Vorenthaltung Steuersubstrat

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  • Im Jahr 2023 werden um die 90 Milliarden vererbt. Damit mehr als die gesamten Ausgaben des Bundes und ungefähr das Doppelte der jährlichen Ausgaben der AHV. Nur 1.5 Prozent der Erbschaften sind höher als eine Million Franken. Die Verteilung ist also sehr ungleich. Jeder zweite Vermögensfranken in der Schweiz ist geerbt.

    Vererbte Summen haben sich in den letzten 30 Jahren fast verfünffacht. Während auf den durchschnittlichen geerbten Franken 1990 noch 4.1 Rappen an Erbschaftssteuer anfielen, sind heute im Durchschnitt gerade noch 1.4 Rappen fällig. Der vordergründige Anlass zu diesen Steuersenkungen war der interkantonale Steuerwettbewerb. Wissenschaftliche Analysen zeigen jedoch, dass eine unterschiedliche Belastung mit kantonalen Erbschaftssteuern keine statistisch wahrnehmbaren Wanderungsbewegungen vermögender älterer Steuerzahler verursacht hat. Dies obwohl Rechtsbürgerliche die Abwanderung von Reichen in andere Kantone als Gefahr ständig wiederholen.

    Das Volk fiel auf die Schalmeienklänge Rechtsbürgerlicher herein und befürworteten Senkungen der Erbschaftssteuern oder sogar deren Abschaffung. Eine Volksinitiative für die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer wurde im Juni 2015 mit 71% Nein-Stimmen unbegreiflicherweise wuchtig verworfen.

    Senkungen oder Abschaffung kantonaler Erbschaftssteuern ist ein fiskalisches Verlustgeschäft für den Staat. Dem Staat werden so Millionen Steuersubstrat vorenthalten.

    Rechtsbürgerliche wussten wohl von dieser massiven Steigerung der Erbsummen und befürworteten Senkung oder Abschaffung der Erbschaftssteuer. Aus der Gerechtigkeitsperspektive scheint es sowieso viel sinnvoller, geerbte anstatt selbst verdiente Vermögen zu besteuern.


    Quelle : Oekonom Marius Brülhart,

    „Erbschaften in der Schweiz: Entwicklung seit 1911 und Bedeutung für die Steuern.“


    Ruedi Basler, 6. Januar 2023

  • skywings


    Während ich dem grössten Teil des zitierten Textes noch folgen kann, macht mir der Schlussatz Mühe.


    Aus meiner Sicht ist es nicht gerecht ein Vermögen zu besteuern. Wobei hier mit Vermögen die eigentlich Substanz gemeint ist.

    Aus meiner Sicht ist diese Substanz bereits einmal versteuert worden. Nämlich als sie erarbeitet wurde. Eine erneute Besteuerung stellt hier also eine Doppelbesteuerung dar und das ist meiner Ansicht nach ungerecht.


    Meiner Meinung nach ist es richtig da Steuern zu erheben, wo ein Mehrwert erschaffen wird.


    Und das gilt gleichermassen, ob nun der "Mehrwert" durch die Arbeit der Menschen, der Maschinen, oder durch bestehendes Kapital erschaffen wird.


    Kurz und spitz ausgedrückt: Nicht die Substanz soll besteuert werden, sondern der Ertrag des Kapitals. Und diese Ertragsteuer auf Kapital sollte angemessen, also vergleichbar mit Ertrag aus individueller Arbeit sein.

    Das wäre aus meiner Sicht ein gerechterer Ansatz wie die Besteuerung ausgerichtet werden sollte.

  • Transmitter  skywings


    " Kurz und spitz ausgedrückt: Nicht die Substanz soll besteuert werden, sondern der Ertrag des Kapitals. Und diese Ertragsteuer auf Kapital sollte angemessen, also vergleichbar mit Ertrag aus individueller Arbeit sein. Das wäre aus meiner Sicht ein gerechterer Ansatz wie die Besteuerung ausgerichtet werden sollte.


    Selbst wenn die Erträge aus einem Kapitalstock genauso besteuert werden, wie die Erträge aus individueller Arbeit, vermehrt sich der Kapitalstock weit über das hinaus, wie die Erträge aus Arbeitskraft zu vermehren sind.

