Beiträge von Mia87

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    Ach, nicht Fred Feuerstein sondern Donald hatte letztens eine komische Nachricht gesendet! Oops!

    @marikowari Sag mal, hatte ich Dir eigentlich auf Deine Nachrichten von Ende Oktober gar nicht mehr geantwortet? Durch die eigenartige Nachricht von Fred Feuerstein (oder so?) bin ich wiedermal auf diese Seite gekommen und habe deine tollen Nachrichten gesehen und gar keine Antwort meinerseits... :( Das tut mir sehr leid! Oder hatte ich geantwortet und die Antwort ist nicht mehr da? Ganz liebe Grüsse!

    @FredFeuerstein Hallo FredFeuerstein


    Danke für Deine Nachricht. Eigentlich finde ich das Forum eben so gut, damit andere auch an der Konverstation teilnehmen können, oder sich mit der Thematik auseinandersetzen können oder sich nicht so alleine fühlen. Vielleicht magst Du es doch öffentlich schreiben? Du kannst ja allzu private Details weglassen, Namen und Orte ändern oder eher neutraler schreiben, wenn Dir da wohler ist? Ich glaube, man kann hier im Forum keine privaten Nachrichten verschicken, oder?


    Liebe Grüsse


    Mia

    @marie0221


    Liebe Marie


    Vielen Dank für Deine Nachricht. Ich habe soeben festgestellt, dass ich Dir nicht geantwortet hatte, was mir sehr leid tut. Tatsächlich hatte ich in Gedanken schon zurückgeschrieben, wenn Du verstehst, was ich meine.


    Brauchst Du noch Hilfe? Deine Nachricht ist ja doch schon sehr alt. Wenn Du magst, darfst Du gerne nochmals schreiben, dann nehme ich mir Zeit für Dich.


    Liebe Grüsse


    Mia

    @marikowari


    ...


    Da es ihm besser geht, schwingt aber seit einer Weile immer noch die Frage mit, ob er sich beruflich nicht noch mehr verwirklichen könnte. Das finde ich spannend: zuerst steht das Clean-Werden an, dann kommen Wünsche nach einem sozialen Umfeld, Hobbies etc., und dann plötzlich auch noch berufliche Erfüllung. Das finde ich irgendwie sehr schön zu sehen.


    Von daher möchte ich anderen gerne Mut machen ohne zu Naivität anzustiften.

    @marikowari


    Vielen Dank für Deine zwei Beiträge und sorry für die späte Rückmeldung! Zur 1. Nachricht sage ich nichts mehr - bezieht sich ja auf meinen doch schon alten Eingangspost, den ich in der Zwischenzeit via Kommentare aktualisiert habe.


    Ja, wir sind über die erste, schwere Phase hinweg, auch wenn es immer mal wieder Stolpersteine gibt - die gehören wohl auch bei Paaren mit Nicht-Süchtigen einfach zum Leben dazu.


    Toll, dass Du Dich mit Deiner Arbeit für ein drogenfreies Leben Süchtiger eingesetzt hast - Du hast bestimmt vielen Menschen geholfen, wenn auch die Erfolgschancen recht bescheiden sind. Ich gebe Dir absolut recht: das soziale Umfeld sind das A und O. Und ein geregelter Alltag in meinen Augen auch. Es gibt wohl nichts Schlimmeres (für Süchtige), als ohne Ziel in den Tag hineinzuleben. Gemerkt habe ich, dass jeder Mensch ein Ziel verfolgen möchte und ich sich doch auch verwirklichen möchte. Bei meinem Freund ist es so, dass er froh ist einer Arbeit nachgehen zu können. ..

    @anonym4711 Vielen Dank für Deinen Beitrag und bitte entschuldige meine späte Antwort!


    Du bringst einen sehr guten Input in meinen Augen.


    Ich denke nicht, dass es die Aufgabe des Partners ist, diesen zu retten - ich glaube auch nicht, dass man das wirklich kann; zumindest nicht, wenn der andere es nicht aus tiefstem Herzen möchte. Es ist ein Balanceakt und das Risiko co-abhängig zu werden ist nicht zu unterschätzen. Ich reflektiere mich da immer wieder und denke natürlich schon, dass ich ein Stück "abhängig" von meinem Partner bin. Ich liebe ihn und wollte schon damals an der Beziehung festhalten. Trotzdem versuche ich immer wieder einen Schritt zurückzugehen um eher von aussen zu betrachten, ob ich nicht naiv oder blind vor Liebe bin. Nach nun über 6 Jahren Beziehung sind die Schmetterlinge natürlich nicht mehr so da und ich kann Vieles nüchterner betrachten. Mein Freund und ich reden meist recht offen und können auch lockerer über seine Sucht sprechen. Er ist jetzt wirklich schon "lange" clean und das Thema Drogen ist nicht mehr so omnipräsent. Allerdings ist nun eher die Thematik, ob und wie er tiefes, echtes Glück empfinden kann - denn leider ist dies für "ehemalige" Drogensüchtige (man wird wohl nie kein "Süchtiger" mehr sein) doch recht schwierig.


    Zu deiner Frage, ab welchem Zeitpunkt man auf sich selbst schauen soll: Ich denke, da muss jeder zu sich selbst ehrlich sein, wie viel man auch verträgt. Tatsächlich bin ich eine sehr resiliente Person und konnte schon als Teenie mit schwierigen Umständen recht gut und reflektiert umgehen (was nicht heisst, dass ich nicht auch Schwäche zeigen und zulassen kann). Spätestens wenn man merkt, dass man sich für den anderen aufgibt, ist es - in meinen Augen - Zeit, die Reissleine zu ziehen. Aber ich finde auch, dass man für den anderen da sein kann und dennoch sein eigenes Leben leben darf und soll. Wichtig ist, dass man weiss, wer man ist und seinen Interessen weiterhin nachgeht - auch wenn der andere gerade in einer "schwierigen Phase" (etwas salopp ausgedrückt) ist. Wenn diese "Phase" nur ein paar Wochen anhält, ist es ja kein allzu grosses Problem. Wenn wir aber von Jahren sprechen, sieht es schon anders aus. Die Frage ist einfach, ob man selbst ähnlich viel vom Partner zurückerhält, wie man gibt (ohne jetzt kleinlich wirken zu wollen. Natürlich ist Geben seliger denn Nehmen; aber wenn wir ehrlich sind, wollen wir auch etwas aus der Partnerschaft: Liebe, Geborgenheit, Sicherheit oder was auch immer).


