Mit Teilzeitarbeit zur Work-Life-Balance: Mit Kostenfolgen für den Staat!

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  • Natürlich ist der Anteil von repetitiver und körperlich mühsamer Arbeit zurückgegangen. Trotzdem stellt sich den Arbeitnehmer:innen auch bei qualifizierter Arbeit die Sinnfrage (z.B. bei der Waffenproduktion, Produktion von Luxusgütern und -dienstleistungen, absehbaren Leerlaufprojekten). Die höhere Wertschätzung der Freizeit und/oder der unbezahlten Arbeit in unserer heutigen Gesellschaft ist von daher verständlich.


    Für die Steuereinnahmen werden die vielen Teilzeit-Arbeitenden allerdings zum Problem. Für ihren Rückzug aus der bezahlten Arbeit werden sie noch staatlich gefördert, denn geringeres Einkommen bedeutet auch geringere Steuern; vor allem entgehen sie den progressiven Steuersätzen, die Haushalte mit höherem Einkommen treffen.


    Im Extremfall profitieren Teilzeiter dank ihres geringeren Einkommens zudem von vielen staatlichen Vorteilen: Krankenkassenprämien-Verbilligungen, KITA-Beiträgen, Sozialwohnungen. Da Teilzeiter auch weniger sparen können, sind sie im Alter eher auf Ergänzungsleistungen angewiesen.


    Teilzeiter kosten den Steuerzahlenden auch überdurchschnittlich viel. Beim Staat bestreitet nur noch jede/r Dritte ein volles Pensum; in der Privatwirtschaft sind es immerhin noch zwei Drittel. Jobteiler:innen verursachen Übergabekosten und benötigen mehr Infrastruktur und Administration. Ihre Ausbildung – oft sind Teilzeiter Hochschulabgänger:innen –kostet die Steuerzahlenden gleich viel.


    Wenn man die Besteuerung nach dem Grundsatz der persönlichen Leistungsfähigkeit wörtlich nimmt, dann könnte man durchaus zum Schluss kommen, dass die Teilzeiter mehr leisten könnten oder alternativ höher besteuert werden müssten. Die Idee, statt Arbeit und Investitionen die Freizeit und den Konsum zu besteuern, ist deshalb nicht ganz abwegig.

  • Die Idee, statt Arbeit und Investitionen die Freizeit und den Konsum zu besteuern, ist deshalb nicht ganz abwegig.

    alescha01


    Nein. Die Idee ist nicht völlig abwegig. Und die Argumentation dahinter auch nicht.


    In der Argumentation sollte man auch noch berücksichtigen, dass Teilzeiter teilweise auch dem Staat Kosten einsparen. Dies hauptsächlich bei den Gesundheitskosten.


    Doch wie wollen sie Freizeit und Konsum einigermassen gerecht besteuern?


    Hier wird die Diskussion dann sehr schnell einmal etwas schwierig.

    Bezüglich dem heutigen Steuersystem hat Transmitter schon einige Argumentationen eingebracht.

  • Nicht Arbeit und Reichtum, sondern Luxuskonsum höher besteuern!




    Reich wird man in der Regel nicht durch Arbeit, sondern durch Realkapitalbesitz (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) oder durch Erbschaft. Volkswirtschaftlich schädlich wird Reichtum erst, wenn er mit Luxusgütern verprasst wird, sonst bleibt er ja – vielfach als risikotragendes Kapital – der Wirtschaft und damit auch den Arbeitnehmenden – erhalten. Daher sollten nicht primär Löhne oder Vermögen höher besteuert werden, sondern deren Verwendung für Luxusgüter und –dienstleistungen via eine progressive Konsumsteuer.

