Unbekannte Lungeninfektion und Anzeichen für Meningitis

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  • Ich habe einen Hilferuf bekommen. Eine Teenagerin in Südafrika liegt im Spital mit einer offenbar schweren Erkrankung. Das staatliche Spital hätte aktuell die notwendigen Medikamente nicht auf Lager.

    Die Mutter hat eine Verschreibung erhalten, um die Medikamente in einer Apotheke auf eigene Rechnung zu beschaffen. (Das kann sich die Mutter aber nicht leisten).


    Auf meine Rückfrage, was denn da der Arzt verschrieben hat, wurden mir 5 Antibiotika genannt.


    Das ist mir etwas zu viel des Guten.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen solchen Cocktail an Antibiotika gleichzeitig anwenden kann / darf.

    Hier gibt es vermutlich unbekannte Interaktionen. Hat irgend jemand schon mal gehört, dass ein Cocktail von 5 Antibiotika verabreicht wurde?


    damiens

    Die Frage richtet sich insbesondere auch an sie.

  • Transmitter


    anhand der wenigen informationen ist es natürlich schwierig eine konkrete antwort zu liefern.


    5 antibiotika gleichzeitig scheint mir etwas ein hilferuf zu sein. aber muss nicht zwingend unbegründet sein.


    vermutlich weiss man nicht was fuer ein erreger die erkrankung auslöst oder durch die erkrankung begünstigt werden oder es liegen gar multiple erreger vor, die mit verschiedenen antibiotika behandelt werden müssen. natürlich nur spekulation.


    die mutter hat aber das recht als angehörige die medizinischen informationen zu ihrem kind zu erhalten. können sie an die vollständigen informationen kommen?



    idealerweise bestimmt man die erreger, bevor man antibiotika verschreibt, damit man so weit wie möglich sicher sein kann, dass man das richtige anwendet. hierzu gibt es in vielen ländern schemas, welche man zuerst und welche man als last resort anwenden soll um resistenzen und nebenwirkungen zu vermeiden.



    was macht denn das spital, wenn die mutter die medikamente nicht beschaffen kann?

  • damiens


    Die "verschriebenen" Antibiotika wären:

    Ceftriaxone, Chloramphenicol, Doxycycline, Penicillin und Vancomyzin.


    Ich habe aktuell keine Informationen darüber, ob es eine ausreichende Abklärung im Labor gegeben hat. Also, ob Erreger bestimmt werden konnten.


    Mir scheint das ein ziemlich herber Mix zu sein. Aber wie sie wohl wissen bin ich kein Mediziner.

  • In Namibia, genauer in Windhuk. Aber das spielt wohl keine grosse Rolle.


    Das mit dem Chloramphenicol ist mir aber soweit bekannt. Und hat einen schlechten Ruf wegen den Nebenwirkungen.

    Können sie mir sagen, was sie für einen sinnvollen Mix bei einer multiplen Infektion mit unbekannten Erregern halten?

    Ich habe noch nachgefragt ob ein Malariatest gemacht wurde. Habe aber noch keine Antwort erhalten.

  • Transmitter


    ich kann es ihnen leider auch nicht sagen, dafür fehlt mir die nötige erfahrung in der infektionsmedizin. ebenfalls kenne ich die medikamentenklassen zu wenig um über kontraindikationen und nebenwirkungsrisiken auskunft zu geben.


    fuer einen behandlungsentscheid würde ich aber folgendes berücksichtigen.

    - welche evidenz fuer eine infektion mit einem oder mehrerer erreger liegt vor? konnten sie zuverlässig identifiziert werden oder ist es spekulation?

    - ist die infektion primär oder sekundär?

    - ist die infektion lokal oder systemisch?

    - gibt es alternative behandlungsmöglichkeiten? z.b. chirurgische intervention?

    - wie stark erkrankt ist die person? lebensbedrohlich?

    - was passiert wenn man nichts macht?


    abwägung der risiken und des möglichen nutzens.

  • damiens


    Das Mädchen erkrankte nicht in Windhuk. Dorthin wurde sie gebracht, weil das Regionalspital sie nicht behandeln konnte. Offenbar hat aber auch Windhoek in den staatlichen Spitälern keine Antibiotika mehr.

    Der Punkt ist, dass am eigentlichen Wohnort der Familie Malaria nicht sehr häufig ist, aber jetzt gerade ist Malariazeit. Und dort tritt eine der ganz üblen Formen auf.

  • damiens


    Viele Fragen die ich nur unzureichend beantworten kann.


    Mütter haben einen Hang zum Übertreiben, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht.

    Aber ich habe den Eindruck dass man den Zustand des Mädchens schon als lebensbedrohlich einstufen muss.

    Zu den Erregern kann ich hier nur sagen, dass es derzeit wohl mehr Spekulation als sonst etwas ist.


