Beiträge von Conchita Méndez

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    Nur mal so am Rande: Warum sind nicht-kosmetische Zahnbehandlungen eigentlich nicht Teil der Grundversorgung? In den meisten europäischen Ländern ist das der Fall.


    Liegt es eher an der Furcht vor steigenden Beiträgen oder daran, dass sich Zahnärzte dann an Taxverordnungen halten müssten?

    Liebe @wiri, eine Trennung auf Zeit kann allen Seiten Luft verschaffen, sich über die eigenen Wünsche und Ziele klar zu werden.


    Ich habe in meinem Bekanntenkreis sowohl Fälle kennen gelernt, in denen eine Trennung beide wieder zueinander gebracht hat als auch solche, in denen man sich dann entschlossen hat, getrennte Wege zu gehen.


    Ich denke, @Niva hat die wesentlichen Punkte absolut perfekt zusammen gefasst. Solange beide Ex-Partner respektvoll und fair miteinander umgehen, können Kinder damit gut klar kommen, denn sie leiden oft mehr unter Spannungen in der Familie und bekommen viel mehr mit, als sich Erwachsene das vorstellen.


    Was das gemeinsame Konto betrifft, würde ich mir an deiner Stelle ein eigenes Konto für dein Gehalt einrichten und monatlich einen gewissen Anteil auf das gemeinsame Konto überweisen.


    Nur noch ein persönlicher Rat: Wenn du die Idee von der Trennung ansprichst oder die Gestaltung derselben, lass alle Vorwürfe (wie etwa Umgang mit Geld, Kindererziehung oder unfreundliches Verhalten) ganz heraus.


    Im Regelfall tun in einer Partnerschaft beide Seiten wirklich das Beste, was sie können - auch wenn es für den anderen schwer nachzuvollziehen ist. Sprich einfach von deinem Wunsch, ein friedliches Leben zu leben ohne dabei zu sagen: "Es liegt an dir, dass ich das nicht kann".


    Wenn dein Partner dir Vorwürfe machen sollte (das kommt ziemlich sicher), dann liegt das nicht an Böswilligkeit oder mangelnder Einsicht, sondern meist daran, dass wir alle dahin gehend gepolt sind, auf Veränderungen mit Abwehr zu reagieren.


    Es ist oft schwer, im Angesicht von Vorwürfen, nicht in Verteidigung oder Gegenangriff zu verfallen. Beides führt aber zu gar nichts. Es spielt keine Rolle, wer recht hat. Es zählt ausschließlich, wie du dein Leben gestalten willst und als erwachsener Mensch hast du das Recht dazu, das selbst zu entscheiden solange dabei die nötige Fairness gewahrt bleibt.

    Das hast du schon richtig verstanden. Siehe dazu auch meinen Beitrag vom 30. März.

    Das erinnert mich daran, wie eine meiner südamerikanischen Großtanten tatsächlich von Verzweiflung ergriffen wurde, als sie erfuhr, dass weder mein Bruder noch ich getauft sind.


    "Dann sind sie doch wie die Tierchen und können nie in den Himmel" sprach sie unter Tränen.

    Mit und ohne Medikamente: ja. Beides hat seine Berechtigung.


    Aus der Klinik habe ich u.A. mitgenommen, wie wichtig es ist, mit extrem verschiedenen Menschen aber ähnlicher Symptomatik unter fachlicher Betreuung eng zusammen zu leben und wie unglaublich wirksam Ansätze sind, die nicht nur den Kopf sondern auch Körper und Gefühle einbeziehen.

    Ich habe mir nie angemaßt, eine kompetente Diagnose stellen zu können. Ich habe klar als solche gekennzeichnete Vermutungen geäußert, persönliche Erfahrungen geteilt und objektive Sachinformationen gegeben.


    Ich denke, das war das, was in diesem Rahmen möglich ist.

    Fachkenntnisse, nein.


    Sachkenntnisse, ja. Ich habe 2017 fast drei Monate in einer Depressionsstation verbracht. Daher meine positiven Aussagen über das schweizerische Psychiatriewesen und sein Personal.

    Ich möchte gerne noch ein paar Dinge ergänzen:


    Trotz aller Kürzungen in den letzten Jahren hat die Schweiz ein sehr gutes System psychiatrischer Betreuung, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Medizinisches und Pflegepersonal ist im Allgemeinen sowohl sehr gut ausgebildet als auch motiviert.