  • Der Nutzen, den Luxusgüter für die Konsument:innen stiften, ist geringer als derjenige von Grundbedarfsgütern. Das erste Bier bietet einen höheren Genuss als das fünfte. Darum ist auch die Produktion von Grundbedarfsgütern höherwertig als jene für Luxusgüter. Zudem ist die Konsumquote und der Anteil, der in die Realwirtschaft fliesst, bei den Ärmeren höher als bei den Reichen.

  • Nicht Arbeit und Reichtum, sondern Luxuskonsum höher besteuern!




    Reich wird man in der Regel nicht durch Arbeit, sondern durch Realkapitalbesitz (Aktien, Immobilien, Rohstoffe) oder durch Erbschaft. Volkswirtschaftlich schädlich wird Reichtum erst, wenn er mit Luxusgütern verprasst wird, sonst bleibt er ja – vielfach als risikotragendes Kapital – der Wirtschaft und damit auch den Arbeitnehmenden – erhalten. Daher sollten nicht primär Löhne oder Vermögen höher besteuert werden, sondern deren Verwendung für Luxusgüter und –dienstleistungen via eine progressive Konsumsteuer.

    Ihr Anliegen haben Sie das erste Mal 2018 und danach in diversen Online-Medien kund getan.


    2004 hat CHEVRIER MAURICE eine Motion eingereicht, betreffend «besonderen Besteuerung der Luxusgüter». Die Stellungnahmen des Bundesrates finde ich treffend:


    Was Luxus ist, kann objektiv-wissenschaftlich nicht umschrieben werden. Der Begriff richtet sich vielmehr nach den persönlichen Vorstellungen eines jeden Menschen (jeder hat seine eigene Bedürfnisskala), er ist relativ und in Raum und Zeit stetem Wandel unterworfen. Die jeweiligen Bedürfnisse sind nicht allgemein durch die Bevölkerung, sondern individuell bestimmt und können nicht ohne grobe Willkür verallgemeinert werden. Weiter

  • insich+


    Danke für den Beitrag!

    Was Luxus ist, ist eine persönliche Empfindung.

    Ich finde es luxuriös, wenn ich mir fünf Dosen Billiges Bier leisten kann. Aber wenn ich die hintereinander in kurzer Zeit stürze, bin ich besoffen und finde ich gar nicht luxuriös!

    Dann lieber nur ein Bier... Dafür ein Premium.

  • alescha01


    Echte Luxusgüter sind Güter von sehr hoher Qualität.

    Diese Qualität zu entwickeln erfordert hohes Know-know und entsprechende Innovationskraft.


    Die Unternehmen, die dies aufbringen, sind Zugpferde der Innovation. Diesen die Kundschaft und das Geschäftsmodell mit einer Strafsteuer zu vermiesen, halte ich nicht für eine wirklich kluge Entscheidung.


    Die Besteuerung von Luxuskonsum basiert wohl in erster Linie auf einer Neidkultur.

    Die könnte man auch noch extra besteuern. :)

  • Danke für den Beitrag!

    Was Luxus ist, ist eine persönliche Empfindung.

    Ich finde es luxuriös, wenn ich mir fünf Dosen Billiges Bier leisten kann. Aber wenn ich die hintereinander in kurzer Zeit stürze, bin ich besoffen und finde ich gar nicht luxuriös!

    Dann lieber nur ein Bier... Dafür ein Premium.

    Es wäre auch Luxus, das neuste Handy für 1350 Franken zu kaufen, wenn man eines für 700 Franken bekommt, mit dem gleichen Arbeitsspeicher und Speicherplatz. Das 1350-fänkige wird mit einer Luxussteuer belegt. Deshalb scheibt der Bundesrat auch, dass die Problematik einer Luxusbeteuerung darin besteht, eine Abgrenzung des Kreises der zu erfassenden Gegenstände zu erfassen. Ausserdem müsste der Kreis der als Luxus geltenden Gegenstände immer wieder den veränderten tatsächlichen Verhältnissen und Lebensanschauungen angepasst werden.

