Natürlich ist der Anteil von repetitiver und körperlich mühsamer Arbeit zurückgegangen. Trotzdem stellt sich den Arbeitnehmer:innen auch bei qualifizierter Arbeit die Sinnfrage (z.B. bei der Waffenproduktion, Produktion von Luxusgütern und -dienstleistungen, absehbaren Leerlaufprojekten). Die höhere Wertschätzung der Freizeit und/oder der unbezahlten Arbeit in unserer heutigen Gesellschaft ist von daher verständlich.
Für die Steuereinnahmen werden die vielen Teilzeit-Arbeitenden allerdings zum Problem. Für ihren Rückzug aus der bezahlten Arbeit werden sie noch staatlich gefördert, denn geringeres Einkommen bedeutet auch geringere Steuern; vor allem entgehen sie den progressiven Steuersätzen, die Haushalte mit höherem Einkommen treffen.
Im Extremfall profitieren Teilzeiter dank ihres geringeren Einkommens zudem von vielen staatlichen Vorteilen: Krankenkassenprämien-Verbilligungen, KITA-Beiträgen, Sozialwohnungen. Da Teilzeiter auch weniger sparen können, sind sie im Alter eher auf Ergänzungsleistungen angewiesen.
Teilzeiter kosten den Steuerzahlenden auch überdurchschnittlich viel. Beim Staat bestreitet nur noch jede/r Dritte ein volles Pensum; in der Privatwirtschaft sind es immerhin noch zwei Drittel. Jobteiler:innen verursachen Übergabekosten und benötigen mehr Infrastruktur und Administration. Ihre Ausbildung – oft sind Teilzeiter Hochschulabgänger:innen –kostet die Steuerzahlenden gleich viel.
Wenn man die Besteuerung nach dem Grundsatz der persönlichen Leistungsfähigkeit wörtlich nimmt, dann könnte man durchaus zum Schluss kommen, dass die Teilzeiter mehr leisten könnten oder alternativ höher besteuert werden müssten. Die Idee, statt Arbeit und Investitionen die Freizeit und den Konsum zu besteuern, ist deshalb nicht ganz abwegig.