    Zur Frage der Diagnose will ich mich mangels Fachkenntnis nicht weiter äußern. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Depression hat viele Gesichter und häufiges Weinen oder plötzliche Tränenausbrüche können genauso zum klinischen Bild gehören wie die Unfähigkeit zu weinen.


    Viele psychisch Erkrankte sind nach außen hin voll funktional und vermitteln das Bild einer zufriedenen Persönlichkeit. Ob hier eine und wenn ja welche psychische Erkrankung vorliegt, muss natürlich fachlich begutachtet werden. Bei mir haben jedenfalls nach der Lektüre von @Mäcekings Bericht alle Alarmglocken geklingelt.


    Psychiatrische Kliniken sind keine Irrenhäuser wie wir sie aus alten Filmen kennen. Ob ein Aufenthalt in einer Klinik oder der regelmäßige Besuch einer Tagesklinik, angeraten ist oder nicht, muss in Absprache mit einem Facharzt entschieden werden. Den Besuch eines solchen Facharztes, eines Psychiaters, würde ich jedem Menschen empfehlen, der sich in einer vergleichbaren Lage befindet.


    Ein Telefonanruf bei der "dargebotenen Hand" unter 143 wäre ein erster Schritt. Die meisten Kantone unterhalten auch Kriseninterventionszentren (KIZ), die einen kurzfristigen Schritt aus dem erdrückenden Alltag ermöglichen und Hilfe bei der Planung des weiteren Vorgehens bieten.


    Wir haben das Glück, in einem Land zu leben, in dem diese Institutionen vorhanden sind und in dem deren Leistungen von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.

    Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen (ich bin selber eher zu gefühlsduselig veranlagt), aber als ich das las, erinnerte ich mich an einen "Beobachter" Artikel, den ich vor ein paar Jahren gelesen hatte, habe gesucht und ihn tatsächlich wiedergefunden:


    https://www.beobachter.ch/lieb…nfahigkeit-das-kalte-herz


    Dort wird auch eine Selbsthilfegruppe in Zürich erwähnt.


    Nun mit den entsprechenden Schlagworten ausgerüstet habe ich auch noch Folgendes gefunden:


    Im Spiegel:


    http://www.spiegel.de/wissensc…uehle-haben-a-345128.html


    In der NZZ:


    https://nzzas.nzz.ch/wissen/bl…e-ld.1294762?reduced=true


    PS: Ich glaube nicht, dass dein "Spiel" in deiner Kindheit dir den Zugang zu deinen Emotionen genommen hat. Nach der Lektüre der Artikel komme ich eher zu dem Schluss, dass du mit deinem "Spiel" versucht hast, dich deiner Umwelt anzupassen, zu lernen, wie andere ticken - einfach um nicht permanent aufzufallen.


    Du trägst keine Schuld an einem Zustand, der entweder angeboren war oder den du in deiner frühesten Kindheit erworben hast.

    Ich sehe hier eine ganze Reihe von Problemen, die unbedingt therapeutischer und wahrscheinlich psychiatrischer Behandlung bedürfen.


    Eine Therapie, auch wenn sie medikamentös begkeitet wird, ist keine Glückspille. Therapie ist Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht jede Therapeutin ist für jeden geeignet, insbesondere nicht jede Feld-, Wald- und Wiesentherapeutin. Es kann dauern, bis man die richtige gefunden hat, bei der sowohl die fachliche Qualifikation da ist und mit der es menschlich funktioniert. Tränen und Trauer gehören allerdings garantiert zum Heilungsprozess dazu.


    Ich sehe hier, allerdings komplett laienhaft, so viele Probleme, dass ich zu einem stationären Kilinikaufenthalt raten würde - auf einer Depressions- und/oder einer Traumastation. Ein großer Vorteil einer stationären Behandlung ist auch der Kontakt mit anderen Menschen, die sich in ähnlichen oder anderen schwierigen Lebenssituationen befinden. Du beschreibst ja sehr eindrücklich, wie einsam du dich fühlst und wie du einen Panzer um deine Seele gelegt hast.