    Bei uns war das Thema Reisen oft ein Problem. Mein Freund wollte nicht reisen wegen schlechtem Gewissen durch seine damalige finanzielle Situation. Ich habe aber darauf gepocht, da für mich das grösste im Leben das Reisen und die Fotografie sind. Es ging mir nicht nur um mich, sondern ich wollte, dass ER auch die Welt entdeckt. Letzten Endes hat ihn dies sicherlich auch sehr viel weiter gebracht im Leben. Andere Kulturen zu erleben und sein Leben in neuem Licht zu sehen...


    Wenn er nicht bereit gewesen wäre auf diese Reisen mitzukommen, hätte ich die schwere Zeit bestimmt nicht so lange mitgemacht und wäre meinen eigenen Weg gegangen. Davon bin ich wirklich überzeugt. Ich hatte ihm damals gesagt, dass ich nicht meine besten Jahre verschwenden möchte - das Reisen war mir einfach zu wichtig.


    Was ich damit sagen will: man muss wissen, was man vom Leben (und der Partnerschaft) erwartet und muss das dann auch einfordern.


    Hilft Dir das irgendwie?


    Ganz liebe Grüsse


    Mia

    Danke für Deine Nachricht! Vielleicht ist es Dir nicht aufgefallen, aber mein Eingangspost ist fast 4 Jahre her. Viel hat sich getan in der Zeit und uns geht es sehr gut. Mein Freund hat seine Sucht seit 3 1/2 Jahren im Griff und ist nicht mehr rückfällig geworden. Wir führen ein "ganz normales", glückliches Leben und die Sucht ist zurzeit nur noch ein minimal kleiner Teil unserer Beziehung.


    Aber selbstverständlich kann es nach wie vor zu Rückfällen kommen. Zurzeit sieht es aber nicht danach aus.


    Alles Gute!

    @arab89


    dass das Leben Abzweigungen nimmt und dass alle Erlebnisse Auswirkungen auf einem haben. Ich glaube nicht, dass alle Menschen, die Böses tun, von Grund auf böse sind. (Aber auch das gibt es Ausnahmen).

    @arab89


    ... gibt).


    Dein Input wegen dem Schlechten, das in einem steckt, finde ich spannend. Irgendwie denke ich aber, dass in jedem Mensch schlechte Eigenschaften stecken. Durch Erziehung, Intelligenz, Disziplin und Erfahrungen im Leben, kann damit besser oder schlechter umgegangen werden. Ausserdem gibt es auch das Zauberwort Resilienz. Dies ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Nicht jeder Mensch kann also mit Geschehnissen gleich gut umgehen. Und ich denke, dass dass die schlechten Eigenschaften mehr zum Vorschein kommen. Ich denke, ein gesunder Mensch kann seine schlechten Eigenschaften kontrollieren, eindämmen oder auch unterdrücken. Ein kranker Mensch hat damit so seine Mühe.


    Wenn ich Junkies in der Stadt sehe, frage ich mich oft, wie sie früher vielleicht einmal waren. Wie sie als Kinder noch "ganz normale" Menschen waren, viel lachten und von der Zukunft träumten. Ich glaube,

    @arab89


    Lieber Ali


    Danke für Deine Nachricht. Es ist schön zu lesen, dass du clean bist und eine feine Familie zu haben scheinst!


    Von welcher Menge Subutex sprichst Du denn? Du schreibst, dass er mit Subutex "genauso high ist". Das stimmt in meinen Augen nicht. Subutex macht - im Gegensatz zu Methadon - eben nicht high. Es dockt an die Rezeptoren im Gehirn an, sodass diese für das Heroin quasi "besetzt" sind. Das ist etwas anderes als high zu sein. Aber natürlich gebe ich Dir recht, dass es besser wäre gänzlich clean zu sein. Mein Freund nimmt nur noch 2 oder 3mg (bin gerade nicht sicher) - was anscheinend schon wenig ist. Viele Süchtige nehmen 32mg oder (noch mehr?). Ich denke, diese Dosis gibt ihm einfach Sicherheit. Aber dennoch möchte er es Schritt für Schritt abbauen. Vielleicht ist er in einigen Monaten dann nur noch auf 1/2mg (sorry, diese Zahl stimmt vielleicht nicht - ich kenn mich mit den Dosen nicht so aus und weiss nicht genau, wieviele Abstufungen und Kleinstdosen es noch

    Hallo @oxana1984


    Sorry, ich habe Deine Nachricht erst jetzt gesehen. Brauchst Du noch Hilfe?


    Ob Du eine Zukunft mit ihm hast, kann ich Dir natürlich nicht beantworten. Alles, was ich sagen kann, ist, dass Crystal schwerst abhängig macht und dem Körper und der Seele in kurzer Zeit sehr grossen Schaden zufügen kann.


    Da Du erst so kurz mit ihm zusammen bist, würde ich mir schon überlegen, ob Du Dir so etwas "antun" möchtest. Heute würde ich mich nicht mehr auf einen Suchtkranken einlassen - auch wenn ich mit meinem Freund Glück hatte und es ihm seit bald 3 Jahren sehr gut geht und er clean ist. Aber noch einmal würde ich das nicht erleben wollen, wenn der Partner noch mitten in der Sucht steckt.


