Erst mal herzlichen Dank für die Antworten und ganz besonders für die wirklich ausführliche Antwort von Sozialversicherungsberater . Es ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass ich von staatlich subventionierten Beratungsstellen wie der ProInfirmis nur ein Schulterzucken bekomme und hier vollkommen kostenlos den juristischen Rat, den ich gerade benötige.
Zugegeben, die Antwort war ein ziemlicher Schock für mich. Ich rechne damit, dass ich mich damit abfinden muss, dass mir rückwirkend kein Rappen erstattet wird.
Das ist hart, durch die Erkrankung und die lange Wartezeit stehe ich aktuell mit wenig bis gar nichts da. Praktisch alle materiellen Güter die man so als Normal-Schweizer hat, sind im Laufe der Zeit kaputt gegangen und mit dem sozialhilferechtlichen Existenzminimum ersetzt man nun mal keinen kaputten Fernseher oder kauft sich eben mal ein neues Sofa. Schlimmer noch, man verkauft seine noch vorhandenen Besitztümer stückweise, zum Beispiel um die Stromrechnung zu zahlen die alleine durch die Grundgebühren vier mal so hoch ist wie es der SKOS-Warenkorb vorsieht.
Besonders bitter ist für mich die Tatsache, dass mir 2015 vom Sozialdienst gesagt wurde, da nun ein Antrag auf IV-Leistungen laufe, müsse ich mich nicht mehr um Arbeit bemühen. Jetzt müsse man halt erstmal abwarten, wie die IV entscheide.
Ich hätte gern zumindest Teilzeit gearbeitet. Das Nichts-Tun und Warten hat mich psychisch fix und fertig gemacht.
Und jetzt zu erfahren, dass das Vorgehen vom Sozialdienst nicht nur komplett gegen meine Interessen war, sondern nun auch noch dazuführt, dass mir mein Recht auf Ergänzungsleistungen während der rückwirkenden Zeit genau deswegen abgesprochen wird ist einfach nur ... unfassbar zynisch.
Ja, ich hätte mich bereits vorher selber erkundigen können, was genau während der Abklärungszeit die die IV benötigt, erlaubt oder gar gefordert ist. Ich habe mich darauf verlassen, dass ich vom Sozialdienst gut beraten werde. Ich war der naiven Ansicht, diese Menschen haben während ihrer Hochschulausbildung doch wohl auch etwas über Sozialversicherungsrecht gelernt und kennen sich aus.
Es ist zum Heulen und Schreien!
Trotzdem geht es weiter, oder? Ich versuche mich an meiner Dankbarkeit dafür festzuhalten, dass es mit dem IV-Antrag überhaupt geklappt hat. Es gibt so viele Menschen da draussen, die klar Anspruch auf eine Rente haben und von der IV trotzdem abgewiesen werden. Es ist ein grosses Glück, wenn man es schafft, von der IV die Leistungen zugesprochen zu bekommen, die einem rechtlich zustehen.
Ausserdem:
- habe ich vor einigen Tagen eine Einsprach an die Ausgleichskasse geschickt. Obwohl nun klar scheint, dass auch die ärztlich bescheinigte Tatsache, dass ich während der betreffenden Zeit arbeitsunfähig war, nichts daran ändert, dass ein hypotethisches Einkommen berechnet wird, so habe ich es dann doch zumindest versucht.
- habe ich gestern beim Sozialdienst verlangt, dass sie mir eine beschwerdefähige Verfügung zukommen lassen. Ich rechne nun nicht mehr damit, dass ich mit einer darauffolgenden Einsprache beim Statthalteramt Erfolg haben werde. Aber immerhin muss der Sozialdienst so noch einige ihrer seltsamen Entscheidungen schriftlich rechtfertigen (wie die Kosten des Beschäftigungsprogramms die mir in Rechnung gestellt werden oder die Tatsache, dass in den Monaten in denen ich gearbeitet habe kein Einkommens-Freibetrag oder Integrationszulagen nach SKOS berücksichtigt wurde).
Es bleibt aussichtslos, aber spannend.
Ich habe praktisch alle nützlichen Infos rund um IV, EL, SKOS in Foren wie diesem gefunden. Daher werde ich, sobald ich Antworten auf meine Einsprachen erhalte hier auch noch berichten, was rausgekommen ist.
Aber Achtung: Ich warte auf Antworten von Sozialdienst und Ausgleichskasse: Das kann Monate dauern!
Grüsse & nochmal vielen Dank!
Pata