    Was die Haare betrifft, kann ich die Verzweiflung nachvollziehen. Für Frauen sind Körper- und Gesichtshaare furchtbar. Auf der anderen Seite fällt mir jetzt mindestens eine Frau ein, die ich persönlich kenne und die ebenfalls stark behaart ist (den Bartflaum sieht man auch von Weitem) und die das akzeptiert hat, verheiratet ist und drei Kinder hat und das nicht, weil sie den einen tollen Mann gefunden hat, der sich herabgelassen hat, sie "trotzdem zu nehmen", sondern weil sie eine liebenswerte Frau ist, die ihr Leben im Griff hat.


    Klar, ich würde an deiner Stelle alles medizinisch Mögliche unternehmen, um die Situation zu erleichtern. Es gibt ja hormonelle Behandlungen (je nach Indikation möglich oder nicht) und es gibt kosmetische Haarentfernung (wird allerdings wohl nicht von der Krankenversicherung übernommen). Hast du es am Körper mal mit Haarentfernungscreme (manche Produkte sind hautverträglicher als andere) oder Wachsen (schmerzhaft, hält aber ziemlich lange) probiert? Tipps könntest du dir auch in Foren für Trans-Personen suchen - von denen haben viele Probleme mit Haaren.


    Auf der anderen Seite solltest du dir klar machen, dass du im Leben weiter kommst, wenn du deine Energie und Aufmerksamkeit auf deine Stärken statt auf deine Schwächen konzentrierst.


    Wahrscheinlich versuchst du äußerlich so wenig wie möglich aufzufallen, damit niemand dich und damit "deinen Makel" bemerkt. Tatsächlich ist es aber so, dass je unauffälliger du selbst bist, desto auffälliger sind die Haare im Gesicht. Daher würde dir persönlich auch eher zu "weiblicher" Kleidung raten: Lange Kleider sind wunderschön. Armbänder, Haarschmuck, auffällige Halsketten und Ohrringe ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und weg von Anderem. Auch bunte Fingernägel, die Augen auf groß geschminkt und ein knalliger Lippenstift sind absolut empfehlenswert.


    Du fragst, "Wie kann man Liebe fühlen, wenn man selber nie geliebt wurde?". Ich denke, du wirst dann geliebt werden können, wenn du lernst, auch dich selbst zu lieben.


    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dir die Hilfe bekommst, die du brauchst.

    @nice_cora


    Ich habe nie behauptet, Glaube und Religion seien die Ursache für die bösen Taten der Menschheit.


    Ich habe postuliert und versucht zu belegen, dass


    1. Glaube und Religion unsere Wirklichkeit bis heute entscheidend prägen - auch in unserer scheinbar säkulären Gesellschaft.


    2. Glaube und Religion viel Unheil angerichtet haben und bis heute anrichten.


    3. Glaube und Religion großartige Vehikel sind, um Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zu rechtfertigen - das sagst du ja auch selber.


    4. Glaube und Religion einerseits und kritisches, rationales Denken andererseits nur unter Anwendung sehr fortgeschrittener Dialektik miteinander zu vereinbaren sind.


    Nationalsozialismus und Kommunismus stalinistischer Prägung waren letztlich quasi-religiöse Glaubenssysteme. Sie beruhten auf Grundannahmen, die nicht in Frage gestellt werden durften. Sie etablierten sich in Gesellschaften, in denen die Menschen seit Urzeiten konditioniert waren, dass es unumstößliche Wahrheiten gibt, an denen nicht gerüttelt werden darf.


    Atheismus ist kein Glaubenssystem, sondern ein Zustand. Atheisten sind per se nicht bessere Menschen als Theisten.


    Der Gegenpol zum gläubigen Menschen ist nicht der Atheist oder der Agnostiker, sondern der rationale, skeptische und aufgeklärte Humanist. Dieser ist nicht Atheist (oder Agnostiker) weil ihm der Glaube abhanden gekommen ist oder er nicht mit den Institutionen der Religionsausübung einverstanden ist, sondern weil er angesichts der überwältigenden empirischen Evidenz nicht anders kann.