    Alles Gute und liebe Grüsse


    Mia

    thbui


    Zu Deinem ersten Teil der Nachricht: Es klingt halt schon so, dass er wirklich noch mittendrin steckt in dem ganzen Sch****. Er flüchtet doch einfach nur vor der Realität und ist absolut überfordert. Ich glaube, wenn einem das Wasser schon so zum Hals steht, dass man Rechnungen nicht bezahlt, Vorladungen erhält etc., dass es dann umso schwerer ist, sein Leben umzudrehen. Man fühlt sich da einfach hoffnungslos und braucht jemand, der einem Mut macht und klar den Weg vorgibt. (Z.B. meinem Freund; wir sind alles Schritt für Schritt angegangen. Schulden waren vorerst noch nicht so wichtig. Zuerst mal clean bleiben, danach um Job kümmern, danach zu mir ziehen, danach Geld sparen und zwischendurch auch das Leben wieder geniessen lernen durch Urlaub z.B.).


    Zu Deinem zweiten Teil der Nachricht: Das ist unheimlich schwierig zu erklären. Ich sags mal so: in der Zeit der Lügerei vor 3 Jahren, hatte ich 0 Vertrauen und habe ihn immer verdächtigt (zu recht natürlich). Das heisst, ich konnte meinem Bauchgefühl zu 100% vertrauen. Heute DENKE ich (mit dem Kopf), dass ich meinem Bauchgefühl vielleicht gar nicht vertrauen DARF. Das stimmt aber nicht und ich muss mir das immer wieder vor Augen führen. Mein Freund ist zu 100% überzeugt, dass ich es merken würde, wenn er wieder abrutschen würde. Ob er vielleicht einmal hinter meinem Rücken konsumiert, kann ich natürlich nicht ausschliessen. ABER: Durch das Medikament kann er gar kein Heroin konsumieren. Er weiss, dass es 0 Wirkung haben wird. Kokain könnte er theoretisch konsumieren. Nochmals aber: er kann die Drogen gar nicht mehr geniessen, weil der Rausch nicht mehr so ist wie früher. Wenn er also hinter meinem Rücken nur einmal konsumieren würde, würde seine Sucht wieder gewinnen und er würde wieder abrutschen. Das würde ich also definitiv merken.


    Zu Deiner Frage: Ob jetzt da noch irgendeine Lüge war oder nicht, ist mittlerweile egal. Ich bin zwar jemand, der gerne Kontrolle über "alles" hat, aber irgendwann muss man sich auch entscheiden, das Alte hinter sich zu lassen und in die Zukunft zu schauen. Da stehe ich aber auch erst seit noch nicht so Langem.


    Vor gut 3 Jahren war es ja so, dass er eben zu seiner Mutter ging. Als eben alles rauskam und ich alle Beweise hatte und er nur noch die Wahrheit sagen KONNTE, ging es mir tatsächlich kurzzeitig besser. Endlich war die Wahrheit auf dem Tisch. Aber ich spürte wirklich eine grosse Wut, Enttäuschung, Trauer, Schock, Misstrauen etc. (die Gefühle wechselten sich immer mal wieder ab). Ich war aber dort auch wie in einer Blase. Ich hatte die Grippe und musste bis Silvester noch meine Bachelor-Arbeit einreichen. So hatte ich also SEHR viel in meinem Kopf. Wir standen die ersten 1-2 Tage in Kontakt (auch mit seiner Mutter) und ich hatte auch Kontakt zu seinen Ärzten. Er nahm dann wirklich gleich nach Weihnachten wieder sein Medikament und musste zu seiner Ärztin etc. Im Januar war's dann aber wirklich so, dass er für mich der grösste Lügner war und ich ihm grundsätzlich nichts glaubte. Auch seine Gefühle waren mir dort kurz mal total egal. Es ging mir da in erster Linie um mich und dieser Egoismus war auch gut. Ich weiss nicht mehr genau, wie viel Zeit verging, aber ich glaube, wir haben uns erst nach 4 Wochen wieder gesehen. Wir trafen uns bei der Bushaltestelle um zu seinem Suchtberater zu fahren. Es war wirklich schrecklich, die erste Begegnung. Er war mir fremd und ich konnte ihm nicht einmal in die Augen schauen. So hatte ich mich noch nie im Leben gefühlt oder verhalten. Beim Suchtberater wars dann auch ganz schwierig und ich war beim ersten Termin einfach extrem aufgewühlt und konnte meine Enttäuschung nicht verbergen (ich benahm mich wie ein gekränktes, schmollendes Kind. Peinlich... aber tja, waren halt echte Gefühle). Ich glaube, wir gingen dann noch 2 oder 3 weitere Male zusammen hin und da wurde es auch besser. Aber wir hatten nur bei diesen Terminen wirklichen Kontakt. Dort konnte er auch sehr ehrlich über alles reden und er war auch bereit, JEDE meiner Fragen zu beantworten. Das half...


    Das damals war dann aber auch die Zeit, als er auch noch Urinproben abgab. Also hatte ich ein paar Mal schwarz auf weiss, dass er wirklich nicht konsumierte. Und ehrlich: er sah damals im Dezember ganz, ganz schlimm aus - so was wünsche ich keinem. Und ab Februar sah man es ihm einfach an, dass es ihm immer besser ging. Also war das ja auch ein Beweis. Und sein ganzes Wesen hat sich einfach verändert.


    Was ich Dir also damit sagen möchte: hör auf dein Bauchgefühl. Dein Bauchgefühl sagt Dir, dass er im Moment nicht vertrauenswürdig ist? Dann stimmt das!!! Glaub mir, man merkt es, wenn der Freund weg von der Sucht ist. Und man merkt es, wie es von Tag zu Tag besser wird und die Sucht immer weniger Raum in seinem und deinem Leben einnimmt. Du merkst vielleicht nicht jedes Details, aber das Gesamtbild ergibt schon Sinn für Dich und daran merkst Du es!


    Natürlich passen nicht alle Details meiner Geschichte zu Deiner Geschichte. Aber ich glaube, was Du wirklich mitnehmen darfst: halte die Augen offen, höre auf dein Bauchgefühl und versuche ihn nicht zu retten, wenn er sich selbst nicht retten will und auch wirklich alles dafür tut.