    Erben von "Produktiv-Vermögen" ist weitestgehend ein Gewinn, ohne selbst Leistung erbringen zu müssen. :!:

    Dieser leistungslose Zugewinn für die direkten Erben wird nicht besteuert und das hat ungerechte Folgen über Generationen.


    Einfaches Beispiel:

    Vergleicht man zwei Ehepaare X und Y, die die gleiche Arbeitsleistung erbringen und das gleiche Arbeits Einkommen haben.
    beide Ehepaare pflegen einen ähnlichen Lebensstil und haben ähnliche hohe Ausgaben.


    Das Ehepaar X erbt zwei Wohnungen, die kaum mit einer Hypothek belastet sind, von ihren jeweiligen Eltern.

    Die eine Wohnung bewohnen sie selbst und sparen sich eine Nettomiete zahlen zu müssen.

    Die zweite Wohnung wird vermietet, daraus haben diese Kapitalerträge.

    Das Ehepaar X spart oder häuft daraus einige Jahre Geld und Zinsen an, kauft sich dafür eine weitere Wohnung (mehr Produktiv-Kapital).

    Weil das Ehepaar X schon zwei Wohnungen hat und wegen dem zusätzlichen Kapitaleinkommen Kreditwürdig ist,

    bekommen die leicht zusätzliches Fremdkapital. Nach etwa 15- 20 Jahren, werden die drei Wohnungen verkauft und ein mehrfamilienhaus mit etwa 4 Wohnungen und einer Penthousewohnung gekauft, die vom Ehepaar x bewohnt wird.


    Ihre beiden Kinder erben dieses Mehrfamilienhaus gemeinsam, bei dem die Hypotheken vom Erwerb inzwischen halbiert sind.

    Nach wie vor heiratet eher Kapitalstarke eher Kapitalstarke und Kapitischwache Kapitalschwache.

    Der beiden Erben haben schnell das Geld zusammen, damit eine Erbe den anderen auszahlt und dieser ein zweites ähnlich grosse Mehrfamilienhaus für sich kaufen kann. In der dritten Generation geht das dann so weiter und der Immobilienbestand wird von Generation zu Generation grösser, wenn die immer nur jeweils zwei Kinder haben, die Immobilien gut verwalten und nur einen Teil der Netto-Mieterträge verkonsumieren.


    Das Ehepaar Y erbt kein Produktivvermögen oder nennenswerte geldbeträge,

    Daher können diese auch ihren Kindern nichts vererben und diese ihren Kindern nicht.,

    weil diejenigen mit einem Startvorteil durch steuerfreies Erben inzwischen die Preise nach oben für die unten verdorben haben.


    PIKETTY beschreibt es in seinen beiden Büchern sehr eindrücklich, weshalb auch für den Kapitalstock ein ordentliche Erbschaftssteuer zu zahlen ist.

    Auch wofür der Staat diese Erträge umverteilen soll, damit der Unterschied beim guten Leben zwischen den Kapitalstarken Gross-Bürgern und den Kapitalschwachen Klein-Bürgern, nicht nur beim Wohlstand sondern auch der MACHT nicht immer weiter wächst. Seine Frage :
    Ist es recht und billig,

    dass die Kinder von MIETERN bis in alle Zukunft
    den Kindern von VERMIETERN die Miete zahlen müssen :?:


    Mir habe ich noch gedacht, Erbschaftssteuer und Lohnsteuer sind nicht so leicht zu mindern oder zu hinterziehen sind, wie Kapitalerträge.

    Politisch konservativ heisst zumindest, Bewahrung der Übermacht und der Machtmittel.

  • oytenkratos und skywings


    Wir müssen aufpassen, dass wir die Begriffe Steuergerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit nicht miteinander verwechseln, oder zu sehr miteinander vermischen.


    Selbstverständlich führt aber eine Ungerechtigkeit bei der Besteuerung letztlich zu mehr sozialer Ungerechtigkeit.

    Und das eine zu einseitige Anhäufung von Kapital in den Händen weniger Grosskapitalisten ein Hauptpfeiler sozialer Ungerechtigkeit ist, müssen wir auch nicht weiter diskutieren.

    Da sind wir uns sicher einig.


    Das heute geltende Steuerrecht ist nicht in allen Bereichen gerecht. Weder in Bezug auf eine eigentliche Steuergerechtigkeit, noch kann es die Bedürfnisse sozialer Gerechtigkeit erfüllen.