    Am heutigen Karfreitag noch ein Nachtrag zum Thema:

    Vor knapp drei Jahren habe ich schon einmal einen Kommentar zur menschlichen Frühgeschichte in ihrer biblischen Fassung verfasst. Leider lässt er sich hier nicht verlinken, daher hier noch einmal per copy & paste, in leicht redigierter Form:

    Die Frau als Halbmensch

    Die Schöpfungsgeschichte lehrt uns viel über ihre Autoren, und in der Art und Weise, wie sie gelesen wird, auch über ihre Rezipienten. Das sind sowohl die aktiven Bibelleser wie auch alle diejenigen, die in einer christlich-abendländischen Kultur aufgewachsen sind oder leben, also wir alle.

    Im "Buch der Bücher" findet sich ein Frauenbild, das an Verachtung kaum zu überbieten ist:
    Es beginnt mit der Erschaffung der Frau aus des Mannes Rippe als seine "Gefährtin":


    In einer der zwei Versionen, die uns die Genesis bietet ist sie nicht einmal Teil der ursprünglichen Schöpfung. Das Bild von der Halbmenschlichkeit der Frau hat sich über die Jahrtausende in allen jüdisch-christlich-islamischen Kuluren erhalten.

    Erst im Laufe des XX. Jahrhunderta wurde die öffentlich- und zivilrechtliche Stellung der Frau in den meisten Ländern an die des Mannes angeglichen, jedoch finden sich auch heute noch ganz erhebliche Vorurteile gegenüber Frauen, die sich nicht an einen Mann binden wollen.


    Das verderbte Weib und der Sündenfall



    Die Geschichte des Sündenfalls und ihr kulturelles Verständnis ist weitaus komplexer als sie auf den ersten Blick erscheint:

    Der Teufel nähert sich Eva in Gestalt einer Schlange, im Hebräischen übrigens männlich, verführt sie und lässt sie seinerseits nun ihren Mann, der sich des weiblichen Charmes nicht erwehren kann, zum Bruch des göttlichen Verbotes bewegen.

    In klassischer Lesart sehen wir Eva, die Frau an sich, als einerseits wankelmütig und verführbar, andererseits aber auch als gefährlich. Adam, der Mann an sich, ist das Opfer: mittelbar des Teufels, unmittelbar aber der Weiblichkeit. Dieses Motiv taucht in der Bibel immer wieder auf, etwa in der Geschichte von Samson und Dalilah.
    Folgerichtig verteidigt sich Adam, als er sich vor Gott für seine Missetat verantworten muss, indem er Eva, dem Fleisch von seinem Fleisch [Moses 1.2.24], die Schuld zuschiebt. Der misogyne [frauenfeindliche] Gott der Hebräer, Christen und Muslime sieht offensichtlich eine gewisse Logik in dieser Argumentationslinie und bestraft Eva härter als Adam:


    Die verdiente Strafe



    Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, und er soll dein Herr sein. [Moses 1.3.16]

    Olle Luther war hier sogar noch gnädig mit uns, das hebräische Original geht richtig in die Vollen:

    Dein Laufen, was du in den Schenkeln, zwischen den Beinen hast, soll dich treiben zum Mann, und er soll Gewalt über dich haben.

    Interessant ist auch die Symbolik: Der Teufel nähert sich Eva als Schlange, einem Tier von phallischer Gestalt. Hier deutet sich bereits die sexuelle Konnotation der Verführung durch den Teufel an. Es ist die weibliche Sexualität, ihre natürliche Verderbtheit, die dem Manne zum Verhängnis wird.

    Damit die Frau nicht wieder auf dumme Gedanken kommt, wird ihr Verlangen, wie oben zitiert, ausschließlich auf den Mann konzentriert. Weil aber die blöden Weiber bestimmt trotzdem wieder Unfug anstellen, werden sie auch noch unter die Vormundschaft des Mannes gestellt.
    Eva wurde also vom Teufel angegriffen, als Werkzeug missbraucht, vom eigenen Mann verraten und von Gott entmündigt und bestraft.

    Warum sie der ganzen Männerbande nicht zu diesem Zeitpunkt den verdienten Stinkefinger gezeigt und sich davon gemacht hat, mag an dem ihr von Gott auferlegten Verlangen nach dem Manne gelegen haben oder an der Tatsache, dass der Schöpfer den Mann mit mehr Muskeln ausgestattet hatte und sie keine Wahl hatte als zu bleiben, wenn sie nicht zu allem Ungemach auch noch eine Tracht Prügel beziehen wollte (Half kein Weh und half kein Ach, musst es doch erleiden. [Aus "Heideröslein"]).