    Noch zu Deiner Frage, warum wir nach der 1 (oder vielleicht waren es auch 2 - so genau weiss ich das gar nicht mehr)-monatigen Pause wieder zusammen kamen: also wir haben uns einfach das Vertrauen wieder aufgebaut, wie oben beschrieben. Es gab nicht EINEN Moment, da waren wir plötzlich zusammen. Wir waren ja auch gar nie getrennt. Es war einfach eine Ruhephase der Beziehung, in der ich mich auch einfach von den Strapazen erholen musste. Und dadurch, dass er mir jeden Tag gezeigt (nicht nur gesagt) hat, dass er es schaffen will ohne Drogen glücklich zu sein und, dass es ihm ernst ist, hat er so mein Vertrauen wieder Stück für Stück gewonnen. Aber wenn NUR EINE Kleinigkeit gewesen wäre, wenn er mich nur einmal belogen hätte in dieser fragilen Zeit: dann wäre ich weg gewesen. Zu 100%! Das musste ich ihm nicht sagen, das wusste er und das wusste ich. Das Fass war voll und er durfte mein Vertrauen nicht mehr missbrauchen. Aber dennoch: Bis unsere Beziehung wieder gesund und harmonisch war, ging es bestimmt 8 Monate nach Weihnachten. Also war unsere Beziehung sicher 1 Jahr (mit der Rückfallphase) am Boden. Schon krass, dass ich trotzdem an der Beziehung festhalten wollte. Ich glaube einfach, dass ich sein gesundes Ich sehr gut kannte und wusste, dass er der Mann meines Lebens ist. Und seine kranke Seite ist zwar ein Teil von ihm, muss aber nicht seine ganze Persönlichkeit bestimmen.


    Macht das Sinn und hilft Dir das?


    P.s.: Noch etwas: Seine Briefe und Finanzen gehen wir immer gemeinsam an. Vor allem früher mit Betreibungen und solchem Quatsch: da habe ich sofort alles geöffnet und ihm gesagt, was er tun muss (obwohl ich damit selbst keine Erfahrungen habe). Da war ich stur und bin es auch heute noch. Und wie auch schon erwähnt: sein Lohn ist auf meinem Konto und er kriegt nur einen kleinen Teil für sich. Also viel Geld zum Konsumieren hätte er nicht. Jetzt seit ein paar Monaten hat er ein bisschen mehr Geld, weil er schon so gut gespart hat. Aber der Schritt, dass er dann seinen ganzen Lohn selbst verwaltet, wird dann schon noch ein grosser Schritt in unserer Beziehung sein. Aber ich bin dann auch froh, wenn das klappt. Es ist halt schon nicht so ein tolles Gefühl von der eigenen Freundin so bevormundet zu werden. Aber naja, das ist halt unser Weg...


    Kurz gesagt: bei Briefen und Finanzen habe ich die Fäden in der Hand. In allen anderen Bereichen darf er machen, was er will. :)

    thbui


    Sehr gerne - ich hätte mir damals auch einen Austausch mit jemandem gewünscht, der/die dasselbe durchmacht. War aber gar nicht so einfach und so habe ich es alleine bzw. mit Hilfe meiner 2 besten Freundinnen geschafft...


    Du bist doch mega stark! Denkst Du, weil Du Schluss gemacht hast, bist Du schwach? Zum Schlussmachen gehört viel mehr Stärke als einfach alles hinzunehmen. Ich hatte damals ja auch die Notbremse gezogen und ihn gebeten zu seiner Mutter zu gehen. Wir hatten dann nicht direkt Schluss gemacht, aber einen Monat lang war einfach Funkstille (abgesehen von ein paar SMS).


    Du schreibst: "Er meint die ganze Zeit, dass ich mit ihm zusammengekommen bin um es zu bekämpfen und dann lasse ich ihn einfach links liegen und gebe auf nur weil er gelogen hat."


    Das ist sehr manipulatives Verhalten von seiner Seite. Du bist doch nicht mit ihm zusammen gekommen um es zu bekämpfen, oder?! Also bei mir war es so: Ich habe einfach seinen guten Kern gesehen und mich verliebt und dann die Drogensucht in Kauf genommen - aber nur, weil ich sah, dass er die Sucht am Bekämpfen war. Sonst hätte ich mich nicht auf ihn eingelassen.


    Ehrlich: Das mit dem Lügen verstehe ich zu 100%!!! Bei uns war es genauso. Ich sagte ihm immer deutlich, dass ein Rückfall verkraftbar wäre, aber nicht die Lügerei. Das Problem ist einfach, dass sich Süchtige das Lügen einfach auch schon gewöhnt sind - es ist wie ein automatischer Mechanismus.


    Habe gerade meinen Freund danach gefragt, warum es die Wahrheit immer versucht hat zu verheimlichen vor mir. Seine Antwort ist ein wenig schwammig :) Er sagt, einerseits glaubte er nicht so recht, dass ein Rückfall für mich wirklich nicht so schlimm gewesen wäre. Und ausserdem wollte er einfach nicht, dass irgendwer (auch ich nicht) davon wusste. Er wollte es für sich behalten und so tun, als würde er nicht konsumieren. (Für mich sehr eigenartiges Verhalten und schwer nachzuvollziehen. Aber finde es immer ganz gut, Süchtige oder besser Ex-Süchtige danach zu fragen... Deren Gehirn funktioniert einfach irgendwie anders als das von gesunden Menschen, glaube ich.


    Glaub mir, das Jahr war nicht umsonst für Dich. Dein Leben ist noch sooo lang und ein Jahr ist ein kurzer Teil. Ausserdem ist es eine Lektion fürs Leben. Du wächst an solchen Sachen auch und entwickelst Dich dadurch auch weiter. Dein Horizont hat sich bestimmt stark erweitert durch das.