    Doch eine soziale Gerechtigkeit herbeizuführen ist nicht die Hauptaufgabe des Steuerrechts, sondern die Aufgabe des Staates welcher Steuern erhebt. Im Steuergesetz müssen aber die entsprechenden Voraussetzungen dafür entsprechend enthalten sein.


    Ich denke, bis hierhin sind wir noch der gleichen Meinung.


    Die Erbschaftsteuer und die Vermögensteuer halte ich für ungerecht, weil es eine Doppelbesteuerung ist.

    Wer sich aus individueller Arbeit ein Kapital anspart, wird zweimal zur Kasse gebeten. Wer kein Kapital anspart nur einmal.

    Angespartes Kapital wird also ungleich stärker besteuert, als nur das Erwerbseinkommen.

    Daher ist es aus meiner Sicht falsch Kapital (Substanz) zu besteuern.


    Besteuert werden soll da, wo ein echter Mehrwert entsteht. Und dieser soll einmal richtig besteuert werden.


    Das heutige Steuersystem lässt zu, dass individuelle Arbeit verhältnismässig stark besteuert wird, während Kapitalertrag wenig besteuert wird.

    Das führt zu Auswüchsen bei der sozialen Ungerechtigkeit. (Siehe Piketty).

  • Nur 1.5 Prozent der Erbschaften sind höher als eine Million Franken. Die Verteilung ist also sehr ungleich. Jeder zweite Vermögensfranken in der Schweiz ist geerbt.

    Hinzu kommt, dass solche Summen von mehr als 1 Million Franken zu zwei Dritteln an die reichsten zehn Prozent (900'000) der Bevölkerung verteilt werden. Das deckt sich auch mit diesem Artikel.


    Global Wealth Report: Schweizer werden trotz Corona-Krise noch reicher
    Nach dem Corona-Rückschlag im Frühjahr stiegen die Vermögen weltweit wieder an. In der Schweiz ist der Privatbesitz schon wieder grösser als zuvor.
    www.handelszeitung.ch


    Aber die Anzahl der High-Net-Worth-Individuals (HNWI) lässt sich auch sehen. Das sind solche, die ein investierbares Vermögen von mindestens 1 Million Franken vorweisen können. Das waren 2020 rund 460'000 Personen. Link


    Bargeld für solche Investitionen oder anderes: Total 915'000 Millionen:


    SNB

  • Aus dem Argumentarium der Gegnerschaft der damaligen Erbschaftstseuer-Initiative:

    „Die Erbschaftssteuer-Initiative gefährdet unsere KMU. Sie führt zu einer höheren Steuerbelastung und einer enormen Bürokratie beim Staat. Im Nationalrat scheiterte die Initiative mit 135 zu 60 Stimmen, im Ständerat mit 34 zu 9 Stimmen. Die Vertreter von CVP, FDP, SVP, BDP und glp sagten deutlich NEIN. Auch die Wirtschaft, das Gewerbe, die Landwirtschaft, der Hauseigentümerverband und die Finanzdirektorenkonferenz der Kantone sprechen sich gegen die Initiative aus.“

    Bei anderen Vorlagen ist das alles kein Problem, doppelzüngiger geht nicht. Dass die rechtsbürgerliche Phalanx dagegen ist klar, ebenso die übrigen Organisationen. Diese sind alle dem Profit und Kapitalismus verpflichtet.

    Entweder man schafft den Kapitalismus ab oder die Menschheit schafft sich selber ab.

  • Transmitter  skywings

    Es ist keine Doppelbesteuerung von Personen , sondern des Kapitals.
    Da sind auch Sie der hochprofessionellen Agitation der Libertären im Auftrag der Kapitalstarken erlegen. Propaganda

    Das Einkommen des Erblassers wurde/wird besteuert und mit der Erbschaftssteuer ein Einkommen(Erbe) des Erben.

    In vielen Ländern mit Erbschaftsteuer gibt es eine Untergrenze unter der Erbschaften pro Person nicht besteuert werden.

    Es sind in D etwa 500'000 €.


    Die langfristige soziale/gesellschaftliche Gerechtigkeit kann nur mit Erbschaftssteuer erreichet werden.