    Vielleicht war es auch der von S. Freud postulierte angeborene Masochismus des Weibes oder die typisch weibliche Kombination aus Kämpfernatur und ausgeprägtem Familiensinn, egal wie: Der Originaltext bleibt uns ebenso die Antwort schuldig wie die kulturelle Überlieferung, was uns wieder zur Verachtung der Frau in der monotheistisch geprägten Tradition führt: Als eigenständig handelndes Subjekt ist die Frau stets Sünderin. Respekt erlangt sie allein durch Gehorsam und Leiden. Ihr Lohn besteht dann im Privileg, die - vorzugsweise männliche - Brut aufziehen zu dürfen.

    Mit der Schöpfungsgeschichte ist es natürlich noch lange nicht vorbei: Die Bibel ist von vorne bis hinten mit frauenfeindlichen Geschichten gespickt.


    Griechen und Germanen

    Eine weibliche Lichtgestalt wie Pallas Athene, die nicht nur die Göttin der Weisheit war, sondern ihre Interessen auch mit Schwert, Schild und Speer zu verteidigen wusste, suchen wir in der Bibel vergeblich. Dies ist auch nicht überraschend, denn die nahöstlichen Kulturen, in denen Thora, Bibel und Koran entstanden sind, waren und sind immer noch von einem anderen Verhältnis der Geschlechter zueinander geprägt, als dem, wie es z.B. laut Tacitus bei den Germanen herrschte, wo Frauen gleichberechtigt an den Stammesversammlungen teilnahmen. Dieses andere Verhältnis zwischen den Geschlechtern findet sich ansatzweise noch in der Nibelungensage, auch wenn in dieser bereits der spätrömische Einfluss mit all seinem christlichen Unrat deutlich zu spüren ist: Kriemhild ist nicht nur der komplexeste Charakter der Sage sondern auch die zentrale Figur der Handlung bis zu ihrer finalen Nemesis. Brünhild, das Mannweib, dem selbst der Held Siegfried nur mit magischen Tricks Herr werden kann, ist die am stärksten positiv besetzte Gestalt im gesamten Werk.


    Wie steht es aber mit Jesus Christus?

    Es bleibt festzuhalten, dass die großen religiösen Schriften Thora, Bibel und Koran vor allem eins sind: perfekte Propagandawerkzeuge zur Zementierung der hierarchischen Gesellschaftsordnung. Die Existenz geistlicher und weltlicher Eliten wie auch die Unterordnung der Frau unter den Mann sind Teil des göttlichen Plans. Positiv lässt sich hier nur der Einfluss des im römischen Reich unter dem Einfluss des Hellenismus aufgewachsenen Jesus vermerken, der den Herrschenden, seien es nun Priester, Könige, Reiche oder einfach nur Männer, immerhin zu rationalem und verantwortungsvollem Gebrauch ihrer Macht ermahnte, ohne allerdings die Verhältnisse grundsätzlich in Frage zu stellen (Gebt Gott, was Gottes ist und dem Kaiser, was des Kaisers ist).


    Religion als Eskapismus

    Die menschliche Angst vor dem Tode und der uns angeborene Wissensdrang, der uns nach Antworten auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest [D. Adams] suchen lässt, haben die Menschen früherer(?) Zeiten zu nahezu hilflosen Opfern derjenigen gemacht, die mit Mystik, himmlischen Geboten und dem Versprechen auf ein Leben nach dem Tode ihre eigene Macht zu sichern wussten.

    Erst mit der Aufklärung, dem Austritt des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit [Kant], halten wir den Schlüssel zu unserem Denken selber in der Hand. Die Aufklärung ist nach meiner Einschätzung der wertvollste Beitrag, den die abendländische Kultur zum wirklichen Fortschritt der Menschheit geliefert hat. Rationalismus und Humanismus sind ihre wunderbar geratenen Kinder.

    Vor einiger Zeit zitierte @Kobold 1 die Aussage des Nobelpreisträgers Steven Weinberg:

    Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit oder ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, dafür bedarf es der Religionen!