    Du musst mir glauben, ich hatte vor 3 Jahren so krasse Schwierigkeiten ihm zu vertrauen und das dauerte wirklich ewig! Ich hatte es im Post vor ein paar Wochen glaueb ich schon geschrieben. Also es ging mindestens ein Jahr, bis ich ihm wieder vertrauen konnte. Und sogar heute noch (und er ist wirklich OFFENSICHTLICH clean seit 2 1/2 Jahren) habe ich immer mal wieder einen Aussetzer und denke, etwas stimmt nicht. Das Problem ist, dass die Geschichte mir mein Urvertrauen in andere Menschen genommen hat (und vielleicht auch ein Stück Naivität, obwohl ich nicht dachte, dass ich früher naiv war). Ich kann mich einfach seit den Vorfällen nicht mehr zu 100% auf mein Bauchgefühl verlassen. Und Kopf, Bauch und Herz streiten sich bei mir seitdem immer mal wieder. Ich denke, das muss man hinnehmen und auch der Partner muss damit umgehen. Es ist nicht unsere Schuld, wenn unser Vertrauen missbraucht und verletzt wird. Ich arbeite sicher an mir, aber ein Stück weit muss mein Freund einfach auch akzeptieren, dass ich ein wenig skeptischer bin als früher. Wir sind da aber sehr offen und ehrlich miteinander.


    Hey, das ist doch super, dass Deine beste Freundin und sein Bruder für ihn da sind! Das ist eine gute Entlastung für Dich. Es wäre sicher hilfreich für Dich einmal auf Abstand zu gehen. Ich sagte damals meinem Freund, dass ich nicht weiss wie es mit unserer Beziehung weiter geht, aber, dass ich einfach mal meine Ruhe von ihm brauche. Dass er bei Dir wohnt, finde ich ungünstig. Vielleicht könnte er bei Deiner besten Freundin ein paar Wochen unterkommen? Du willst ihn nicht hängen lassen, was sehr lieb von Dir ist. Wenn Du ihm das so kommunizierst und sagtst, dass er auch einfach selber mal den A***h hochkriegen muss, könnte ihn das motivieren. Aber ich kenn Euch natürlich überhaupt nicht. Manche Menschen brauchen Streicheleinheiten und manche brauchen einen Tritt in den Allerwertesten. Und manche brauchen einfach eine Mischung aus beidem. Ich habe bei meinem Freund auch schon alle Register gezogen und bin froh, dass die (im übertragenen Sinne) Tritte nun nicht mehr nötig sind.


    Och Mensch, mit 22 so einen Quatsch durchzumachen ist doch echt nicht schön. Hey, hol Dir vielleicht noch psychologische Hilfe? Vielleicht übernimmt die Krankenkasse einen Teil. Oder es gibt Selbsthilfegruppen. Hast Du schon mal vom Begriff Co-Abhängigkeit gehört? Lies Dich da ein wenig ein. Wenn es heute nochmals passieren würde, würde ich mir persönlich mehr professionelle Hilfe holen.

    @thbui


    Oh, und noch etwas: Du hast eigentlich sehr klar und deutlich geschrieben, dass es Dir jetzt besser geht (Das hatte ich bei meiner laaaangen Antwort irgendwie ausgeblendet). Ganz ehrlich: wenn es wirklich so ist, dann lass ihn zurück nach Nürnberg und leb Du Dein Leben. Ihr wart auch noch nicht wahnsinnig lange zusammen. Du hast überhaupt keine Verantwortung gegenüber ihm und seiner Sucht. Wenn er noch sehr stark in seiner Krankheit gefangen ist, dann ist es egal ob er bei Dir wohnt oder in Nürnberg. Er wird weiter konsumieren und das kannst Du dann - als seine gute Freundin, bei der er wohnen darf - nicht ändern.


    Ich glaube, wenn Du ganz genau auf Dich hörst, dann kennst Du die Antwort selbst schon. Ich merke, dass meine Antwort sehr auf meine Vermutung ausgerichtet war, dass Du grundsätzlich noch eine Beziehung möchtest und mich fragst, was Du tun kannst um zu helfen.


    Wenn dies nicht der Fall ist: löse Dich von ihm gänzlich und hab kein schlechtes Gewissen. Vielleicht im Gegenteil: vielleicht öffnest Du ihm damit auch die Augen und er wird nochmals einen Entzug aus freien Stücken machen, weil er merkt, was er durch seine Sucht alles verliert.

    @thbui


    Liebe thbui


    Oje, beim Durchlesen Deiner Nachricht haben bei mir gleich die Alarmglocken laut geklingelt. Dein Freund/Ex-Freund scheint jetzt noch in einer SEHR labilen Phase zu sein. Er ist schlichtweg suchtkrank und kann das Ganze nicht kontrollieren, wie er das vielleicht möchte.


    Ganz ehrlich: Wenn Du wirklich keine Beziehung mehr mit ihm willst, würde ich auch nicht versuchen als gute Freundin zu helfen. Da machst Du nicht nur kaputt und hängst mit dem Herzen vermutlich trotzdem noch an ihm. Aber ich denke jetzt mal, dass Du grundsätzlich gerne eine Beziehung mit ihm hättest, wenn er die Sucht im Griff hätte - kann das sein? :)


    Du hast recht, Du kannst Deinem Freund gar nichts verbieten und das ist auch nicht Deine Aufgabe. Er ist schliesslich kein Kind und Du nicht seine Mami. Ich hatte in meiner Beziehung mit meinem Freund immer wieder Phasen, in denen ich zur Mami wurde und habe das dann immer schnellstmöglich zu ändern versucht. Was Du aber machen kannst, ist, klar zu definieren, was Du von einer Beziehung erwartest und welche Dinge ein No-Go für Dich sind (z.B. bei mir war es Geld von mir zu nehmen ohne zu fragen. Also zu stehlen). Das heisst nicht, dass Du drohen sollst ("wenn Du das und das nicht machst, mache ich Schluss..."). Solche Äusserungen führen meist zu nichts und man wird selbst unglaubwürdig, weil man es dann vielleicht doch nicht durchzieht.


    Aus der Erfahrung mit meinem Freund kann ich nur sagen, was ihm geholfen hat:


    - Mehrere Entzüge (zwar nur 1x während unserer Beziehung, glaube ich. Aber davor hatte er 7 Entzüge gemacht und auch wenn diese nicht direkt zum Erfolg führten, haben sie den Grundstein für sein späteres (also jetziges) drogenfreies Leben gelegt.


