept stört hat u.a. auch mit der ausbildung der betreuer zu tun. waehrend man in gewissen ländern einen bachelor oder gar einen masterabschluss benötigt, welchen man mit ca. 23 jahren in der tasche haben kann und eine gymnasiale vorbildung voraussetzt, werden in der schweiz eher schulisch mittelmässige schüler (ab sek b) zur lehre als FaBe zugelassen. die dann mit 19 jahren alleine kinder beruflich betreuen dürfen.
verstehen sie mich bitte nicht falsch. ich bewundere jede person die sich fuer einen solchen job fasziniert und es als seine berufung ansieht. ich frage mich allerdings ob nicht die diskrepanz zu gewissen anderen berufen wie z.b. arzt wo man erst nach mehreren jahren studium und staatlicher prüfung auf patienten losgelassen wird, etwas gross ist, wenn man weiss wie wichtig die entwicklung von kindern ist. die einem teenager nach 3 jahren lehrzeit übergeben wird.
ich finde allerdings auch dass die betreuungsberufe einen zu schlechten ruf haben und zu wenig ansehen erhalten. nichts desto trotz wuerde ich mir einen höheren ausbildungsgrad analog lehrern fuer die kindergartenstufe wuenschen.
BetreuerInnen müssen keine Ärzte sein oder Kleinkinder, die noch nicht das Kindergartenalter erreicht haben, ausbilden und für eine psychiatrische Betreuung in einer Psychiatrie reicht zum Beispiel auch eine Ausbildung mit Lehrabschluss.
Das ist tatsächlich ein Wunschdenken, zumal es in Berufen, wo ein Studium verlangt wird, es an Fachkräften mangelt. Würde von KinderbetreuerInnen ein solches Studium verlangt, abgesehen was Rodizia geschrieben hat, gäbe es noch mehr Kinder pro Lehrperson, als es bisher sind. Aber ich gebe Ihnen betreffend der Betreuungsverhältnis Betreuerin zu Kind recht. Sie schreiben allerdings nicht, wie viele Betreuerinnen diese 20 -25ig, respektive 50ig haben. Den Link dazu habe ich hier schon einmal gepostet.
Die Schweiz hinkt so oder so im internationalen Vergleich in Bezug des Betreuungsschlüssels und anderem hinterher. Übrigens gibt es einen Bericht dazu:
Keine bezahlbare, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung in der SchweizBezahlbare, qualitativ hochwertige Kinderbetreuung ist laut UNICEF in einigen der reichsten Länder der Welt für Eltern immer noch nicht verfügbar. Die Schweiz,…www.unicef.chIst nur auf Englisch verfügbar:
https://www.unicef-irc.org/publications/pdf/where-do-rich-countries-stand-on-childcare.pdf
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Aber ich gebe Ihnen betreffend der Betreuungsverhältnis Betreuerin zu Kind recht.
Das ist doch ein wesentlicher Punkt in der ganzen Geschichte!
Wenn es zu wenige einigermassen qualifizierte Betreuungspersonen in einer Kita gibt, dann ist eine, auch nur eine annäherende, 1:1 Betreuung nicht mehr zu gewährleisten.
Und folglich sinkt der Qualitätsstandard einer Kita auch gerade massiv ab, wenn nicht ausreichend Personal vorhanden ist.
Ist denn da überhaupt jemand da, wenn gerade gebraucht wird?
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Das ist doch ein wesentlicher Punkt in der ganzen Geschichte!
Wenn es zu wenige einigermassen qualifizierte Betreuungspersonen in einer Kita gibt, dann ist eine, auch nur eine annäherende, 1:1 Betreuung nicht mehr zu gewährleisten.
Und folglich sinkt der Qualitätsstandard einer Kita auch gerade massiv ab, wenn nicht ausreichend Personal vorhanden ist.
Ist denn da überhaupt jemand da, wenn gerade gebraucht wird?
Nun ja, wenn 5 qualifizierte BetreuerInnen plus Leitung bereits 10 Kinder betreuen, wird ein Platz umso teurer und die Subventionen müssten erhöht werden, was ja einigen nicht passt. So um die 300 Franken pro Tag würden es wohl sein.
Und woher diese BetreuerInnen nehmen?
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Da gilt es den Begriff "qualifiziert" zu definieren. Eine Matur mit Masterabschluss sagt gar nichts aus über die Eignung zur Kinderbetreuung der betreffenden Person.
Ich fand die Realitätsferne und das "Verkopfte" der Betreuungspersonen unseres Sohnes erschütternd. Deshalb haben wir die Übung abgebrochen. Genügend Personal, das dann auch die Zeit und die Geduld aufbringt mit den Kleinen ist mehr Wert als jedes Diplom.
Die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber für die Kita-Stelle herauszufinden ist natürlich schwieriger als einfach nach einem Diplom zu fragen.
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dann sagt eine matura und ein masterabschluss eines lehrers auch nichts über dessen eignung als lehrer aus?
ich stimme ihnen in gewissem masse zu. aber muss anfügen, dass die mit der bildung erworbenen qualifikationen schon eine gewisse aussage machen können über die eignung einer person.