    Inhaltlich ist dem wenig hinzuzufügen, ich möchte diese These aber noch mit ein wenig Faktenmaterial untermauern:


    Religion als Rechtfertigung moralischer Beliebigkeit



    Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine brutale und widerwärtige Tradition in Afrika und im vorderen Orient und wird auch heute noch sowohl in christlichen wie auch in muslimischen Gemeinden praktiziert. Tatsächlich findet sich in den heiligen Büchern wenig bis gar nichts, dass diese Tradition rechtfertigen würde. Tatsache ist aber auch, dass sie nur in stark religiös geprägten Gemeinschaften praktiziert wird und dass sie dort einen integralen Bestandteil der gelebten Religiosität darstellt.

    In weiten Teilen Osteuropas, Asiens und Afrikas hat in den letzten Jahren die Diskriminierung und Verfolgung Homosexueller erheblich zugenommen. Stets werden zur Rechtfertigung staatlicher Repression, bis hin zu Haft und sogar Todesstrafe, traditionelle religiöse Werte herangezogen. Unsere europäischen Mainstream-Kirchen wenden sich zwar gegen Gewalt und Diskriminierung. Für die Menschen, die eben diese Gewalt und Repression ausüben, befürworten oder auch nur tolerieren, ist es aber eine Selbstverständlichkeit, sich auf der Seite Gottes oder mindestens der Religion zu verorten.

    Beides fügt sich nahtlos in die von @nice_cora vor einiger Zeit verlinkte Neuinterpretation des Milgram-Experiments: Die meisten Menschen sind bereit, auch nach ihren eigenen Maßstäben, Böses zu tun, wenn sie der Überzeugung sind, damit einer guten Sache zu dienen.

    Auch der europäische Antisemitismus hatte seine Jahrhunderte-alte christliche Rechtfertigung. Heute ist uns stets bewusst, das Jesus Christus Jude war. Vor dem nationalsozialistischen Massenmord herrschte das allgemeine Bewusstsein, dass die Juden allesamt Verbrecher seien, weil sie es waren, die unseren Erlöser ans Kreuz geschlagen hatten.

    Für viele Menschen stellt ihr Gott und die ihn verehrende Religion den höchsten aller Werte dar. Mit dieser Überzeugung kann jede Schandtat gerechtfertigt werden, wenn sie der entsprechende Mensch auf irgendeine Art und Weise für sich mit seinem Glauben in Verbindung bringen kann. Daher ist es völlig unerheblich, wie die offizielle Haltung der entsprechenden Religion aussieht oder wie sich ihre Anführer konkret äußern: Das Problem ist Religion an sich: die Überzeugung von der Existenz einer entrückten höchsten Instanz lässt alle moralischen Werte zur Beliebigkeit verkommen.



    Die Mathemetikerin und Philosophin Hypatia wird 415 in Alexandria vom christlichen Mob erschlagen


    Hoffnung für die Zukunft

    Es gibt durchaus Menschen, die durch ihren Glauben den Weg zum Guten gefunden haben, es ist dies aber einfach nur ein Weg unter vielen und er kann genauso gut in die Unmenschlichkeit führen.Ich hoffe inständig, dass die Menschheit eines Tages einen Schlussstrich unter dieses Kapitel des irrationalen Inhumanismus, der sich Religion nennt, ziehen wird. Die Welt wird dann eine bessere sein.


    conchita dixit

    Die Bilder sind verschiedene künstlerische Darstellungen von Lilith. Rechts oben ist Lilith die schwarzhaarige Frau mit den blutroten Lippen neben Blond-Evchen mit Adam und der Schlange.


    Die beiden Bilder links unten deuten eine Art von Pakt Liliths mit der Schlange (dem Teufel) an. Davon findet sich nichts in der Bibel.


    In allen Bildern hat Lilith richtig tolle Haare.


    Die babylonische Lilith rechts unten hat Flügel. Auch wenn diese Darstellung vorbiblisch ist, passt sie zu der Version der Geschichte, in der Lilith Gott dazu bringt, ihr ihren wahren Namen zu verraten, damit Zauberkräfte erlangt, sich selbst Flügel verleiht, davon fliegt und damit den ihr zugedachten Ehemann sitzen lässt.


    Das ursprüngliche Kindermörderin-Motiv taucht in den Darstellungen seit dem Mittelalter nicht mehr auf.