    - Substitution durch Subutex (nicht Methadon!). Als er das Medikament vor 3 1/2 Jahren absetzte, ging es sehr schnell bis zu seinen Rückfällen und diese dauerten auch mehrere Monate. Er nimmt das Medikament jetzt immernoch, aber hat die Dosis jetzt bereits runtergeschraubt. Das Medikament hemmt den Suchtdruck auf Heroin.


    - Absolut kein Kontakt mehr zu seinem alten Umfeld. Dies führte natürlich dazu, dass er zuerst gar keine Freunde mehr hatte. Seine Stützen waren sein Bruder, seine Eltern und ich. Nach und nach konnte er wieder Kontakt mit Freunden von ganz früher (diese haben keine Drogenvergangenheit) knüpfen. Auch ist er sportlich sehr aktiv und konnte durch den Verein seinen Selbstwert wieder steigern und er konnte neue Kontakte knüpfen. Mein Freund sagte mir früher übrigens öfters, dass er in unserer Stadt an jeder Ecke an seinen Drogenkonsum erinnert wird. Er dachte oft darüber nach ob wir nicht wegziehen wollen. Aber in der Schweiz gibt es nicht sooo viele Städte, die in Frage kämen. Und mittlerweile ist er auch zufrieden hier. Trotzdem: Ein Umfeldwechsel kann eine grosse Chance sein. Nur wichtig, dass man Anschluss in drogenfreien Kreisen findet. Meinem Freund haben auch Meditations- und Yogagruppen geholfen.


    Mein Freund hat es geschafft, weil er es einfach WIRKLICH wollte und sein Leidensdruck sehr gross war. Er hat erkannt, dass er entweder in den nächsten Jahren an seinem Konsum sterben wird oder, dass er sein Leben um 180 Grad wenden muss.


    Ein Punkt, der natürlich sicher auch geholfen hat, war, dass ich seine Finanzen kontrolliert habe und ihm bei seinem Budget helfe. Früher wohnte er bei mir, aber musste nur einen kleinen Teil an die Miete zahlen. Mittlerweile teilen wir uns alles 50/50, was für mich auch sehr schön ist und unsere Beziehung wieder in ein gesundes Gleichgewicht gebracht hat (es stärkt auch seinen Selbstwert zu erkennen, dass er wieder für einen Haushalt sorgen kann). Er hat noch Steuerschulden und ich bin unheimlich stolz, dass er nun schon fast 2/3 zusammengespart hat. Seine Ersparnisse sind auf meinem Konto sicher eingefroren. (Das hilft ihm einfach. Nicht, dass er sich Drogen holen würde (wobei das nie auszuschliessen wäre), aber, da er jahrelang verlernt hat sich um Rechnungen und seine Finanzen zu kümmern, braucht er da einfach noch Hilfe). Sobald seine Schulden bis ca. Sommer 2018 abbezahlt sind, werden wir dann schauen, dass er seine gesamten Finanzen selbst verwaltet und wir vielleicht ein gemeinsames Sparkonto anlegen. Das wird dann noch der letzte grosse Schritt für ihn sein. (Ich merke gerade, dass ich sehr abschweife - so weit seid Ihr vermutlich noch lange nicht!).


    Wobei, der allerletzte Schritt wird wohl sein das Medikament abzubauen. Ehrlich, ich könnte damit leben, wenn er es bis an sein Lebensende nehmen würde. Er würde es natürlich gerne irgendwann nicht mehr nehmen müssen. Er hatte letztens einen Bluttest (da er sich Sorgen machte, ob Subutex seinen Körper nicht kaputt macht) und seine Werte waren hervorragend. Der Arzt sagte, seine Leberwerte seien so gut, da wäre manch ein Nichtsüchtiger neidisch.


    Hm, weiss jetzt nicht, ob ich Dir ein wenig helfen konnte mit meinen Ausführungen. Hast Du meine neuste Nachricht eigentlich gelesen oder hattest Du noch den Stand von vor 3 Jahren, als mein Freund mich belogen und betrogen hatte?


    Wie alt bis Du eigentlich, wenn ich fragen darf? Ich finde, das Alter spielt bei solchen Themen auch eine Rolle. Wie ich vorher schonmal schrieb, weiss ich nicht, ob ich jetzt, mit knapp 31 nochmals alles durchmachen wollte. Und mit 20 hätte ich noch nicht die Stärke bzw. die Lebenserfahrung gehabt um das gut zu überstehen und sinnvolle und hilfreiche Entscheidungen zu treffen. Manchmal denke ich schon, dass ich ein paar meiner besten Jahre für ihn geopfert habe (das ist ziemlich hart ausgedrückt). Aber es hält sich die Waage, da wir auch schon viel Schönes erlebt haben und viel auf Reisen waren. In 5 Wochen fliege ich für eine Woche alleine nach Malta - das gönn ich mir jetzt einfach. Er muss halt noch viel sparen und ich habe ihm natürlich auch schon viel bezahlt. Aber jetzt bin ich auch mal egoistisch und gönn mir eine Auszeit für mich. :)


    Wenn Du noch mehr wissen möchtest oder konkrete Fragen hast: nur zu!


    Ah, mir ist noch etwas eingefallen. Damals, vor 3 Jahren, hatte ich auch den grossen Wunsch ihn zu kontrollieren. Wir hatten dann vereinbart, dass er - wenn er wöchentlich sein Medikament holt - er einen Drogentest macht (das musste er damals sowieso ab und zu bei der Medikamenten-Abgabestelle). Er hat mir dann den Drogentest gebracht. Das haben wir dann aber nur 2-3x gemacht (es kostet natürlich auch etwas). Ich habe für mich einfach gemerkt, dass es auch für mich und unsere Beziehung ungesund ist, dass ich immer der Kontrolleur bin und er der Kontrollierte. ABER: Wenn das nötig ist um wieder Vertrauen zu gewinnen und es vielleicht auch ein GESUNDER Druck für den Süchtigen darstellt, dann spricht nichts dagegen es einmal für 2-3 Monate so zu machen. Aber man muss auch wissen, dass es immer Wege gibt seinen Drogenkonsum zu verwischen. Habe schon gehört, dass manch Süchtiger den sauberen Urin aufbewahrt für den Drogentest. Es muss einem einfach klar sein, dass ein Süchtiger, der noch sehr in seiner Krankheit gefangen ist, sehr kreativ und skrupellos sein kann. Und sie können SEHR gut lügen - das lernen Süchtige sehr schnell. Sie sind oft auch herzensgut, charmant und ach so hilflos und verzweifelt. (Sorry, das muss auch mal gesagt sein, auch wenn das niemand gerne hört). Aber vielleicht hast Du Glück und schaffst es durch den Lügenvorhang hindurch zu sehen und das Wahre in deinem Freund/Ex-Freund zu finden.


    Wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg - vergiss Dich selbst nicht in dem Ganzen und schau gut zu Dir.


    Liebe Grüsse


    Mia

    Mein Eingangspost ist nun schon fast 3 Jahre her und ich dachte, ich schreibe hier mal einen "Update", falls es jemand interessiert oder jemand ein wenig Hoffnung brauchen könnte.


    Soviel vorweg: Mein Freund und ich sind immernoch zusammen (nun seit 4 1/2 Jahren) und er ist mittlerweile seit 2 1/2 Jahren clean. Allerdings noch substituiert mit einer kleinen Dosis Subutex. Vielleicht zählt das nicht in aller Augen als "clean", aber für mich schon...


    Der Weg in unserer Beziehung war sehr, sehr hart und sehr, sehr lang. Wir hatten dann 4-5 Monate eine wirklich schlimme Zeit und ich brauchte insgesamt bestimmt ein Jahr um ihm wieder voll zu vertrauen. In den 4-5 Monaten nach dem "Aufdecken" seiner ganzen Rückfälle war unsere Beziehung praktisch am Ende und ich konnte ihm kaum in die Augen sehen. Trotzdem haben wir zunächst nicht aufgegeben. Den ersten Monat lebte er noch bei seiner Mutter, da ich zuerst Abstand brauchte. Wir gingen dann 2-3x gemeinsam zu seinem Suchtberater und danach ging er wöchentlich wieder ohne mich dorthin. Sein Suchtberater ist ein sehr toller Mensch und konnte ihm generell sehr helfen. Als mein Freund dann eigentlich 6 Monate clean war, hatte er plötzlich keine Lust mehr auf unsere Beziehung, wollte alles aufgeben (nachdem ich mich ihm langsam wieder öffnen und nähern konnte) und machte Schluss. Er würde mich nicht mehr lieben und sein Leben mache keinen Spass. Das war ein Tag vor seinem Geburtstag. Unsere Beziehung war also scheinbar beendet und ich war wirklich am Boden zerstört, da ich - nach den schwierigen Monaten - eigentlich endlich wieder Hoffnung hatte und mich auch sehr auf unseren Sommerurlaub freute, da ich den Urlaub als Neuanfang für uns ansah. An seinem Geburtstag hatte er dann "natürlich" einen Rückfall. Allerdings nicht mit Heroin, sondern mit Kokain. 2 Tage später stand er wieder vor meiner Türe und flehte mich an ihm nochmals eine Chance zu geben. Er wirkte wieder total verändert und sagte mir, er sei ein "Vollidiot" und wisse nicht, was in ihn gefahren sei.


    Im Nachhinein denke ich, dass er die Beziehung beendete, weil er einfach - komme was wolle - nochmals konsumieren wollte. Und dazu stand ich ihm im Weg. Nun ja, dieser eine Rückfall war der letzte seit 2 1/2 Jahren. Viel hat sich verändert.


    Unsere Beziehung basiert nun wieder auf grosser Nähe, starkem Vertrauen, gemeinsamen Interessen und viel Lachen & Lebensfreude. Ich frage ihn immernoch ab und zu, ob er ein Verlangen nach Drogen habe, was er jedes Mal verneint. Der grosse Unterschied zu früher ist aber, dass ich ihm glaube. Ganz verstehen kann ich es zwar nicht, wieso der Suchtdruck plötzlich weniger bzw. weg ist. Aber natürlich hat es auch mit seiner Substitution zu tun. Letzte Woche fragte ich ihn wiedermal nach dem Grund. Er meinte, dass er einfach jetzt mit bald 32 Jahren viel reifer sein und sein Leben richtig leben möchte. Er könne mittlerweile gar nicht mehr verstehen, wie er sein gesamtes Leben aufs Spiel setzen konnte. Er ist dankbar, dass er noch am Leben ist und deshalb möchte er auch richtig und wirklich daran teilnehmen.


    Zu seinem Suchtberater hält er noch Kontakt, trifft ihn aber nur noch ca. 4-5x im Jahr. Sie haben eigentlich nicht mehr viel zu reden, aber ich finde es gut, dass er immernoch einen Berater an seiner Seite hat, der ihn begleitet. Sein Suchtberater ist unheimlich stolz und es tut sogar ihm gut, mal einen "Klienten" zu haben, dem es zurzeit so gut geht.


    Ich sage bewusst "zurzeit", da ich weiss, dass auch wieder andere Zeiten auf uns zukommen können. Ich bin mir der Gefahren immernoch bewusst und denke nun nicht, dass es nie wieder zu Rückfällen kommen wird. Allerdings glaube ich, dass wir mittlerweile in unserer Beziehung so gefestigt sind, dass - sollte es einmal soweit kommen - mein Freund mit mir darüber reden würde. Auch kann ich nach den ganze negativen Erfahrungen die Zeichen wohl besser deuten - zumindest denke/hoffe ich es.


    Er arbeitet mittlerweile auch fast Vollzeit und seine Finanzen kriegt er langsam auch in den Griff. Er hat nämlich noch ungefähr 8 Jahre alte Steuerschulden. Er hat nun ein Budget und legt jeden Monat etwas Geld zur Seite, sodass er seine letzte Last, die ihn noch bedrückt, bis ungefähr Mitte 2018 loswerden kann. Dies wäre für ihn ein grosser Schritt und nochmals ein Befreiungsschlag!