  • @Alle

    Mit einer progressiven KONSUMSTEUER gegen die Verschwendung!

    Trotz steigendem Reichtum werden die Menschen nicht entsprechend glücklicher. Das erklärt sich daraus, dass die Menschen ihr Glück vom Vergleich mit anderen abhängig machen. Der Wettbewerb um den Status führt zu einer massiven Verschwendung in der Gesellschaft. In den USA kostet eine durchschnittliche Hochzeitsfeier 30'000 USD. Im Jahr 1980 waren es inflationsbereinigt nur 11'000 USD. Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass die Paare heute glücklicher sind als damals. Die Leute an der Einkommensspitze geben mehr aus, weil sie reicher sind. Das hat zur Folge, dass jene mit leicht weniger Einkommen sich an ihnen orientieren und auch mehr ausgeben. Das führt dann zu einer Kaskade bis zu den unteren Einkommen.


    Als Lösung dagegen schlägt der Ökonom Robert H. Frank eine progressive Konsumsteuer anstelle der Einkommenssteuer vor. Wie schon heute sollte man die Einkommen den Steuerbehörden angeben, aber separat auch die Bildung von Ersparnissen. Die wird dann vom Einkommen abgezogen. Zusätzlich soll ein weiterer grosser Abzug standardmässig erfolgen – in den USA etwa 30'000 USD, für eine Familie vielleicht 10'000 USD mehr. Was übrig bleibt, ist dann der steuerbare Konsum. Die Steuerraten sollten anfänglich tief sein. Bei einem hohen Konsumniveau soll der zusätzliche Konsum zu sehr hohen Sätzen besteuert werden. Leute mit Topeinkommen, die keine grössere Villa brauchen und jetzt nur eine kaufen, weil andere in ihrem Umfeld auch eine haben, werden sich das dann neu überlegen. Sie werden eher eine kleine Ergänzung zu ihrer bestehenden Villa bauen. Die durch den Kauf der grösseren Villa ausgelösten mentalen Nachteile auf andere haben mit der Steuer einen hohen Preis.


    Es ist aber auch moralisch stossend, dass die einen unvorstellbaren Luxus haben, während anderen gleichzeitig die nötigsten Dinge zum Leben fehlen. Aber wir kommen nicht weiter, wenn wir bloss in engen moralischen Kategorien darüber debattieren. Die Strategie ist, gegen exzessive Ungleichheit das Argument ins Feld zu führen, dass sie nicht effizient ist, das heisst zu Verschwendung führt.


    Die zusätzlichen Dinge, die die reichsten Leute kaufen, haben für sie nur einen geringen Wert. Die Mittel, die für diese Dinge ausgegeben werden, hätten für andere einen sehr viel grösseren Wert.


    Den exzessiven Konsum zu bremsen, wäre aber auch im Interesse der Reichsten selber. Die Reichsten haben jedes Jahr mehr Geld, und sie geben jedes Jahr mehr Geld für politische Kampagnen aus, die sich für geringere Steuern und weniger Regulierungen einsetzen. So nehmen die Steuerraten und die Regulierungen immer mehr ab. Das Resultat ist aber, dass dem Land die Steuereinnahmen fehlen. Wenn aber die wichtigsten Staatsaufgaben (Infrastruktur, Bildung, Gesundheit, Sicherheit) nicht mehr erfüllt werden können, haben auch die Reichsten darunter zu leiden. Es ist für die Leute klar, dass die Regierung vor allem auf die Reichsten Rücksicht nimmt. Das ist nicht nachhaltig. An einem Punkt könnten sie sich sagen: Warum soll ich das akzeptieren und mitspielen? (Aus dem Interview des Tages-Anzeigers mit dem Verhaltensökonomen Robert H. Frank, 15. Dezember 2014, Seite 35).