    @Kobold 1


    Ich verstehe dein Kusinchen und andere religiöse Menschen schon ganz gut. Menschen suchen nun mal gerne nach Erklärungen für das Leben, das Universum und den ganzen Rest und Geschichten von Wundern, Helden und Schurken bringen Saiten zum Klingen, welche die trockenen Gleichungen der Relativitätstheorie und Quantenmechanik einfach nicht ansprechen.


    Dazu kommt natürlich die Angst vor dem Tod. Viele Menschen erschreckt die Vorstellung, einmal nicht mehr da zu sein. Ich nehme mich da selbst nicht aus und es gefällt mir nicht wirklich, ziemlich sicher in der zweiten Lebenshälfte angekommen zu sein. Selbstbetrug ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass es eben irgendwann mal vorbei ist.

    Nach Lilith wird gerne in Kreuzworträtseln gefragt: Adams erste Frau


    Im Buch Genesis wird sie aber nicht erwähnt, dafür aber im "Faust", wo Mephisto Faust warnt:


    Lilith ist das. Adams erste Frau. Nimm dich in Acht vor ihren schönen Haaren, vor diesem Schmuck, mit dem sie einzig prangt. Wenn sie damit den jungen Mann erlangt, So läßt sie ihn so bald nicht wieder fahren.


    Wie kommt er nur darauf? Lilith war in vorbiblischen Mythen schlicht die Bezeichnung für eine Dämonin (oder eines Dämonen "Lil"), die aus der Wüste kam und Kinder tötete. Manchmal wurde sie als Einzelwesen, manchmal als ein Individuum aus einer Gruppe von Dämonen bezeichnet.


    Im Mittelalter wurde aus ihr dann eine konkrete Ober-Dämonin und es verbreitete sich, wahrscheinlich durch falsche Übertragungen aus der jüdischen Tradition, im Volksglauben die Überzeugung, dass Lilith die erste Frau Adams gewesen sei, Gott aber überlistet habe und von Adam davon gelaufen sei, woraufhin Gott die fügsamere Eva schuf.


    Deshalb ist Lilith so ein beliebter Name für Töchter von streng feministischen Müttern (Nein, meine Tochter heißt nicht so).


    Auf jeden Fall war der Lilith-Mythos in der frühen Neuzeit im Zuge der Dämonisierung der weiblichen Sexualität, die teils noch bis heute anhält, außerordentlich populär.


    Ich persönlich, auch wenn ich dazu keine Quellen gefunden habe (richtig gesucht habe ich auch nicht), sehe Parallelen zwischen dem Lilith-Mythos und dem von Medea.


    @Peter


    So egal ist das Ganze nicht. Die Geschichten der Bibel und ihre Botschaften sind seit vielen Jahrhunderten fest im kollektiven Unterbewusstsein verankert. Auch in unserer aufgeklärten Welt hallen diese Botschaften nach und bilden den Nährboden für manches Gute und vielerlei Schlechtes.


    Im Nachgang zu der Frucht-Episode werden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben und weil sie es war, die Adam verführt hatte, verfügt der Herrgott in seiner unendlichen Weisheit über Eva:


    Viel Mühsal bereite ich dir, sooft du schwanger wirst.


    Unter Schmerzen gebierst du Kinder.


    Du hast Verlangen nach deinem Mann;


    Er aber wird über dich herrschen.


    Nicht zuletzt mit dieser Verfügung wurde Jahrhunderte lang die Unterdrückung der Frauen durch die Männer gerechtfertigt. Ich empfehle in diesem Zusammenhang ganz nachdrücklich den hervorragenden schweizer Film Die göttliche Ordnung.


    Man darf die Macht von Geschichten nicht unterschätzen. Nur, weil heute kein vernünftiger Mensch mehr an einen Gottvater im Himmel mit langem Bart glaubt, der alle Bösewichter irgendwann in die Hölle schickt, heißt das noch lange nicht, dass die ganzen Geschichten nicht weiterhin durch und durch unsere Kultur prägen.


    Dass heute kaum noch jemand die Bibel tatsächlich gelesen hat, macht die Sache keineswegs besser - eher im Gegenteil. Gerüchte und Halbwissen sind oft gefährlicher als komplette Ignoranz.

    @berliner3


    Das sind Fragen, die der verschreibende Arzt/Psychiater beantworten muss. Auf jeden Fall sollte man nicht versuchen, seine Medikation in Eigenregie zu ändern.