    Im Recht gibt es eine Rangordnung der einzelnen Gerechtigkeiten.
    Das Recht auf soziale Gerechtigkeit steht über der steuerlichen Gerechtigkeit in Demokratien, aus Gründen der Menschenwürde im weitesten Sinne.


    Denn ansonsten müssten die Steuern auf hohe Kapitaleinkommen viel stärker angehoben werden, wenn der Kapitalstock nicht besteuert wird.
    Wie geschrieben, Kapital akkumuliert sich viel mehr (exponentiell) als es mit Arbeitseinkommen möglich ist.

    In der Lebenswirklichkeit von Kapitalschwachen gibt es keine Erfahrung mit solchen Sachverhalten, auch nicht mit den Folgen des sogenannten
    "Buchgeld-Schreibens". Die Vollgeld-Initiative haben die allermeisten Kapitalschwachen auch nicht verstehen können.

    Aber wer von den Kapitalschwachen Fachidioten ohne Allgemeinbild hat schon Grundkenntnisse von gängiger Rechts-Theorie.


    Die MACHT wächst mit der Verfügung über Machtmittel.
    Die Herrschaft der Kapitalgewaltigen und Kapitalgewaltigen über die Kapitalschwachen wächst von Generation zu Generation, wenn keine Erbschaftssteuer zu zahlen ist. Auch in der Gesellschaft ist eine Gewaltenteilung nötig, sonst ist die die demokratische Gewaltenteilung in den staatlichen Institution überflüssig. Dann sollte es auch noch eine gibt es auch noch eine es gibt auch noch eine eine Leistungsgerechtigkeit.

    Lieber viel Kapitalerträge, als viel Arbeiten müssen.


    Über Generationen wurde MACHT und Machtmittel unreguliert wenigstens durch Erbschaftssteuer akkumuliert, unter anderem aus der Gewinnung und dem Handel mit "Fossilen Energieträgern". Auf die gewaltigen Einkommen wollen die uneinsichtigen Mächtigen nicht verzichten und welche Kapitalschwachen sollten diese zu Vernunft bringen können ?


    Es ist allzu menschlich, dass Dinge die nicht zu ändern sind, verdrängt oder mit schräger Logik für gut geheissen werden.

  • Ich bin kein Steuerexperte, frage deshalb : Wo bin ich das was Sie schreiben : ? "Da sind auch Sie der hochprofessionellen Agitation der Libertären im Auftrag der Kapitalstarken erlegen."

  • skywings

    Ich wollte ihnen nur zu Kenntnis geben, was ich an Transmitter geschrieben habe, bezüglich dem Frame von der angeblichen "Doppelbesteuerung".

    In Zukunft werde ich "zur Kenntnis cc:" einfügen damit es nicht zu einem Miss-Verständnis komme.
    Ansonsten pflichte ich Ihren Beiträgen grösstenteils bei und Sie bekommen eine "Danke" oder "gefällt mir".

  • ch wollte ihnen nur zu Kenntnis geben, was ich an Transmitter geschrieben habe, bezüglich dem Frame von der angeblichen "Doppelbesteuerung".

    oytenkratos


    Es ist keine angebliche Doppelbesteuerung.

    Es ist eine!

    Korrekt ist aber, dass es eine Doppelbsteuerung des Kapitals und nicht der Person ist.


    Aus der Sicht von Transmitter ist das falsch.

    Das Kapital wird beim Erwerb bereits einmal besteuert. Danach soll nur noch der Kapitalertrag erneut besteuert werden.

    Das dann aber angemessen!

    Das ist derzeit nicht der Fall.

    Wie sie auch selbst so geschrieben haben.

  • rodizia Danke für den Hinweis

    Das ist sehr bedauerlich. Hoffentlich werde ich nun nicht dafür verratwortlich gemacht.

    Möglicherweise wurden bei der Anmeldung verfälschte Daten angegeben, wie auch bei mupli :?:


    Die meisten anderen hier setzen sich ja auch gegen die Erbschaftsteuer ein, noch viel drastischer und werden nicht gesperrt.

    Ich bin auch bei Infosperber dabei, da wurde ich auch aus diesem Grund gesperrt.

    Allerdings mit der Aufforderung mich mit den richtigen Daten gleich wieder anzumelden.

  • Musste ich ebenso machen, regte mich zuerst etwas auf.Ihre Begründung ist aber nachvollziehbar...sodenn sie auch nützt.