    In der ganzen Zeit waren meine besten Freundinnen mir eine unheimlich starke Stütze. Sie waren einerseits realistisch und direkt, gaben mir aber immer viel Trost und litten mit mir mit, da sie meinen Freund auch sehr gerne haben. Immer wieder war ich überrascht, dass sie trotz allem nie schlecht über ihn redeten und uns immer die Daumen drückten.


    Ich bin unheimlich stolz auf meinen Freund. Meine beste Freundin schrieb mir letztens, dass ich nicht nur auf ihn stolz sein darf, sondern auch auf mich. Und sie hat recht. Heute weiss ich nicht, wie ich so stark sein konnte vor 3 Jahren. Ob ich es nun - mit meinen bald 31 Jahren und einem sehr anspruchsvollen Berufsleben - nochmals durchstehen würde? Ich weiss es nicht... Aber ich hoffe, ich werde es nie herausfinden müssen.


    Alles Liebe in die Welt da draussen


    Mia


    P.s.: Ich hoffe, ich kann mit diesem Post anderen auch mal Mut machen. Leider ist meine Geschichte bzw. die Geschichte meines Freundes natürlich eine sehr besondere. Viele Menschen mit einem Suchtproblem schaffen es nicht die Sucht in den Griff zu bekommen. Mein Tipp - ohne mir eine Überlegenheit anmassen zu wollen - ist einfach: Wachsam sein, versuchen nicht allzu naiv an die Sache ranzugehen, sich auch mal Zeit für sich zu nehmen und ganz wichtig: professionelle Hilfe zu holen. Und nur, wenn der Betroffene es wirklich will, kann er den Abspruch vielleicht auch schaffen. Ich wünsche es allen Betroffenen und deren Angehörigen!

    Hallo Peter

    Auch herzlichen Dank für Deine Antwort.... Unter Conchitas Post findest Du auch noch ein paar Antworten meinerseits, falls es dich interessiert.

    Das mit dem Umfeld etc.: Mein Freund hat schon bevor ich mit ihm zusammengekommen bin, sich von seinem gesamten Umfeld getrennt. Er hat eigentlich nur noch seine Familie, die ihn wirklich unterstützt (aber die auch mit einer ständigen Angst um ihn leben muss) und mich und MEINE Freunde (die ihn auch alle total gerne haben. Zu Beginn waren meine Freunde absolut gegen die Beziehung. Als sie ihn das erste Mal trafen, kamen sie danach zu mir und entschuldigten sich quasi, weil sie ihn sich total anders vorgestellt hatten und dass er ein feiner Typ sei). Seit dem ist er immer willkommen bei meinen Freunden.

    Von seiner alten Arbeit, die ihn nicht glücklich machte, hat er sich auch schon längst getrennt und möchte nun eben das Praktikum (er ist da auch sehr beliebt und sehr fleissig) zu Ende bringen und dann nochmals eine Ausbildung im neuen Bereich machen, der ihn sehr glücklich zu machen scheint.

    Er hat sein Leben wirklich komplett geändert, hat sich Ziele gesteckt, die aber auch realistisch sind. Geht ins Yoga, zur Psychologin und zum Suchtberater und wohnte nun auch eine längere Zeit lang in einer betreuten Wohngruppe. Alles wirklich perfekte Bedingungen und er machte täglich Forschritte. Bis eben zu dem Punkt, als wohl irgendwas geschah oder die Sucht plötzlich grösser wurde (auch durch das zu schnelle Absetzen der Substitution)... er ging nicht mehr zur Psychologin, traf seinen Suchtberater seltener und eben... wurde immer dünner und verlorener.

    Je mehr ich hier schreibe, desto klarer wird mir alles wieder. Heute Morgen war ich noch sehr verzweifelt und auch immer wieder wütend auf ihn. Aber ich denke, nächste Woche weiss ich dann auch mehr, wieso weshalb warum... unn vor allem WAS genau geschah...

    Viele Grüsse

    Hallo Conchita

    Vielen Dank für Deine Antwort. Ja, das mit der Freude weiss ich im Grunde genommen. Allerdings war mein Freund wirklich die ersten mindestens 14 Monate unserer Beziehung clean (ca. 10 Monate davon zwar substituiert, aber nicht mit Methadon sondern Subutex) und war wirklich lebensfroh. Seine Lebensfreude steigerte sich immer mehr und wir lachten viel, haben viel unternommen und uns um einander und die Beziehung gekümmert. Nur in den letzten Monaten schwand die Freude zusehends und es war, als hinge eine dunkle Wolke über ihm. Ich konnte ihm nicht helfen, da er immer alles abstritt. Ich denke, bei ihm besteht schon noch eine Chance. Er ist noch jung (28) und hat - im Vergleich zu anderen - nicht allzu lange Heroin konsumiert. Natürlich genügend (1x reicht ja theoretisch) um abhängig zu werden, alle Kontakte zu verlieren und sein Leben nicht mehr im Griff zu haben. Aber dennoch will er es aus freien Stücken schaffen. Niemand hat ihn dazu gezwungen. Ihm wurde selber bewusst, dass er "gar nicht zu den Junkies passt", wie er sagt und, dass er nicht an den Drogen zugrunde gehen möchte. Er WILL ein drogenfreies (aber auch glückliches) Leben führen (sonst hätte ich mich wohl kaum in ihn verliebt und mich auf die Beziehung eingelassen). Er verzweifelt - so empfinde ich es - teilweise schier selbst an der Sucht (immer mal wieder Suchtdruck oder eben das "Reissen" oder einfach auch mal Lust. Er ist sehr reflektiert und kann gut über seine Gefühle und die Sucht sprechen. Nur eben in den letzten 2-3 Monaten nicht. Ich denke, sobald man wieder reinrutscht, sind alle guten Vorsätze und das frühere Leid und der ganze harte Weg, den man zurückgelegt hat, einfach vergessen.

    Naja, keine Ahnung was ich hier zusammenschreibe. Würde mich freuen, noch ein paar Inputs von anderen Leuten mit Erfahrung zu hören. Auch wenn mein Eingangstext wohl zu lang war und niemand so recht Lust hat, das zu lesen :)