    Grundsätzlich wird empfohlen, beim Absetzen von Antidepressiva die Produktion von körpereigenen Substitutionsstoffen durch Sport und Bewegung, am Besten in Gemeinschaft mit anderen, anzukurbeln. 3-4 mal pro Woche 1-2 Stunden Sport sollen, auch nach schulmedizinischen Standards, die gleiche antidepressive Wirkung erzielen wie eine mittlere Dosierung handelsüblicher Präparate.

    Liebe @Mia87


    Ich bin sehr beeindruckt von deiner Stärke und deiner Offenheit. Ich wünsche dir/euch alles gute. Nach zwei Jahren wird mit jedem Tag, der vergeht, die Rückfallwahrscheinlichkeit kleiner. Die Statistik ist also auf deiner Seite.


    Du kannst wirklich stolz auf dich sein, auf deine Kraft und deinen Mut, deine Menschenkenntnis, dass du in deinem Freund trotz aller Warnsignale das echte Interesse, sein Leben zu ändern, erkannt hast und dass du dir anscheinend wunderbare beste Freundinnen ausgesucht hast, auf deine Menschlichkeit, die dich dazu gebracht hat, einen geliebten Menschen in seiner Not nicht alleine zu lassen, auch wenn das für dich der sicherere Weg gewesen wäre und nicht zuletzt auf deine Offenheit, diese schwierige und sehr intime Geschichte mit der Öffentlichkeit zu teilen und damit auch anderen Mut zu machen, ihre eigene Stärke zu finden.


    Egal was kommt, das alles kann dir niemand mehr nehmen.


    Ich danke dir


    CM

    Natürlich steckt in dem Satz "Wenn jeder sich um sich selber kümmert, ist für alle gesorgt" (Oder wie Herr Schneider @alescha01 sagen würde: "Was gehen mich die Probleme in Afrika an? Die sollen erst mal selber ihren Laden in Ordnung bringen.") ein gewisser Anteil von Wahrheit. Nur leider ist eine halbe Wahrheit immer auch eine halbe Lüge.


    Korruption vergiftet eine Gesellschaft bis ins Mark. Sie zerstört Institutionen, Rechtsstaatlichkeit und das Vertrauen in die soziale Ordnung. Sie lähmt die private Initiative. Korruption ist in Afrika und Lateinamerika allgegenwärtig und ist wahrscheinlich die Hauptursache für Armut, Not und Perspektivlosigkeit. Ich kann jeden Menschen verstehen, der dem entrinnen will und sein Heil woanders sucht.


    Jetzt kann man sich natürlich auf den Standpunkt stellen, zu sagen: Seht ihr, liebe Neger, ihr müsst nur so anständig sein wie wir, die wir nicht nur eine schweinchenrosafarbene Haut, sondern auch blütenweiße Westen haben, dann läuft das auch schon mit eurer Wirtschaft. So einfach ist es aber leider nicht: Nutten gibt es immer genug, normalerweise fehlen nur die zahlungswilligen Freier.


    Wenn in armen Ländern Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen oder Mobilfunknetze gebaut, Waffen beschafft, Medikamente importiert oder Rohstoffe abgebaut werden sollen, stehen die Unternehmen, sekundiert von Handelskammern und Spezialisten aus den jeweiligen Ministerien, aus den USA, Europa und Ostasien Schlange um allen Entscheidungsträgern mit Köfferchen voller Geld ihre Entscheidung zu erleichtern.


    Ist ja auch weitgehend risikolos: Klappt das Geschäft, kommen die Kosten auf die Endrechnung, klappt es nicht, kann man die notwendigen Auslagen bei den Finanzbehörden steuerlich geltend machen. Das Strafrecht spielt erst recht keine Rolle: Wie groß ist, bitte, das Risiko, dass Vorstand und Aufsichtsrat von, sagen wir mal, Glencore komplett ins Gefängnis wandern, weil die lokalen Repräsentanten der Firma ein paar Beamte und Politiker in Zaire bestochen haben?


    Es gibt sicher keinen Grund, dass nahezu vollständige und Jahrzehnte-lange Komplettversagen der afrikanischen oder lateinamerikanischen Eliten zu beschönigen. Solange wir aber nicht unseren Anteil daran wirksam bekämpfen, sollten wir besser einfach mal die Klappe halten.


    conchita dixit