  • rodizia  insich+


    Zur Vollständigkeit halber, aus dem dazu gehörigen Vimentis Artikel von dem/den aleschas :
    [
    Letzlich ein Angriff auf die obere Mittelschicht, weil die meisten aus der unter Mittel- und Unterschicht alternativlos Vollzeit arbeiten müssen. ]
    https://vimentis.ch/mit-teilze…tenfolgen-fuer-den-staat/

    Wenn man die Besteuerung nach dem Grundsatz der persönlichen Leistungsfähigkeit wörtlich nimmt,

    dann könnte man durchaus zum Schluss kommen, dass die Teilzeiter mehr leisten könnten oder
    alternativ höher besteuert werden müssten.
    Die Idee, statt Arbeit und Investitionen die Freizeit und den Konsum zu besteuern, ist deshalb nicht ganz abwegig. "


    Frei von abhängiger Arbeit sein Leben nach eignen Vorstellungen gestalten zu können ist auch eine Form des Wohlstandes.

    Wer es sich von den Kapitalschwachen bei nahezu real stagnierenden Arbeitseinkommen und stark steigen Kosten für Wohnen noch leisten kann, sollte 80% Teilzeit machen. Dann bleibt mehr Zeit für Familienzeit und die Mitmenschen.

    Die Kapitalstarken geniessen viele Freiheiten und nutzen ihre Vormachtstellung um immer mehr Machtmitel anzuhäufen.
    Die überproportional steigenden Kapitaleinkünfte werden unterproportional besteuert.
    Sollen doch diese mal vorbildlich voran gehen, wenn es bei den Staateinnahmen und Versorgungskassen klemmt.


    Wer gesellschaftliche Verhältnisse wie in den USA oder GB will, folgt den egozentrischen Predigten der extrem Libertären aleschas.

  • Die Idee, statt Arbeit und Investitionen die Freizeit und den Konsum zu besteuern, ist deshalb nicht ganz abwegig. "

    Es könnte aber auch sein, dass dadurch auch für einen Normalverdiener diese Konsumsteuer höher ausfällt als seine Einkommenssteuer, obwohl er keinen Luxus konsumiert. Das heisst ja nicht, dass er in der Freizeit weniger konsumiert.


    Um eine Abstufung/Staffelung dieser Steuer zu ermitteln würde nicht einfach sein.


    Zudem fliesst heute die Mehrwertsteuer, ist auch eine Konsumsteuer, in die Bundeskasse. Bei dieser progressiven Konsumsteuer müssten die Einnahmen zusätzlich auf Kantone und Gemeinden aufgeteilt werden. Da diese unterschiedliche Steuerfüsse haben, um die Ausgaben zu decken, müsste dies auch berücksichtigt werden. Eine solche Idee ist meiner Meinung nach nicht oder schwer umzusetzen.

  • insich+

    Die Konsumsteuer fällt natürlich nur für Inländer:innen an; sie würde durch einen Vergleich von zwei Steuerjahren erhoben, bei dem ersichtlich würde, wieviel Geld in den Konsum floss. Sie müsste progressiv ausgestaltet werden. Unter- und Mittelschicht würden daher nur wenig bezahlen.


    Die Mehrwertsteuer wird sowohl auf Grundbedarfsgütern als auch auf die Herstellung von Investitionsgütern erhoben. Beides ist volkswirtschaftlich suboptimal im Vergleich zu einer progressiven Konsumsteuer.

  • Es funktioniert deshalb nicht, weil die Privathaushalte der Obersten 10% der Vermögenden sehr wenig konsumieren, was als eigentlich "privater Konsum" gilt.


    Das von alescha01vorgeschlagene Abrechnungsystem enthält hier eine Riesenlücke.

    Genau, zudem würde mich interessieren, wie Alescha sich das vorstellt, wie man AusländerInnen, die bei uns einkaufen und TouristInnen von dieser Konsumsteuer befreit, wenn diese bei uns konsumieren, er schreibt «fällt natürlich nur für Inländer:innen an».