    Das Mädchen hat schwere Atemnot und es gibt klare Symptome die auf eine Meningitis hindeuten. Doch solche Symptome können auch bei einer schweren Malaria auftreten.

    Ich habe derzeit keine Informationen zu Laborauswertungen/ Blutspiegel.


    Und die Mutter kann aktuelle nicht mehr beim Arzt nachfragen, weil diese nur Vormittags im Spital anwesend sind.

  • damiens


    Soweit ich weiss derzeit nur mit Sauerstoff versorgt.

    Aktive Beatmung mangels Geräten kaum möglich.


    Die anderen Frage kann ich aktuell nicht beantworten.


    Die Mutter kann nicht bis Morgen bei ihrer Tochter bleiben. Sie muss zurück zur Arbeit.

    Und die Ärzte werden mir keine Auskunft geben.

  • damiens


    Zum Immunstatus vielleicht noch Folgendes:

    Das Mädchen hat schon lange gesundheitliche Probleme, deren Ursache mir nicht so ganz klar ist.

    Daher würde ich ihre "natürliche Immunität" nicht als besonders hoch bezeichnen.

    Die bekannten gesundheitlichen Probleme deuten eher auf eine Stoffwechselstörung hin und haben wohl keinen infektiösen Hintergrund.

  • tilia


    Danke für den Hinweis.

    Im genannten Cocktail wäre das Chlorampheticol das Erste, welches ich weglassen würde.

    Dann allenfalls auch noch das Vancomyzin.

    Dieses hat ein beschränktes Wirkungsspektrum und sollte eigentlich nur dann eingesetzt werden wenn man weiss, dass es gegen die betreffenden Bakterien tatsächlich wirksam ist.


    Ich habe den Eindruck, dass die behandelnden Ärzte eine Rundumkeule verwenden, weil sie nicht mehr wissen was tun.

  • Transmitter


    ich gehe mal davon aus, dass die ärzte vor ort die situation am besten einschätzen können, da sie wahrscheinlich auch das vollständigste bild haben inkl. diagnostik.


    daher ist es schwierig von aussen zu spekulieren, welche medikamente nun indiziert sind. oder was die erkrankte genau fuer eine infektion hat, ob es nun bakteriell, viral, pilz oder anderer mikrobieller natur ist. und ob die vorhandenen gesundheitlichen probleme mitbestimmend sind.


    hiv resp. aids?

    namibia ist ja ein hochprävalenz land.

  • damiens


    Wie gut kennen sie die staatlichen Spitäler in Südafrika?


    Wäre das Mädchen hier in der Schweiz in einem Spital, würde ich eher dasselbe denken wie sie. Würde aber auch kritisch nachfragen.


    Ich habe bisher einfach noch nie gehört, dass gleich fünf verschiedene Antibiotika indiziert sind. Und dann alle mit unterschiedlichem Wirkungsspektrum. Das macht mich stutzig.

    Das sieht für mich nach einem Rundumschlag aus.


    Ob ein solcher Rundumschlag aufgrund der Diagnostik angezeigt ist, kann ich nicht beurteilen, weil mir keine Laborbefunde bekannt sind. Und ich hier auch nicht weiss, was wirklich untersucht wurde.

    Und ausserdem bin ich kein Mediziner. Ich komme in so einem Fall doch recht bald an die Grenzen meiner Kenntnisse.


    Fakt ist, dass mir die Mutter des Mädchens keine klare Diagnose mitteilen konnte. Zumindest bis jetzt noch nicht.


    HIV würde ich aber eher ausschliessen. Zumindest im Zusammenhang mit den früheren gesundheitlichen Problemen. Das müsste ganz neu sein.

  • Transmitter

    Würde man hier in der CH ein solches Rezept mit 5 div. Antib. vorlegen, würde die Apotheke dieses sicher mal einem Check betr. Interaktionen unterziehen. Und dann entsprechend handeln. So musste ich vor einiger Zeit in einer Apotheke ein Rezept für meinen Mann einlösen. Dieses wurde von einem Spitalarzt ausgestellt beim Spitalaustritt meines Mannes nach einer OP. - Bereits vor dem Gang in die Apotheke, nachdem ich das Rezept angeschaut hatte, prophezeite ich meinem Mann, dass ich wohl nicht so rasch aus der Apotheke zurück sein würde wegen Interaktionen zweier Medikamente. Genau so kam es auch. Die Apotheke versuchte dann mit dem Spitalarzt in Kontakt zu treten zwecks Klärung des Problems. Nach ca. 1 Stunde war die Sache dann klar. Eines der Medikament durfte nicht abgegeben werden.


    Haben Sie mittlerweile wieder etwas gehört von der Mutter resp. wie es der Patientin geht?


    En Gruess

    Tilia